Erneutes Härten einer ausgeschliffenen Klinge/Hilfe bei einem Friction Folder

Eisenbrenner

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Hallo zusammen,
ich baue mir gerade einen Primitive/Friction Folder.
Die Klinge habe ich mir in einer Koksesse aus einer 25 mm 1.2210 Stange geschmiedet und ist etwa 3 mm dick.

Ich habe mir dabei alle Tipps rund ums Härten angesehen, und am unteren Ende des Temperaturbereichs mehrfachgehärtet(knapp über magnetisch).
Ich hab dan auch auch mit der Feile getestet, und der Stahl hat mühelos Glas geritzt.
Deshalb habe ich die Klinge ausgeschliffen, und mich auch schon 2 mal damit Rasiert ;-)

Dann kam aber der Schock: als ich für den Holzgriff abmessen wollte, entdeckte ich im hintersten Bereich, das sich die Schneide umgelegt hat.
Und wirklich: die hinteren 8mm der Schneide sind nicht gehärtet.

Jetzt müßte ich eigentlich nachhärten, da die Klinge aber Schon auf 0 ausgeschliffen ist erwarte ich dabei starke Entkohlung/Verzug.
Jetzt meine Frage:
Ist es sinnvoll/noch möglich nachzuhärten?
Da ich keinen Härteschutzlack besitzte, würde ich dafür Borax in kochendes Wasser schütten, bis sich nichts mehr löst, die Klinge mehrfach eintauchen/trocknen, bis sich eine gleichmäßige schicht Borax darauf befindet, danach nochmal erhitzen und in etwa 100°C heißem Öl Härten, um Verzug gleich richten zu können.
Ist bei dieser Methode mit einer starken Entkohlung zu rechnen?

Zweite Frage: wie befestige ich die Klinge am besten im Holz, das sie leichtgängig ist?
Ich hätte mir vorgestellt mit einem Eisennagel zu nieten, und zwei Kupfer-Beilagscheiben zu benutzen.


Wäre echt toll wenn ihr mich hier beraten könntet!
Schonmal Danke, viele Grüße,
Eisenbrenner
 
Hallo,

kannst Du nicht einfach die nicht gehärteten 8mm der Schneide wegfeilen. Dann hättest Du die geringsten Probleme. Ist die Klinge dann zu kurz oder gibt das Messer dann kein stimmiges Gesamtbild mehr ab?

Zur Befestigung im Holz: Ich verniete meine Primitivfolder auch mit einem Eisennagel, entweder auf Unterlegscheiben oder bei Horngriffen einfach auf das Horn. Washer habe ich bisher noch keine benutzt. Meine Folder sind auch mit Absicht nicht so leichtgängig, damit sie sich nicht ungewollt öffnen.

Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Erfolg.

Grüße
Gerd
 
Hi Gerd,
danke für deine Ausführungen!
Leider ist es gesamt hinten zu weich, also auch noch über der Schneide.:jammer:

Mit der Befestigung:
Gut zu wissen, das es so funktioniert. Was passiert denn wenn das Holz leicht feucht wird, lässt sich der Folder dann noch öffnen? --oder passiert da bei einem z.B. Leinölbehandelten Holz gar nichts?
 
Hallo Eisenbrenner,
härte zwar meist in Öfen, aber dir würde ich empfehlen den Koks zu streichen und auf Holzkohle umzusatteln.
Richtig hochheizen, dann die Klinge hineinstecken und nach Farbe beurteilen - kirschrot bis hellrot - dann raus ins warme Öl.
Du brauchst nur wenig Zeit zum aufheizen der Klinge, denke 1-2 Min. werden genügen, da kann in der Holzkohle die ja purer Kohlenstoff ist,auch nichts entkohlen. (bei Koks wirken Schwefel u.a. Bestandteile entkohlend)
Beim abhärten mit der Angel voran eintauchen, langsam und senkrecht.
Zum richten wirst du selbst bei 100°C heißen Öl nicht kommen , da der Martensitpunkt um die 200°C liegt, das würde ich lassen.
Klingt etwas simpel, man möge mir verzeihen , versuche die Industriestandards auf Praxis zu trimmen.
gruss fritz
P.S. Klinge vorher kräftig anlassen , über blau bis hellgrau - ca. 400°C
besser gesagt vorwärmen.
 
Hallo,

meine Folder mit Holzgriffen sind alle mit Leinöl behandelt. Leicht nass geworden ist der eine oder andere auch schon. Hat nichts geschadet. Wie es ist, wenn das Messer mal eine Zeit lang im Wasser gelegen hat, kann ich nicht sagen. Aber bei
Kanu-Touren oder beim Angeln würde ich eh keinen Frictionfolder mitnehmen, den man nicht auseinander nehmen kann. Aber für normalen den Gebrauch sind sie durchaus zu gebrauchen.

Grüße
Gerd
 
Vielen Dank für eure Antworten, die haben mir sehr weitergeholfen.
Ich werde die nächsten Tage nochmal Härten versuchen, auf Holzkohle und Bummis Tips berücksichtigen.
Nur noch mal Interessehalber, würde das Borax so gleichmäßig aufgetragen(mit Wasser aufgetragen, wasser Verdunsten) etwas bewirken
a.) gegen Entkohlung(die ich ja mit Holzkohle eh nicht mehr habe)
b.) gegen Verzunderung
Obwohl es ja erst ab 878° C schmilzt?
und c.) hat es irgend einen negativen Effekt, den ich noch nicht bedacht habe?
 
Erneutes Härten einer ausgeschliffenen Klinge

.....Nur noch mal interessehalber: würde das Borax so gleichmäßig aufgetragen (mit Wasser aufgetragen, Wasser verdunsten) etwas bewirken
a.) gegen Entkohlung (die ich ja mit Holzkohle eh nicht mehr habe)
b.) gegen Verzunderung
Obwohl es ja erst ab 878° C schmilzt?
und c.) hat es irgend einen negativen Effekt, den ich noch nicht bedacht habe?
Hast Du irgendwo schon über ein solches Verfahren gelesen? Nein? Ich auch nicht.

Das mag seinen Grund darin haben, dass es nicht praktikabel ist. Die Antwort gibst Du Dir selbst: der Borax schmilzt bei höherer Temperatur, als Du zum Härten benötigst. Ob eine Borax-Schicht beim Abschrecken in Öl hinderlich wäre, kann ich auch nur vermuten. Beim Schleifen wäre sie wohl zunächst einfach nur lästig.

Die Entkohlung hat nicht viel mit dem Brennstoff zu tun, sondern mit der Ofenatmosphäre. Du kannst mit Koks in einer Esse durchaus aufkohlen und mit Holzkohle (und entsprechender Luftzufuhr) entkohlen.

Wenn Du wirklich extreme Sorge um Materialverlust beim Härten hast, empfehle ich, die Klinge in Schutzatmosphäre härten zu lassen.

Ansonsten gäbe es noch die 'japanische' Methode (wenn Du partout nicht an Schutzlack kommst), die Klinge mit einer sehr feinen Lehmschlämme zu überziehen. Welche Zusammensetzung diese haben sollte, ist hier im Forum bereits mehrfach beschrieben worden. Ob sie dann auch auf Deinem Stahl haftet, müsstest Du allerdings selbst ausprobieren. Aber das ist eigentlich alles gar nicht so schwierig.

Gruß

sanjuro
 
Hi Sanjuro,
danke für die Infos.
Stimmt schon, das netz hat nicht viel darüber hergegeben, bezüglich meiner konkreten Fragestellung.
Einzig diesen Link fand ich interessant:
http://www.patent-de.com/19990812/DE69032999T2.html
die Erhitzen aber auf 1000 Grad, und benutzen ein Harz sowie ein Lösungsmittel.
(Wobei letzteres bei mir das Wasser ist ...)
Muss aber gestehen, das ich mir das Patent nicht ganz durchgelesen habe, da ich aus einem ganz anderen Fachbereich komme.
(OT: Auch wenn ich mich in diesem Thema kaum auskenne, und es mir sehr leicht entgangen sein kann, hatte ich aber mal wieder meine üblichen Bedenken bezüglich der Erfindungshöhe ...).

Edit:
Ansonsten: Ich werd ich nicht im oxidierenden Bereich meiner Esse härten, sondern das Werkstück liegt ganz oben auf. Und wenn die Esse heiß ist, wird die Luftzufuhr zurückgeregelt.
Evtl stelle ich auch noch so eine kleines Dächlein drauf, das von der Seite keine sauerstoffhaltige Luft drauf kommt.

Grüße, Eisenbrenner
 
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