Garn brauchbar??

Torsten Pohl

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Ich habe ne kleinere Spule (durchmesser 20cm:D) Garn von meinem Schuhmacher bekommen, war ein Geschenk weil ich seine Messer mal wieder gerichtet habe.
Damit näht er maschinell an Schuhen rum etc..
Da meine Erfahrung mit dem Ledernähen nicht so groß ist, stellt sich die Frage ob ich das nachträglich wachsen und verwenden kann (dache an Bienenwachs).
Stark genug scheint es zu sein allerdings nicht wie gewohnt ein Strang sondern 2 gezwirbelt oder wie das heißt!
Ich hab mal ne Testnaht gemacht fühlte sich beim nähen ganz gut an und sieht auch brauchbar aus, weiß aber nicht ob diese Kriterien aureichen!
Gibt es ein paar Punkte die ich beachten kann um die Qualität einzustufen??

Tschau Torsten

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Moin Torsten,

brauchbar!

Wachsen? Auch kein Problem:
Büchse in der passenden Größe mit Bienenwachs füllen, im Wasserbad schmelzen lassen, Rolle rein, drinlassen bis keine Blasen mehr aufsteigen, raus nehmen, abtropfen und abkühlen lassen... ....fertig!

PS: Ruf mich mal auf dem Handy an, die Nummer steht auf meiner HP


Freddie
 
Moin,

wenn dieses Garn für Schuhe geeignet ist, dann sollte es auch für Scheiden taugen.

Frage Deinen Schuhmacher mal nach Pech. Damit lässt sich Garn wasserfest impregnieren. Das damit behandelte Garn hieß früher, bei uns zumindest, Pechdraht. Das Pech gab es in Block-Form, sah von den Maßen her in etwa so aus wie ein Polierwachs-Block (nur schwarz;))

Das Garn wird nur mehrfach über den Pech-Block gezogen, geht sehr schnell.

Gruß
Olli
 
Joo, Pech wäre auch noch eine Idee, da aber der Pechdraht aus mehreren dünnen Kardeelen (so heißen die einzelnen vorgedrehten Fasern bei gedrehten Seilwaren) besteht, die aus verschiedenen Längen zusammengedreht werden und dabei mit dem Pech eingerieben werden, kann man die Herstellung deselben als sehr mühselig beschreiben. Beim Herstellen dieses Pechdrahtes ist zu beachten, daß die einzelnen Kardeele an den Enden gleichmäßig auf null auslaufen und gegeneinander versetzt zusammengedreht werden. Die "Ausdünnung" begründet sich in der Tatsache, daß man den "Pechdraht" früher in der Regel mit Borsten vom Wildschwein genäht hat. Durch den dünnen Anfang belastet man die Verbindung zur Borste nicht so sehr und der erste Teil des "Drahtes" geht problemlos so weit durch das vorgestochene Loch, daß man ihn auf der anderen Seite mit den Fingern greifen kann und so die Verbindung Draht - Borste nicht belastet.

Der Pechdraht kann aber nicht aufgehoben werden, da durch das Lagern das Pech sehr schnell austrocknet und der Draht "versprödet" und bei der kleinsten Belastung reißt. Somit müsste man sich jedes einzelne Stück Draht unmittelbar vor dem Nähen frisch anfertigen. Gut, es dauert nicht sehr lange, wenn man die Technik raus hat, braucht man für den Draht für eine normale Scheidengöße vielleicht 15 Minuten. Das am besten geeignete Material ist hier ein gutes Hanfgarn, das man heute fast garnicht mehr bekommt. Vor ein paar Jahren habe ich mal ein paar Knäuel bekommen, die ich hüte wie meinen Augapfel. Ich verwende dieses Material nur, wenn ich archäologisch authentische Stücke nachbaue, sonst nehme ich auch nur den mit Bienenwachs getränkten Zwirn, oder den heute allgemein üblichen Forellenfaden (das ist ein geflochtener Kunstfaserzwirn).

Durch das Einreiben des Zwirnes wird das Pech weich und bietet dadurch gute Gleiteigenschaften beim durch das Leder ziehen, nach dem Erkalten erhärtet es wieder und verklebt mit sich selbst. Macht man nun beim Nähen bei jedem einzelnen Stich im Leder einen einfachen Knoten, "verklebt" dieser im Leder und die Naht wird fast unzerstörbar. Selbst wenn ein einzelner Stich durchgeschnitten werden sollte, hält der mit Pech genähte Zwirn noch problemlos die Lagen aufeinander. Pechdrähte wurden früher (teilweise noch heute) bei handgenähten Schuhen verwendet um den Rahmen mit dem Oberleder zu vernähen und die Laufsohle mit dem Rahmen zu vernähen. Heute werden die einfachen Schuhe fast ausschließlich geklebt
Achso, bevor ich es vergesse, Pech gibt es in schwarz und gelb. Es ist eigentlich nichts anderes als mit Bienenwachs gekochtes Kiefernharz. Die schwarze Farbe hat man früher durch das Beimischen von Ruß erhalten. Leider ist es auch hier so, daß es, wie das spezielle Hanfgarn, fast nicht mehr gehandelt wird.

@ Torsten
Nachdem Du ja solch eine riesige Spule bekommen hast, ist die "Bienenwachstauchmethode" wohl die beste, billigste und praktikabelste Lösung. Den Rest von dem Bienenwachs kannst Du ja in kleine Formen gießen und dann zum Nachwachsen des Garnes während dem Nähen verwenden.


Freddie
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin,

Hui, ich bin sprachlos.....:eek:

Vieles, von dem, was Du geschrieben hast, hat mir vor vielen Jahren der Schuster meines Vertrauens erzählt (vor 20 Jahren!). Das passt schon. Sehr schön, dass dieses "alte" Wissen nicht verloren geht.

(ich persöhnlich stehe aber eher auf Zahnseide, Danke Herbert:super:)

Gruß
Olli
 
Alles klar Danke an alle :super::super:

dann kann ich ja den Rest meines Lebens damit arbeiten und mich über das Geschenk wirklich freuen.

Tschau Torsten
 
Mannomann, so stelle ich mir einen fachlich korrekten, Bericht vor.
Dankeschön:super:

Gruss unsel
 
.... Pech gibt es in schwarz und gelb. Es ist eigentlich nichts anderes als mit Bienenwachs gekochtes Kiefernharz. Die schwarze Farbe hat man früher durch das Beimischen von Ruß erhalten. Leider ist es auch hier so, daß es, wie das spezielle Hanfgarn, fast nicht mehr gehandelt wird....


Danke, einiges, von dem, was Du geschrieben hast, kannte ich schon (dank des Schuhmachers meines Vertrauens;)) aber DAS war mir neu.

Schön dass dieses "alte" Wissen nicht verloren geht und (hoffentlich) noch zur Anwendung kommt. (es muß nicht immer Kydex sein:steirer:)

Guß
Olli
 
So mal ein Versuch,
bin ja im Moment dank ner ergiebigen Grippe (seit fast 3Wochen)daran gehindert in die Werkstadt zu gehen, aber mein Hund muß trotzdem Gassi, also mal in den Stadtwald Kiefern suchen, und ganz besonders eine an der Harz klebt:D.
Naja sah wie ne Kiefer aus wird wohl auch eine sein (bin ich Botaniker??) ich hab dann ein Stückchen von dem Harz zusammen mit Bienenwachs (Verhälltniss so etwa 1:10) 2-3std im Wasserbad erwärmt (immer kurz vorm Kochen so das grad die ersten Blasen zu sehen sind.)
Und nacheinander 3 Portionen Garn a 5m jeweils für 10min darin eingetaucht bis ich das Gefühl hatte das es wirklich durchtränkt ist.
Mal sehen wie es sich verarbeiten lässt, wenn alles abgekühlt und halbwegs anfassbar ist.

Tschau Torsten

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Hallo Torsten,

wie hat sich bei dir denn das Harz aufgelöst? Ich hatte vor kurzem den Versuch gemacht, eine Mischung aus Leinöl, Bienenwachs und Kiefernharz zu erzeugen. Allerdings ist bei mir das Harz zwar weich geworden, hat sich aber nicht aufgelöst und mit dem Rest verbunden. Ich habe allerdings auch nur ca. 30 min. erhitzt.

Tschüß
Tobias
 
Ähem
war eigentlich recht unspektakulär einfach in das bereits geschmolzene Bienewachse rein und warten.
Das Harz war ziemlich frisch und noch klebrig und nach etwa 1-2std flüssig.

Tschau Torsten
 
Bei mir war das Harz schon älter. Sind Reste gewesen die ich an Bäumen gefunden habe, die früher mal angeritzt wurden, um Harz zu gewinnen. Vielleicht war aber auch das Leinöl das Problem. Werde es das nächste mal nur mit Wachs versuchen.

Tschüß
Tobias
 
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