Fliese als Bankstein

Paysbas

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heute Abend habe ich es mal probiert. Habe von einem Freund eine alte Fliese bekommen. Feinheit liegt zwischen 1000'er und Blaue Belgische Brocken.
Habe mein Kai Seki Magoroku Santokumesser hierauf geschliffen. Es war nach ca. 40 Züge je Seite superscharf. Danach auf dem Spannriemen mit roter Paste und den unbehandelten Spannriemen. Sehr scharf.

Aber eins noch, ich besitze genauso gute schleifsteine.

Gruß, Paysbas
 
Warum auch nicht...ist ja gebrannte Keramik.

Manufactum bietet sowas in Zuckerhut-Form an. Soll wohl auch ganz anständig funktionieren...
 
Kenne ich in ähnlicher Form. Man kann auch mit dem unglasierten Teil einer Tasse oder eines Tellers schärfen. Eine Schärfbank ist ja ebenfalls aus Keramik.

Gruß Murphy
 
heute Abend habe ich es mal probiert. Habe von einem Freund eine alte Fliese bekommen. Feinheit liegt zwischen 1000'er und Blauem Belgischem Brocken.
Habe mein Kai Seki Magoroku Santokumesser hierauf geschliffen. Es war nach ca. 40 Zügen je Seite superscharf. Danach auf dem Spannriemen mit roter Paste und dem unbehandelten Spannriemen. Sehr scharf.....
Das geht schon mal für einen Schliff. Man darf aber nicht vergessen, dass Keramik aus Ton bzw. (bei Porzellan) mit dem Bestandteil Kaolin hergestellt wird. Kaolin wiederum besteht vorwiegend aus Aluminiumoxid, das natürlich als Korund ausgezeichnete abrasive Eigenschaften hat, als Kaolin jedoch eine Plättchenstruktur hat, die das Material weich und (mit Wasser versetzt) geschmeidig und nachgiebig werden lässt. Keine abrasive Wirkung!

Ein weiterer Bestandteil der Keramik ist Quarz und zwar in fein gemahlener Form bei Porzellan, in natürlich feiner, sedimentierter Form im Ton. Dieser Quarz kann mäßig abrasiv sein und einen geringen Materialabtrag bewirken, aber die einzelnen Partikel sind meist nicht kristallin-spitz, sondern eher rundlich.

Schleifsteine hingegen, die ebenfalls keramisch gebrannt sein können (Bindemittel Ton), bestehen aus Materialien, die ausgeprägt abrasive Eigenschaften haben, und die in einer mehr oder minder lockeren Bindung fixiert sind. Dadurch können verschlissene Schleifpartikel während des Schleifvorgangs herausbrechen und frischen, scharfen Partikeln Platz machen.

Meine Erfahrung ist, dass Keramik aus Ton/Kaolin ohne abrasive Zuschlagstoffe keine dauerhafte Schleifwirkung hat. Die Oberfäche setzt sich bei Porzellan und Steinzeug (gesintert) schnell zu, bei niedriger gebrannter Keramik (Irdenware und Steingut) gibt es kaum Abtrag an gut gehärteten Klingen, aber massiv an der Keramik!

Ich habe weiterhin beobachtet, dass die Schleifwirkung bei Keramik unvorhersagbar und nicht gleichmäßig ist. Durch den geringen Gehalt an abrasiven Partikeln erhält man auf weichem Stahl schnell einzelne, tiefe Kratzer anstelle einer abgetragenen Fläche.

Es geht wohl im Normalfall nichts über einen hochwertigen "gelernten" Schleifstein. Im Falle einer lebensbedrohlichen Survivalsituation mitten im Urwald nimmt man dann einfach einen der mitgeführten Porzellanteller als Schleifstein....

Gruß

sanjuro
 
Hallo sanjuro,

danke für die ausführliche Erklärung. So weit hatte ich ehrlich gesagt nicht gedacht. Es scheint mir logische das Keramikfliesen nicht so sehr abrasive Eigenschaften brauchen.
Jedoch war ich überrascht von dem schnellen und doch feinen Abrtrag.

Um ein guter Japaner komme ich doch wohl nicht drumrum

Gruß, Paysbas
 
Ich hatte auch mal versucht Beton-Pflastersteine zum Schleifen zu nehmen mit der Erfahrung, dass sie nicht brauchbar sind.
Selbst bei relativ weichen Klingen wird die Oberfläche schnell glatt und das Messer ist eigentlich nur verkratzt.
Ich schließ mich also der Meinung an, dass gekorene Schleifsteine nicht das Richtige sind, sofern besseres zur Verfügung steht.

Ookami
 
Hallo,

bevor ich hier in der falschen Ecke stehe, ich schärfe mit Banksteinen. Teller, Tassen und dergleichen, sind eine Notlösung, falls man mal nichts anderes zur Hand hat und es gerade jetzt sein muss, dass man sein Messer schärft, aus welchen Gründen auch immer. ;)

@ Paysbas: Ich denke nicht, dass man hier von einer Körnung im herkömmlichen Sinne sprechen kann.

Ach ja, wenn wir schon mal gedanklich dabei sind mit kuriosen Dingen zu schärfen, ohne die Standzeit des Hilfsmittels zu berücksichtigen, es geht auch mit einer der alten Schmelzsicherungen. :steirer:

Gruß Murphy
 
die firma dick veranstaltet schleifkurse speziell mit keramiksteinen bzw. platten. körnung 500, 2000, 8000.
 
Hallo,

bevor ich hier in der falschen Ecke stehe, ich schärfe mit Banksteinen. Teller, Tassen und dergleichen, sind eine Notlösung, falls man mal nichts anderes zur Hand hat und es gerade jetzt sein muss, dass man sein Messer schärft, aus welchen Gründen auch immer. ;)

@ Paysbas: Ich denke nicht, dass man hier von einer Körnung im herkömmlichen Sinne sprechen kann.

Ach ja, wenn wir schon mal gedanklich dabei sind mit kuriosen Dingen zu schärfen, ohne die Standzeit des Hilfsmittels zu berücksichtigen, es geht auch mit einer der alten Schmelzsicherungen. :steirer:

Gruß Murphy

@ murphy

es wird wohl nur eine Notlösung bleiben. Übrigens, ich habe schon ein soft Arkansas, ein Blauer Belgischer Brocken und ein Vorkriegsthüringer. Jedoch werde ich mir mit Sicherheit noch ein guter Japaner zulegen (shapton oder naniwa). Bin mir bewußt das Schleifsteine Suchtpotential haben.

Gruß, Paysbas
 
die Firma Dick veranstaltet Schleifkurse speziell mit Keramiksteinen bzw. Platten. Körnung 500, 2000, 8000.
Ich könnte mir vorstellen, dass es sich da um übliche Schleifsteine mit keramischer Bindung handelt.

Murphy:.... es geht auch mit einer der alten Schmelzsicherungen.....

Klar, die sind aus Porzellan und ziemlich hart gebrannt. Es löst sich da aber, wie oben beschrieben, kein verbrauchtes Schleifkorn aus der Oberfläche. Wenn mal gar nichts Anderes zur Hand ist, mag das helfen.

Gruß

sanjuro
 
@sanjuro
muss mal eben den Besserwisser-Modus anschalten und Dich ein bisschen korrigieren. (Aber sei nicht böse, ich mach das beruflich ähh nicht die Sache mit der Besserwisserei, sondern die chemische Seite)

Kaolin ist ein Aluminiumsilikat, ist (wie Du richtig bemerkt hast) blättchenförmig (Stapel) und ziemlich weich. Mohs´sche Härte ca. 2
http://de.wikipedia.org/wiki/Kaolinit
Er hat aber gar nichts mit Korund gemeinsam. Korund ist eine (Kristall)-Form von Aluminiumoxid und sehr hart. Mohshärte 9.
http://de.wikipedia.org/wiki/Korund

Beim Brennen von Keramik entsteht aus Kaolinit und Quarz bei etwa 1200°C Mullit (Mohshärte 6-7 also auch schon relativ hart). Es ist also kein Kaolinit mehr vorhanden, wäre auch schlecht, denn sonst würden sich unsere Teller in der Spülmaschine auflösen (suspendieren).
http://de.wikipedia.org/wiki/Mullit
Mullit hat keine Plättchenstruktur mehr und sintert bei Keramikbrenntemperatur zusammen, was ihre Festigkeit bewirkt. Dieses Zusammensintern ist dann natürlich je nach Temperatur mehr oder weniger stark und die Härte variiert dementsprechend.

Gruß

MythBuster
 
......Kaolin ist ein Aluminiumsilikat, ist (wie Du richtig bemerkt hast) blättchenförmig (Stapel) und ziemlich weich.....
Danke, Mythbuster, für die Ergänzung. Das ist alles richtig und mir auch bekannt. Ich gebe zu, dass ich das in unzulässiger Weise populärwissenschaftlich zusammengefasst hatte, damit keine Vorlesung draus wird! Aber so bekommt das Thema einen korrekten Abschluss, und jeder weiß Bescheid.

Bis in vier Wochen jemand nach langen Versuchen entdeckt, dass man am Tellerbodenring Messer schärfen kann. Heureka!

Gruß

sanjuro
 
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