Erstes Messer geschmiedet; es bleiben Unklarheiten

mikromeister

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Hallo,

heute habe ich meine erste Klinge geschmiedet und trotz guter Vorbereitung sind ein paar Fragen aufgetaucht:

Der Stahl ist vielleicht ein C45 gewesen (Schleifvergleich), bin mir aber nicht sicher da aus der Schrottkiste.
Ein Griffstab hat sich mit Elektrode mäßig gut anschweissen lassen.
Vor dem Härten habe ich die Klinge ( ein grobes Garten-Haumesser) mit der Flex auf ca. 0,3-1mm Schneidkante geschliffen.

Nachdem der Magnet eindeutig nicht mehr gehalten hat habe ich noch etwas wärmer gemacht (Farbe geschätzt 900°, Gasesse) und dann schnell in handwarmem Wasser abgeschreckt.

Der Stahl ritzte kein Glas. Nach 2x 200° 0,5h Anlassen im Backofen war er an den dickeren Stellen halbwegs hart, an der Stelle mit 0,3mm Schneide aber weicher als ein Nagel.
Zwischen der Klinge und der beim Härten nicht eingetauchten Angel ist gefühlsmäßig kein starker Härteunterschied aber immerhin es gibt ihn.

Habe ich einen völlig ungeeigneten Stahl erwischt?
Muss man weiter über die Magnettemperatur erhitzen.
War handwarmes Wasser zu warm?
Ist die weichere dünne Stelle der Klinge beim Erwärmen entkohlt?

Hier noch ein Foto von dem guten Stück
Ich versprech es, das nächste wird besser.
http://www.lahmeente.de/Gartenmesser2.jpg
 
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Von C 45, wenn es denn wirklich dieser Stahl war, kann man keine Wunderdinge erwarten, da der C- Gehalt dafür einfach zu niedrig ist. Ein robustes, bei richtiger Wärmebehandlung zäh- elastisches Werkzeug sollte aber im Bereich des Möglichen sein.
An Entkohlung oder dergleichen glaube ich nicht, dafür reicht die Zeit nicht aus.
Wegen des niedrigen C- Anteils und der dadurch recht großen Ferritanteile muß der Stahl von höherer Temperatur gehärtet werden. Das ist aus dem Eisen-Kohlenstoffdiagramm abzulesen, ich habe es gerade nicht greifbar, 85o- 900 Grad dürften richtig sein. Nach dem Anlassen bei ca 180-2oo Grad dürften 52 HRC oder mehr übrig bleiben.
MfG U. Gerfin
 
Danke Ulrich für die Hinweise,

Die dünn ausgeschliffene Klinge ist also kein Problem?
Meinem Gefühl nach ist die Leistung für C45 ok, immerhin ist es nur ein Vergütungsstahl aber ich war etwas irritiert, weil man hier im Forum lesen kann C45 sollte Glas ritzen.

In der Berufsschule habe ich zwar vor 20 Jahren gelernt ein Stahl sollte mindestens eutektoid sein um richtig hart zu werden, aber man ist ja entwicklungsfähig.

Dass man den Stahl von höherer Temperatur abschrecken muss leuchtet mir ein, aber heisst das auch dass der Magnettest hier nicht hilft?
 
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Noch ein paar Bemerkungen: Der Stahlschlüssel gibt 840 bis 870° als Austenitisierungsbereich an. Die Curie-Temperatur liegt bei 769°C, also noch eine Ecke weg. Ein Blick ins Eisenkohlenstoffdiagramm zeigt dies.
Und die Zeit ist wichtig. Zum richtigen Härten muß alles ziemlich flott gehen vom Ofen ins Wasser. Viel Zeit zum vollständigen Erreichen des vollen Martensits hat man da nicht.

ich würde den Stahl nochmal normalisieren, weichglühen und nochmal härten.

Für die gedachte Anwendung ist das eigentlich eine gute Wahl, meine ich.
 
C45 ritzt direkt nach dem Härten gerade so Glas. Nach dem Anlassen naturlich nicht mehr.

Wir machen es so: Nach dem Härten Klinge senkrecht auf einem 150 Schleifpapier kurz anrauhen und dann mit der entstandnen Kante mit relativ starkem Druck über eine Glasflasche gehen. Eine fertig geschliffene Schneide eignet sich nur bei einem relativ stumpfen Winkel für den Glastest.

Gruß Hans-Peter
 
Für den Glastest habe ich eine vorhandene Kante genommen. War vielleicht nicht optimal.

Bezüglich der weichen dünnen Stelle der Klinge ist mir noch eine Idee gekommen: Ich war zwar so schnell wie möglich aus der Esse im Wasser, aber der Weg ist doch ca. 1m.
Wenn nun im Luftzug die dünne Klinge unter Härtetemperatur gerutscht ist und zusätzlich beim Eintauchen zuletzt ins Wasser kam war sie wohl einfach nicht mehr heiss genug.

Jetzt ist die Klinge allerdings schon geschliffen und damit noch dünner. Wenn ich sie nochmal härte habe ich das selbe Problem wieder.
 
Einfach Schneide auf Orange bringen und Rücken etwas dunkler halten.
Gut ist es wenn du vorher etwas mit dem Stahl experimentierst um die optimale Härtestrategie zu entwickeln. Für mich macht es schon einen Unterschied aus wenn ich an einem anderen Platz in unserer Schmiede härte. Das Feuer reagiert etwas anders und die Lichtverhältnisse sind auch unterschiedlich. Wenn Schüler zuschauen ist meine Fehlerate beim Härten auch höher als wenn ich alleine bin.
Das schöne an den C Stählen ist, dass sie auch bei nicht so optimalen Vorgehen meist noch brauchbare Ergebnisse liefern. Bei perfekter Behandlung sind sie den rostfreien Stählen haushoch überlegen.


Gruß Hans-Peter
 
Der Test mit dem Magneten ist auch nicht das Gelbe vom Ei. :hmpf:
Ich hab schon einige Magnete geschrotet bei denen die Temperatur zu hoch wurde danach wahren sie nicht mehr magnetisch und ich hab zu früh abgeschreckt.
Lieber in einem dunklen Raum arbeiten und dann nach den Glühfarben richten
Grüße Link
 
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