Frage an die Jägerschaft zwecks Verschleiß an Schneiden

freagle

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Hallo liebe Jäger,

ich wollt von euch gerne wissen was ihr so an Erfahrungen mit Verschleiß an Messerschneiden gemacht habt.

Vor 2-3 Monaten hab ich für einen Jäger eine Jagdmesser gemacht, RWL34 4mm dick, Flachschliff bis zum Rücken hochgezogen. Die Schneide hab ich so ausgelegt dass man das Messer eigentlich universell einsetzen kann Winkel so bei 18 Grad. Die Klinge wurde auf 59 HRC gehärtet, tiefgeühlt.

Das Problem was ich damit habe ist folgendes, der Jäger bringt mir das Messer im vorderen Drittel ziemlich stumpf, so dass einfaches Abziehen nicht mehr gereicht hat, musste nochmal mit nem gröberen Stein ran um wieder Top Schärfe herzustellen. Der Jäger sagte er hätte nur einen großen Keiler damit bearbeitet, gehäutet usw. (?weis nicht wie man das genau beschreibt) die Schneide sah aus als wär sie über Stein oder über nen Teller gezogen wurde, war auch richtig angeraut die Scheide.

Jetzt stell ich mir halt vor, so ein Keiler, gerade zu dieser Jahreszeit hat doch bestimmt jede Menge Dreck, Sand kleine Steinbröckchen und so im Fell hängen, dass dies einer Schneide so zusetzetzt könnte ich mir vorstellen.

Ich benutz den RWL selbst fast täglich und hab damit bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Hab auch schon Messer aus diesem Stahl zum testen ausgegeben mit sehr guten Ergebnissen.

Was habt ihr für Erfahrungen speziell bei Wildschweinen gemacht, wie oft müsst ihr eure Messer nachschärfen?

freagle

Meine Handmades
 
Hi Freagle!

Bin zwar kein Jäger, aber mir sind zwei Sachen eingefallen:
Wenn man dem Schwein die Schwarte abzieht schneidet man hauptsächlich innen, oder? Da wo es sauber ist.
Andererseits können die Knochen ein Messer auch stumpf machen.
Ich weiss nicht ob man bei Schweinen auch ein Schloss aufbrechen muss-
ich denke sowas könnte auch deine Klinge nicht aushalten.

Ich hab so den Verdacht, dass der Jäger nicht besonders vorsichtig mit dem Messer umgegangen ist.

Aber das können andere Jäger sicher besser beurteilen als ich!

Zorro
 
Ich bin auch kein Jäger, aber ich war mal dabei als ein Verwandter(der is Förster und Jäger) das gemacht hat. Also davon werden alle Messer stumpf. Ich weiss net wie oft er das Messer nachgeschliffen hat... Naja, kommt halt auch daher dass man schonmal am Knochen schabt, die sehnen sind richtig fest usw..
 
Hi freagle!

Der Hinweis von Zorro_43 war mit Sicherheit scho ein Treffer!
Ich bin auch kein Jäger, habe aber schon mal beim "versorgen" von Wild geholfen.
Deine Schneide hat mit Sicherheit beim "Schloß aufbrechen" seinen Geist aufgebgeben.
Dabei wird der Beckenknochen da wo bei Dir "vorne" ist (...also beim Schwein "unten") durchschlagen.
Wenn Deine Sfchneide im vorderen Drittel stumpf war, hat er wenigstens kein Schlagholz genommen.
Dabei wird das Messer an der zu durchschlagenden Stelle (schmale, bei alten Tieren verwachsene Knochennaht) angesetzt, und mit einem Stock auf den klingenrücken "gehämmert". Das hätte RICHTIGE:glgl: Ecken aus Deiner Schneide "gekaut"!:glgl:
Er scheint aber nur mit dem Messer mit vielen kleinen Schlägen das Schloss geöffnet zu haben.
...und das gibt halt Scharten:mad:
Erfahrene Jäger nehmen hierzu eine Säge oder ein Beil, bzw. Beim Waidbesteck den grossen Hauer, das kleine Beimesser ist dann für reine Schneidarbeiten!:steirer: :steirer:

Ich denke er wird also, wenn er so weitermacht nach jedem "Starken" Stück Wild wieder bei Dir auf der Matte stehen.:argw:

Viel Glück, und gute Nerven!:haemisch:

Ein mitfühlender

Sigtrygg
 
Beim Menschen vorne, beim Schwein unten, "bauchwärts" also.
Den Beckenknochen? Meint ihr das , was beim Menschen Os pubis heißt?
 
Hallo freagle

Ich habe auch gerade ein Jagdmesser zum renovieren bekommen das im vorderen Bereich der Schneide Kerben von bis zu 1,5mm tiefe aufweist.
Der Herr Jäger sagte mir zwar es wäre runter gefallen,die Kratzer von ca.30mm Länge von der Spitze ausgehend lassen mich eher vermuten das das Messer öfters in den Boden gesteckt wird.Bei sachgerechtem Gebrauch ist es unmöglich das ein RWL-Messer nach einem Wildschwein stumpf ist.Die meisten Messer bekomme ich ca. nach einem Jahr zum nachschleifen.Ich glaube jedenfalls das nicht dein Messer an der kurzen Standzeit Schuld ist sondern nicht sachgerechter Umgang.
Gruß Heiko
 
Kann mich den voher genannten Meinungen nur anschliessen.

Die Decke von Schwarzwild ist immer mit getrockneten Schlamm, Sand und Erde voll, das hat ungefaehr die Wirkung als wuerdest Du Schmirgelleinen mit deinem Messer schneiden. Was das fuer die Schneide bedeutet kann sich wohl jeder ausmalen.

Das Aufbrechen des Schlosses (und ja das ist der Beckenknochen) ist nochmal eine andere Sache. Hierbei wird das Messer so im 30 Grad Winkel auf die Knochennaht gesetzt und durch einige Schlaege die Schlossnaht gespalten. Normalerweise keine grosse Sache, aber bei altem oder starkem Wild ist diese Naht verknoechert und eine Knochensaege, ein Waidblatt oder ein kleines Beil ist dann vorzuziehen, da du hier mit Sicherheit jede Schneide niedermachst.

Tja, so ist das. Das Versorgen von Sauen, der ultimative hardcore Test fuer User-Knives. Ich empfehle hierfuer, natuerlich ohne Eigennutz und Hintergedanken, C-Stahl Messer mit konvexem Schliff.

Gruss,

Marco
Blackjack-Knives.de
 
Hm, läßt sich so aus der Ferne schlecht beurteilen. Der Dreck an der Schwarte bei Schwarzwild dürfte kaum für den starken Schärfeverlust verantwortlich sein. Das Finish verkratzt schon, aber mehr an den Flanken als an der Schneide selbst. Schloß aufbrechen, hm, da kann man schon unterschiedlich elegant herangehen, entweder man trifft die Schloßnaht oder man macht es mit Gewalt (oder einer Säge). Sollte aber auch die Schärfe nicht unbedingt total versauen. Das mit dem Messer in den Boden stecken, scheint mir da schon eher die richtige Spur zu sein :hehe:

Mit RWL-34 selbst habe ich hier keine Erfahrung sondern kann nur extra- und interpolieren. Von den Stories soundsoviel Stück Schwarzwild ohne Schärfen aufgebrochen glaube ich prinzipiell keine Silbe (Rehwild, ja 3--5 Stück, ok, aber dann sollte man auch mal wieder was für die Schneide tun), nach einem starken Keiler ist ein Messer nicht mehr scharf PUNKT, aber direkt renovierungsbedürftig sollte die Schneide auch nicht sein; wenn doch, dann ist irgendetwas falsch gelaufen.
 
Also Leute, ich hab bestimmt schon so an die 100 Schweincchen versorgt, aber auf der Schlossnaht rumgehämmert hab ich noch nie. Da setzt man die Klinge genau an, legt das Gewicht drauf (bei mir immerhin 90 Kilo) und wippt dann mit der Schneide hin und her. Irgendwann ist man dann durch. Draufhauen bringt nicht viel, immer die gleiche Stelle zu treffen ist kaum möglich und die Sau sieht dann hinterher aus wie Hackfleisch.
Eine Sauschwarte setzt der Klinge aber schon arg zu. Ich bin jetzt bei CPM 440 gelandet, damit kann man so etwa 4-5 Schweine versorgen, bevor nachgeschärft werden muss.

Sharpmaker
 
Also ich sag auch nach einem Keiler und sachgerechtem Einsatz des Messers darf so keine Schneide aussehn, glaub auch nicht dass es an der Wärmebehandlung liegt,ich geb ja beim Schärfen eh immer acht auf den Stahl, schärfe nieh am Band sondern nur mit Banksteinen und Kühlen, da merk ich auch wie abriebsfest sich ein RWL normal verhält. In den Boden wurde die Klinge auf jedenfall nicht gesteckt, das Finnish war noch einwandfrei.

Beim nächsten Jagdmesser werd ich mal den balligen Schliff machen vielleicht aus nem guten Carbonstahl nach möglichkeit von Claymore wärmebehandelt, dann geb ich sie dem besagten Jäger mal zum Testen, sehn wie sich die Klinge im Vergleich schlägt.

Aber wies scheint setzt so ein Keiler den Klingen mitunter schon zu.

@Sharpmaker

du bis beim CPM 440 angelangt sagst du, hast du damit keine Probleme mit Zahnausfall sprich Scharten an der Klinge, ein Stück CPM 420 hätt ich auch noch, werd auch daraus mal ein einfaches Testmesser machen und schaun wie es sich unter Jagdbedingungen gibt.

Freagle
 
Evtl. war die Schneide mit dem relativ kleinen Winkel von 18 Grad etwas zu empfindlich.
Wenn damit wie beschrieben in nem Hüftknochen rumgewühlt wird, kann das meiner Meinung nach einer feinen Schneide schon zusetzen.

Ich würde bei nem Allroundmesser nen etwas größeren Winkel nehmen...
 
@ freagle

Habe leider feststellen müssen, dass CPM nicht gleich CPM ist. Hatte mal ein Messer aus CPM 440 von DNC, dass laufend Scharten bekam. Mein jetziges ist von Richard Hehn gemacht und hat diese Probleme nicht. Scheint wohl am Härten zu liegen. Nehme an, das DNC Messer war etwas zu hoch gehärtet.

Sharpmaker
 
Vom Abschwarten allein kann das nicht kommen. Aber das "Schloss aufbrechen", sprich durchtrennen des Schambeins, ist gerade bei starkem Wild wie einem Keiler allemal Arbeit für eine Säge (deshalb verfügen Jagdtaschenmesser in der Regel neben der Haubtklinge und einer Aufbrechklinge über eine solche). Habe mir schon bei einem schwachen Rehlbock eine Puma 4-Star Klinge beim Schlosss aufbrechen die Klinge derartig schartig gemacht, dass Sie zum Profi-Schleifer musste.
Übrigens: Auch das Öffnen der Brusthöhle - schneiden durchs Brustbein - ist Schwerstarbeit für Messerklingen. Und bei einem großen Bassen ist hier eine Aufbrechschere sicher angebracht.
 
Original geschrieben von Sharpmaker
@ freagle

Habe leider feststellen müssen, dass CPM nicht gleich CPM ist. Hatte mal ein Messer aus CPM 440 von DNC, dass laufend Scharten bekam. Mein jetziges ist von Richard Hehn gemacht und hat diese Probleme nicht. Scheint wohl am Härten zu liegen. Nehme an, das DNC Messer war etwas zu hoch gehärtet.

Sharpmaker
Muss ich leider bestätigen.
Mein Spyderco Native mit CPM 440-V Klinge hat im kurzen, normalen Gebrauch (maximal vielleicht mal Kabelbinder oder Plastikbänder) schon spürbare und im richtigen Licht sichtbare Scharten bekommen!!! :mad:

Es ist zwar trotzdem noch sauscharf, aber enttäuscht von dem "Wunderstahl" war ich doch schon etwas...

Bis denne...

Meik. :)
 
hmmmmm, also ich mach mal ein wenig (off topic) weiter: das mit dem native wundert mich jetzt aber; beim schaerfen des native hatte ich das gefuehl, als waer der cpm-stahl weniger gehaertet, als z.b. bei kershaw. jedenfalls brauchte ich bei meinem random task um weiten mehr zeit. oder sind die unterschiede beim haerten bei den spydercos so hoch?!?

aber ich muss sagen mit den 2 cpm staehlen die ich (in messerform) in gebrauch hab bin ich bisher was die stabilitaet angeht zufriedener als mit allem anderen. und das trotz hohlschliff.

jaja ist ja gut, zum jagen kann ich nichts sagen; hab bisher wenn dann skihaserln gejagt :glgl:
 
Hatte mit dem Native schon das gleiche Problem, hab das Messer wirlich nicht strapaziert irgendwann hatt ich nen Ausbruch an der Scheide woher wusste ich nicht.

freagle
 
ich hatte bis jetzt keine probleme mit der schneide. auch bei dnc messern nicht. allerdings benutze ich auch eine aufbrech-säge, um das schloß, bzw. den brustkorb zu öffnen.
als ich mein dnc messer (anker, 440C) neu hatte, konnte ich ein stück rehwild damit aufbrechen. beim zweiten mußte ich es schon schärfen.
mein ontario (1095er) kam auch nur durch eine komplette wutz, bis es geschärft werden mußte. das puma 4-star (alte version) machte etwa 10 enten mit. demnächst gibt es so ein cpm-stahl-messer, da bin ich mal gespannt. ein freund hat so eins vom böhlke. der schafft damit 3 stücke rehwild.
 
Von den Stories soundsoviel Stück Schwarzwild ohne Schärfen aufgebrochen glaube ich prinzipiell keine Silbe (Rehwild, ja 3--5 Stück, ok, aber dann sollte man auch mal wieder was für die Schneide tun), nach einem starken Keiler ist ein Messer nicht mehr scharf PUNKT, aber direkt renovierungsbedürftig sollte die Schneide auch nicht sein; wenn doch, dann ist irgendetwas falsch gelaufen.

Es ist halt auch eine Frage der Definition von Schärfe. Ich denke,HankEr hat es hier richtig geschrieben . Ich möchte meine Jagdmesser IMMER auf Rasierschärfe haben. Deshalb werden sie nach getaner Arbeit immer auf Rasierschärfe gebracht.Natürlich könnte ich auch ohne Probleme das eine oder das andere Stück weiterhin mit dem gebrauchten Messer bearbeiten, würde mir dann aber keinen Spass machen,weil ich wüsste,daß das Messer schon mal gebraucht worden war.Was den RWL angeht, der nicht zu meinen bevorzugten Jagdmesserstählen gehört, glaube ich trotzdem an eine fehlerhafte Benutzung des Jägers. Ich habe da schon auf Gemeinschafts oder Gesellschaftsjagden die irrwitzigsten Benutzer von Messern gesehen,die diese Messer ohne wenn und aber masakriert haben. Das sind meistens dann die Mitjäger, die keinen Bezug zu Ihrer Klinge haben und denen Messer bei der Jagd entgegen Ihrer Waffe eigentlich egal sind. Der teure Drilling wird gehätschelt und getätschelt - das Messer,weil es so wie so nur Mittel zum Zweck ist, völlig unsachgemäß behandelt und benutzt.

Dizzy
 
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Es waren die beschriebenen Schwierigkeiten beim Aufbrechen, die mich, nach den Berichten meines Jägerfreundes dazu brachten, ihm zunächst ein Messer mit ner Klinge aus UHC damals von Roselli zu machen. Der machte zu Recht damit Werbung, dass er mit einem seiner kleinen Großmutterzähne einen ganzen Elch ohne Nachschärfen zerlegt hat.
Schwarzkittel verhalten sich da ganz ähnlich - entsprechende Rückmeldungen habe ich schon bekommen, auf jeden Fall sah keine Klinge beim Nachschleifen so, wie oben beschrieben aus.
Dann brauchst du aber auch das entsprechende Schleifmittel, also etwas mit Diamanten, wobei ich dann bei DC4 von Fällkniven gelandet bin, um etwas Handliches im Wald dabei zu haben.
Inzwischen denke ich, dass mit Achims SC145 (also auch ein UHC Stahl) mindestens ebenso feine und super schnitthaltige Klingen zu machen sind, wobei Du eine super Kontrolle über alle Schritte in der Wärmebehandlung hast...
und die "richtige" Behandlung einer Klinge beim Aufbrechen gehört wohl nicht zum Prüfungswissen bei der Jagdprüfung,
sonst müsste nicht so sehr nachgerichtet werden, wie oben beschrieben...
 
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