Gefühl beim Schleifen

h.g.trunnion

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Hallo,

ich möchte mal diese seltsame Frage aufwerfen: wie ist euer Gefühl beim Schleifen auf Banksteinen?

Zunächst meine Erfahrungen:
Ich schleife seit ca. 3 Jahren meine Küchenmesser (und nur darum geht es hier: Folder, Jagdmesser etc. kann ich nichts zu sagen) selbst auf Steinen.

Angefangen habe ich mit einem Arkansas hell Naturstein zum Schleifen und danach Feinschleifen / Abziehen auf einem großen blauen belgischen Brocken. Beides natürlich mit Wasser.

Die Ergebnisse waren durch die Bank recht gut, umso besser, als ich noch ein Leder mit Zinkchromatfarbe angestrichen habe und die Messer nach dem blauen Brocken darauf abziehe.
Aber so richtig befriedigt hat mich das Ergebnis nicht; und das Schleifen an sich fand ich echt nicht toll, weshalb ich es auch nicht allzu oft gemacht habe.

Dann habe ich mir vor gut einem Jahr einen Kombistein von Chroma angeschafft, 240/1000, und damit viel geschliffen.
Das Schleifgefühl fand ich subjektiv sehr viel besser, weil dies weiche jap. Wassersteine sind, die viel Schleifschlamm erzeugen und einem alleine darüber schon das Gefühl vermitteln, dass hier 'echt was passiert'.
Faktisch ist es so, dass ich damit auch weder schneller bin, noch ein besseres Ergebnis zustande gebracht habe.
Nur durch Schlußschliff auf dem blauen Brocken und Abziehen an meinem Leder kam ich wieder auf das bekannte Ergebnis.
Aber: das Schleifen an sich 'fühlte' sich halt 'schöner' an, als auf dem harten Arkansas, und daher habe ich öfter geschliffen.

Nach sehr guter telefonischer Beratung durch Herrn Schmid (Feine Werkzeuge) habe ich mir nun vergangene Woche einen Cerax 700 gekauft.
Der ist groß (207 x 73), was ich schon sehr schätze, hat weniger Abtrag als der Chroma, aber einen sehr feinen, geradezu vertrauenerweckenden Schleifschlamm, und vermittelt mir beim Schleifen geradezu ein sinnliches Vergnügen.

Wer mich jetzt für bekloppt hält: sei's drum.

Vermutlich habe ich hier einfach den zu mir passenden Stein gefunden.

Geht es anderen hier auch so? Dann sagt doch mal was zu euerer subjektiven 'Gefühlswelt' beim Schleifen mit verschiedenen Steinen.

BTW: die erzielte Schärfe auf dem doch recht groben 700er ist m. E. nicht nur ebenbürtig, sondern besser als mit dem 1000er Chroma.

Noch mache ich den 'Fertigschliff' auf dem blauen Brocken, aber nächsten Monat ist wahrscheinlich ein weiterer Cerax dran: gibt es von euch Empfehlungen, was ich da als nächste Eskalationsstufe nehmen soll? Erstmal noch nen 1000er oder gleich den 6000er?

Bin gespannt,

Norbert
 
Also mein Gefühl ist auch eher bescheiden bis beschissen.
Ich hab 3 Jap. Wassersteine, aber richtig gebacken krieg ichs damit auch nicht. Lust habe ich auch schon zum Teil verloren. Scharf krieg ich meine Küchenmesser zwar, aber richtig scharf auch nicht.
 
...
Ich hab 3 Jap. Wassersteine, aber richtig gebacken krieg ichs damit auch nicht.
Damit bist Du nicht allein. Es kann durchaus sein, dass man sich nicht nur auf eine Sorte Steine fokussieren sollte.
Manche Kombination von Stein und Stahl geht besser, als die andere, da hilft nur die optimale Kombination herauszufinden, und die Technik darauf abzustimmen und zu verbessern.

Ein Baumarktstein als das eine "Extrem" *kann* für hochlegierte Stähle u.U. bessere Ergebnisse bringen, als ein teurer Markenstein, das andere Extrem, umgekehrt gilt das entsprechend.
Ich besitze allerdings keine jap. Wassersteine, dafür andere der günstigen bis mittleren Preisklasse und habe diesen Eindruck bei Stechbeiteln, Küchenmessern und Eigenbauten (verschiedene Legierungen und unterschiedliche WB) gewonnen.

Von Firma Apex beispielsweise, werden die Abziehsteine für die jeweilige Stahlkategorie (legiert- hochlegiert) angeboten, leider sind sie meist eher klein und auf industrielle Anwendung bezogen, aber in diese Richtung würde ich meine Fühler mal ausstrecken, und ausprobieren.

Gruß Andreas
 
Hallo,

Manche Kombination von Stein und Stahl geht besser, als die andere, da hilft nur die optimale Kombination herauszufinden, und die Technik darauf abzustimmen und zu verbessern.

Genau. Ich möchte hinzufügen: man muß für sich selbst die richtige Kombination aus Stahl, Stein und (schleifendem) Mensch finden.

Wobei auf der Seite von Schmids Feine Werkzeuge eben extra darauf hingewiesen wird, dass manche, ansonsten bestimmt hervorragende japanische Wassersteine mit den hochlegierten Stählen von üblichen deutschen Kochmessern 'zuschlämmen' bzw. sich einfach zu schnell zusetzen.
Da ich mehr deutsche F.Dick Messer als Kohlenstoffstahl Herder und Japaner besitze, war das für mich ein wichtiges Kriterium.

Im Telefonat schließlich fragte mich Hr. Schmid einfach, ob ich ein besseres 'Gefühl' auf den harten Arkansas und blauer belg. Brocken oder auf meinen weichen Chroma-Wassersteinen hätte. Aufgrund meiner Antwort, dass ich auf den harten Steinen die Lust am Schleifen verlöre und wg. meiner mehrheitlich hochlegierten Messerstähle empfahl er mir den Cerax.
Wie ich geschildert habe, war das ein Volltreffer für mich.

@SaberRider: vielleicht hast Du einfach noch nicht 'Deinen' Stein gefunden.

Noch ein Wichtiges: die diversen Schleifanleitungen zum Schleifen auf Banksteinen können einen auch ganz schön durcheinander machen. Ich erwähne nur 'push - relax', oder 'acht-förmig', oder '70% auf links - 30% auf rechts (für Rechthandmesser)' usw. usw.; ich will den ganzen z. Tl. ja lieb gemeinten Kram nicht wiederholen.

Um zum Erfolg auf Banksteinen zu kommen, gibt es nur zwei Regeln:
1. halte Deinen Winkel ein
2. schleife so lange auf einer Seite, bis Du auf der gesamten Schneide einen Grat hast, dann erst die Seite wechseln.

Das erste ist reine Übungssache, das zweite ist unabdingbar zum Erfolg.

Wer zu früh die Seite wechselt, kann sich einen Wolf schleifen und wird doch immer nur ein zwar irgendwann scharfes, aber nie ein sauscharfes Messer kriegen. :super:

In diesem Sinne: scharfes WE,

Norbert
 
Moinsen ihrs

Bei den Wassersteinen, wurde mir angeraten, sollte man für die "harten" Stähle die weichesten Steine nehmen. Auch diese neuen ( eyysupper :eek: ) pulvermetalurgischen "Superstähle" werden auf den weichen Steinen superscharf. Oft haben die Systemschleifer da das Nachsehen.

Gefühle beim Schleifen? Habe letztens eine Klinge von Hohl auf Flachschliff umgearbeitet. Natürlich von Hand. Das hat schon fast was spirituelles :glgl: ( nie wieder! )

Ich hatte auch ein Lansky ( wer nicht?), habe das System aber nach kurzer Zeit verkauft und schleif seitdem nur noch mit den Banksteinen. Mag ja sein das es länger dauert und man sehr auf den Winkel aufpassen muss, aber Gefühlsmässig gibt es einem mehr auf einem Stein eine perfekte Schneide zu erreichen als mit sonem System das keinen Platz für eigne Vorstellungen läst :mad:

In diesem Sinne = Bankstein for ever :hehe:
 
Nochmal ich:

in meiner Eingangspost hatte ich auch nach Empfehlungen gefragt, ob ich nach dem 700er Cerax noch einen 1000er 'einschieben' sollte oder gleich den Fertigschliff/Abziehen auf einem 6000er machen kann?

Habt ihr da Erfahrungen?

Scharfes WE,

Norbert
 
h...nach dem 700er Cerax noch einen 1000er 'einschieben' sollte oder gleich den Fertigschliff/Abziehen auf einem 6000er machen kann?...
Ich würde den 1000er nehmen und wenn möglich noch einen 4000er (o.ä. ) dazwischen einsetzen. Allerdings hast du beim 1000er schon eine gute Gebrauchsschärfe der 6000er poliert eigentlich mehr. Ich habe einen Rasiermesserabziehstein und da ist die feinere Seite mit 4000er Körnung angegeben. Schärfer wie Rasiermesser geht wohl nicht / schlecht.

Es ist natürlich eine feine Sache wenn man sich in der Schneide spiegeln kann :)
 
hallo,

mein schleifgefuehl ist schon recht ausgepraegt,
denn ich mach das schon mehrere jahre mit wachsender begeisterung.
nachdem mir meine soehne einen schleifkurs geschenkt hatten,
gings richtig los.
ich arbeite mit wassersteinen mit folgender koernung:
220, 800, 1200, 4000 und dann zum poliern den 8000er.
ergebnis: von einem blatt papier feine streifen runterschneiden.

wichtig: die schleifsteine muessen immer plan abgerichtet werden.
der 220er auf der rueckseite einer granitfliese mit etwas wasser
und feinem sand, die anderen gegeneinander, grob schleift weich!

spass macht das ganze erst, wenn das messer beim kochen durch die
ware flutscht.
zum abziehen benutze ich einen keramikabzieher, da der stahlabzieher
bei meinen messern keinen feinen abrieb gibt.

bezugsquelle fuer kurs und steinen ist dick

weiterhin vel freude beim schleifen,

denn merke: nur ein scharfes werkzeug ist ein gutes werkzeug.:)
 
Erfahrungswerte bei verschiedensten Schleifaufgaben besagen, dass man von Körnung zu Körnung normalerweise den Faktor zwei nicht oder nur ausnahmsweise überschreiten sollte, um nicht "ewig" zu benötigen, die Riefen der vorhergehenden Körnung auszuschleifen. Faktor drei wäre auch oft noch akzeptabel, ist aber üblicherweise schon mit mehr (unnötiger) Arbeit verbunden. Bei Verwendung verschiedenARTIGER Schleif- und Poliermittel (also z.B. beim Umstieg von der letzten SiC4-Körnung auf feineres Cerox oder ähnlich) können auch Zwischenschritte mit nahezu gleicher Körnungsnummer nötig sein (hat was mit den Kristallformen der Schleifmittel zu zun).

Und last but not least: Warum sollte sich das Schärfen von Schneiden signifikat von anderen Schleifaufgaben unterscheiden? Mach also mit dieser Information, was Dir sinnvoll erscheint - ich würde beim Sprung von 700 oder 1000 zu 6000 auf jeden Fall einen Zwischenschritt etwa im 3000er Bereich einlegen - und vermutlich nach 3000 schon den lieben Gott einen guten Mann sein lassen...

-ZiLi-
 
Hi,

danke für die Rückmeldungen.

Ich habe mir das auch schon so gedacht und werde also zum 700er Cerax mir noch einen 1000er kaufen.
Dummerweise kommt dann im Angebot als nächster aber der 6000er und nichts dazwischen.

Andererseits will ich genau wg. des für mich und meine meisten Messer sehr angenehmen Schleifgefühls bei der Sorte Cerax bleiben (siehe oben im thread).

Vielleicht weiß ja jemand hier eine Bezugsquelle für 1200er und 3000er Ceraxe?

Da ich im normalen Küchengebrauch bislang keine groben Scharten ausschleifen mußte (und wenn, hätt ich ja immer noch den 240er Chroma in petto) wäre meine Wunsch-Crew:
700er für ziemlich runtergenudelte Messer
1200er für 'normales' Nachschärfen (also meistens!)
3000er für Nachschliff

Wobei ich für den letzten, den 3000er Schritt, auch wieder sehr gerne mit meinem blauen belg. Brocken (Bankstein) arbeite: bei dem stört mich das eher harte feeling überhaupt nicht und er erzeugt eine wunderbare Politur.

BTW: Meine Frau sammelt Mineralien und besitzt ein sehr gutes Mikroskop (leider ohne Kameraanschluß): da kann ich mir die Schleifschritte hervorragend anschauen, was Riefen, Schleifrichtungen und Winkel angeht. Macht Spaß.

Und die F.Dick zwischendurch mit dem Dickoron abgezogen: unterm Mikroskop sieht man ein hervorragendes Ergebnis!

Dann auf dem Leder mit ZinkChromatFarbe abgezogen: Spiegelnd. :super:

Kann jedem nur eine starke Lupe oder ein Mikroskop empfehlen, um die eigenen Schleifergebnisse mal von nahem zu sehen und nicht nur am Unterarm oder dem armen Gemüse zu spüren. ;-)

Freundliche Grüße, Norbert
 
Hallo Norbert,

Hallo,

ich möchte mal diese seltsame Frage aufwerfen: wie ist euer Gefühl beim Schleifen auf Banksteinen?

...und vermittelt mir beim Schleifen geradezu ein sinnliches Vergnügen.

Wer mich jetzt für bekloppt hält: sei's drum.

Geht es anderen hier auch so? Dann sagt doch mal was zu euerer subjektiven 'Gefühlswelt' beim Schleifen mit verschiedenen Steinen.

Norbert

Ich finde das Thema durchaus ok und gar nicht "bekloppt". Schleifen auf Schleifsteinen hat für mich was sinnliches, allein schon deshalb, weil es eine handwerkliche monotone Tätigkeit ist... und nach der ganzen Monotonie gibts Erfolg, nämlich SCHARFE MESSER. Mir ist dabei die absolute Schärfe gar nicht so wichtig, wessentlich ist vielmehr, dass das Messer schärfer ist als zuvor, und das gelingt immer! Wenn es dann (je nach Tagesverfassung, Mondstand usw..:) .) auch noch ein toller Schliff wird, dann freut es mich um so mehr! Zb wenn meine Frau (gelernte Köchin) sagt, das das Santuko diesmal ein Wahnsinn ist....

Für mich ist Messerschleifen eine entspannende Tätigkeit zb nach einem anstregendem Tag oder am Sonntagnachmittag im Garten. Und das von Dir genannte "Schleifgefühl" ist dabei sehr wichtig. Ich verwende auch einen Belgischen Brocken Blau und ziehe auf Leder (Wabbelscheiben-Paste und Petroleum) ab. Mit dem Schleifgefühl bin ich dabei durchaus zufrieden. Der BB produziert meines Achtens ausreichend Schleifpaste (immer wieder feucht machen) und bringt auch wirklich sichtbare Ergebnisse (allerdings werden meine Messer niemals wirklich stumpf, da ich ja gerne nachschleife). Und ich hab tagelang, ja oft wochenlang eine Freude mit der Arbeit, wenn ich mein EDC oder Opinel verwende und feststelle: Oh, das ist wirklich gut geworden.....

Vielleicht liegt es auch daran: Ich bin gelernter Geologe und arbeite daher gerne mit Natursteinen :D !

Kaneo

p.s. Ich starte übrigends gleich einen Thread über Aufnahmen vom BB im Rasterelektronenmikroskop
 
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