Frage zu Hamon C100 - Flecken auf der Klinge

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Hallo zusammen,

ich bin der Sascha, 42 Jahre alt und mache schon seit einigen Jahren Messer. Seit einiger Zeit arbeite/experimentiere ich auch mit C100 aka 1095 aka 1.1274 von Nandger Franck. Auch Hamons interessieren mich. Nun habe ich einige Klingen mit diesem Stahl gemacht und meistens tritt das Problem dieser riefigen oder fleckigen Oberfläche auf. Ich würde zu gerne Wissen um was für ein Phänomen es sich handelt, und vor allem wie es sich vermeiden lässt. Bei dieser Klinge habe ich ein Hamon mit Ofenkitt "erzeugt" aber wie man sieht überdecken die Flecken und Riefen den Effekt zu großen teilen. Ich habe auch schon Klingen gehabt bei denen die Flecken geringer ausfallen aber grundsätzlich bin ich der Meinung das Sie bei C100,bei mir, immer irgendwo auftreten, mal mehr mal weniger.
Die Flecken reagieren beim finishen auch anders auf Schleifleinen, so daß es eigentlich nicht möglich ist einen gleichmäßigen Handabzug zu erzeugen.
Meine Vorgehensweise ist wie folgt. Temperaturüberwachter Ofen wird auf ca. 800 Grad vorgeheizt, Klinge wird reingestellt, Ofen fällt um ca. 50 Grad und dann halte ich das ganze für ca. 7 Minuten bei 4mm dickem Stahl, so daß ich meistens bei ca 810 bis 820 Grad herauskomme. Nie höher als 820. Warum 820 Grad? Weil Herr Franck das so auf seiner Seite zur Wärmebehandlung angibt. Bis jetzt habe ich mich also immer daran gehalten. 1.2842 härte ich auch bei etwas niedrigeren Temperaturen aber wenn Herr Franck das so sagt denke ich das passt. Abschrecken in vorgewärmtem (ca. 60 Grad) Härteöl Durixol W25. Das Härteöl hatte ich jetzt mal getestet um evtl. dem Fehler auf der Spur zu sein da ich vorher einfaches Pflanzenöl benutzt habe. Scheint nicht so viel gebracht zu haben.
Ich würde mich sehr über eine Diskussion freuen.
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Hallo hopp_de, leider kann ich dir bei deiner Fragestellung noch nicht weiterhelfen. Mir ist aber auch noch nicht ganz klar, wie du beim Erzeugen der Härtelinie vorgehst. Mit ein paar mehr Infos können aber vielleicht die etwas erfahreneren Forenmitglieder noch besser Auskunft geben.
Ich gebe einfach mal meinen Senf dazu.

Die Härtetemperatur und Haltezeit scheinen nach meinem bescheidenen Kenntnissen zu passen. Deshalb sollten wir mal die anderen Parameter abklappern:
Hast du deine Klinge geschmiedet oder ist das Messer durch "stock removal" entstanden?
Zeigt dein Foto die Klinge direkt nach dem Härten oder hast du da noch dran gearbeitet?
Wie trägst du den Ofenkit auf? Entfettest du die Klinge gründlich vor dem Auftragen des Ofenkits?
Sorgst du dafür, dass die Klinge soweit wie möglich vor Oxidation im Härteofen geschützt ist?
Bewegst du die Klinge ausreichend im Öl um Probleme durch Blasenbildung auszuschließen?
Wie sieht die Klinge aus, wenn du die Klinge komplett sauber schleifst und dann sanft anäzt?

Wenn ich eine Vermutung anstellen müsste würde ich drauf tippen, dass auf der Klinge vor dem Härten noch ein Ölfilm war, der sich beim Härten ins Material einbrennt und damit die ungleichmäßige Optik auf der Klinge erzeugt.
 
Hallo Jubei,

vielen Dank für Deine Antwort.
Ich klappere mal Deine Fragen ab.
Stock Removal
Die Klinge ist fertig gefinisht und leicht angeätzt
Ofenkitt mit Finger aufgetragen und ja Klinge ist entfettet
Normaler Uhlig Ofen
Bewegung ja, aber vielleicht liegt da ja trotzdem ein Fehler oder eine Verbesserungsmöglichkeit!
Wie gesagt, ist leicht angeätzt.

Deine Theorie mit dem Ölfilm finde ich interessant, da ich nur mir Spüli und heiß Wasser entfette. Könnte die Streifen unten erklären vom "durch den Lappen" ziehen. Andererseits reagieren die "Flecken" bei frischem anätzen dunkler als andere Partien.
 
Ok, so richtig bin ich der Sache noch nicht auf der Spur, vielleicht haben die Experten hier noch ein paar Ideen.
Was mich wundert: Du sprichst von "fertig gefinished und leicht angeäzt".

Das bedeutet für mich, vor dem Äzen war die Klinge astrein sauber, mit ebener Oberfläche? Was zeigte sich denn beim Überschleifen für ein Bild? Mein allererstes Messer habe ich auch mit "Hamon" gehärtet, da hat sich die Härtelinie bei passendem Lichteinfall schon beim ersten Abschleifen der Oxidschicht (nach dem Härten) gezeigt.

Das mit dem "leicht angeäzt" finde ich etwas irreführend. Ausgehend davon, dass die Klinge vorher eben und blank war hast du da schon ziemlich kräftig geäzt. Im Bereich des Ricasso zeigt sich ja regelrecht schon Lochfraß. Mit welcher Säure bist du denn zu Werke gegagen?

Eine weitere Möglichkeit wäre demnach, dass der Fehler gar nicht in der Wärmebehandlung sondern beim Äzen zu finden ist. Ein weiterer Ansatz meinerseits wäre deshalb: vor dem Äzen nicht sauber entfettet, und zu lange in der Säure geblieben. Zusätzlich ist deine Säure vielleicht auch noch etwas zu aggressiv?

Apropos, wie sieht denn die andere Seite der Klinge aus?
 
Ein Hamon ist die Grenze zwischen zwei unterschiedlichen Gefügen. Vor dem Härten ist ätzen nutzlos, weil ein homogenes Gefüge vorliegt.

Beim Härten wird der abgedeckte Bereich der Klinge langsamer abgeschreckt als der freie Bereich. Dadurch entstehen die unterschiedlichen Gefüge. Die Oberfläche wird dabei immer geschädigt. Wenn man die Klinge jetzt nur reinigt, sieht man statt des Hamons nur die Spuren der Härtung.

Nach dem Härten werden die Oxidschicht, evtl. Weichhaut und was sonst noch stört, entfernt. Danach kann man durch polieren und ätzen den Hamon sichtbar machen.
 
Vielen Dank, hat sich erledigt. Die Klinge muss einfach nur derbe überschliffen werden, dann ist alles in Ordnung. C100 scheint wohl zu starker Hautbildung nach dem Abschrecken zu neigen.
 
Hallo hoop_de, freut mich dass die Lösung doch so einfach war. Was jetzt noch fehlt ist ein Bild der fertigen Klinge, auf dem wir die Härtelinie sehen können. :super:
 
So,

hier noch das fehlende Bild des fertigen Messers.
SAM_0504.jpg


Grüße
Sascha
 
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