Ergonomie am Amboss
.....der Amboss braucht eine Basis. Ein schönes Stück Baumstamm oder sonst einen Holzklotz am besten.......welche Höhe der Ambossbahn ist am ergonomischsten, kraftsparendsten? ......
Die Ergonomie lässt sich nicht so leicht standardisieren, daher sind die von alten Schmieden erteilten Ratschläge manchmal etwas überholt. Der alte Schmied in meinem Nachbardorf hat seine Ambossbahn auf etwa 70 cm. Auf meine Frage, ob ihm das bei seiner Körpergröße von knapp 180 cm nicht zu niedrig sei, hat er mir geantwortet, dass der Amboss schon so vom Großvater benutzt worden sei; es sei halt 'Gewöhnungssache'.
Ich sehe das etwas anders: die Höhe der Ambossbahn ist ein Kompromiss aus der Körpergröße des Schmieds, seinen persönlichen Hebelverhältnissen, dem Gewicht seiner Hämmer und der Größe und Art der Werkstücke. Auch eventuelle Schäden der Wirbelsäule können Einfluss auf die Arbeitsposition nehmen.
Nach meinen Erfahrungen ist es für die Entlastung vor allem des Rückens wertvoll, wenn man bei kleinen Werkstücken wie Messern den Amboss in der Relation etwas höher stehen hat. Hier wird oft mit leichteren Hämmern zwischen 1 und 2 kg gearbeitet, hinzu kommt eine höhere Schlagfrequenz.
Bei Einsatz schwerer Hämmer (z.B. mit Zuschläger) und großen Werkstücken kann der Amboss durchaus tiefer stehen. Wichtig ist die Beobachtung, in welchem vorherrschenden Winkel die Hammerbahn auf den Amboss bzw. ein Werkstück trifft; das kann man bei genauer Betrachtung am Hammer sehen. Steht der Amboss zu tief, so wandert der Treffpunkt der Hammerbahn (sweetspot) an dessen oberen Rand. Bei zu hohem Amboss gibt es eine Neigung, mit dem unteren Rand der Hammerbahn zu arbeiten.
Im Bemühen, Hammerbahn und Ambossbahn plan aufeinander treffen zu lassen, kann es bei falscher Ambosshöhe auch zu Fehlhaltungen des Schmieds kommen, die über längere Zeit zu körperlichen Schäden (Verspannungen/Muskelschmerzen, Reizungen, Entzündungen, am Ende sogar Arthrose) führen können.
Der Sinn einer guten handwerklichen Ausbildung liegt auch darin, dass man sich nicht selbst beobachten kann und immer - besonders als Anfänger - Supervision benötigt. Ein guter Lehrmeister achtet auch auf Fehlhaltungen und korrigiert sie mit den richtigen Maßnahmen.
Das oben Gesagte gilt natürlich für den Fall, dass der Stand am Amboss korrekt ist. Die richtige Arbeitsposition gründet darauf, dass die Füße an der richtigen Stelle stehen.
Gruß
sanjuro