Fragen zu den Geschichten, um die ersten Solinger Damaszenerklingen

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Hallo

Zu den „Solinger Damaszenerklingen“ finden sich ab dem 19. Jhd. viele Geschichten bzw. Sagen und Mythen zu ihrer Entstehungsgeschichte. Es sind mir persönlich zur Zeit rund ein Dutzend „Versionen“ der Geschichten bzw. Sagen zu den Solinger Damaszenerklingen bekannt, in welchen u.a. der Geselle Severin bzw. Peter Simmelpuss sowie Meister Dieter, bzw. Stadlinger bzw. Ruthard erwähnt werden. Alle diese Versionen haben folgendes gemeinsam:

Wunsch der erste Schmied in Europa zu sein, welcher das Geheimnis der „ächten“ orientalischen Damaszenerklingen entdeckt und diese Art von Klingen nachschmieden kann!

Die älteste Version dieser Geschichten, welche ich bis anhin gefunden habe, ist von F. W. Gubitz, datiert aus dem Jahre 1836 und trägt den Titel „Severins Neujahrstag. Eine Sage der Vorzeit“. In verschiedenen Versionen werden die Geschehnisse der Geschichte in die Zeit zwischen Weihnachten und Sylvester des Jahres 1561 gelegt.

Diese Sagen weisen u.a. folgende weitere Gemeinsamkeit auf. Derjenige, welcher das Geheimnis zur Herstellung von Damaszenerklingen erklärt bekommt, kann oder darf nicht selbst davon profitieren, sondern erst spätere Generationen dürfen die Kunst Damaszener-Klingen herzustellen ausüben. Gemäss diesen Geschichten erlangt Solingen somit erst in einem späteren Zeitpunkt Ruhm bezüglich Herstellung von „Damaszener-Klingen“.

In nachstehenden Quellen werden Peter Simmelpus bzw. Abraham Krebs bzw. Peter Knecht als die Ersten, welche in Solingen Damaszenerklingen hergestellt haben sollen, aufgeführt. Das Problem ist, dass aus den entsprechenden Quellen nicht eindeutig hervorgeht, welche Technik mit dem Wortstamm „Damas“ jeweils wirklich gemeint ist.

Möglicherweise besteht eine Verwechslung in der Bedeutung bzw. im Gebrauch der Bezeichnung „damasziert“ bzw. „Damaszenerklinge“. Dies würde die aus historisch chronologischer Sicht widersprüchlichen Quellenaussagen, erklären. Damaszieren bedeutet in einer Metalloberfläche Muster oder Buchstaben einzuschneiden und mit Gold- oder Silberfäden auszulegen. Es handelt sich somit um eine reine Oberflächenveredelung bzw. -musterung. In diesem Zusammenhang stehen auch die Berufsbezeichnung und der Name „Eisenschneider“.

Es stellt sich somit die Frage, ob in den nachstehenden Quellen, das „damaszieren“ von Klingen (Einlegearbeiten in Gold und Silber), das Ätzen von Musterungen zur Nachahmung der sogenannten wahren orientalischen Damaszenerklingen (Tiegelschmelz-Musterklingen) oder um das Schmieden von Schweissverbund-Musterklingen (Schweissdamast) gemeint war?

Nachstehend finden sich entsprechende Textausschnitte, aus Berichts- und Sagenquellen. Bei den fettgedruckten Daten handelt es sich um das Erscheinungsdatum der Publikation:

1692 (Bericht): „Aus Europa - Aus Cölln am Rhein ist vom 7. Martii dieses laufenden 1692sten Jahres berichtet worden, dass zu Solingen im Neuburgischen, oder vielmehr Gülicher Lande, durch Peter Simmelpus, Churfl. Pfalz- Neuburischen Klingenschmidt, die rare Kunst, das Türkische Damascener Eisen zu machen, ist erfunden worden, aus welchem nun würklich die schönsten Klingen, als Säbel, Degen, Hirschfänger, Messer und andere Sachen gemacht werden, seynd Hieb- und Schlag-frey gemachet werden, hauen Eisen ohne Schaart, werden perfumiret, und kan Gold und Silber gleich als auf einem Probier-Stein darauf gestrichen werden; ...“

1764 (Bericht): Man pflegt in Solingen und andern Orten diese Damaszirung, aber nur auf der Oberfläche der Säbel anzubringen, und mit Vitriol und Kalk Wasserwogen zu ziehen, welche aber den türkischen ganz unähnlich sind, weil sie gar zu regelmässig gewässert, bläulich, und zu dicht angebracht werden; und mit einem Worte, diese Verfälschung vergeht, sobald der Rost die Klinge zu benagen anfängt, und man sie schleifen und poliren muss; man wählt dabei überhaupt nur leichte Säbelklingen zum Damasziren, da der Türken ihre hingegen schwer und dick sind.

1837 (Sage): „Die Solinger Klingen - Es war der Christfestmorgen des Jahres 1561, als, während noch der Morgenstern hell am unbewölkten Himmel glänzte, zu Solingen die Kirchglocken gar heiter läuteten, … Sein (Severins) ältester Sohn, nach seinem Großvater Peter genannt, wuchs gedeihlich heran, und als es Zeit war, lehrte ihm der Vater die so redlich für ihn aufbewahrte Kunst; der Sohn ward die Stütze seiner Eltern, um die in ihren alten Tagen sich der Reichthum ausbreitete. Die Geschichte nennt den Peter Simmelpuss — dies war Severins Familienname — als den Ersten, der in Deutschland Damascener -Klingen fertigte.“

1857 (Bericht): „Die Türkische Damast-Schneiderei, angeblich seit etwa einem Jahrhundert verloren gewesen, wurde von Abraham Krebs am zweiten Weihnachtstage 1632 wieder erfunden.“ (Bemerkung: hier wird von Schneiderei gesprochen nicht schmieden? - Vermutlich Oberflächenverzierung gemeint, möglicherweise Eisenschnitzerei oder Einlegearbeit in Gold und Silber bzw. Tauschiertechnik)

1861 (Bericht): „Allein man findet in den verschiedenen Waffensammlungen keine Solinger Damastklinge, die älter ist, als 1633. Einer der berühmtesten Klingenschmiedemeister, Abraham Krebs, erfand den sogenannten "Krebs" oder Solinger Damast am zweiten Weihnachtstage 1632, und von ihm erbte sich dass Geheimniss der Bereitung durch Generationen fort. Einer uns vorliegender handschriftlicher Mittheilung des Herrn Peter Knecht zufolge hat dieser umsichtige, strebsame Fabrikant im Jahre 1821 die ersten feinen Damaste erfunden und nach und nach den Solinger Damast verbessert, der jetzt von mehreren Häusern in grossen Vollendung geliefert wird.“

1885 (Bericht): „Ferner verbesserte er (Peter Knecht) den sog. "Solinger Damast", der einer handschriftlichen Mitteilung zufolge von dem berühmten Klingenschmiede Abraham Krebs am zweiten Weihnachtstage 1632 erfunden wurde und dessen geheimnisvolle Zubereitung sich durch Generationen fortgeerbt hatte.“ (ACHTUNG Text wurde falsch aus vorgehender Quelle aus dem Jahre 1861 übernommen - handschriftliche Quelle bezieht sich nicht auf Abraham Krebs, sondern auf Peter Knecht selbst!)

1885 (Bericht): „Alphabetisches Verzeichnis Solinger Klingenschmiede und Klingenkaufleute von 1400 bis auf die Gegenwart: … Krebs Abraham, 1630 …, Schimmelbusch, Simmelbus Peter, 1600“...

1998 (Bericht) Damaszieren - Die Solinger Schwertschmiede ahmten bereits im 17. Jahrhundert Damaststahlklingen nach, indem sie auf gewöhnliche Stahlklingen Muster ätzten. Diese Damaszierung ist jedoch rein oberflächlich und sagt nichts über die Qualität der Klinge aus. Mit diesem Verfahren wurden auch Figuren, Arabesken, Jagdszenen, volkskundliche Abbildungen, sowie Aufschriften auf die Klingen geätzt und teilweise mit Gold ausgelegt.(RiR: Hinweis, dass im 17. Jhd. Solinger Schwertschmiede damaszierten bzw. Muster ätzten, damit könnte auch Abraham Krebs und Simmelpuss gemeint sein)

2001 (Bericht): „Diese Marke wurde in der Regel vom Schwertschmied Johan Wilhelm Krebs (nachgewiesen seit 1680) benützt. Vermutlich wurde es von Abraham Krebs gebraucht, der in Solingen um 1630 aktiv war. Nach der Ansicht von Dr. Snorrason …“


Den folgenden Hinweis auf einen Peter Schimmelbusch habe ich für das Jahr 1661 gefunden: „Der grosse Kurfürst erteilte den Handwerker am 1.5.1661 ein Privilegium zur alleinigen Herstellung von Schwert- und Degenklingen in Preußen und siedelte sie in Eilpe bei Hagen an. Eine Petition aus jener Zeit trägt aber noch mehr Unterschriften von aus Solingen stammenden Klingenschmieden.“


Zum Teil sind die Datierungen für die gleiche Schilderung dieser Schmiede je nach Quelle unterschiedlich, oder austauschbar. Ich konnte bis anhin noch keine Schweissverbund-Musterklinge von Peter Simmelpuss und Abraham Krebs in Zeichnung, Bild oder Artefakt ausfindig machen. Auch blieb meine Suche nach Schweissverbund-Musterklingen oder Abbildungen solcher, welche vor 1821 zu datieren sind und nachweislich aus Solingen stammen, bis anhin erfolglos.


Für jede Hilfe bezüglich folgender Fragen, bin ich Euch dankbar:

1. Hat jemand Hinweise, bzw. Dokumente oder Informationen über Abraham Krebs und Hinweise, was mit der türkischen Damast-Schneiderei, oder dem sogenannten „Krebs“ bzw. Solinger Damast gemeint sein könnte, welche er 1632 erfunden haben soll?

2. Finden sich Hinweise bzw. Dokumente oder Informationen über Peter Simmelpus (Simmelpuss, Schimmelpuss, etc.) und Hinweise, was mit der Kunst, das Türkische Damascener Eisen zu machen, wirklich gemeint war?

3. Finden sich Hinweise, bzw. Dokumente oder Informationen über Peter Knecht und Hinweise, was mit der Erfindung der ersten feinen Damaste gemeint war?

4. Wo könnte die angesprochene handschriftliche Quelle vom Peter Knecht aufbewahrt werden?

5. Anscheinend gab es auch ein Musterbuch der von Peter Knecht oder von der Firma Knecht und Söhne hergestellten Klingen. Hat jemand eine Idee, wo sich ein Exemplar dieses Musterbuchs befinden könnte? Möglichweise finden sich in diesem Buch Abbildungen, welche Rückschlüsse über die Damastart ermöglichen

6. Kennt jemand eine ältere Version der „Solinger Damaszenerklinge Sage“, als diejenige aus dem Jahre 1836?

7. Da in den Sagen zu den Solinger Damaszenerklingen immer wieder der Weihnachts-morgen und die Sylvesternacht 1561 aufgeführt werden, frage ich mich was es mit diesem Datum auf sich hat. Gibt es irgendwelche Vorkommnisse in Solingen, welches sich auf dieses Datum beziehen?

8. Hat jemand Abbildungen von Solinger Schweissverbund-Musterklingen welche nachweislich vor 1821 zu datieren sind?

Ich danke Euch für eure Hilfe.

Longbow64

P.S. Ich habe mich mit diesen Fragen zweimal an das Stadtarchiv Solingen gewendet. Leider habe ich nie eine Rückmeldung zu erhalten.
 
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AW: Fragen zu den Geschichte, um die ersten Solinger Damaszenerklingen

Hi -
wie wärs mit dem Deutschen Klingenmuseum in Solingen?

http://www.klingenmuseum.de/_deutsch/dkm/homepage.html

Dort tagt auch hin und wieder die Internationale Gesellschaft für Damaszenerstahlforschung IGDF
mit interessanten Vorträgen.
Leider existiert im Netz derzeit keine Homepage, eine aktuelle ist in Arbeit.
Der Gründer Manfred Sachse hat zu dem Thema eigene Forschungen betrieben ...

Herzliche Grüße aus Stuttgart,
Jost
 
AW: Fragen zu den Geschichte, um die ersten Solinger Damaszenerklingen

Hallo Jost

Danke für deine Rückmeldung. Das Klingenmuseum Solingen habe ich Anfang dieses Jahr betreffend diesen Fragen um Hilfe gebeten. Ich wurde dann auf das Stadtarchiv Solingen hingewiesen. Leider habe ich vom Stadtarchiv Solingen nach zweimalige Anfrage keinerlei Rückmeldung erhalten.

Grüsse
 
AW: Fragen zu den Geschichte, um die ersten Solinger Damaszenerklingen

Also wenn es wirklich um Stahl gehen soll, dann geh mal davon aus, dass es sich bei dem "Türkischen Damascener Eisen" nicht um mustergeschweißten Stahl sondern um Wootz gehandelt haben wird. Mustergeschweißte Stähle gibt es in Mitteleuropa seit etwa dem 3. Jahrhundert vor Christus, Schweißverbundstähle sogar deutlich früher. Warum sollte da jemand die im 17. Jh. als große Kunst der "Türken" (wer auch immer im vorderen Orient damit gemeint war) neu erfinden?

Dafür spricht auch, dass gerade in der fraglichen Zeit die phantastischsten Wootzklingen in Zentralasien hergestellt wurden.
 
AW: Fragen zu den Geschichte, um die ersten Solinger Damaszenerklingen

(Eigendlich wollte ich ja meine Finger ruhighalten.......aber.....)

@Longbow

Wenn solche Fragen auftauchen kommt man eigendlich nicht drumherum die entsprechenden Bibiliotheken und oder Archive Selbst , in eigener Person zu besuchen und dann mit Hilfe einer hoffendlich existierenden Inventarliste alle in Frage kommenden Bücher , Texte etc. zu lesen oder zumindestens zu überfliegen.

Man kann nicht erwarten das Bibiliotheken oder Archive den gesamten Inhalt aller Ihrer Bücher und Dokumente kennen und einem solche Fragen mal eben fix beantworten. Das muß man schon selbst machen. Deswegen wundert mich das jetzt nicht das da keine Antwort kommt.

Mit dem Klingenmuseum z. B. macht man einen Termin aus , bezahlt den verlangten Eintritt und hat dann während der gesamten Öffnungszeit des Museums Zeit in dem Archiv des Klingenmuseums zu suchen und zu lesen.......reicht die Zeit nicht aus .....wiederkommen ist immer möglich.
Im Falle des Klingenmuseums würde ich so ca eine gute Woche tagtägliche Arbeit veranschlagen um mal einen Überblick zu bekommen.

Sollte beim Stadtarchiv so ähnlich auch funktionieren.
Laut deren Website sollten da eigendlich sich viele Deiner Fragen eventuell klären lassen.......aber lesen und das Archiv durcharbeiten muß man schon selbst.
 
AW: Fragen zu den Geschichte, um die ersten Solinger Damaszenerklingen

Franz Hendrichs hat sich in seiner hervorragenden Darstellung "Die Geschichte der Solinger Industrie", 1933 vom Verein für Technik und Industrie herausgegeben, auch kurz mit der Geschichte des Damaststahlschmiedens in Solingen befasst. Ich fasse kurz zusammen: In Form des Raffinierstahles war Schweißverbundstahl schon von frühen Zeiten an der Standardstahl der Solinger Industrie (erst mit dem Huntsman'schen Tiegelgussstahl bekam er eine ernsthafte Konkurrenz).

Der Damaststahl (als Muster-Schweißverbundstahl) stellte sich somit für die Solinger Industrie als eine Abart des Raffinierstahls dar. Allerdings wurde die Kunst des Damaststahlschmiedens nur von wenigen ausgeübt, die darauf aus waren, ihre Techniken vor der Weitergabe zu bewahren und nur an direkte Nachkommen weiterzugeben. Hendrichs geht davon aus, dass aufgrund der Geheimniskrämerei die Kunst öfters völlig in Vergessenheit geraten ist und mehrmals sozusagen wieder neu erfunden wurde (Dies würde die unterschiedlichen Angaben zu den Erfindungen des Solinger Damaststahles erklären). Nach Hendrichs jedenfalls finden sich unter den Meisterdegen Solingens aus dem 16. Jahrundert durchweg keine Damastklingen, während sich aus dem 18. und v. a. 19. Jahrhundert Solinger Damastklingen erhalten haben (Sind im Klingenmuseum solche nicht zu finden? Wo gibt es ggf. noch Sammlungen Solinger Klingen?). Im 19. Jahrhundert gab es den bekannten Solinger Damastschmied Dinger (1866-1911). Die Herstellungsweise ist kurz beschrieben, Werkzeuge und Klingen von Dinger sind abgebildet.

Hendrichs äußert sich auch zum "Gefügedamast" (gemäß der Beschreibung ist der Tiegeldamast gemeint). Dieses Verfahren soll für die Herstellung von Schneidwaren in Solingen keine Anwendung gefunden haben. Käthe Harnecker, Metalllurgin von 1922 bis 1956 bei J. A. Henckels, soll aber in geringen Mengen Gefügedamast hergestellt haben.
 
AW: Fragen zu den Geschichte, um die ersten Solinger Damaszenerklingen

[...]
Hendrichs äußert sich auch zum "Gefügedamast" (gemäß der Beschreibung ist der Tiegeldamast gemeint). Dieses Verfahren soll für die Herstellung von Schneidwaren in Solingen keine Anwendung gefunden haben. Käthe Harnecker, Metalllurgin von 1922 bis 1956 bei J. A. Henckels, soll aber in geringen Mengen Gefügedamast hergestellt haben.


Von Käthe Harneckers Messern sind 2 in Buch:
Manfred Sachse
DAMASZENER STAHL, 256 Seiten
Verlag Stahleisen Düsseldorf, 1993

auf Seite 84 abgebildet.
 
AW: Fragen zu den Geschichte, um die ersten Solinger Damaszenerklingen

Wen es interessiert: Käthe Harnecker hat ihre Versuche selbst beschrieben: Stahl und Eisen Bd 44, (1924) S. 14o9 f.
Hier geht es allerdings , wie bereits richtig geschrieben wurde, um den Versuch, Kristallisationsdamast wieder zu entwickeln. K. Harnecker hat dafür auf 1,5 % C hochgekohltes schwedisches Eisen verwendet, bei niedrigerer Temperatur schmieden lassen, damit die grobe Kornstruktur mit Korngrenzenzementit erhalten blieb und die Zementitpartikel auf den Korngrenzen sogar makroskopisch sichtbar wurden.
Mit Solinger Damast hat das wenig zu tun, auch dem Wootz hat sie sich nur vage angenähert.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
AW: Fragen zu den Geschichte, um die ersten Solinger Damaszenerklingen

Ich möchte noch präzisieren, dass das Klingenmuseum Solingen mir auf meine Anfrage im März 2012 mitgeteilt hat, dass sich im Deutschen Klingenmuseum keine Informationen und Unterlagen finden, welche mir bei meinen offenen Fragen weiterhelfen können. Aus diesem Grund haben sie mich auf das Stadtarchiv Solingen verwiesen.

In verschiedenen Quellen des 19. Jhd. wird die erste Nachahmung von Damaszener-Eisen Peter Simmelpuss aus Solingen für das 16. Jhd. zugeschrieben. Andere wiederum nennen Abraham Krebs als Erster welcher Damaszener-Eisen erfunden haben soll, und dies um 1630. In Quellen des 18. Jhd. wiederum wird Peter Simmelpuss als erster Nachahmer von Damaszenerklingen in die Zeit Mitte des 17. Jhd. bzw. 17. Jhd. gesetzt.

In all den durchgearbeiteten Quellen des 19. bis und mit 21. Jhd. bin ich bis anhin nie auf eine Abhandlung gestossen, welche sich konkret mit diesem Peter Simmelpuss befasst und die historischen Gegebenheit und Entstehung der Sagen (vermutlich ab 1836) hinterfragt oder dokumentiert hätte. Da ich auch aus diesem Zeitabschnitt keinerlei Hinweise auf die Primärquelle bezüglich Peter Simmelpuss gefunden hatte, habe ich meine Literaturrecherchen bis zurück in das 17. Jhd. fortgesetzt. Auch im 18. Jahrhundert habe ich immer wieder Hinweise auf Peter Simmelpuss (ohne Quellverweise) gefunden. Schlussendlich bin ich ohne entsprechenden Quellverweis auf einen Bericht über Peter Simmelpuss aus dem Jahre 1692 gestossen, welche die Vermutung zulässt, dass es sich dabei um die Primärquelle handelt, welche als Vorlage für alle späteren Publikationen diente.

Glaubt man nun den Quellen des 17. und 18. Jhd. und den Sagen des 19. und 20. Jhd. müsste Peter Simmelpuss als „Vater“ des Solinger „Damaszener“-Klingen angesehen werden. Doch bei genauerem Studium der Berichte unter Berücksichtigung ihres chronologischen Erscheinens und im Vergleich zu anderen Publikationen zum Thema Damaszenerstahl und –klingen aus dem 17. und 19. Jhd. ergaben sich mehr Fragen als Antworten.

In den frühesten Quellen finden sich zur Art der Damaszenereisen-Nachahmung (Tiegelschmelzstahl, Raffinierstahl, Schweissverbund-Musterstahl, etc.) durch Peter Simmelpuss keine Hinweise. Es wird aber ausgeführt, dass aus diesem Damaszener-Eisen verschiedene Blankwaffen und andere Sachen hergestellt werden. Diese werden Hieb- und Schlagfrei gemacht und hauen Eisen ohne Schart. Des Weiteren wird erwähnt, dass von diesem Damaszener Eisen, Schusswaffenläufe geschmiedet werden. Dies dürfte ein Indiz sein, dass es sich beim erwähnten Damaszener-Eisen um eine Art Schweissverbund- und nicht Tiegelschmelzstahl handelt.

Es sollen auch noch Kürassen aus diesem Eisen geschmiedet werden, welche nicht durch „Trempe“ (dürfte Härtung gemeint sein), sondern anderer Komposition sehr beständig bereitet und auf das schönste damasziert (vermutlich Einlegearbeit in Gold oder Silber gemeint) und parfümiert wurden. Auch dieser Hinweis lässt eher die Vermutung eines Schweissverbundes als Nachahmung des Damaszener-Eisens zu. Interessanterweise wurden in Klingenthal in der 1. Hälfte des 19. Jhd. ebenfalls schussbeständige Kürassen aus einem Schweissverbund verschiedener Schweisseisen- bzw. Raffinierstahlqualitäten hergestellt.

Ob dieses nachgeahmte Damaszener-Eisen auch Musterungen, ähnlich wie dessen orientalische Vorbild (Tiegelschmelz-Musterstahl) aufweist und wie diese Musterungen hervorgebracht wurde, geht weder aus der ältesten mir bekannten Quelle, noch aus späteren Quellen eindeutig hervor.

In einer Quelle aus dem Jahre 1764 wird festgehalten, dass man u.a. in Solingen die Damaszierung nur auf der Oberfläche der Säbel durch ziehen von Wasserwogen mittels Vitriol und Kalk anbringte. Diese waren aber den türkischen ganz unähnlich, da sie gar zu regelmässig gewässert, bläulich, und zu dicht angebracht wurden. Diese Verfälschung verging, sobald der Rost die Klinge zu benagen anfing, und man sie schleifen und polieren musste. Zum Damaszieren wählte man dabei nur leichte Säbelklingen. Die der Türken waren hingegen schwer und dick. Zu diesem Hinweis möchte ich bemerken, dass diese Nachahmungstechnik erstmals bereits 1589 in lateinischer Sprache beschreiben wurde.

In einer Quelle aus dem Jahre 1773 wird in einem Hinweis über die Nachahmung des Damaszener-Eisens durch Peter Simmelpuss erwähnt, dass auch Carlsbad in Böhmen es in der Damaszener-Arbeit weit gebracht hat. Wenn ich mich täusche, ist aber mit der Carlsbader Damaszener-Arbeit das Damaszieren (Einlegearbeit, franz. damasquiner) gemeint.

Im Jahre 1817 wird darauf hingewiesen, dass alle Nachahmungen des Damaszenerstahls die Güte des Originals (orientalischer Schmelztiegel-Musterstahl) nie erreicht haben.

Im Jahre 1841 geht eine Quelle auf einmal davon aus, dass es sich beim nachgemachten unächten Damaszenerstahl von Peter Simmelpuss, um einen Schweissverbund-Musterstahl handelt, wie es vermutlich zu dieser Zeit bei deutschen Nachahmungen von Damaszenerklingen vermehrt der Fall war.

Im Jahre 1895 finden sich folgender Hinweis: „Wir erwähnten hier nur, dass ein Peter Simmelpus oder Semmelmuss in Solingen im 17. Jahrhundert die unechte Damaszierung der Klingen erfunden haben soll (Ludwig Beck, 1895).

Zum Damaszieren in Solingen findet sich 1998 dann folgender Hinweis. „Die Solinger Schwertschmiede ahmten bereits im 17. Jahrhundert Damaststahlklingen nach, indem sie auf gewöhnliche Stahlklingen Muster ätzten. Diese Damaszierung ist jedoch rein oberflächlich und sagt nichts über die Qualität der Klinge aus. Mit diesem Verfahren wurden auch Figuren, Arabesken, Jagdszenen, volkskundliche Abbildungen, sowie Aufschriften auf die Klingen geätzt und teilweise mit Gold ausgelegt (Willi Kulke, 1998).“

Wie man sieht, sind die Quellen-Texte teils sehr widersprüchlich.

Ich stelle mir auch die Frage, warum Peter Simmelpuss und dessen Wissen über die Kunst der Damaszenerklingen-Herstellung, anscheinend ab 1836 mehrheitlich als Sage und nicht mehr als Gegebenheit in verschiedenen Deutschen Abhandlungen erscheint. Hatten die Autoren des 19. Jhd. aufgrund neuerer Erkenntnis auf einmal Zweifel an der Richtigkeit der Aussagen der früheren Quellen? Gutmöglich! Einerseits finden sich kaum bzw. bis anhin keine Europäische Schweissverbund-Musterklingen, als bewusste Nachahmung der wahren Damaszenerklingen aus der Zeit dem 15. und 17. Jahrhundert. Anderseits fehlt in den vorgängigen Quellen ein Hinweis auf die Primärquelle betreffend Peter Simmelpuss. Des Weiteren zeigen die Quellenvergleiche ziemliche Diskrepanzen auf.

Bezüglich Abraham Krebs war die Suche nach frühen Quellen ziemlich ertragslos. Diesen Name habe ich im Bezug mit Damaszener-Eisen erst in Quellen nach Mitte des 19. Jhd. gefunden. Leider fehlen auch in diesen Quellen konkrete Angaben oder Hinweise auf die Primärquelle.

Die Suche nach „frühen“ Solinger Schweissverbund-Musterklingen als Nachahmung der wahren Damaszenerklingen, welche vor 1821 zu datieren sind, hat sich als ausserordentlich schwierig erwiesen. Meine Recherchen und Anfragen in verschiedenen Blankwaffenmuseen (u.a. Deutsches Klingenmuseum) sowie Hilferufe in Foren, haben bis anhin zu keinem Resultat geführt.

Sehr geehrter Herr Wirtz, wie ich festgestellt habe, sind Sie Vizepräsident der Internationalen Gesellschaft für Damaszenerstahlforschung. Ich möchte diese Chance nutzen, um anzufragen, ob es in Ihrer Gesellschaft jemanden gibt, welcher möglicherweise schon einmal der Frage nach den „Berichten und Geschichten, um die ersten Solinger Damaszenerklingen“ nachgegangen ist, und mir diesbezüglich helfen könnte.

Vielen Dank

Longbow64
 
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Solinger Damaszenerklingen

... Bezüglich Abraham Krebs war die Suche nach frühen Quellen ziemlich ertragslos. Diesen Name habe ich im Bezug mit Damaszener-Eisen erst in Quellen nach Mitte des 19. Jhd. gefunden. ...

Die Messermacher-Zeichenrolle von 1684 benennt in seiner Besitzfolge zumindest in zwei Fundstellen einen Abraham Krebs mit der lokalen Solinger Zuordnung zu Meigen:
28.08.1821 als Beteiligter in Zusammenhang mit einer Zeichenübertragung an Daniel Krebs zu Solingen
sowie unter demselben Datum
als Beteiligter bei der Inanspruchnahme eines weiteren Zeichen durch Daniel Krebs.

Grüße
cut
 
AW: Fragen zu den Geschichte, um die ersten Solinger Damaszenerklingen

Weitere Überlegungen zu Peter Simmelpuss und seinen Nachahmung von Damaszener-Eisen

Nachdem nun 2 Wochen vergangen sind, ohne ich mich wieder gemeldet habe und keine weiteren Rückmeldungen zu meinen offenen Fragen erfolgt sind, finden sich weitere meiner Überlegungen:

Punkt 1:

Gemäss Hendrichs trägt eine Petition aus der Zeit um 1661 die Unterschriften von aus Solingen stammenden Klingenschmieden. Diese Namen nennt Hendrichs als die der (ersten) ausgewanderten Klingenschmiede. Unter anderem wird Peter Schimmelbusch aufgeführt. Am 1. Mai 1661 erteilte der Grosse Kurfürst den Handwerkern ein Privilegium zur alleinigen Herstellung von Schwert- und Degenklingen in Preussen und siedelte sie in Eilpe bei Hagen an.

Gemäss Albert Weyersberg war der Name Cronenberg unter den seit dem 17. Jahrhundert auch in der Solinger Gegend aufgekommenen Hammerschmieden vertreten, z.B. durch Peter, Andreas, Hans Wilhelm und Clemens Cronenberg. Begreiflicherweise legten auch Angehörige der Schwertschmiede-Bruderschaft, wie Clemens Hartkopf, Kaspar Keiser, Peter Schimmelbusch und Wilhelm Weyersberg, trotz der anfänglichen Einsprache vieler Handwerksgenossen Hammerwerke an, da durch diese ihre Arbeit bedeutend erleichtert wurde. Die Namen Schimmelbusch (Simmelbusch, Simmelpus, Simmelpuss), werden auch als Namen privilegierter Handwerken bzw. Schwertschmiede der Solinger Industrie aufgeführt.

Rudolf Cronau für im Alphabetisches Verzeichnis der Solinger Klingenschmiede und Klingenkaufleute von 1400 bis auf die Gegenwart unter anderem folgende Personen mit Daten auf: … Knecht Peter, 1630 ... Knecht Peter, um 1848 … Krebs Abraham, 1630 … Krebs Abraham, 1765 … Schimmelbusch, Simmelbus Peter, 1600.

Aufgrund dieser Hinweise kann angeonnmen werden, dass ein Peter Simmelpuss zur Zeit der Publikation der angeblichen Erstnachahmung von Damaszener-Eisen existiert hat.


Punkt 2:

Wenn man die Erwähnungen von Peter Simmelpuss in den verschiedenen Publikationen bis zum 1. Viertel des 19. Jahrhundert durchgeht, fällt folgendes auf:

Es handelt sich faktisch immer wieder um mehr oder weniger gekürzte oder leicht abgeänderten Abschriften der bis anhin mir ältesten bekannten Berichterstattung aus dem Ende des 17. Jhd. über Peter Simmelpuss’s Nachahmungen von Damaszener-Eisen.

Bis anhin habe ich noch keine weiteren unabhängigen, zeitgenössischen Quellen gefunden, welche die Aussagen dieser frühesten mir bekannten Berichterstattung bestätigen oder präzisieren würde.

Wie bereits in meinen vorgängigen Beitrag erwähnt, geht nicht klar hervor was mit Damaszener-Eisen gemeint war. Aufgrund der „Primär“-Quelle müsste man annehmen, dass Peter Simmelpuss eine Methode gefunden hatte, die Härte bzw. Güte des gängig gebräuchlichen Eisens- bzw. Stahls für Blankwaffen zu erhöhen. Es könnte sich dabei um einen speziellen Klingenaufbau bzw. um einen „speziellen“ Schweissverbundstahl gehandelt haben. Die damit erzielte Güte wurde dann mit denselben Attributen gelobt, wie es für die wahren orientalischen Damaszenerklingen üblich war. Deren Eigenschaften wurden u.a. wie folgt beschrieben: „Sie sind hieb- und schlagfrei, hauen Eisen ohne Schart, es kann Gold und Silber darauf gestrichen werden.“

Diese Eigenschaften stehen eigentlich für eine bemerkenswerte Härte des Eisens bzw. Stahls. Aus diesem Grund liegt es eigentlich nahe zu vermuten, dass das Damaszener-Eisen von Peter Simmelpuss eine bemerkenswerte Härte aufwies. Interessanterweise relativiert aber der folgende Hinweis aus dem Jahre 1694 diese angenommene besondere Härte:

„So kann auch das Französische Kunststück den Stahl sonderbar zu härten zwar vor was nützliches, doch vor so gar was neues nicht angenommen werden, sondern es viel was rareres, vortrefflicheres was im Eingange des 1692 Jahres … Waffen-Schmied, Namens Peter Simmelpus, erfunden, dieser hat die rare Kunst, das Türkische Damaszener-Eisen zu machen, ersonnen, aus welchen die schönsten Klingen, als Säbel, Degen, Hirschfänger, Messer und andere Sachen können gemacht werden, ….“

In den folgenden zwei Publikationen finden sich wiederum folgende Hinweise:

1830:
„Diese Säbel, welche die Türken noch gegenwärtig führen …, scheiden sich durch einen Wohlgeruch, sowie durch ihr stämmiges und wellenartiges Ansehen, das man später auch in europäischen Fabriken nachzumachen, auch zum Teil ihnen dieselbe Härte und Güte zu geben lernte. Der erste, dem es gelang, soll Peter Simmelpuss aus Solingen, im Herzogtum Berg, gewesen sein, welcher Degen- und Säbelklingen von erprobter Güte verfertigte. Man hat auch in dieser vorzüglichen Fabrik das Einlegen der Klingen mit Silber versucht, jedoch ohne Erfolg; ...“

1865: „Zwei Jahrhunderte später (RiR: somit ca. 1572, Datum zu überprüfen!) lieferte Meister Hans Hofmann in Augsburg Falkonetrohre von 2-3 Ctr. schwer, 7-12 Schritt lang, und Peter Semmelmuss, der sich nach langer Wanderschaft in Solingen als Meister setzte, verfertigte deutsche Damascenerschwerter. Vor ihm hatte man das Eisen gehärtet, indem man es durch geschmolzenes Eisen gehen und etwa eine Stunde darin liess, erzählt Beckmann in seinen „Beiträgen zur Geschichte der Erfindungen.“


Punkt 3:

Bei der Frage, ob dass Simmelpuss Damaszener-Eisen Musterungen aufwies und um welche Art es sich handelte, lassen die Quellen des 18. und 19. Jhd. die Vermutung zu, dass es sich um eine reine oberflächliche Mustergebung handelte. Beispiele diesbezüglicher Quellenaussagen finden sich nachstehend:

1764: „Man pflegt in Solingen und andern Orten diese Damaszierung, aber nur auf der Oberfläche der Säbel anzubringen, und mit Vitriol und Kalk Wasserwogen zu ziehen, welche aber den türkischen ganz unähnlich sind, weil sie gar zu regelmässig gewässert, bläulich, und zu dicht angebracht werden; und mit einem Worte, diese Verfälschung vergeht, sobald der Rost die Klinge zu benagen anfängt, und man sie schleifen und polieren muss, … “

1778: Damaszener Stahl und Eisen, eine besondere gute Art von Eisen und Stahl, der zu Damasco bereitet wird, wiewohl einige dafür halten, dass der Stahl aus Golkonda, der dazu genommen wird, die Güte an sich selbst habe. … Man kann mit einem daraus gemachten Säbel ohne Scharten auf anderes Eisen hauen. Im vorigen Jahrhundert hat ein Klingenschmied zu Solingen, Peter Simpelpuss, das Geheimnis gefunden, den Damaszener Stahl vollkommen nachzumachen. Zur Zierrat wird ihm mit Kalk und Vitrolwasser eine flammige Ätzung gegeben, wie er denn auch parfümiert wird.“

1798: „Die Damascenirung, die flammige Äetzung wird den Klingen in Europa folgendergestalt gegeben. Man reibt die vorher wohl polierte Klinge mit Kalkmehl ab, nimmt hernach mit Wasser vermischten Kalk, reibt solches auf der Hand wohl untereinander, bestreicht darauf die Klinge hin und wieder Flecken- und flammenweise, dünn und dicker, damit, und lässt endlich alles an dem Feuer, oder an der Sonne trocken werden. Hierauf lässt man Vitriol in, Wasser auflösen, und streicht es darüber. Wo nun gar kein Kalk oder nur dünn hingekommen ist, da wird es schwarz, stark und schwach. Nach einer kleinen Weile wäscht man alles mit Wasser sauber ab, so ist das Damasciren oder Damasceniren geschehen. ... Einige erfordern auch noch zur Damaszener Arbeit das Aus- und Einlegen mit Gold und Silber. … Auf die bisher beschriebene Art wird nicht allein der Stahl damaszeniert, sondern auch von vielen deutschen und französischen Schwertfegern, Büchsenmachern, Schlossern, Sporern, Waffenschmieden, und anderen Eisen- und Stahlarbeitern, allerlei künstliche Arbeit an Degengefäßen, Flinten- und Pistolenläufen etc., wie auch ganze Kürasse und Harnische daraus gemacht.“

In der Geschichte „Das Schlachtschwert“ von Clauren aus dem Jahre 1827 wird erwähnt, dass Peter Simmelpuss, der Solinger, alle seine Klingen, welche die Türkenkriege gegen die Muselmänner mitgemacht haben, folgende Inschrift damasziert haben soll: „zu uns komme dein Reich“. Der Author benützt für die Beschreibung der Inschrifttechnik das Verb damasziert. Interessant ist auch, dass in dieser Geschichte die Klinge als weitere Inschrift den Namen John Law und die Ortschaft Edinburg mit der Datierung 1689 aufweist. Die Datierung 1689 nähert sich der erwähnten „Primär“-Quelle aus dem Jahre 1692.

Die Frage wie Peter Simmelpuss im Besitze einer Klinge aus schottischem Besitze kam und was diese mit dem Türkenkriege zu tun hatte, wurde wie folgt beantwortet: „Der Herr Vater dieses John Law war Messerschmied. Sie selbst hatten sich dieser löblichen Profession gewidmet und arbeiteten bereits als ehrsamer Geselle, und wahrscheinlich ist die Klinge des vielbesagten Schwertes das Werk eigener Kunst, was nachher Peter Simmelpuss zu Solingen, der für die Truppen gegen die Türken überhäufte Bestellungen, hatte und sich zu dem End, englische Schwert- und Säbelklingen kommen liess, bloss damasziert hat; daher die beiden Namen auf die Klinge gekommen sein mögen."

In Willi Kulke’s „Vergessene Handwerkstechniken der Solinger Schneidewarenindustrie“ aus dem Jahre 1998 finden sich unter dem Begriff „Damaszieren“ folgende Ausführungen: „Die Solinger Schwertschmiede ahmten bereits im 17. Jahrhundert Damaststahlklingen nach, indem sie auf gewöhnliche Stahlklingen Muster ätzten. Diese Damaszierung ist jedoch rein oberflächlich und sagt nichts über die Qualität der Klinge aus. Mit diesem Verfahren wurden auch Figuren, Arabesken, Jagdszenen, volkskundliche Abbildungen, sowie Aufschriften auf die Klingen geätzt und teilweise mit Gold ausgelegt.“


Punkt 4:

Nach dem 1. Viertel des 19. Jhd. wurde die Bestimmtheit der Aussage über die Erstnachahmung des Damaszener-Eisens durch Peter Simmelpuss durch den Wortzusatz „soll“ abgeschwächt. Nachstehend finden sich diesbezügliche Beispiele:

1830: „Der Erste, dem es gelang, soll Peter Simmelpuss … gewesen sein“ ;
1852: „... oder nachgemachter Damask soll in Deutschland von Peter Simmelpus oder Semmelmuss in Solingen zur Mitte des 17ten Jahrhunderts erfunden worden sein. Nach ihm hat man oft versucht, den Damaszenerstahl nachzumachen, aber alle Nachahmungen haben die Güte des Originals nie erreicht ... “;
1895: „Wir erwähnten hier nur, dass ein Peter Simmelpus oder Semmelmuss in Solingen im 17. Jahrhundert die unechte Damaszierung der Klingen erfunden haben soll.“

Möglicherweise kamen ab dem 2. Viertel des 19. Jhd. gewisse Zweifel über die Erst-Nachahmung des Türkischen Damaszener-Eisens durch Peter Simmelpuss auf. Wie bereits festgestellt sind die Quellenaussagen teils widersprüchlich und werfen Fragen auf. Die Existenz von Klingen oder anderer Objekte aus Damaszener-Eisen von Peter Simmelpuss konnte vielleicht schon damals nicht gefunden werden.

Ich Frage mich, ob nicht die beschriebenen Unsicherheiten zu den Simmelpuss-Sagen geführt haben. Insbesondere würden auch folgende Kernaussagen der Simmelpuss-Sagen diese Vermutung unterstützen:

1. Der Schmiede-Meister hatte sich schon damit gerühmt Damaszenerklingen herzustellen zu können, obwohl dies gar nicht stimmte.

2. Das Wissen über die Damaszenerstahl-Herstellung durfte erst die Nachfolger von Peter Simmelpuss anwenden und so gelangte Solingen erst später zu diesbezüglichen Ruhm.


Punkt 5:

Wie bereits in meinen ersten Beitrag erwähnt ergibt sich gewissen Überschneidungen bezüglich Abraham Krebs, welcher die Damast-Schneiderei wiedererfunden haben soll und Peter Simmelpuss. Gemäss einer Quelle aus dem Jahre 1857 soll ein Abraham Krebs die „Die Türkische Damast-Schneiderei", angeblich seit etwa einem Jahrhundert verloren gewesen, am zweiten Weihnachtstage 1632 wieder erfunden haben.

In einer weiteren Quelle aus dem Jahr 1861 findet sich folgende Aussage: „Allein man findet in den verschiedenen Waffensammlungen keine Solinger Damastklinge, die älter ist, als 1633. Einer der berühmtesten Klingenschmiedemeister, Abraham Krebs, erfand den sogenannten "Krebs" oder Solinger Damast am zweiten Weihnachtstage 1632, und von ihm erbte sich das Geheimnis der Bereitung durch Generationen fort.“

Rudolf Cronau führt mit dem Datum 1630 einen Abraham Krebs auf. Auch folgende Hinweise lassen den Schluss zu, dass dieser Abraham Krebs um 1632 existiert hat:

„Diese Marke wurde in der Regel vom Schwertschmied Johan Wilhelm Krebs (nachgewiesen seit 1680) benützt. Vermutlich wurde es von Abraham Krebs gebraucht, der in Solingen um 1630 aktiv war.“ - „Allein man findet in den verschiedenen Waffensammlungen keine Solinger Damastklinge, die älter ist, als 1633. Einer der berühmtesten Klingenschmiedemeister, Abraham Krebs, erfand den sogenannten "Krebs" oder Solinger Damast am zweiten Weihnachtstage 1632, und von ihm erbte sich dass Geheimnis der Bereitung durch Generationen fort.“

Wie schon in einem früheren Beitrag bemerkt, könnte es sich bei Abraham Krebs und seiner Türkischen Damast-Schneiderei möglicherweise nicht um die Nachahmung des orientalischen Damaszenerstahls, sondern um eine Art Verzierungstechnik gehandelt haben. Folgende Hinweise und Bezeichnungen stützten unter anderem diese Vermutung:

1730: Ein künstlicher Eisen-Schneider, war Anno 1630 zu Freystatt in Schlesien geboren, …, darauf entschlosse er sich das Schwerdfegen zu erlernen, welcher Intention gemäss er sich um Anno 1645 nach Nürnberg begäbe, und allda auf solches legte, und dann auch, da noch ein Kunst-Belieben sich bey ihm hervor thate, das Eisenschneiden exercirte, nachdem aber Leygebe verspühret, wie ihm in solcher Kunst ganz besondere Gaben angedeilich waren, so verliese er endlich die von ihm zu erst erwählte Proffession. und legte sich mit grosen Fleiss bloss auf das Eisenschneiden, darinnen er so vortrefflich reüssierte, dass man ihm billichst den Namen eines von den grössten Künstlern deswegen zuerkennen kundte.

1798:
Einige erfordern auch noch zur Damascener Arbeit das Aus- und Einlegen mit Gold und Silber. In dieser Absicht schneidet man mit einem Feilenmesser, womit man sonst die kleinen Feilen schneidet, die Figuren in das zu damaszenirende Eisen, und klopft hernach in das eingeschnittene einen Gold- und Silberdraht, arbeitet die Ränderchen der Ritze etwas über den Draht, verschneidet und vergleicht alles fein sauber; wiewohl man diese Arbeit auch durch Ätzen verrichten kann. Auf die bisher beschriebene Art wird nicht allein der Stahl damaszeniert, sondern auch von vielen deutschen und französischen Schwertfegern, Büchsenmachern, Schlossern, Sporern, Waffenschmieden, und anderen Eisen- und Stahlarbeitern, allerlei künstliche Arbeit an Degengefäßen, Flinten- und Pistolenläufen etc., wie auch ganze Kürasse und Harnische daraus gemacht.

1852: In Frankreich kam dieser Kunstzweig erst in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts zur allgemeinen Anwendung, … Nach Deutschland gelangte die Damaszierkunst wahrscheinlich gleichzeitig. Sie erhielt den Namen Tauschierkunst (Tausia) und man unterschied zwei Arten derselben, entsprechend dem früher geschilderten technischen Verfahren, nämlich die eingeschlagene Tauschierarbeit, wobei in die vertieften Linien das Gold- oder Silberplättchen eingeschlagen wurde, und die aufgeschlagene Tauschierarbeit, wobei der Grund fein geriffelt und sodann die Gold und Silberverzierung erhaben aufgetragen wurde.

1885: In Cronaus Abhandlung aus dem Jahre 1885 finden sich folgende Hinweise: „Die Klingen mit derartigen Sprüchen vermittelst Gravur oder Ätzung zu versehen, war die Aufgabe der Vergolder und Schwertfeger, welche neben den Kreuz- und Knopfschmieden an die geschmiedete Waffe die letzte Hand zu legen, ihr Glanz und ansehen zu verleihen hatten und also neben den Schmieden, Härtern und Schleifern grossen Anteil an dem Ruhme Solingens haben. … Es gelangten die hier einschlägigen Handfertigkeiten in Solingen zu hoher Blüte, und namentlich die auf uns gekommenen reicheren Schwertgriffe, Degengefässe und Dolchscheiden des 16. und 17. Jahrhunderts sind von so hoher Formschönheit, haben in Entwurf, Ausführung und Ornamentik einen so edlen Charakter, dass wir sie mit vollem Rechte als Kunstwerke bezeichnen dürfen.

1982: Auch im Zusammenhang mit Blankwaffen und der Bezeichnung Eisenschneiden bzw. –schnitt finden sich folgende Beschreibungen: „Rapier, Gefäss aus geschnittenem, gebläutem und vergoldetem Stahl, … um 1600 - …, Rapier, Gefäss aus geschnittenem Stahl, vergoldet und damasziert mit Gold und Silber, … Süddeutsch um 1600 - …, Rapier, Stahlgefäss vergoldet, graviert und geschnitten, Sächsisch (Dresden) um 1590, Rapier, Gefäss geschnitten und gebläutem Stahl, Sächsisch (Dresden) um 1590, …, Rapier Gefäs aus geschnittenem Stahl, Gotfrid Leigebe, Deutsch, um 1670, Gottfried Leygebe wurde 1668 als Münzenschneider an den Hof des kurfürsten von Brandenburg bestellt. Er spezialisierte sich in der Kunst des Eisenschneidens und schuf nicht nur Waffengefässe, sondern auch Statuetten in Eisen.

1998: Auch bei der spanischen Toledotechnik handelt es sich um ein Tauschiertechnik. Auf vorher aufgeraute Stahlflächen werden feine Golddrähte und ausgeschnittene Ornamentteile aus dünnem Stahlblech aufgehämmert und nachher mit feinen Punzen ziseliert. Der Stahlgrund wird schwarz oxidiert. In Solingen wurde diese Technik nachgeahmt. Weil die so hergestellten Messerhefte sehr teuer waren, ging man allerdings dazu über, die Ornamente in die Hefte zu ätzen und das Edelmetall anschliessend galvanisch aufzutragen. …


Ich bin Euch für Ergänzungen und Widerlegungen zu meinen Überlegungen, gestützt auf entsprechende Quellen bzw. Dokumente, dankbar.

Grüsse

R. Rechsteiner
alias Longbow64
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Fragen zu den Geschichte, um die ersten Solinger Damaszenerklingen

Hallo

Ergänzend möchte ich noch folgenden Hinweis aus dem „Vollständigen Lexikon aller Handlungen und Gewerbe, sowohl in Deutschland als, …“ aus dem Jahre 1741 nachführen, welcher auch dafür spricht, dass es sich bei der Musterungsart des Damaszener-Eisens von Peter Simmelpuss und des "Krebs-Damasts", eher um eine Damaszierung bzw. reine Oberflächendekorationstechnik gehandelt haben könnte:

„Damaszener Klingen, ist eine Art von Degen und Säbel, so von der Stadt Damasco in Syrien ihren Namen, haben. Man achtet sie ihrer vortrefflichen Härte wegen sehr hoch, und die Europäer können dergleichen Gewehr noch nicht nachmachen. Die rechten Damaszener Klingen riechen parfümiert, sind meistenteils flammig gearbeitet, und mit goldenen Figuren, die öfters wie Arabische Buchstaben seien, ausgelegt. …

Zu diesen unsern Zeiten macht man nicht allein Degen-Klingen, sondern ganze Harnische, Degen-Gefässe und dergleichen davon, und zwar auf folgende Manier, man schneidet mit einem Messer, mit welchem man sonst die kleinen Feilen schneidet, in das Eisen, so man damasquiniren will, klopft hierauf in das Eingeschnittene einen Gold- oder Silber-Draht, und arbeitet es ferner aus nach der Kunst.“


R. Rechsteiner
 
Weitere Überlegungen zur Geschichte um und zu den ersten Solinger Damaszenerklingen

Hallo

Da in den letzten 3 Wochen keinerlei Rückmeldungen eingegangen sind, bin ich mir nicht mehr sicher, ob im Messerforum Interesse an diesen geschichtlichen Überlegungen zum Thema der „Geschichten um und zu den ersten Solinger Damaszenerklingen“ besteht. Da mir bis anhin noch keine diesbezüglichen publizierte Aufsätze bekannt sind und das Thema aus historischer Sicht spannend ist, möchte ich meine diesbezüglichen Überlegungen vorerst im Messerforum weiterführen:

Punkt 1:

Ich bin der Meinung, dass mit der „Neuerfindung“ des Türkischen Damaszener-Eisens von Peter Simmelpuss nicht die Nachahmung von Schweissverbundstahl, sondern die des wahren Damaszenerstahls (Tiegelschmelzstahl) bzw. deren Güte (hauptsächlich Härte) gemeint war.

Aufgrund der Ausführungen in der „Primärquelle“ und dem historischen Kontext glaube ich aber nicht, dass Peter Simmelpuss eine Art von Tiegelschmelz-Musterstahl hergestellt hat. Gegen eine solche Annahme sprechen aber bis anhin sämtliche bekannten diesbezüglichen Quellen ab dem 18. Jhd. Auch, dass aus diesem Türkischen Damaszener-Eisen angeblich Läufe und schiessfeste Kürassen hergestellt wurden, scheint zumindest aufs Erste ebenfalls nicht für einen Tiegelschmelzstahl zu sprechen.

Die nachstehenden Hinweise verstärkten nochmals die Annahme, dass es sich bei Simmelpuss’s Türkischem Damaszener-Eisen primär um einen besonders harten Stahl und aufgrund der entsprechenden Güte, als dem „Türkischen ähnlich“ bezeichnet wurde. Eine Musterung wurde vermutlich ergänzend angebracht, um teils auch den äusseren Anschein einer wahren Damaszenerklinge zu geben.

1781: „Damaszierte Klingen, eine Art türkischer Degen- und Säbelklingen, … und wegen ihrer vortrefflichen Härte sehr hoch gehalten werden. Sie sind parfümiert, auch meistens teils flammig gearbeitet, und mit goldenen Figuren ausgelegt. Sie führen zum Zeichen einen halben Mond, oder auch Sonne, Mond und Sterne. Allein diesem Zeichen ist nicht zu trauen, denn die Klingen sind insgemein unter den Händen eines solingischen Klingenschmieds entstanden. Diese wissen ihren nachgemachten Klingen ein gewässertes Ansehen zu geben, wodurch sie unerfahrene hintergehen.“

1802: „In Solingen werden Klingen von allen Gattungen und Preisen verfertigt, wie jeder solche verlangt: einfach, geäzt, vergoldet, gebläut, ächt oder falsch damasziert, Eisenheuer (RiR: wahrscheinlich Eisenhauer gemeint), eben oder mit künstlich eingeschliffenen oder durchbrochenen Figuren (RiR: mögliche Tätigkeiten des Eisenschneiders). … Die Zahl der Kunstschleifer, welche die Figuren in die Klingen einschleifen sowohl, als der Schmiede, welche den ächten Damaszener Stoff in den Klingen anbringen, ist sehr klein.“

1809: „Die Solinger Klingen besitzen eine unnachahmliche Güte in ihrer Dauerhaftigkeit und Härtung. Man versteht in Solingen die Klingen dermassen zu härten, dass sie Eisen durchhauen können, ohne eine Scharte zu bekommen. Dergleichen Klingen nennt man Eisenhauer; sie sind nach Art der Türkischen gehärtet, werden aber nicht anders, als auf besondere Bestellung gemacht. - Übrigens sind die Solinger Klingen von allen Arten und Preisen; man hat sie einfach, geätzt und graviert, vergoldet, ächt und falsch damasziert u.s.w.“ (Bemerkung: Begriff damasziert, spricht eher für Oberflächendekoration)


Diesbezügliche Überlegungen:

Der Zusatz „ächter“ in diesem Zusammenhang, ist insofern unglücklich bzw. irreführend, da zu jener Zeit die Schweissverbundtechnik auch eine weitere Methode zur Nachahmung des wahren orientalischen Damaszenerstahls-Musters (Tiegelschmelz-Musterstahl) war. In Frankreich wurde deshalb damals, bereits über 2. Jahrzehnten, diese Art von Nachahmungstechnik als „Damas factice“ (nachgebildeter Damaszener, Attrappe) bezeichnet und den wahren Damaszener als „Damas naturel“ (natürlichen Damaszenerstahl).

Die Bezeichnung „Damaszener Stoff“ dürfte ebenfalls aus dem Französischen übernommen worden sein. Ein gängiges Ausgangsmaterial für die Herstellung von Blankwaffen war ein Schweissverbund aus Eisen- und Stahl, welcher in Frankreich mindestens schon im 1. Viertel des 18. Jhd. als „Étoffe“ (Stoff) genannt wurde. In einer Französischen Abhandlung des 3. Viertel des 18. Jhd. wurde eine Anleitung zur Nachahmung von Damaszenerklingen, mittels Verwendung von solchem Schweissverbundmaterial, erstmals im Detail beschrieben. Das entsprechende Produkt wurde als „Étoffe de Damas“ (Damaszener Stoff) bezeichnet. Meines Wissens wurde aber in Frankreich der Zusatz "ächt" nicht im Zusammenhang mit Damaszenerklingen-Nachahmungen angewendet. Der Zusatz "véritable" (ächt) wurde im Französischen für den wahren orientalischen Tiegelschmelz-Musterstahl bzw. -Klingen verwendet.

Ginge man davon aus, dass mit„Damaszener-Stoff anbringen“ wirklich die Herstellung von Schweissverbund-Musterstahl zur Nachahmung der wahren Damaszener-Klingen gemeint war, so wäre diese wohl eine der frühesten entsprechenden Quellen, welche erwähnt, dass in Solingen, wenn auch nur sehr selten, zu mindest Anfang des 19. Jhd. diese Nachahmungsmethode auch angewendet wurde.


Punkt 2:

Es ist bis anhin schwierig Bild-Quellen oder Klingen zu finden, welche die Herstellung von Solinger Schweissverbund-Musterklingen vor 1821 belegen. Gleich schwierig ist es, entsprechende Schriftliche Belege aus der Zeit vor dem 19. Jhd. zu finden. Für den Zeitraum von 1790 - 1800 sind mir bis anhin nur ein bis zwei Textstellen bekannt, welche sich möglicherweise auf die Herstellung von Schweissmusterklingen, als Nachahmung von orientalischen wahren Damaszenerklingen in Solingen beziehen. Für die Zeit vor 1790 sind mir noch keinerlei schriftliche Quellen bekannt, aus denen eindeutig hervorgeht, dass in Solingen bereits vorher Schweissverbund-Musterklingen hergestellt wurden.

Die nachstehenden Quellen könnten aber den entsprechenden Mangel an Hinweisen erklären. Diese gehen davon aus, dass vor dem 19. Jhd. in Solingen noch keine Scheissverbund-Musterklingen hergestellt wurden:

1922: „Das im Anfang des 19. Jh. in Solingen eingeführte Verfahren zur Erzeugung von Damaststahl, lehnt sich stark an das von Clouet an. ... Für die heutige Damaststahlerzeugung (1922) ist die wichtigste Frage die Rohstoffbeschaffung, da es in der Hauptsache die gleichen Werkstoffe wie beim Raffinierstahl sind, und zwar steirischer Holzkohlenstahl und Puddelstahl oder deutscher Spiegelstahl.“

1959: „Die Herstellung von Klingen aus künstlichem Damast wurde in Solingen erst zu Anfang des 19. Jh. eingeführt, wobei man sich weitgehend an Versuchte anlehnte, die Clouet kurz vorher in Mezières angestellt hatte. Clouet schweisste im Holzkohlenfeuer Stahl- und Eisenstäbe verschiedener Zusammensetzung zusammen erzeugten einen Verbundstahl...“


Der aktuelle Stand meiner Recherchen hinterlässt bis anhin den Eindruck, dass die Herstellung von Schweissverbund-Musterklingen, als Nachahmung der wahren Damaszenerklingen, frühestens Ende des. 18. Jhd. bzw. zu Beginn des 19. Jhd. in Solingen Einzug gehalten hat.


Richard Rechsteiner
 
AW: Weitere Überlegungen zur Geschichte um und zu den ersten Solinger Damaszenerkling

Der aktuelle Stand meiner Recherchen hinterlässt bis anhin den Eindruck, dass die Herstellung von Schweissverbund-Musterklingen, als Nachahmung der wahren Damaszenerklingen, frühestens Ende des. 18. Jhd. bzw. zu Beginn des 19. Jhd. in Solingen Einzug gehalten hat.

Wenn der "wahre" Damaszenerstahl in Wirklichkeit Wootz sein soll.........dann muß man aber mal erklären wieso die angebliche Nachahmung durch Schweißverbundstähle in völlig anderen Mustern ausgeführt wurde. Diese Muster bei den Schweißverbundklingen weisen meiner Meinung nach nicht im geringsten irgendeine Ähnlichkeit im Muster auf. .......was ja bei beiden , Schweißverbundstähle sowie eben Wootzstähle fast immer sichtbar gemacht worden ist. Zum Teil mit einem ehrheblichen Aufwand, eben um die dekorative Wirkung des gemusterten Stahles zu betonen.

Waren die Nachahmer so unwissend das Sie nicht wußten wie die Wootzmuster aussahen ?

Ich denke nicht.

Unserem Kulturkreis dürften Waffen aus Wootz sowie auch aus Schweißverbundstählen spätesten seid Anfang des 16 Jhd bekannt gewesen sein.
Stichwort : Die Expansionsbemühungen des Osmanischen Reiches Richtung Europa eben mit der ersten "türkischen" Belagerung der Stadt Wien 1526)

Die Zweite Belagerung von Wien welche 1683 von einer europäischen Allianz beendet wurde brachte dann auch mit der sogenannten "Türkenbeute" recht viele Waffen aus Wootz , in erster Linie Säbel aber auch Rüstungen in die verschiedensten Waffensammlungen in Europa.Das kann man auch heute noch in verschiedenen Museen besichtigen ( Heeresgeschichtliches Museum in Wien z.B.) Also von daher sollten genug Vorlagen aus Wootz da gewesen sein. Das gleiche gilt aber auch für die Waffen aus Schweißverbundstählen welche gerade bei Waffen aus dem osmanischen Reich ebenfalls recht zahlreich vorkommen.



Aber es ist schon recht bemerkenswert zu sehen das die historischen Quellen nicht ganz so einfach und eindeutig zu interpretieren sind.
Lobenswert ist auch das hier eine Recherche gemacht wird und keine plakativen Sprüche mit an den Haaren herbeigezogenen Begründungen gemacht werden.
 
Fragen zu und um die Geschichten der ersten Solinger Damaszenerklingen

Hallo

Vielen Dank für die Rückmeldung. Nachstehende werde ich versuchen, die durch Herrn Kraft aufgeworfenen Fragen, aus meiner Sicht zu beantworten:

Vorab möchte in anmerken, dass ich aufgrund der Quellenlage vom 15. bis 18. Jhd. davon ausgehe, dass die „Nachahmer“ unter dem Begriff Damaszenerstahl bzw.- klinge den Tiegelschmelzstahl bzw. Tiegelschmelz-Musterklingen meinten und deren Oberflächen-Musterung kannten.

Seit in schriftlichen Quellen des Mitteleuropäischen Raums, ab dem 2. Viertel des 15. Jhd. die Bezeichnung “Damas“ im Zusammenhang mit einer Stahl- bzw. Klingenart (hier ist nicht eine Oberflächenmusterungstechnik, Damaszieren gemeint) aufgeführt werden, darf angenommen werden, dass es sich bei dem Begriff Damaszenerstahl bzw. -klinge um die Beschreibung von Orientalischen Tiegelschmelz-Klingen handelt.

Auch schon bei der frühesten bekannten mitteleuropäischen Nachahmungsbeschreibung von Damaszenerklingen aus dem Ende des letzten Viertel des 16. Jhd. geht hervor, dass es sich mit grösster Wahrscheinlichkeit um die „Nachahmung“ von Tiegelschmelz-Musterstahl handelt.

Ab dieser ersten Nachahmungsbeschreibung mittels Ätztechnik bis zur ersten Nachahmungsanleitung mittels Schweissverbundtechnik aus dem Jahre 1771, habe ich bis anhin in verschiedensten Quellen nur die Erwähnung der Ätztechnik als Muster-Nachahmungsmethode gefunden. Somit wäre aufgrund der bisherigen Quellenauswertung denkbar, dass in einer ersten Phase zwischen 1589 bis 1770 faktisch ausschliesslich die Ätztechnik mit zusätzlichen Einlagearbeiten mit Gold oder Silberfäden (Damaszierung), als Nachahmungstechnik angewandt wurde.

In diesem Zusammenhang ist nochmals zu erwähnten, dass anscheinend zu dieser Zeit nicht die Nachahmung der Musterung, sondern die innere Güte bzw. Härte der wahren Damaszenerklingen primäres Ziel war.

Nach meiner Erfahrung, sollte man sich die Musterungen der Damaszenerklingen-Nachahmungen des letzen Viertel des 18. nicht in der Art vorstellen, wie wir uns dies von neuzeitlichen Schweissverbund-Musterklingen gewohnt sind. Die Musterungen neuzeitlicher Schweissverbund-Musterklingen weisen in der Regel symmetrische, regelmässig sich wiederholende Musterungen auf. Das Bild der Nachahmungs-Musterungen aus dem 18. Jhd. würden wir heute vermutlich als eine Art „Wilden Damast“ bezeichnen, wobei dieser Begriff nach meinem Wissen erst aus dem letzten Viertel des 19. Jhd. stammt.

Mit der ersten Anleitung zur Nachahmung des Damaszenerklingen mittels Schweissverbund-Mustertechnik, wurde versucht eine Nachahmungsmethode zu finden, bei welchem die Musterung auch nach dem wiederholten abschleifen, immer wieder hervorgebracht werden konnte. Dies war nämlich eine der unverkennbaren Eigenschaften der wahren Damaszenerklingen, welche bei den geätzten Nachahmungen fehlte.

Dass es mit der Schweissverbund-Mustertechnik nicht einfach war, die Musterung des natürlichen Damaszenerstahls nachzuahmen und diese Methode entsprechende Mängel aufwies, wurde bereits vor 220 Jahren bemängelt. Genau diese Kritik zeigt aber wiederum auf, dass man durch Schweissverbundtechnik versucht hat die Tiegelschmelz-Musterklingen nachzuahmen. Ab diesem Zeitpunkt wurden auch immer wieder Vorschläge unterbreitet, wie die Nachahmung mittels Schweissverbund-Mustertechnik angepasst und ergänzt werden könnte, damit die so erzeugte Musterung möglichst nahe dem natürlichen Damaszenerstahl entspricht.

Die Frage, welche sich nach wie vor stellt, ist wie nun aber die Berichte und Geschichten über Abraham Krebs und Peter Simmelpuss, als vermeintliche Erstnachahmer von Damaszener-Eisen bzw. Solinger Damast, zu interpretieren sind bzw. deren Wahrheitsgehalt nachgewiesen werden kann.

Grüsse

Richard Rechsteiner
 
Wo kommt denn der Begriff "Türkischer Damast" für Torsionsdamast her.
Kann der nicht auch gemeint sein?
 
Viele Prunkwaffen aus dem damaligen osmanischen Reich , also nicht nur Säbel sondern auch recht viele Feuerwaffen, haben einen Schweißverbundstahl der aus mehreren zuweil recht eng tordierten Stäben besteht. In der Mehrheit mindestens drei und mehr Stäbe nebeneinander. Derartige Muster werden dann als "türkischer Damast " bezeichnet. Wobei der Begriff "Türken" hier die damalige Bezeichnung der Volksstämme aus dem Herschaftsgebiet des Osmanischen Reiches darstellt.

Solche Schweißverbundstähle wurden im 16. / 17. Jhd kamen fast nur eben im Gebiet des damaligen osmanischen Reiches vor, bzw. viele Waffen der osmanischen Soldaten bestanden aus solchen recht auffälligen Mustern welche in restlichen Europa so nicht mehr bekannt waren. Somit wurde dann vermutlich der Begriff "Türkischer Damast " verwendet um eben diese Muster zu bezeichnen.
Ist aber auch nur jetzt mein Versuch den Begriff und die vermutliche Herkunft zu erklären.
Bei den Büchsenmachern des frühen 19. Jhd kommt auch hin und wieder die Bezeichnung " Damas Turc" bei Gewehrern und Pistolen vor welche eben einen Lauf aus einem Schweißverbundstahl haben der ein solches Muster hat. Der Begriff ist also nicht heute neu erfunden.


Ich bin aber nach wie vor nicht davon überzeugt das die frühen Solinger " Damaststahlklingen" einen Versuch darstellen den orientalischen Wootz zu imitieren. Im Klingenmuseum sind drei Klingen mit "wildem " Muster zu sehen welche aus dem frühen 18 Jh. stammen. Das Muster hat nichts mit Wootz und ihren möglichen Erscheinungen gemeinsam. Was aber schon eher vom Muster her hinkommen kann sind eben Klingen aus einem Schweißverbundstahl welcher eben aus Kohlenstoffarmen und kohlenstoffreichen Stahl besteht welche dann zu einem musterbildenden Verbundstahl verschweißt wurden. Zu der Zeit ( 16. 17.Jhd) gab es keine nenneneswerten Bestände an Waffen aus Verbundstahl dieser Art in unserem Kulturkreis.
Wohl aber auf dem Gebiet des damaligen osmanischen Reiches. Es ist durchaus denkbar das man sich in Solingen eben Gedanken gemacht hat wie man die schlechten nur aufgeätzten oder gravierten Muster im Stahl durch echten gemusterten Stahl ersetzen kann . Dazu muß man aber dann schon ein wenig üben und experimentieren . Gerade was die Mustersteuerung angeht. Auch das würde die Kritik an der mangelnden Ähnlichkeit im Muster des Stahls plausibel erklären.

Denke mal das sich noch jeder daran erinnern kann wie es war, als er das erste mal mustergechweißte Klingen mit Tordierungstechniken hergestellt, gesehen hat. Wie hat man den dass gemacht ? so oder so ähnlich dürfte sich die Frage wohl dargestellt haben. Mit ein wenig Experimenten kommt man dann schon drauf . Noch einfacher ist dann natürlich schon eine Erlärung zu lesen , am besten mit Bildern.
Hat man aber niemanden der einem was zeigen oder erklären kann .......... naja dann muß man das Rad eben neu erfinden.

Ist aber auch nur Spekulation welche ich jetzt hier nicht belegen kann.

In wieweit vieleicht eher die Verziehrungen der orientalischen Waffen sprich Vergoldungen und Tauschierungsarbeiten mit dem Begriff " damaszierten Klingen "etwas zu tun hat.............das ist da schon eher möglich.....meiner Meinung nach.
Das kann ich aber auch nicht mit historischen Dokumenten belegen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo zusammen,

ich habe noch einen Ansatz, um dem Thema vielleicht noch einen andern Blickwinkel hinzuzufügen.

Wenn ich mir "Damaststahlklingen" anschaue, erinnert mich das als in erster Linie an das Erscheinungsbild von Damast-Stoff.
Dieses Damast-Tuch, welches Ursprünglich aus Seide hergestellt wurde, ist einfarbig, glänzend und enthält eingewebte Muster, die geometrischer, floraler oder sogar figürlicher Art sein können.

Das Gewebe soll bereits lange im Westen hergestellt worden sein, bevor das Verfahren es im 16. Jhd. von Niederländern nach England gebracht wurde.
Außerdem soll das Tuch wegen seiner edlen Beschaffenheit der Oberschicht und besonderen Anlässen vorbehalten gewesen sein (vergl. "Das Ganze der Seiden-Manufactur" von George R. Porter / S. 248 / Verlag Basse / 1835).

Die Bezeichnung dieses Stoffs als "damasch" bzw. "damasc" existiert seit dem 14 Jhd. und hat wiederum - wie das französische "Damas" - ihren Ursprung in dem italienische "damasco" (vergl. "Wörte und Namen gleicher Herkunft uns Struktur" von Boris Paraschkewow / S. 64 / de Gruyter / 11-2004).

Die Hinweise, dass die Bezeichung Damast für eine kostbares Tuch mit eingewebtem Muster schon vor dem 16. Jhd. bekannt war und Damast als Bezeichung von Stahlprodukten mit einer (bestimmten?) Musterung erst im 16 Jhd. aufkam, lässt für mich den die Überlegung zu, dass mit Damast die Musterung des Stahls - sei es nun als Schweißverbundstahl oder in geätzter Form - in Anlehnung an das Damast-Tuch gemeint war.


Gruß
Gobann
 
1. Wo kommt denn der Begriff "Türkischer Damast" für Torsionsdamast her.
Kann der nicht auch gemeint sein?



Wie Herr Kraft bereits festgehalten hat, erscheint die Bezeichnung „Türkischer Damast“, im Zusammenhang mit Torsions-Schweissverbund für Gewehr- und Pistolenläufen, erst im 19. Jhd. Ich denke, dass es sich dabei um eine Art entsprechender Produktbezeichnung handelt.

Ich bin der Meinung, dass die Bezeichnung „Damas Turc“ in französischen Quellen bis Ende des 18. Jhd. nur für die Tiegelschmelz-Musterklingen des Osmanischen Reichs stand. Erst nachdem ab Ende des 18. Jhd. in Westeuropa, auch Schweissverbund-Musterläufen nach „orientalische Art“ gefertigt wurden, erscheinen in Quellen ab dem 19. Jhd. Produktebezeichnungen wie „Damascus barrels“, „Canon Damas“ und „Damas turc“ für Musterläufe auf Torsionsbasis. In deutschsprachigen Quellen ist mir die Produktebezeichnung „Türkischer Damast“ für Schweissmusterläufe bis anhin nicht vor dem 2. Viertel des 19. Jhd. begegnet.

Ausgehend bisheriger Quellenauswertungen vermute ich, dass im Deutschen dann die Produktebezeichnung „Türkischer Damast“ (Torsionsbasis) auch, in einem zweiten Schritt, für Torsions-Schweissverbund-Musterklingen übernommen wurde. Diese Produktebezeichnung findet sich in Solinger Blankwaffen-Katalogen Ende des 19. Jhd. bzw. Anfang des 20. Jhd.


2. Einsatz Schweissverbund-Technik bei Westeuropäischen Klingen des 16. und 17. Jhd.

„Zitat D. Kraft:
Was aber schon eher vom Muster her hinkommen kann, sind eben Klingen aus einem Schweißverbundstahl welcher eben aus Kohlenstoffarmen und kohlenstoffreichen Stahl besteht, welche dann zu einem musterbildenden Verbundstahl verschweisst wurden. Zu der Zeit (16. 17.Jhd) gab es keine nennenswerten Bestände an Waffen aus Verbundstahl dieser Art in unserem Kulturkreis.“

Ich bin mir nicht sicher, ob ich diese Aussage korrekt verstanden habe. Ist hier der Bestand von allfälligen Mitteleuropäischen Schweissverbund-Musterklingen, oder von Blankenwaffen-Klingen aus dem Schweissverbund verschiedener Eisen- bzw. Stahlqualitäten im 16. und 17. Jhd. zu verstehen?

Solle das Erste gemeint sein, bin ich der Meinung, dass bis anhin in unserem Kulturkreis, keinerlei eigentliche Schweissverbund-Musterklingen für das 16. und 17. Jhd. nachgewiesen wurden.

Sollte das Zweite gemeint sein, muss ich meine bisherige diesbezügliche Meinung überprüfen. Für Stichwaffen wie Rapiere, Degen sind z.B. mechanische Eigenschaften gefordert, welche eine gewisse Flexibilität bzw. Federwirkung aufweisen sollten. Aus diesem Grund ging ich bis anhin davon aus, dass auch im 16. und 17. Jhd. die Klingen entsprechende Schweissverbund-Aufbauten (wie z.B. laminarer Schweissverbund verschiedener Eisen- bzw. Stahlqualitäten) aufwiesen.

Auch der dazumal für Klingen verwendete Gerb- bzw. Raffinierstahl, stellt in sich selbst ein Schweissverbund dar, welcher bei entsprechender Oberflächenbehandlung zeichnet. Die "Sichtbarmachung" dieser ungewollten "Zeichnungen" war aber in unserem Kulturkreis kein Ziel. Wie alleine schon aus der Bezeichnung "Blankwaffen", "Armes blanches" hervorgeht, wurden die Klingen blank poliert.


3. Zitat D. Kraft: „Ich bin aber nach wie vor nicht davon überzeugt, dass die frühen Solinger " Damaststahlklingen" einen Versuch darstellen den orientalischen Wootz zu imitieren.

Aufgrund verschiedener schriftlichen Quellen über den wahren orientalischen Damaszenerstahl bzw. –klingen bis zum Ende des 17. Jhd., gehe ich davon aus, dass der Berichterstatter mit dem „türkischem Damaszener-Eisen“ von Peter Simmelpuss, die Nachahmung des wahren orientalischen Damaszenerstahl (Tiegelschmelz-Musterstahl) meinte. Auch die Ausführungen in der besagten „Primärquelle“ aus dem Jahre 1692 lassen diesen Schluss zu. Ob und wie diese Nachahmung wirklich erfolgt ist, bleibt weiterhin reine Spekulation.

Hierzu ist auch noch folgendes zu bemerken:

Seit mindestens 1680 finden sich u.a. folgende Übersetzungen für die Bezeichnung „fülad“: „ferrum Damascenum“, "Acier de Damas“ und „Damascenisch-Eisen“.

Aufgrund der Türkenbeute um 1683, darf angenommen werden, dass in Mitteleuropa die osmanischen Tiegelschmelz-Musterklingen, im Zeitpunkt der erwähnten Berichterstattung, relativ präsent waren.


Grüsse

Richard Rechsteiner
 
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Hallo

Könnte mir jemand den nachfolgenden Text betreffend Peter Simmelpus aus dem Jahre 1926 vom Niederländischen ins Deutsch übersetzen?

"Want euuwen later, toen het zwaard reeds lang zijn blangrijkheid als wapen verloren had, duikt in de 17e eeuw een zekere Peter Gimpelmus of Semmelmus in Solingen op, die de onechte damast gevonden moet hebben. Dat men toenmaals nog aan damastklingen dacht, wijst op oeroude, blijende traditie. Ook, dat men de echte, de gegoten damast wel wist te onderscheiden van de onechte, de gesmede damast. Veel is daarover niet te vinden en Gimpelmus blijft een onzekere, legendarische verschijning. Vele jaren later, in 1805 bericht het Handboek der uitvindingen van G. C. Benj. Busch, Eisenach 1805, III over Semmelmus en het Turksche damast, dat dit metaalpatroon regelmatig gevormd is en op Turksche letters gelijkt (?). Maar dan volgt over het echte damast, daarmee kan men een spijker van vingerdikte doorslaan, zonder dat het zwaard daaronder lijdt, eea proeve, die het nagemaakte damast niet doorstaan kan."

Ich danke Euch für die Hilfe.

Grüsse

Richard R.
 
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