Gegossen oder geschmiedet??

Trapper75

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Hallo zusammen,

ich habe diesmal eine Frage, die nicht ganz zum Thema Messer passt.
Aber zumindest zum Bereich Material/Stahl. Habe es trotzdem vorerst mal in
"Allgemeines" eingestellt - bitte verschieben, falls notwendig. Danke.

Ich bin (neben meinem Messervirus) auch Sportschütze mit grüner
und (alter) gelber WBK. Schiesse da u. a. mit einem Smith & Wesson
Mod. 586-6" im Kaliber .357 Mag.

Nun möchte ich mit dem Westernschiessen nach BDS anfangen.
Hierzu benötigt man in der 1890er Klasse u. a. zwei Single Action
Revolver. Es gibt neben dem teuren Original von Colt unzählige
Klone, meist aus Italien, aber auch aus den USA.

Nun meine Frage:
Bis auf einen Hersteller fertigen meines Wissens alle anderen
Hersteller ihre Revolverrahmen aus gesenkgeschmiedeten Teilen.
Nur Ruger stellt seine Revolverrahmen aus Feinguss her.
Was ist eurer Meinung nach die, aus materialtechnischer Sicht,
"bessere", weil stabilere Bauweise - Guss od. Gesenk??
Die Meinungen in den Waffen-Foren gehen da ziemlich auseinander.
Wobei ich nicht weiß, wie gut sich diese "Fachleute"
mit Stahl auskennen. Da verlasse ich mich doch mehr auf Euch!

Vielen Dank im Voraus.

Gruß
Matthias
 
Zuletzt bearbeitet:
Geschmiedet ist sehr gut da die Kraftlinien des Stahls nicht unterbrochen werden. Aber wenn der Guss aus entsprechenden Stahl gemacht wurde und Lunker/Seikerungsfrei ist und eine anschließende Wärmebehandlung bekommen hat, dann ist er genauso gut, vielleicht sogar besser, da sich das Material in allen Richtungen gleich verhält.
Ist aber vorerst mal Theorie, denn was sie wirklich in der Praxis machen weiß man ja nicht.
Die Revolver aus Italien sind nicht schlecht, Preisgünstig und man bekommt schnell Ersatzteile. Aber natürlich gibt es bessere legt sich aber auch im Preis nieder. Bin schon eine weile draußen aus der Materie, kann also im mom keine verlässliche aussage machen...
 
Was ist eurer Meinung nach die, aus materialtechnischer Sicht,
"bessere", weil stabilere Bauweise - Guss od. Gesenk??

Ich weiß zwar nicht was so ein Relvolverrahmen auszuhalten hat, aber grundsätzlich kann man wohl sagen, dass geschmiedet besser ist. Zumindest was die Beastbarkeit angeht.
Der Vorteil liegt einfach darin, dass geschmiedetes Material im Gegensatz zu Guß noch eine Verformung erfährt, wodurch es einfach dichter wird. Kleine Hohlräume (Lunker), die im Guß einfach vorkommen können werden beim Schmieden verdichtet, verschweißt.
Schau dir einfach mal Sicherheitsbauteile im Fahrzeugbau an. Lenkhebel, Spurstangenhebel, fast alle Gesenkgeschmiedet !
Nicht um sonst wirbt die Deutsche Schmiedeindustrie mit : "Wenns sicher sein soll : Gesenkgeschmiedet"
Ein bisschen Werbung in eigener Sache muß auch mal sein. :super:

Gruß Klaus
 
Da Ruger im Vergleich zu den gesenkschmiedenden Konkurrenten üblicherweise deutlich höhrere Materialstärken verwendet, insb. bei belasteten Baugruppen wie z.B. Revolverrahmenbrücken, scheinen ja gesenkgeschiedete Teile etwas im Vorteil zu sein. Allerdings dürften die größeren Materialstärken das Ausgleichen, es ist ja auch nicht einfach irgendein Guß, sondern ein über jahrzehnte optimiertes Feingußverfahren.
Schient mir letztendlich eher eine Frage des Designs und Gewichtes zu sein. Ein etwas höheres Gewicht muß ja bei Magnum-Kalibern nicht unbedingt ein Nachteil sein ...
 
Auch wenn ich Klaus1602 als "alter CDP'ler" im Prinzip recht geben möchte, ganz so einfach ist es dann doch nicht. ;)

1.) Flugzeugturbinenschaufeln werden z.B. gegossen. Das sind sicherheitsrelevante Teile. :hehe:
Das Ergebnis hängt also stark von dem verwendeteten "Guß"-Verfahren, dem Werkstoff und was der "Hersteller" bereit ist dafür zu zahlen ab.

2.) Man kann durch Gießen Formen realisieren die beim Gesenkschmieden nicht möglich sind. Dies kann zur Gewichtsreduktion führen.

3.) Das mir dem "Faserverlauf" hat auch hier schon zu angeregten Diskusionen geführt. (Suche) In der USA gibt es seit einer solchen (unendlichen) Diskussion IHMO jetzt zwei verschiedene "Messermachervereine" :eek: (frei ins deutsche übersetzt ;) )
 
Also, ich meine:

Es ist technisch einfacher mit einer hohen Sicherheit ein Bauteil zu schmieden als es zu giessen. Das liegt einfach daren, dass beim Giessen immer die Gefahr von Lunkern oder Seigerungen besteht. Auch das Gefüge eines Umgeformten Stahls ist feiner als beim Guss, was zu höherer Zähigkeit bei gleichzeitig hoher Festigkeit führt. (Ich meine hier im allgemeinen, sicher gibt es Gegenbeispiele)

Es ist richtig, dass manche Turbinenschauflen für Flugzeuge gegossen werden. Allerdings muss man auch dazusagen, dass dabei ein 100% Röntgenkontrolle durchgeführt wird.

Kranharken mussen z.B. geschiedet werden.

Ich glaube, dass man mit beiden Verfahren einen sicheren Revolver herstellen kann. Die Verfahren müssen nur jeweils beherrscht werden. Auch beim schieden kann man was flasch machen. Da die von dir genannten Firmen schon läger im Geschäft sind, kann man ihnen wohl vertrauen.

Gruss
Matthias
 
@uuups
Hallo Kollege :)
1.) Flugzeugturbinenschaufeln werden z.B. gegossen. Das sind sicherheitsrelevante Teile.
Das Ergebnis hängt also stark von dem verwendeteten "Guß"-Verfahren, dem Werkstoff und was der "Hersteller" bereit ist dafür zu zahlen ab.

Aber auch nicht alle ! Ich kann mich noch schwach an meine Lehrzeit in Remscheid errinnern. Da haben wir aber auch diese Teilchen aus Inconel, Titan, und was es sonst noch so gibt ins Gesenk gekloppt.

Gruß Klaus
 
Hm, sicher ist die Turbine ein schönes Gebiet mit vielen interessanten Werkstoffen. Nur ist die Hauptforderung eine etwas andere als bei einem Revolver: Warmfestigkeit, Kriechbeständigkeit, ...
Je nach dem, welche Temperaturen das Bauteil abkönnen muss, wird eben das Material gewählt, das außerdem noch möglichst leicht ist (und evtl. billiger). IdR werden die Schaufeln gegossen, weil hier gleich die Kühlkanäle mit eingegossen werden können (beim Feinguß hat man ja ein Wachsmodell, das vom Formsand umgeben wird, was etwas komplexere Formen zuläßt als nur mit Ober- Unterkasten und ein paar Kernen). Wegen der besseren Kriechbeständigkeit stellt man die Schaufeln teilweise auch in gerichteter Erstarrung her (Stängelkristalle) oder gar als Einkristall (spätestens hier ist nix mit Schmieden). Lunker entstehen ja meist dann, wenn mehrere Erstarrungsfronten aufeinander treffen. Dies läßt isch dann verhindern, wenn man die Abkühlung genau steuern kann und man nicht in eine Form gießt, die 1500 °C kälter ist als die Schmelze.
Die Scheiben wiederum, wo die ganzen Schaufeln reingeschoben werden, sind oftmals geschmiedet: Einfachere Geometrie, geringere Temperatur, die ertragen werden muss, aber mindestens genau so sicherheitsrelevant...

Aber genug kluggesch...

Eigentlich wurde schon das Wichtigste zum Revolver gesagt: Funktionieren tut wohl beides: Was der eine mehr Nachbearbeiten muss ist dort der Guß teurer usw. Dass Gewicht auch ganz angenehm sein kann, wurde auch schon gesagt, auch wenn ich immer ganz dumm kucke, wenn mal mehr als 1 kg am Arm und mehr als 500 g am Zeigefinger zerren ;)
Geprüft wurden die Waffen ja wohl alle.

Gruß,
Daniel
 
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