Federstahl aus Auto-Spiralfeder Härterisse

mikromeister

Mitglied
Beiträge
316
Hallo,

aus einer aufgebogenen Auto(?)-Spiralfeder habe ich die Klinge einer Gartenhacke geschmiedet und in 18° Wasser abgeschreckt. Ist auch glasritzhart geworden, aber beim Blankbürsten vor dem Anlassen an einem Härteriss glatt durchgebrochen.

Das Gefüge war optisch sehr schön fein.
Ich dachte immer so ein Federstahl wäre ein mäßig kohlenstoffhaltiger siliziumlegierter Stahl, und als solcher ein Wasserhärter.
War wohl eine Fehlannahme.

Auffällig war die angenehme Zerspanbarkeit beim Sägen nach dem Weichglühen (einfach aus dem Ofen an Luft abgekühlt). Deutet also nicht auf hochlegierten Stahl hin oder?
 
Hallo mikromeister,

Die zylindrischen Schraubenfedern (Spiralfedern) aus Fahrwerken sind aus 55Si7, 65Si7 oder ähnlichen Legierungen hergestellt.

Es sind Öl- oder Lufthärter, da das Silizium die kritische Abkühltemperatur stark herabsetzt. Eine BMW-Sportfahrwerksfeder, aus der ich kleine Werkzeuge machte, hat sich als lupenreiner Lufthärter erwiesen:

850°C, durch die Luft wirbeln, hart.

Für eine Gartenhacke sollte das Werkstück hoch angelassen werden, vielleicht 400°C.

Härterisse hatte ich auch schon bei zu schroffer Abkühlung oder zu langer Zeit zwischen dem Härten und dem Anlassen.

MfG
newtoolsmith
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo newtoosmith,
ich bin zurzeit auch am machen eines Messers aus Rundfeder, ich habe zwar schon ein- zwei daraus gemacht aber dieses ist nun Größer.(die anderen waren sehr klein) Jetzt will ich nur wissen in welchen bereich man so einen Stahl am besten Schmiedet, ich war eher im unteren Orange bis rot bereich! Soweit sieht alles ganz gut aus, aber ich habe gehört dass man bei Lufthärtern seht vorsichtig sein muss beim Schmieden. Wusste nicht dass der Stahl ein Lufthärter ist!
Ich werde es auf jedenfall mal härten, will nur sicher sein das ich beim nächstenmal richtig schmiede!!

Gruß Hugh

P.s. Bei einer Meisel schmied ich ja nur die Spitze aus, also keine allzugoße verformung. Aber diese Messer ist ziemlich dünn! Seine vorgänger hab ich in Öl gehärtet, ging gut, aber die waren eben kleiner!!
 
Zuletzt bearbeitet:
definitiv kein wasser... ich hab mal zum spass ein stück federstahl(auch vom auto) in wasser abgeschreckt... das lies sich mit der hand! brechen! :D

alternativ hab ich auch mal versucht das stück in sand einzugraben es wurde dabei wieder schön federnd... ohne weiteres anlassen...
hab aber keine ahnung warum das funktioniert...

Gruß Daniel
 
@ hamurra-e,

habe im frühjahr auch ein größeres haumesser aus federstahl, rund ( VW-bus) geschmiedet und in öl ( ca. 70*C ) gehärtet- hat geklappt.
angelassen bei 180*C drei mal. keine risse, kein verzug.

das teil ist mit griff 36cm lang, 5mm dick und 35mm breit.

mfg
gerhard
 

Anhänge

  • 0156.mixmf.jpg
    0156.mixmf.jpg
    63,1 KB · Aufrufe: 422
Mal wieder ein Geiles Teil redcloud :super:

aber ich mache mir weniger Sorgen wegen dem Härten das klappt schon, aber ich machte mir tatsächlich Sorgen wegen den Schmiede Temps!!
weil ich mal gelesen hab das Lufthärter beim lange Schmieden gerne zu "redshortnes" neigen!! (keine ahnung wie das auf Deutsch genand wird :hmpf: )
Also das sie bei Falscher schmiedetemperatur zu feinen rissen und dergel neigen :confused:

Wollte einfach nur wissen ob ich bei diesen Federn wie gehabt arbeiten kann oder auf irgendwass spezielles achten muss??

HUgh
 
Die Spiralfedern sind eigentlich ein sehr gutmütiges Material, das einigen Mißbrauch verzeiht. Newtoolsmith hat die gängigen Legierungen genannt und wegen der Wärmebehandlung kann man sich ohne weiteres an die Angaben im Stahlschlüssel halten.
Wegen des Härtens sollte man immer die geringen Dimensionen normaler Klingen- insbesondere im Schneidenbereich- berücksichtigen. Die Grenzen zwischen Wasser- Öl- und Lufthärtern sind fließend: Ein großer Brocken eines bestimmten Stahls braucht zum vollen martensitischen Härten möglicherweise tatsächlich Wasser- kleinere Teile können ohne weiteres in Öl gehärtet werden. Entscheidend ist immer die Zeit, in der die Temperaturspanne zwischen ca. 800 und 500 Grad durchlaufen wird. Diese Zeit ist bei dünnen Querschnitten logischerweise wesentlich kürzer, als bei massiven Stücken. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen, daß es so gut wie keinen Werkzeugstahl gibt, der in den Dimensionen einer normalen Messerklinge nicht schon bei Ölhärtung die volle Härte erreicht. Selbst aufgekohltes Armcoeisen- also chemisch reines Eisen mit Kohlenstoff - wurde bei Ölhärtung glashart.
Von der Härtung in Wasser, egal ob heiß oder kalt, kann ich daher für kleine Querschnitte nur abraten. Riß- und Verzugsgefahr steigen erheblich ohne einen Zugewinn an Härte.
Aber die Japaner...-Auch das spricht nicht gegen das oben Gesagte: Es handelt sich da um sehr reine C- Stähle mit relativ niedrigem C-Gehalt, die oft nur partiell gehärtet werden, durch die Abdeckung milder gehärtet werden und durch die Druckspannungen, die von hinten wirken, vor Rissen in der Schneide geschützt werden. Ginge es nur um die mechanischen Eigenschaften, so könnten auch diese Stähle in Öl gehärtet werden.
Redshortness übersetzt man am besten mit Warm- oder Rotbrüchigkeit.
Sie tritt insbesondere bei Phosphor- und/oder Schwefelgehalt im Stahl auf, weil diese Elemente bzw ihre Verbindungen schon bei der Temperatur der Rotglut schmelzen und den Zusammenhalt des Stahls beeinträchtigen. Ähnlich verhalten sich Stähle mit sehr hohem C-Gehalt, insbesondere wenn auch noch die Warmfestigkeit steigernde Elemente beigemischt sind. Dann ist die Verformbarkeit bei üblicher Schmiedetemperatur noch sehr eingeschränkt- wer mit Handhämmern arbeitet, kann davon sicher ein Lied singen- und andererseits vertragen diese Stähle wegen des niedrigeren Soluiduspunkts weniger Hitze. Die Spanne der nutzbaren Schmiedetemperatur ist daher wesentlich kleiner .
Bei den Spiralfederstählen ist mit diesen Problemen nicht zu rechnen, mir sind sie jedenfalls noch nicht als problematisch aufgefallen.
MfG U. Gerfin
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für die Hinweise.

Mein abgebrochenes Gartenwerkzeug werde ich jetzt mal versuchen feuerzuschweissen und dann nochmal in Öl härten.

Die Verarbeitbarkeit des Stahls war schon ok und ich möchte da noch mehr draus machen.
 
Zurück