Frage zu Titan -> Formbeständigkeit

JB1964

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Bitte lacht mich jetzt nicht aus, aber da ist etwas, das ich mir nicht erklären kann. :D

Titan ist ja sehr formbeständig. Wenn man eine längliche, schmale Titanplatte biegt, formt sie sich wieder in die Ursprungsform zurück. Ich habe diesbezüglich auch schon gehört, daß Titan ein "Gedächtnis" hat, weil diese Eigenschaft wesentlich stärker ausgeprägt ist, als z.B. bei Stahl.

Wie krümmt man dann einen Liner aus Titan und das noch gleichmäßig? Und wie macht man das Selbe bei einem Framelock, wie z.B. einem Sebenza? Bei dem hat der nach innen "gebogene" Teil der Platine zwar Einfräsungen, aber hat das was mit der Formbeständigkeit von Titan zu tun?
 
JB1964 schrieb:
Bei dem [Sebenza] hat der nach innen "gebogene" Teil der Platine zwar Einfräsungen, aber hat das was mit der Formbeständigkeit von Titan zu tun?

Eigentlich nichts.
Diese Einfräsungen hat so gut wie jeder Framelock, da ansonsten die Bedienkräfte ein wenig zu groß wären.
Die Materialstärken eines durchschnittlichen Titanframelocks (Platinenstärke) biegt man nicht mal eben mit dem Daumen.
 
Was das "Formgedächtnis" angeht, so ist das auf der Grundlage einer speziellen thermomechanischen Behandlung zu erreichen. Man verpaßt dem Werkstoff eine geeignete Textur (also eine spezielle Ausrichtung der Kristallite), die zu diesem formgedächtniseffekt führt. Brillengestelle sind dann z.B. kaum kleinzukriegen.
 
Danke für die Antworten!

@ Herbert: Wie sieht das in der Praxis aus? Könntest du erklären, wie man z.B. eine 4mm dicke "Titanplatte", die teilweise längs aufgeschnitten ist (wie eben die eine Platine eines Framelock-Messers), bearbeiten muß, daß ein Teil der "Platte" dauerhaft nach innen gebogen bleibt?

Als totaler Laie in Metallurgie habe ich da leider keine Vorstellungen.

Ich bedanke mich gleich im voraus für die Antworten.

Viele Grüße,

Joachim
 
Hallo, Joachim, das ist eine Frage, die ich Dir leider so rein theoretisch nicht beantworten kann.
eines ist aber klar, wenn man eine technische Legierung wie z.B. das TiAl6V4 nimmt, das im gehärteten Zustand zur Anwendung kommt, dann kannst Du das vom Prinzip anpacken wie einen Stahl. Wenn die Härte nicht zu hoch ist, dann kann man das soweit biegen, dass es formstabil bleibt. Das oben diskutierte Formgedächtnisverhalten ist nicht eine Eigenschaft, die das titan von Natur aus mitbringt, die muß dem Titan mühsam verpaßt werden.

Ich würde mich mal an Peter Schlusche wenden, ich denke, der kann Dir gut raten, da er schon unterschiedliche Titanwerkstoffe bearbeitet hat.
Andere können das gewiß auch, aber da kann ich den Erfahrungshorizont nicht so genau abschätzen.
Günther Böhlke hat auch immer gute tipps parat, mußt Du mal anmailen.
 
@ Herbert!

Ach so ist das. Jetzt kann ich mir das ganze schon eher vorstellen! Zuerst "verbiegen", dann "Gedächtnis" sozusagen.

Vielen Dank!

Grüße,

Joachim
 
Federtitan

JB1964 schrieb:
.... Könntest du erklären, wie man z.B. eine 4mm dicke "Titanplatte", die teilweise längs aufgeschnitten ist (wie eben die eine Platine eines Framelock-Messers), bearbeiten muss, dass ein Teil der "Platte" dauerhaft nach innen gebogen bleibt?

Guten Abend!

Das ist ein Fall für Stefan Steigerwald, der ein federhartes Titan führt.

Gruß

sanjuro
 
Wie sieht das in der Praxis aus? Könntest du erklären, wie man z.B. eine 4mm dicke "Titanplatte", die teilweise längs aufgeschnitten ist (wie eben die eine Platine eines Framelock-Messers), bearbeiten muß, daß ein Teil der "Platte" dauerhaft nach innen gebogen bleibt?

Der Liner wird im Prinzip genauso gebogen wie bei einer Leinerlockplatine auch. Mit dem einzigen Unterschied, dass an der Linerwurzel die Platne durch Ausfräsungen ausgedünnt wird, damit der benötigte Druck um den Liner zu bewegen nicht zu hoch wird.
Gebogen wird dann indem die Platine in den schraubstock gespann wird und der Liner mit einer Zange in die gewünschte Position gebogen wird. Fertig!

Gruß Tobi
 
Gebogen wird dann indem die Platine in den schraubstock gespann wird und der Liner mit einer Zange in die gewünschte Position gebogen wird. Fertig!

Gruß Tobi[/QUOTE]


Hallo Tobi!

Wenn ich das ganze bisher richtig verstanden habe, wird dem Titan jetzt, also nach dem Biegen, das "Gedächtnis beigebracht".
 
nein, nicht ganz. Die Sache mit dem Gedächtnis ist keine universelle Eigenschaft des titan, sondern erfolgt durch spezielle Behandlung, wenn man das titan so haben möchte.
 
@ herbert!

Danke für die Berichtigung. Ich habe es eigentlich auch so gemeint, mich aber schlecht ausgedrückt. Spezielle Behandlung nach dem Biegen, um das "Gedächtnis" zu erlangen, hätte ich sagen müssen.

Gruß aus Wien,

Joachim
 
Moooment...

Klugscheißmodus an...

Jedes Metall, das nicht gänzlich spröde bricht, verformt sich ab einer gewissen Spannung (Kraft pro Fläche) plastisch. Bleibt man unter dieser Spannung, "federt" das Material wieder in die Ausgangslage zurück. Übersteigt man diese Spannung, verformt man das Material bleibend (Wenn man eben den Liner zurechtbiegt). Es federt schon auch wieder zurück, aber eben nicht ganz.
Diese Spannung, die dazu nötig ist, ist eben bei einem Federstahl viel höher als z.B. bei einem V2A-Blech. Diese Verformung führt meist auch zu einer Verfestigung, d.h. wenn man das Blech an der selben Stelle wieder zurückbiegen will, biegt es sich lieber (wenn es an der ursprünglichen Stelle noch nicht geschädigt ist) nebendran. Verfestigung heißt aber auch Versprödung, d.h. wenn man mit Gewalt öfter an der selben Stelle biegt ... futsch, genau.

Mit jeglichen Formgedächtniseffekten hat das aber gar nix zu tun. Dort verändern sich (teilweise temperaturinduziert) die Anteile verschiedener Phasen (auch Superelastizität). Da man aber diese enormen Verformungsgrade nicht braucht für einen Liner, verstehe ich nicht, wozu der Aufwand gut sein sollte.
 
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