Erste Eindrücke Vic Tactical Outdoorsman

porcupine

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Hier ein paar erste Eindrücke vom neuen Victorinox Tactical Outdoorsman:

Grifflänge: 13 cm
Klingenlänge: 10 cm (9,8 cm nutzbare Schneide),
Klingenbreite in der Mitte 26 mm, Stärke 2,9 mm
Klingenstahl 1.4419, mattiert
Höhe des skandiartigen Anschliffs 10 mm
Verschluss: Midlock, d.h. Backlock mit verkürztem Entriegelungshebel.
Gewicht 165 g

Der erste Eindruck ist natürlich: Ist das groß! Für ein Schweizer Messer ist es das auch. 23 cm Gesamtlänge, ein ganz ordentlicher Brummer.

Griff
Der Griff ist komplett mit Softgrip-Kunststoff überzogen, leicht strukturiert, rutschfest und ergonomisch geformt. Die Griffschalen gehen über die polierten Stahlplatinen, so dass die Hand nur ganz wenig Kontakt mit Metall hat – bei Kälte sicher kein Nachteil.
Alles in allem ein sehr angenehmes Griffgefühl in jedweder Griffhaltung. Auf der Rampe vor dem Öffnungsloch gibt es eine dezente, aber recht wirksame Riffelung.
Ein Vorteil, der gleichzeitig auch ein Nachteil ist: Kein alberner Schlüsselring-Pinokel drückt sich unangenehm in den Handballen, wenn man zupackt. So weit so gut.
Es gibt aber auch keine sonstige Öse für eine Fangschnur. Schlecht für alle Segler, Kletterer, Gerüstbauer und Liebhaber selbstgeknüpfter Lanyards.
Und ich bin nun mal auch Kanute.

Klinge
Sie wirkt stabil, besonders auch, weil es keinen durchgehenden Flachschliff gibt, sondern diesen skandiartigen Anschliff, aber natürlich mit Schneidfase und nicht auf Null. Dadurch wird das Messer kein Schnitzwunder sein, sondern eher ein Allrounder für derbere Sachen. Die Klingenform ist ein Spearpoint, der Rückenanschliff verleiht Dynamik und eine gewisse Agressivität. Die Spitze ist wie bei praktisch allen Schweizer Messern nicht spitz, sondern leicht rund.
Victorinox hat ein Maximum an Klinge in den Griff hineingepackt: Beim geschlossenen Messer sind beim Klingenfuß nur 2 mm, an Griffende maximal 3 mm Überstand.
Zum Klingenstahl 1.4419 (X38CrMo14) kann ich nicht viel sagen. Habe erst mal googeln müssen, was das für ein Zeugs ist. Scheint in der Liga wie 1.4034 zu spielen. Also was Normales.

Tasche
Victorinox liefert die militärgrüne Gewebetasche mit. Man kann sie senkrecht tragen und mittels Klettband anlegen, ohne den Gürtel zu öffnen. An einem 3 cm breiten Gürtel ließe sie sich auch waagerecht tragen.

Verwendung
Das Messer scheint mir eine ganz hervorragende Ergänzung zum „normalen“ Schweizermesser zu sein. Beim Wandern braucht man ja in aller Regel Dinge wie kleinere Klinge, Schere, Pinzette usw. ständig, die große Klinge nur gelegentlich (soweit meine Erfahrungen). Also ab in den Rucksack damit, und es ist für alle Fälle etwas Robustes zur Hand. Und bei den 65 Euro, die es kostet, scheut man sich auch nicht, es zu benutzen.
Angesichts der Klingenlänge und –breite ist auch Nutellaschmieren kein Ding, das Loch ist ggf. leicht zu reinigen. Ein Brötchen ist gut zu halbieren, und auch ein Brotleib, sofern nicht gar so groß, kann noch gut zu Scheiben verarbeitet werden.
Skeptisch war ich wegen des tiefen Anschliffs, was Schnitzen angeht, aber: erste Versuche an grünen und auch alten trockenen Weidenästen verliefen besser als gedacht. Eigentlich sogar sehr gut.

Kritik
Das fehlende Lanyardhole hab ich schon erwähnt. Da sollte Victorinox gelegentlich mal nachbessern.
Einen kleinen Schönheitsfehler gibt es noch: Bei geschlossener Klinge liegt der Verriegelungshebel schön plan,; bei offener Klinge steht er vorn etwa 1 mm hoch. Stört aber nicht in der Hand.
Die Griffschalen klingen im ersten Drittel vorne etwas hohl, wenn man mit dem Fingerknöchel drauf klopft. Nun ja, es sind keine verschraubten G-10-Griffschalen, sondern aufgeclippte Plastikdinger.
Ich denke, da gewöhnt man sich dran und merkt es irgendwann nicht mehr. Der Gesamteindruck ist jedenfalls sehr gut; das Messer sagt "use me!"
 

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Nachtrag:
Ich habe die Klingenstärke mal vermessen: 2,8 mm.
Die Griffstärke beträgt 2 cm in der Griffmitte. Das ergibt einen ganz schön fülligen Griff. Vielleicht hat man deswegen auf einen Clip verzichtet - der würde auf jeden Fall irgendwie in der Hand stören.
So ist das Messer nämlich zusammengeklappt allseits schön gerundet und trotz der Größe einigermassen taschenfreundlich, zumindest in einer Jacke.
Griff- und Klingenoberfläche ergeben eine schön samtige Haptik, rutschfest, aber in keinster Weise rau und kantig, wie man das unter der Bezeichnung "tactical" gemeinhin erwartet. Man muß "tactical" hier wohl eher so deuten: das taktischste Messer, das Victorinox bisher produziert hat.
hier noch mal ein Größenvergleich:
 

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Vielen Dank für die Vorstellung!

Das Messer hatte ich bisher noch gar nicht bemerkt.

Ich finde es an sich auch sehr interessant, nur der tiefe Anschliff wird mich wohl vom Kauf abhalten.

Bis dann,
Micha
 
Danke für den ausführlichen Bericht.

Ist ein interessantes Messer (obwohl ich das bei den meisten SAKs denke). Ich denke oft darüber nach, mir ein Messer nur mit Klinge zuzulegen, die anderen Werkzeuge benutze ich eher sporadisch. 165 g finde ich allerdings doch recht viel für meine Einsatzzwecke. Dafür ist es eigentlich zu robust.

Bin gespannt, wie schnitthaltig der Stahl ist und wie gut sich das Messer nachschärfen lässt.

Grüße

greycap
 
Ich hab das gleiche Messer auch ganz frisch. Allerdings war ich bei dem Namen erstaunt - ich habe es unter der Bezeichnung "Hunter Pro" gekauft.

Ohne mehr sagen zu können, der Griff liegt sehr gut in der Hand (meine Handschuhgrösse: 10). Besonders die "Griffmulde" da, wo der Zeigefinger liegt, gefällt mir.

Bei meinem steht auch nichts hoch wenn das Messer geöffnet ist. Alles plan und bündig!

Gruss
 
Ist interessant, wirkt aber durch den schwarzen Plastegriff schon wieder irgendwie billig,

und

wieder ein Einhangdmesser. Die meisten Benutzer sind nun mal nicht beim Militär.
 
wie siehts mit den Klingenspiel aus?
Nichts zu spüren bei meinem.

Nachtrag: Das mit der leicht herausstehenden Verriegelung hat sich nach 2 Tagen eingespielt. Da war ein kleines Hindernis, vielleicht ein Produktionsrückstand, am Verschlusshammer. Das hat sich jetzt verabschiedet, alles tadellos.

@ annihilator: Ja, leider, Einhand, und das Plastefeeling hat man auch. Aber das muß man sehen wie bei einem Mora oder jedem normalen Schweizermesser: kein Edelteil, unkompliziert zum Benutzen und fertig. Auch gäbe es immer noch Cuscadi.

Übrigens: Einhandöffnung ist angesichts des unrunden und etwas glatten Öffnungslochs in Kombination mit der starken Verschlußfeder ein gewisses Risiko für die körperliche Unversehrheit.

Ich fasse also noch mal kurz zusammen:

Plus
sehr gute Ergonomie
sicherer und schockabsorbierender Griff
keine scharfen Ecken und Kanten
guter Kälteschutz
starke Klinge (für ein Vic)
starke Feder
solider Lockback-Verschluß
Stahlplatinen


Minus
keine Fangschnuröse
kein Clip
einhändiges Öffnen braucht Kraft
Plastikfeeling, Griff klingt hohl
 
Zuletzt bearbeitet:
Servus,

wie siehts mit den Klingenspiel aus?

Grüße
Simon


Bei mir ist ein leichtes Klingenspiel vorhanden. Wie viel ist schwer zu sagen. Mehr als bei meinen Ekas (Swede 8, 10+88). Etwa vergleichbar mit Hunter XT, Wenger Realtree Ap Blaze 57 oder Böker Gemini Tactical. Wobei die letzt genannten alle einen Linerlock haben und keine Rückenverriegelung. Das Spiel dürfte aber keinerlei Nachteile für die Benutzung haben (persönliche Einschätzung).

Bei mir funktioniert das einhändige Öffenen ganz gut, etwas strammer als beim o.g. Böker, aber das gefällt mir. Ich finde durch den gut geformten/dimensionierten Griff hat man ein gutes Widerlager.
Es stimmt, dass die Griffschalen wenig wertig wirken. Das Gefühl wird noch verstärkt, weil es darunter Hohlräume gibt. Von der Funktion aber ausgezeichnet. (Ohne langzeitliche Praxiserfahrung zu haben!)
 
Zu den unterschiedlichen Bezeichnungen: Man findet das Messer im Netz unter Tactical Outdoorsman und Hunter Pro. Keine Ahnung, was das soll. Hat auch nichts mit Europa/USA zu tun ... oder vielleicht doch?
Hab im Netz ein bißchen gestöbert und fand Bilder vom Messer mit abgenommenen Griffschalen. Das scheint nach Eintauchen in heißem Wasser leicht und ohne Schäden zu gehen. Die Schale sitzt auf drei Nieten mit der bekannten Anclippfunktion, die Niete sind jeweils 4 mm stark. Sie kann also auch leicht getauscht werden.

edit: Ich hatte das Messer drei Tage und habe es schlussendlich nicht behalten. Ausschlaggebend waren die fehlende Fangriemenöse und der hohl klingende Plastikgriff. Besonders letzterer hat doch sehr genervt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Habe bei meinem Vic Händler 3 Stück befummelt.ALLE drei hatten vertikales Klingenspiel und das nicht zu wenig!
Seitlich war's ok...
Für ein Vic und in der Preislage eigentlich ein nogo für mich.
Ich warte jetzt noch auf die nächste Lieferung......
 
Hohl klingende Griffschalen

Weil hier ein paar Teilnehmer die hohl klingende Griffschalen als störend, unangenehm empfinden - mir wäre Vollmaterial bei meinen 111mm Messern auch lieber.

Habe es noch nicht umgesetzt, aber wenn ich mich dazu aufraffe, dann nehme ich die Griffschalen ab, entweder, wie hier schon beschrieben im heissen Wasse, um die wieder zu verwenden, oder ich kaufe Neue. In die Hohlräume trage ich Silikon ein, sowas wie die Elektroniker es verwenden, ist in einer Uhu, Patex ähnlichen Tube. Am Rande werde ich mit der Füllung unter dem Rand bleiben und in der Mitte leeeiiicht überstehen lassen, so dass es beim aufklippen in der Mitte Kontakt zum Liner hat und am Rande Spiel hat das etwas Überschüssige aufzunehmen, ohne über zu quillen.

Ich finde es schade, dass Vichtorinox wohl aus Kostengründen HohlGriffSchalen fertigt, anstatt Vollmaterial. Aus GewichtsGründen kann ich es mir nicht vorstellen.

Wer das 108mm "Solo" hat, der fahre da mal mit dem DaumenNagel drüber, hört sich ganz anders an, nach Vollmaterial.
 
Ich hatte auch eines. Habs nicht mehr. Hatte vertikales Klingenspiel, ging verdammt streng auf und das Klingendesign mit dem kleinen Anschliff fand ich nicht toll. Für den Preis auch zu teuer. Da ist jedes Spyderco Endura oder Delica besser!
Die würden besser beim Sentinel plain (ohne Korkenzieher) und Linerlock die neuen Armee Griffschalen in schwarz (!) montieren und dieses als Outdoormesser verkaufen.
Das wäre nämlich viel leichter, hätte einen Flachschliff und eine leichter zu öffnende Klinge. und der Preis wäre auch viel günstiger.
Hab das Victorinox mal geschrieben - aber die wollen das Sentinel mit den alten Nylonschalen sowie Zahnstocher und Pinzette nicht ändern - schade.
 
So nach ca. 3 Jahren habe ich mir das Victorinox Hunter Pro oder Outdoorsman doch wieder gekauft da ich gelesen hatte das jetzt die Version 2 auf dem Markt ist.
Ich muss meine Meinung nun über dieses Messer revidieren:

Kein Klingenspiel mehr!
Öffnungswiederstand geringer, so das es ohne grosse Mühe auf geht.
Haptik und Griff top, Klinge mittig zentriert
Verarbeitung im Ganzen sehr gut.
Für den Wald ein super Messer, ähnlich dem Gerber Gator.

Es ist toll das Victorinox das Messer überarbeitet hat. Hat sich definitiv gelohnt :super:
 
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