erneutes Anlassen nach Ausbrüchen?

brugal

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Hallo leute.ich habe mir ein messer aus 1.2510 gefertigt.
Klinge hat 11cm länge knapp 40mm hoch und 6mm dick.
Es ist ein flachschliff bis 5mm messerrücken angebracht.schneidfase ca 1mm dick mit balliger schneide.
Gehärtet wurde es in einer härterei um die ecke , die nicht donderlich viel mit messern zu tun hat.
Es wurde in salz auf 62-63° hrc gehärtet (war beim härteprüfen anwesend.)

Soweit sogut...nachdem das stück stahl dann gefinished und geschärft wurde (bis aufs leder) war alles super...
Ich habe es auch leicht eingesetzt, d.h.dünne frische äste und katonnage schneiden...
Nun habe ich feine ausbrüche an der schneidfase.
Wohlmöglich doch zu hart und spröde? Anlssstemperatur betrug 170°.

Kann ich die klinge immernoch nachträglich zu hause im ofen auf 200° zb. erneut anlassen um es auf 59-60hrc zu drücken?
Grüsse jan
 
AW: erneutes anlassen nach ausbrüchen?

Hallo Jan -

das nochmalige Anlassen ist sicher kein Fehler. Hohe Härte ist eben nicht alles (ich empfehle: Roman Landes, Messerklinge und Stahl).
Oder die SuFu ...
Schaden wird es nicht, wenn Du das Messer für härtere Einsätze verwendest.
Die Ausbrüche können aber auch ein Hinweis auf grobes Korn sein, wenn das Messer zu lange auf Härtetemperatur gehalten wurde.
Kann schon mal passieren, wenn das Messer mit voluminöseren Teilen im Bad lag - sollte allerdings nicht sein …
aber schau doch mal die Bruchstellen unter einer guten Lupe an: feine samtige Oberfläche mit muscheligem Bruch ist ok,
grobkristallin rau ist schlecht.

Herzliche Grüße,
Jost
 
Wenn es Grobkorn hat, dann hilft das Anlassen auch nichts mehr, da hat Jost Recht. Allerdings war die Klinge mit 170° C sowieso definitiv zu niedrig angelassen, wenn man damit Holz hacken und Karton schneiden will. Das wäre eher die Kategorie Sushi-Messer. Und selbst dann....

Und bei 200° C bist Du beim 1.2510 immer noch bei 61/62 HRc und nicht bei 59.
 
Ok.danke erstmal...mit welcher anlasstemperatur könnte ich es denn versuchen um auf ein brauchbares ergebnis zu kommen?falls kein grobkorn? Grüsse jan
 
… wenn Du im Netz nach "1.2510 Datenblatt" googst findest Du folgende Empfehlung:
Holzbearbeitung: 57 - 59 HRC.
Wenn Du dann im Anlass-Schaubild nachsiehst, stehen bei 300°C immer noch 58 HRC+-1 an.
Wenn Du die Klinge (auch) auf schlagende und hebelnde Belastung (batoning, Feuerholz besorgen, …)
einstellen möchtest würde ich eher 1/2 Stunde auf 230°C anlassen.
Das müsste der Backofen noch hergeben.
Wenn die Klinge vorher frisch satiniert wurde und keine Fingertapper hat, sieht das nachher richtig gut aus!
Je weiter Du an die 300°C gehst desto kritischer wird das Thema Blausprödigkeit.
Das wäre dann wieder kontraproduktiv.
(Für ein Haumesser wäre ein Ck75 besser geeignet …)

Berichte dann mal über deine Erfahrungen!

Herzliche Grüße,
Jost
 
Hatte die klinge jetzt bei 250° ca 50min im ofen...mehr ging auch nicht...
Die klinge ist tatsächlich ins blau-lila gefärbt.werde jetzt alle scharten rausschleifen und dann wieder nen versuch starten
wie es sich anstellt...
 
Also bis jetzt hält die schneide...also schon ein unterschied zu vorher!
Ich gehe gleich noch mit m hund an den weiher und gucke mal was es dort so alles zu tun gibt.melde mich dann noch ein mal.
 
Bei 50 Minuten hat die Anlassfarbe nichts zu sagen!
Die Anlassfarbe entsteht durch eine Interferenzschicht im Wellenlängenbereich, die durch eine zunehmend dicker werdende Oxidschicht entsteht (Benzin auf der Pfütze).
Die Tabelle gibt nur Auskunft beim direkten kurzen Anlassen "auf Sicht". Sind die Anlasszeiten länger, werden auch die Schichten bei niedrigeren Temperaturen dicker - mit den entsprechenden Farberscheinungen.
Bei 250°C müssten immer noch 59 - 60 HRC anliegen.

Viel Spaß beim Schleifen,
Jost
 
… wenn Du im Netz nach "1.2510 Datenblatt" googst findest Du folgende Empfehlung:
Holzbearbeitung: 57 - 59 HRC.
einstellen möchtest würde ich eher 1/2 Stunde auf 230°C anlassen.
Das müsste der Backofen noch hergeben.
Wenn die Klinge vorher frisch satiniert wurde und keine Fingertapper hat, sieht das nachher richtig gut aus!
Je weiter Du an die 300°C gehst desto kritischer wird das Thema Blausprödigkeit.
Das wäre dann wieder kontraproduktiv.
Das passiert schon viel früher!
Die von mir genannten 200° sind das letzte Zähigkeitsmaximum, danach geht es rapide Bergab.
Das Maximum der Blausprödigkeit ist schon bei 250° erreicht!
Hier bist du dann bei Werten die mit Pech auch unter den vorherigen 170° liegen können.
Bei 300° beginnt bereits eine erste Erholung, bei 350 Grad ist man wieder bei der selben Zähigkeit wie mit 200°.

Schade das jetzt genau bei der Temperatur angelassen wurde.

Von daher würde ich auch nie höher als 200° gehen!
Wenn der Stahl den Verwendungszweck nicht mitmacht lieber erneut härten oder den Schliffwinkel größer Wählen.

Erneut härten wäre hier eh die beste Alternative, das Gefüge wird mit jeder Härtung feiner.

Grüße,
Eisenbrenner
 
Hallo eisenbrenner...tut mir leid ich kann dir im moment grad nicht folgen...

Ich könnte die klinfe im jetzigen zustand erneut härten lassen? Bei wieviel grad
ist es dann sinnvoll anzulassen? Grüsse
 
Kurzzusammenfassung: Über 200° anlassen ist nicht Zielführend.
Du kannst die Klinge immer neu härten.
Du solltest nur vor Entkohlung schützen und die Gefahr von Verzug besteht je nach Ausschliff.
Bei nicht-Küchenmessern hat es bei mir meistens geklappt, auch ein voll ausgeschliffenes Rasiermesser konnte nochmal gehärtet werden.
War halt danach bei 7/8 " statt 8/8 ".
Aber vielleicht probierst du es ja trozdem nochmal im jetzigen Zustand.
Suche einfach mal bei Google Bilder nach Blausprödigkeit, da bekommst du bestimmt ein paar Diagramme/Threads hier aus dem Forum.

Grüße,
Eisenbrenner
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich zitiere mal Ulrich Gerfin:
AW: Die Amerikaner und die Blausprödigkeit
Das Problem der Blausprödigkeit wird wohl oft überschätzt.
Es besteht ganz ohne Zweifel. Es ist aber nicht so, daß Stahl, der beim Anlassen auf 200 Grad noch elastisch wie Fischbein war, bei Anlaßtemperaturen, die der blauen Anlaßfarbe entsprechen, plötzlich spröde wie ein Keks wird.
Es geht hier mehr um eine Frage der Optimierung.
Haufe: "Werkzeugstähle und ihre Wärmebehandlung" zeigt -S. 65 -ein Schaubild, das die Abhängigkeit verschiedener Zähigkeitswerte von der Anlaßtemperatur darstellt und zwar für einen Stahl mit 1,06 % C- also durchaus in der Kategorie der beiden angesprochenen Stähle.

Dabei zeigt sich, daß die Zähigkeit im Schlagverdrehversuch nach einem Maximum bei ca. 180 Grad bei 250 Grad ein Minimum aufweist und selbst bei über 400 Grad die Werte bei 180 Grad nicht wieder erreicht.
Für den Izod-Schlagversuch mit ungekerbter Probe zeigt sich eine gegenläufige Tendenz. Die Zähigkeit steigt mit steigender Anlaßtemperatur stetig an-beschleunigt zwischen 200 und 250 Grad.

Rapatz "Die Edelstähle" zeigt ein Schaubild für einen Werkzeugstahl, der auf ca 66 HRC gehärtet wurde und im Schlagversuch geprüft wurde. Dabei zeigt sich wieder ein Zähigkeitsmaximum bei ca 200 Grad und bei 250-300 Grad ein Einbruch auf Werte, die unter denen bei 50 Grad- also praktisch im nicht angelassenen Zustand- liegen.

U. Wyss schreibt in "Wärmebehandlung der Bau- und Werkzeugstähle" in Kap. 8.5.4. Blausprödigkeit und Anlaßsprödigkeit kurz und bündig: "Es sei darauf hingewiesen, daß dieses Temperaturgebiet zwischen 200 und 375 Grad gemieden werden sollte, ausgenommen bei Stählen mit einem höheren Siliziumgehalt."

Die unterschiedlichen Belastungsarten ergeben also ein nicht ganz eindeutiges Bild.
Als Fazit kann man festhalten, daß der Bereich der Blausprödigkeit ungünstige Werte ergibt, keinesfalls aber katastrophale.

Weshalb die Firmen generell auf Werte zwischen 55-58 HRC anlassen ??.
Die "anderen" machen das doch auch so und die Kunden beschweren sich nicht.

Freundliche Grüße

U. Gerfin

da hat Eisenbrenner natürlich Recht. Allerdings: die zitierten Versuche sind wie erwähnt nicht eindeutig negativ.

Ich habe bei 230°C mit dem 1.2842 (dem Brüderchen so zu sagen) keine schlechten Erfahrungen gemacht
als ich noch im Backofen angelassen habe. Heute arbeite ich in der Fritteuse. Die schaltet bei 210°C ab …
Da gibt's natürlich keine Anlassfarben, dafür aber eine schöne stabile schwarze Zunderschicht ;-)

Das war der Punkt wo ich den Ck75 für schlagende Belastungen ins Spiel brachte. Der hat etwas Silizium.
Aber nach Haumesser explizit hat sich das ja nicht angehört.

Ich würde auch erst mal mit der Klinge spielen. Wenn Du nicht zufrieden bist ... wie bereits vom Vorredner vorgeschlagen:
nochmal Härten. Ich meine im Salzbad ist Entkohlung nicht das Thema und groß Haltezeit sollte beim 1.2510
eh nicht sein.

Und nur so am Rand als Tip: Man muss ein Messer gerade beim Abschlagen von Ästen sehr exakt führen um nicht zu verkanten -
wenn die Klinge dabei kippelt, bricht man die beste Schneide aus! Dazu gabs hier schon öfter was zu sehen :glgl:

Herzliche Grüße,
Jost
 
Ich muss mich korrigieren.es ist der 1.2842.es stehen beide bezeichnungen auf der verpackung...es soll auch weniger zum hauen und spalten verwendet werden.eher ein knuppiger schnitzer für alles.zum hacken hole ich lieber mein fiskars...
Falls der jetzige zustand nicht optimal sein sollte.d.h.wenn ich jetzt unter minimalbelastung wieder ausbrüche bekomme ; welche härterei wäre da fähig da ran zu gehen? Ich möchte die klinge ungern verwerfen, da ich alles komplett in handarbeit gefeilt habe...:hmpf:
 
Also...gerade am fischen und ein schönes beindickes trockenes hartes stück holz vor mir liegen.habe erst angefangen zu schnitzen dann die spitze voll reingehauen und splitter raus gehebelt...man sind da teile geflogen...habe dann ein ca 5cm dickes stück 4x durchgeschnitzt und dannach meine leere bierdose in 10 teile geschnitten (warum auch immer, wollts einfach wissen...)
Trotz der vollkommenden blaufärbung der klinge sind keinerlei scharten chips oder irgendwelche ausbrüche zu sehen.was mich am meisten wunderte ist dass ich noch rasieren konnte.zwar mit etwas druck aber es beisst noch.
Also mit diesem ergebnis kann ich (über) leben.
Dennoch habe ich wieder viel über blaudprödigkeit, härten und anllassen gelernt und bedanke mich herzlich bei allen beteiligten.grüsse
 
da hat Eisenbrenner natürlich Recht. Allerdings: die zitierten Versuche sind wie erwähnt nicht eindeutig negativ.

Ich habe hier leider auch noch keine zufriedenstellende Deutung im Bezug auf Messer gefunden.
Haufe betont beispielsweise ausdrücklich, das die anderen Versuche nicht sehr gut geeignet sind die Zähigkeit richtig zu beschreiben.
Und auch viele andere Quellen setzen die Ergebnisse des Schlagdrehversuches direkt mit der Zähigkeit gleich.

Im selben Kapitel schreibt Haufe jedoch auch das trotz der herabgesetzten Zähigkeit manche stark auf Schlag beanspruchte Werkzeuge in diesem Bereich angelassen werden müssen da sonst die Schlagflächen aussplittern. Das wäre in unserem Beispiel also eventuell vergleichbar mit den Ausbrüchen der Klinge und evtl. ist in dieser Hinsicht wirklich eine Besserung eingetreten.

An einer Stelle sind sich aber alle Quellen einig: Man sollte es (wenn möglich) vermeiden im Bereich der Blausprödigkeit anzulassen.


Grüße,
Eisenbrenner
 
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