Joo, Pech wäre auch noch eine Idee, da aber der Pechdraht aus mehreren dünnen Kardeelen (so heißen die einzelnen vorgedrehten Fasern bei gedrehten Seilwaren) besteht, die aus verschiedenen Längen zusammengedreht werden und dabei mit dem Pech eingerieben werden, kann man die Herstellung deselben als sehr mühselig beschreiben. Beim Herstellen dieses Pechdrahtes ist zu beachten, daß die einzelnen Kardeele an den Enden gleichmäßig auf null auslaufen und gegeneinander versetzt zusammengedreht werden. Die "Ausdünnung" begründet sich in der Tatsache, daß man den "Pechdraht" früher in der Regel mit Borsten vom Wildschwein genäht hat. Durch den dünnen Anfang belastet man die Verbindung zur Borste nicht so sehr und der erste Teil des "Drahtes" geht problemlos so weit durch das vorgestochene Loch, daß man ihn auf der anderen Seite mit den Fingern greifen kann und so die Verbindung Draht - Borste nicht belastet.
Der Pechdraht kann aber nicht aufgehoben werden, da durch das Lagern das Pech sehr schnell austrocknet und der Draht "versprödet" und bei der kleinsten Belastung reißt. Somit müsste man sich jedes einzelne Stück Draht unmittelbar vor dem Nähen frisch anfertigen. Gut, es dauert nicht sehr lange, wenn man die Technik raus hat, braucht man für den Draht für eine normale Scheidengöße vielleicht 15 Minuten. Das am besten geeignete Material ist hier ein gutes Hanfgarn, das man heute fast garnicht mehr bekommt. Vor ein paar Jahren habe ich mal ein paar Knäuel bekommen, die ich hüte wie meinen Augapfel. Ich verwende dieses Material nur, wenn ich archäologisch authentische Stücke nachbaue, sonst nehme ich auch nur den mit Bienenwachs getränkten Zwirn, oder den heute allgemein üblichen Forellenfaden (das ist ein geflochtener Kunstfaserzwirn).
Durch das Einreiben des Zwirnes wird das Pech weich und bietet dadurch gute Gleiteigenschaften beim durch das Leder ziehen, nach dem Erkalten erhärtet es wieder und verklebt mit sich selbst. Macht man nun beim Nähen bei jedem einzelnen Stich im Leder einen einfachen Knoten, "verklebt" dieser im Leder und die Naht wird fast unzerstörbar. Selbst wenn ein einzelner Stich durchgeschnitten werden sollte, hält der mit Pech genähte Zwirn noch problemlos die Lagen aufeinander. Pechdrähte wurden früher (teilweise noch heute) bei handgenähten Schuhen verwendet um den Rahmen mit dem Oberleder zu vernähen und die Laufsohle mit dem Rahmen zu vernähen. Heute werden die einfachen Schuhe fast ausschließlich geklebt
Achso, bevor ich es vergesse, Pech gibt es in schwarz und gelb. Es ist eigentlich nichts anderes als mit Bienenwachs gekochtes Kiefernharz. Die schwarze Farbe hat man früher durch das Beimischen von Ruß erhalten. Leider ist es auch hier so, daß es, wie das spezielle Hanfgarn, fast nicht mehr gehandelt wird.
@ Torsten
Nachdem Du ja solch eine riesige Spule bekommen hast, ist die "Bienenwachstauchmethode" wohl die beste, billigste und praktikabelste Lösung. Den Rest von dem Bienenwachs kannst Du ja in kleine Formen gießen und dann zum Nachwachsen des Garnes während dem Nähen verwenden.
Freddie