Bowies vs. Fighter/Kampfmesser
Tja liebe Gemeinde, zu diesem Thema muß ich natürlich auch meinen Senf dazugeben.
Wenn wir über das oder die Messer von James Bowie (1796-1836) sprechen wollen so gibt es darüber leider keine gesicherten Erkenntnisse, geschweige denn Fotos oder Zeichnungen. Und es ist ausgesprochen schwierig, hierbei die Legende von der Wahrheit zu unterscheiden. Das "erste" Bowiemesser (d.h. ein von einem Bowie entwickeltes Messer) ließ meines Wissens Rezin Bowie, James' Bruder von einem Schmied namens Jesse Clifft aus einer Feile herstellen. Wie das ausgesehen hat, tjaaa die Experten streiten sich.
Lucie Leigh Bowie, eine Familienangehörige, die Anfangs dieses Jahrhunderts versucht hat, das Dunkel der Vergangenheit etwas aufzuhellen, schrieb von einem Messer mit doppeltem Handschutz, das Rezin Bowie konstruiert hatte, nachdem er sich an seinem alten Messer ohne ein solches Merkmal, bei der Jagd auf ein Wildrind verletzt hatte.
Andere Historiker und/oder Messerexperten u.a. Dr James L. Batson, der Präsident der ABS (American Bladesmith Society) sehen die Form dieses Bowiemessers eher wie ein Koch- oder Schlachtermesser, ohne Handschutz, allerdings mit einer massiveren Klinge. Die Form wäre dann vielleicht so wie das "Forrest-Bowie", zu sehen im VISIER-Sonderheft Bd. 9: Messer II, S. 89 oder das Messer aus KNIVES 97, S. 115 oben rechts.
Dieses Messer hat dann Rezin seinem Bruder James geliehen, als er 1827 in Natchez/Mississippi u.a. mit Norris Wright in Streit geriet, der dann in dem berühmten "Sand Bar Fight" kulminierte, bei dem Bowie Wright mit dem Messer tödlich verwundete und selbst schwere Verletzungen durch Pistolenkugeln und Stockdegenstiche erlitt. Von da an war James Bowie ein berühmter Messerkämpfer und viele wollten ein "Messer wie Bowie" oder kurz ein Bowiemesser.
Ab hier werden die Dokumente knapp. Die Legende erzählt, das James Bowie seinem Bruder dessen Messer zurückgab und sich auf seinem Krankenlager selbst mit dem Design eines Kampfmessers beschäftigte. Er soll dann ein Holzmodell geschnitzt haben und dieses zu James Black, einem berühmten Messerschmied in Washington/Arkansas gebracht haben, mit dem Auftrag selbiges in Stahl herzustellen. Bei der Abholung soll Black Bowie zwei Messer präsentiert haben: das erste original nach Bowies Modell gebaut, das zweite mit Blacks eigenen Verbesserungen des Originaldesigns. Bowie soll sich dann für das zweite Messer entschieden haben und dafür 50 $ bezahlt haben (damals ein ziemlicher Preis im Wert von mehreren Unzen Feingold!).
Wie dieses Messer, das vielleicht das "Alamo-Bowie" ist, also das Messer, das James Bowie bei seinem Ende in der Missionskirche bei San Antonio in Texas benutzte (?), ausgesehen hat weiß genau schon gar kein lebender Mensch.
Mein persönlicher Favorit für das Aussehen des "Alamo-Bowie" ist das "Bowie No. 1", das man wohl tatsächlich James Black zuschreiben konnte. Es gehört jetzt dem "Arkansas Territorial Restoration Museum" in Little Rock und ist abgebildet im Internationales Waffen Magazin-Spezialheft S2/94, S. 104. Es hat keinen Handschutz, einen Sarg-Griff, eine 13,5-Zoll Clip-Point-Klinge, die so abgewinkelt ist, daß wenn man das Messer in Stoßrichtung mit der Schneide nach oben hält, die Klinge genau parallel zum Kampfarm liegt. Es handelt sich also tatsächlich um ein 100%iges Kampfmesser, das man wohl zu nichts anderem benutzen konnte, im Gegensatz zu dem Messer seines Bruders, das eben eher als Jagd- und Gebrauchsmesser gedacht war.
Von 1830 bis nach dem Bürgerkrieg lieferten Schmieden erst aus Sheffield und später auch noch Solingen alle möglichen Messerformen und -größen unter der Bezeichnung "Bowiemesser" u.a. in die USA. Die Clip-Point-Klingenform (Hechtklinge), die man heute meist mit dem Bowie verbindet, war historisch nur eine mögliche Klingenform, aber vielleicht die am weitesten verbreitete.
Damals, als Revolver noch nicht existierten und die Taschenpistolen daher i.d.R. einschüssig und kleinkalibrig also mithin unzuverlässig waren, hatten Messer als Kampf- bzw. Verteidigungswaffen einen viel höheren Stellenwert als ab 1870-1880 mit dem Aufkommen der schnell nachladbaren Patronenrevolver.
Es gilt wohl die Beziehung Bowie=Fighter, aber nicht automatisch Fighter=Bowie, wobei aber viele moderne Kampfmesser (Randall #1 und #14, Ka-Bar usw.) als abgewandelte (Hechtklingen-) Bowies angesehen werden können.
Ich hoffe, ich habe euch mit meinen langen Ausführungen nicht eingeschläfert (wenn ich anfange von Bowies zu erzählen, finde ich so schnell kein Ende) aber dies ist irgendwie MEIN THEMA...
Euer Mitfreak
Jake C.