Fragen zur Feldesse/Modifikation

S

steuernagel

Gast
Hallo Leute,
ich verfolge schon seit geraumer Zeit dieses Forum und bin begeistert, was die Qualität und Masse an Informationen zum Thema Schmieden angeht!
Nachdem ich mir jetzt endlich eine kleine Feldesse mit Schwungrad und Fußantrieb ersteigert und den ersten Schmiedeversuch unternommen habe, sind einige Fragen aufgetaucht. Ich hoffe, Ihr könnt mir helfen.

Das Gerät ist sehr alt und entsprechend verrostet und auch teilweise kaputt. Das Metallteil, was den Luftstrom von unten her verteilt (das runde Ding mit dem Luftauslass an den Seiten) ist nur noch zur Hälfte vorhanden. Wäre es da möglich, einfach eine Metallplatte mit Löchern stattdessen draufzulegen oder kann da was wegschmelzen?

Ich habe auch einen Sack Koks dazu bekommen und weiss jetzt nicht genau, woran man erkennt, ob die Kohle verbraucht ist. Kann man also für ein neues Feuer Teile der alten Kohle, die schon gebrannt hat, nutzen?

Und noch eine Frage: das Kohlebecken hat ungefähr eine Größe von 20x20 cm. Wieviel Kohle sollte ich da reinfüllen, bzw. wie hoch sollte ich sie häufen? Ich habe das Gefühl, dass das Eisen das letzte Mal nicht richtig heiss geworden ist. Also einen richtigen Haufen oder das Eisenteil lieber tiefer in die Glut stecken?

Ich freue mich auf Tipps! Und habt bitte Nachsicht, falls euch manches zu Simpel erscheint: einige Dinge werden in Büchern eben nicht so gut beschrieben ;-)
Viele Grüße,
Moritz Steuernagel
 
Abend steuernagel

Das mit der Metallplatte dürfte schon gehen solang die Löcher groß genug sind!Allerdings sollte die Platte schon mindestens 10 - 15 mm dick sein,dann besteht die Gefahr nicht das dir der Stahl verbrennt.

Das Koks verbrennt dir zu Schlacke und sammelt sich unten in der Feuerschüssel.(gibt dann meistens so nen Klumpen)Koks das schon mal gebrannt hat kannst du natürlich nochmal nehmen.Du solltest zum anheizen sowieso nur das ältere Koks nehmen (dann qualmt`s nich so) und das neue dann von der Seite ins Feuer einbringen.


Dein Haufen kann ruhig 10 -15 cm hoch sein, ansonsten würd ich sagen musst du einfach noch n bisschen mehr treten! :D

mfg bennet
 
Hallo steuernagel,

meine Esse ist selbst gebaut. Die Feuerschüssel war mal eine Bremstrommel und hält schon sehr lange ohne nennenswerten Abbrand.

Das beste wäre es, die beschädigten und diefehlenden Teile möglichst originalgetreu nach zu bauen. Die Esse wird dann wohl am besten funktionieren.

Mit einem Schneidbrenner oder einer Flex und dickem Blech sollte das kein Problem sein. Nimm irgendein mindestens 5mm dickes Blech vom Schrottplatz.



Wenn der Koks verbrennt bleibt Asche übrig, die zu Schlacke zusammenschmilzt. Diese klebt teilweise locker am Koks, teilweise fällt sie in die Schlackengrube (oder wie das heißt).

So gesehen wird der Koks nicht alt, er wird nur weniger, die Körner werden kleiner und verschwinden schließlich. Lege immer seitlich Koks nach, der vom Feuer vorgeheizt, entgast und getrocknet wird. Nasser Koks neigt durch verdampfendes Wasser zum knallen, was recht heftig sein kann.

Gebrauchter Koks, der von alleine ausgegangen ist, läßt sich oft besser entzünden als neuer Koks.

Alle paar Minuten musst du den Koks mit einem Feuerhaken etwas durchrühren, damit die anhaftende Schlacke abfällt und die Gebläseluft besser die Oberfläche erreicht.

Wenn du einige Minuten nicht aufs Gebäse trittst, kann dir der Koks ausgehen. Er glüht dann zwar noch leicht, brennt aber nicht mehr. Einige flugs eingelegte Stücke Holzkohle, die leicht wieder Feuer fangen, zünden mit ihrer Hitze dann auch den Koks wieder an.


Lege dein Werkstück immer so ein, dass mindestens zwei Lagen Koksstücke unter dem Stahl liegen und eine darüber. Die Luft streicht dann über mehrere Koksstücke, bevor sie auf das Werkstück trifft. Der Sauerstoff ist dann größtemteils aufgebraucht und richtet keinen zu großen Schaden mehr an. Bei 30mm Körnung sollten es demnach 60mm unter dem Werstück sein.

Ich habe das Gefühl, dass das Eisen das letzte Mal nicht richtig heiss geworden ist.

Die Temperatur kannst du anhand der Glühfarbe recht genau bestimmen. Feuerwehrrot wäre zum Beispiel etwa 800°C. Bei vielen Stählen ist das die untere Grenze der Schmiedetemperatur. Die Beurteilung der Glühfarbe klappt aber nur im Dunkeln zuverlässig. Daher seind Schmiedestätten meist abgedunkelt. Die Leuchtkraft des Feuers und des Werkstückes reicht aus.

MfG
newtoolsmith
 
Hallo,

ich habe meine Esse seinerzeit auch selber gebaut.

Vierkantrohre als Füsse, eine Platte aus 2mm Blech, Esseisen ebenfalls aus 2mm Blech. seitlich verstärkt mit Flacheisen und zwei U-Profile unter dem Ausschnitt für das Esseisen geschweisst, damit die doch sehr dünne Platte durch die Hitze nicht durchbiegt.

Dass Esseisen (Feuerschüssel) hat eine Breite von 200 mm, eine Länge von 350mm und eine Tiefe von 160mm. Anfänglich als Seitenwindfeuer, nun umgebaut auf Unterluft.

Als Ventilator dient ein altes Gebläse aus einer Waschmaschine, die Rohre sind alte Auspuffrohre.

Die Einblasstelle am Esseisen ist ein quardatisches Loch mit 53 x 53 mm, darauf habe ich ein 5mm dickes Blech gelegt, in das in 5mm Abständen 3,5mm Löcher gebohrt sind.

Ich habe die Esse seinerzeit einfach so "aus dem hohlen Bauch" heraus gebaut, hatte mich ein wenig an alte Erinnerungen aus meiner Schul- und Lehrzeit gestützt.

Die Materialstärken habe ich so gewählt, weil ich das Material für Lau bekam bzw. schon da hatte.

Die Bleche für die Platte und das Esseisen sind ein bisschen dünn, gehen aber durch die Verstärkung.
Das 5mm "Lochblech" über der Einblasstelle reicht aber vollkommen aus. weggebrannt ist mir da noch nichts. (Wird ja durch die Luft auch immer gut gekühlt.)

Ich fülle das Esseien komplett auf und habe oben drauf immer noch einen guten Haufen. Beim Anfeuern der Esse lege ich das Holz etwa auf Höhe der Oberkante des Esseisens, (evtl. leicht ins Esseisen eingegraben) so dass ich die meiste Glut recht weit oben habe.
Im Laufe eines Schmiedetages breitet sich die Glut recht weit bis nach unten in das Esseisen aus. Die Breite der Glut nimmt ungefähr die Maße des Esseisens an. (Wenn es breiter wird, lösche ich es am Rand ab)

Die Tiefe des Esseisen war für die Arbeit mit Fettnuss (Schmiedekohle) gut, da unten genügend Platz für die Schlacke ist.

Für die Arbeit mit Koks, (mache ich erst seit wenigen Tagen) könnte das Esseisen ruhig flacher sein. Ich werde mir evtl. noch eine Zwischenplatte machen um die Tiefe zu reduzieren. Mal sehen.

So gebaut läuft die Esse recht gut.
Der Koks wird beim Verbrennen kleiner und gibt eine gute Packlage, das Anzünden des "schon mal gebrannten" Koks geht wirklich leichter als ganz frischer Koks.

Mit diesem Koks als "Grundlage" erreiche ich nun problemlos Schweisstemteraturen. (Die Kinder freuen sich auch immer wieder über eine "Wunderkerze" aus Betonstahlresten :) )

Beim ersten Anfeuern mit Koks reichte die Temperatur zum Verbrennen des Stahls noch nicht ganz. Erst beim 2. Mal kam die "richtige" HItze.

Gekostet hat mich die Selbstbauesse 3,90 € für den Ventilator (1,- € e-Bucht + 2,90 Versand) sowie Kabel mit Stecker (Altbestand von irgend einem defekten Haushaltsgerät übrig geblieben). Als Schalter dient eine geschaltete Mehrfachsteckdosenleiste, die auf dem Boden liegt und mit dem Fuss bedient wird.

Geregelt wird die Luft, indem ich einfach (über einen kleinen Schieber) den Ansaugquerschnitt des Ventilators verringere.

Das ganze ist recht pragmatisch aufgebaut, klappt aber ganz gut.

Als ich dann irgendwann die Skizze für den Vorschlag der "Einfachesse" in Berglands Buch sah, erinnerte mich das irgendwie an meine Konstruktion und da war meine Selbstbauesse irgendwie bestätigt. ;)

Ein Tipp noch:
Wenn Du mit Kohle schmieden willst, brauchst Du unbedingt eine Absaugung über der Esse. Mit Koks klappt's notfalls auch bei offenem Fenster.

Ansonsten braucht man sich für den Bau oder die Modifikation einer Esse gar keine sooo großen Gedanken machen. Es klappt recht einfach.

Viele Grüße
Der Dorfschmied
 
Hallo zusammen!
Besten Dank für die wertvollen Tipps!
Wie es aussieht, muss ich also etwas mehr Kohle drauflegen und kräftiger treten, damit die Hölle in Fahrt kommt... Man ist ja doch recht viel am "strampeln" muss ich sagen. Ich hatte mal bei einem Profi-Schmied einen Nachmittag Nägel behauen und da hat sich das alles so einfach angefühlt :hmpf: : kurz das Eisen ins Feuer und zack war es heiss!
Na ja, mein Feuer ist klein aber dafür meins :)
Die Lochplatte werde ich mir demnächst zulegen, denn momentan fällt ständig Kohle in die Gebläsekammer (oder auf den Lederriemen), was nicht so ideal ist.
Einen Abzug hab ich keinen, da ich im Freien schmiede. Und mit dem Koks bin ich sehr zufrieden, kein Rauch etc. dafür eben etwas Probleme mit der Glühzone. Aber kommt Zeit kommt Erfahrung, das wird noch optimiert.
Ciao,
Moritz
 
Koks braucht mehr Luft als Kohle (zumindest bei mir ...)
Ausserdem lasse ich nach dem Auflegen des Koks auf das Holzfeuer die Esse mindestens ein viertel Stunde volle Pulle laufen.
Da wird das Strampeln zur Arbeit ...

Hast Du schon mal über einen elektrischen Ventilator nachgedacht ?

Viele Grüße
Der Dorfschmied
 
Einbau des Esseisens

Hallo Leute!

Ich hänge meine Frage hier einfach mal an...

Ich habe gestern eine alte Feldesse erstanden, mit der ein leider verstorbener Schmied aus unserem Dorf früher die halbe Gegend mit Geländern und Toren versorgt hat. Das Gerät ist in einem weitgehend sehr guten Zustand. Lediglich die "Tischplatte" ist rund um das Esseisen weggerostet, was vermutlich am Einfluss des Feuers und der Begleitstoffe liegt, da der Rest fast rostfrei geblieben ist.


Zu meiner Frage:

Das Esseisen war offenbar bei dieser Esse von unten an die Eisenplatte, die als "Tischplatte" fungierte, angeschraubt. Bei den Essen, die zum Beispiel Angele vertreibt, ist das Esseisen laut Fotos immer von oben in die Platte eingesetzt.
Ich habe den Verdacht, dass bei meiner Esse genau das der Fehler war und das relativ schwache Material der Platte den Belastungen durch Hitze und Begleitstoffe nicht gewachsen war, während das Esseisen selbst offenbar ziemlich unbeeindruckt war.

Da ich jetzt eine neue Eisenplatte (Baustahl aus einer kugelsicheren Schalterwand) einsetzen muss würde ich gerne wissen, ob es sich empfielt, das Esseisen von oben einzusetzen oder ob ich es wieder so anbringen sollte, wie es ursprünglich angebracht war.

Eine weitere Frage bezieht sich auf die Befestigung. Ist ein Anschrauben wirklich zu empfehlen oder sollte man das Esseisen wegen thermischer Ausdehnung besser elastisch "klemmen", um eventuelle Spannungen abzufangen?


Anfang nächster Woche sind dann die Flex und das Schweißgerät dran. Es würde mich freuen, wenn Eure Kompetenz in die Reparatur einfließen lassen könnte :super:
 
Hallo Goderich,

Bei meiner Esse Habe ich die Feuerschüßel auch von unten gegen die Platte geschraubt und zusätzlich noch einen Rahmen aus Vierkantstahl
(im Querschnitt 40 x 20 mm) dazwischen gesetzt. Also genauer gesagt den Rahmen habe ich unter die Platte geschweißt und die Feuerschüßel mit dem Rahmen verschraubt.
Das ganze hat den Vorteil, die Feuerschüßel ist dadurch drei cm tiefer geworden, und man hat oben keine störende Kante.

Gruß Lothar
 
Einbau des Esseisens

....Zu meiner Frage:

Das Esseisen war offenbar bei dieser Esse von unten an die Eisenplatte, die als "Tischplatte" fungierte, angeschraubt. Bei den Essen, die zum Beispiel Angele vertreibt, ist das Esseisen laut Fotos immer von oben in die Platte eingesetzt.
Ich habe den Verdacht, dass bei meiner Esse genau das der Fehler war und das relativ schwache Material der Platte den Belastungen durch Hitze und Begleitstoffe nicht gewachsen war, während das Esseisen selbst offenbar ziemlich unbeeindruckt war......
Da hat sich der alte Schmied mal Gedanken über ein altes Problem gemacht, bei der Lösung aber möglichweise ein etwas zu dünnes Blech verwendet. Drei bis vier Millimeter dürfen es schon sein, bei großen stationären Essen gern auch mehr.

Und wie vorher das Esseisen darunterschrauben, in eine Winkeleisenführung einschieben und verkeilen oder einen separaten Spannrahmen zum Anschrauben anfertigen. Dabei möglichst die Essentischplatte glatt halten, also ohne Schraubenköpfe oder Muttern!

Gruß

sanjuro
 
Danke für die Tipps!

Naja das Original hat so etwa 5 bis mehr mm gehabt aber es hatte auch einiges hinter sich. Ich weiß dass der Schmied, dem sie gehörte mit 55 in Rente gegangen ist und dann in seiner Rente in der Metallbranche, nur von Hand, gewerblich schmiedete. Er wurde 90 Jahre alt!

Also ist eine glatte Oberfläche vorzuziehen und klemmen ist besser als schrauben. Wird umgesetzt und dokumentiert! Danke!
 
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