gehärteten Erl zum Vernieten weichglühen?

Faramir

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Hallo erstmal an alle,

Ich lese ja jetzt schon seit einer Weile mit, und möchte mich jetzt mit einer Frage an euch richten.

Und zwar bin ich dabei, nach Bo Bergmanns Anleitung zwei Schwedenmesser zu bauen. Ich habe mich für industrielle Klingen von Kankaanpää (Kohlenstoffstahl) entschieden. Nun wird das ja mit der Vernietung am Griffende beim gehärteten Erl etwas schwierig. Desshalb habe ich mich gefragt, ob man nicht das Ende des Erls weichglühen könnte, um es besser bearbeiten zu können. Oder ist es besser, in den sauren Apfel zu Beißen, und auf dem gehärteten Stahl rumzuhämmern? Vorneweg, ich werde auf jeden Fall vernieten... ihr könnt mich nicht davon abbringen ;)

Wie würde ich denn das weichglühen machen? Die Klinge mit feuchtem Tuch schützen, und einfach die Erlspitze auf Kirschrot zum Glühen bringen und langsam abkühlen lassen (im Sandbad)?

Danke für eure Hilfe
 
Nun wenn Du unbedingt überflüssige Arbeit machen willst..

Dann stell die Klinge in eine Dose mit Wasser und heitz den Erl auf bis er dunkelrot glüht.

Dann ganz langsam mit der Flamme weggehen (Zeitlupe) und dann erkalten
lassen. Das ganze wird etwa 3-5 minunten dauern.

Prüfen mit der Feile.

Grüße Roman
 
Ist denn der Erl überhaupt hart? Schon mit der Feile geprüft?

Generell habe ich bisher bei solchen Aktionen (Vernieten) mehr kaputt gemacht als erreicht. Ich kürze der Erl, schleife Kerben hinein und verklebe ihn in einem Sackloch. Durch die Kerben bekommt man eine gute Verbindung. Vernieten gibt dazu etwas Probleme bei Schrumpfung.

Grüße

Gerhard
 
Faramir schrieb:
Vorneweg, ich werde auf jeden Fall vernieten... ihr könnt mich nicht davon abbringen ;)

GeHaWe, schön, wenn man seine gedanken schwarz auf ~hellblau~ sieht.

falls der erl durchgehärtet ist, was soll denn der/die niet/e bringen ?

grüsse ,..
 
Vernietung ist eigendlich nicht schlecht.
Wenn dann solltest Du aber eine Breite Zwinge aufsetzten und durch die eine Niete setzten ist finde ich die beste Lösung.

Frage mal die Klo Bürste nach einem Bohrer der hat solche mit denen kannst Du bis auf ca. 60 HRC Bohren wie Butter. :irre: :irre:
Ich habe es selbst nicht glauben wollen bis er es mir bewiesen hat, jetzt habe ich einen 4mm und einen 6mm Bohrer davon .

Grüße Andy
 
Du willst also traditionell?

weichglühen dürfte mit einem Gashartlötbrenner funktionieren.
Die Klinge kann man auch mit Kupferstücken vor der Hitze schützen. Zwei dickere Stücke links und rechts (z.B. per Schraubstock) drangepresst und dann das Ende erhitzen.

gruß,
torsten
 
navajo schrieb:
Vernietung ist eigendlich nicht schlecht.
Wenn dann solltest Du aber eine Breite Zwinge aufsetzten und durch die eine Niete setzten ist finde ich die beste Lösung.

warum die beste lösung ?

niete find ich ok, wenns optisch od. authentisch sein soll.

von der stabilität ist es im zeitalter der 2 komponentenkleber pillepalle.

@ Faramir, falls es nur um die optik geht, du kannst auch nur das griffmaterial für`n (blind)niet* bohren.

grüsse ,..
 
Zuletzt bearbeitet:
Haudegen schrieb:
warum die beste lösung ?

naja weil das halt meine Meinung ist und ich Genietete Griffe sowie mit und ohne Zwinge gesehen habe. Die mit Zwienge sahen schöner aus ,aber wie gesagt das ist nur meine Meinung.
Ich kenne jemanden der macht das so nimmt aber auch keinen Kleber.
 
Tja, das Vernieten. Klar, da hat Haudegen völlig Recht. Mit Kleber ist das pillepalle. Ich mag das aber schon. Und zwar mache ich gern einen Niet quer durch etwas hinter der Zwinge, durch das Griffmaterial und den Erl. Normalerweise ist der weich, hab ich bei C-Stahl Klingen eigentlich noch nie anders erlebt. Seitdem ich Bronze mal gesehen habe, finde ich Bronzenieten einfach nur schön. Hinten vernieten mach ich nicht, wenn ich schon weichglühe, dann mach ich ein Gewinde drauf, und schraube die Kappe fest, oder mach das verdeckt. Klar, authentisch ist das Vernieten hinten. Aber nicht sehr elegant. Ich würde auch ungern auf den Kleber verzichten als Füllmaterial für das Sackloch, ist einfach beruhigend, keine Hohlräume zu haben. Ich weiss, Navajo, dass das völlig ohne geht. Wenn man die Zwinge mit einem Niet versieht, und das ganze noch ein wenig auf Spannung setzt, dann hält das Bombenfest. Aber der Kleber macht einfach Höhlräume dicht, und das liebe ich daran.

Ich hab mal bei einem Hellemesser den Spalt an der Hornzwinge zwischen Klinge und Zwinge mit Starbond niedrigviskos gefüllt, und dabei gleich das Horn in allen Poren gefüllt und stabilisiert, danach überpoliert. Hat was. Vor allem das beruhigende Gefühl, dass kein Hohlraum zuviel ist.

Das mit dem hinten vernieten hab ich einmal gemacht bei einer großen Hippe, da hab ich einen neuen Lederscheibengriff gemacht, dann eine Metallplatte hinten aufgesteckt, das Erlende weichgemacht (ich finde den Wassertopftrick am besten. Garantiert nur 100°C), ein Gewinde draufgemacht, eine Mutter hintendrauf, nochmal weichgemacht das Ganze und dann verschlagen. Ist mir bei schlagenden Messern einfach eine echte Beruhigungspille.
 
Danke für die ganzen Hinweise und Tips!

Ich werde das in der Pfingstwoche mal ausprobieren. Da habe ich mit einem Kumpel eine "Schwedenmesserbauwoche" einberufen. Mal sehen, was wir so zustande bringen. Ich werde an der traditionelle Vernietung durch Flachschlagen des Erlendes auf eine Nietscheibe versuchen. Irgendwie mag ich einen etwas rustikaleren look an einem Gebrauchsmesser. Und wenn es zu unförmig wird, verstecke ich den Niet unter einem Hornstück.
Den Kleber werde ich zusätzlich zum Abdichten verwenden. Habe extra den UHU Endfest gewählt, um Zeit für die Vernietung zu haben.

Ich werde euch über Erfolg oder Mißerfolg in Kenntniss setzen.

Grüße Faramir
 
Zuletzt bearbeitet:
Faramir schrieb:
Danke für die ganzen Hinweise und Tips!


Den Kleber werde ich zusätzlich zum Abdichten verwenden. Habe extra den UHU Endfest gewählt, um Zeit für die Vernietung zu haben.

Da kann ich Dir mit bestem gewissen STABILIT von Pattex empfehlen.
Du Mischt das Pulver ( Härter ) Mit dem Kleber in einer der drei mitgelieferten Schalen und hast dann ca. 10 minuten zeit Deine Arbeit am Messer zu beenden. Nach ca. 25 Min kannst Du den Kleber beliebig bearbeiten.
Eigenschaften: Schleifbar, Fällt nicht zusammen,kein schrumpfen,Bis zu einem bestimmten hitze punkt standfest, polierbar , Mischbar mit schleifstaub jeder Art. Und Klebt alles was im Messerbau ( Spitzerltechnik ) gebraucht wird.
Wenn er ausgehärtet ist ist seine farbe mittelbraun bis hellbraun.

Geiles Zeug das verwende ich nurnoch.
Ist zwar nicht ganz billig ( ca 18 Euro ) Reicht aber für ca 8-10 Messer je nach Größe.
 
... nicht davon abbringen!

Hallo Faramir,
habe mich selbst vom Vernieten abgebracht.
Doch zuerst-Glückwunsch zur Kankaanpää-Klinge (da hast Du was gutes) und zu Deinem Schwedenmesserbauwochenende.
Hör´ auf Herbert!!
Auch ich habe mein Lehrgeld mit dem Vernieten bezahlt.
Was hast davon, die "billigste" Messerbauversion zu wählen?
1. Es sind das die einfachsten und kurzlebigsten Messer.
2. Anfällig (wie schon geschrieben) bei Griffmaterial-Schwund.
3. Die Gefahr, daß Du beim hämmern etwas zerstörst ist erheblich.

Mache die Angel weich, wie es die Forumfreunde beschrieben haben, drehe ein 3er oder 4er Gewinde drauf und verschraube nach dem kleben mit einer Messing-Kugelmutter und Du hast Deine Freude auch noch nach vielen Tagen an Deiner Super-Finnenklinge.
Ich wünsche Dir viel Erfolg.
Servus -Reinhold.
 
Reinhold Vögele schrieb:
...
3. Die Gefahr, daß Du beim hämmern etwas zerstörst ist erheblich.
...
Mache die Angel weich, wie es die Forumfreunde beschrieben haben, drehe ein 3er oder 4er Gewinde drauf und verschraube nach dem kleben mit einer Messing-Kugelmutter

Man muss nicht unbedingt den Niet verhämmern, es würde auch reichen, wenn der Stift relativ stramm durch Erl und Griff gesteckt wird, also ein besserer Haltestift.
Zum besseren Verbund mit dem Kleber wird der Stift je nach D an mehreren Stellen angerauht, evtl. gefeilt, damit der Kleber mehr Fläche bekommt.
Nachteil:
Die Bohrung muss genau durch Erl und Griff fluchten.

Die zweite Methode mit den Gewindeanschnitt am hinteren Erlende ist auch nicht schlecht, aber weichgegglüht werden muss dabei auch, es gibt kaum empfindlichere Werkzeuge, als Schneideisen und Gewindebohrer. Und der nächste Nachteil ist, dass das Erlende zusätzlich zum Weichglühen erst mal ziemlich rund gefeilt werden muss, um das Schneideisen nicht zu verkanten (= kleine Ausbrüche im Scheideisen), die Faustformel für ein sicheres Gewinde ist:

Mindestgewindelänge = Nenndurchmesser in Gewindegängen,
z.B. für M4 mindestens 4 volle Gewindegänge, damit die Verschraubung sicher hält.
Voller Gewindegang bedeutet, ohne Anschnittfase des Gewindebohrers/Schneideisens !

Hat Alles Vor- und Nachteile.

Alternative, aber aufwändiger:
Erl kürzen, glühen, kleines Loch bohren, eine Gewindestange schlitzen, mit SF690 an den Erl nieten, Gewinde am Griffende mit Überwurfmutter zugleich Abschlußkappe verschrauben und rund feilen.

Gruß Andreas
 
Zuletzt bearbeitet:
Bo Bergmann klebt und vernietet zusätzlich, wenigstens beschreibt er dieses so in seinen Büchern. Besonders bei sog. "Compositgriffen" ist das keineswegs schlecht, um die einzelnen Griffteile schön eng zusammenzufügen. Dazu wird vernietet, während der Kleber aushärtet.
Bei 5 Min. Kleber ist das ziemlich stressig.
Mit so einer Nietscheibe (gibt`s bei Brisa) sieht dieses keineswegs primitiv aus und ist einfach autentisch.
Allerdings ist das Vernieten, wie fast alle handwerklichen Tätigkeiten, eine Kunst, welche zudem noch spezielles Werkzeug erfordert. Ein Kugelhammer sei genannt, wer hat schon sowas im Keller?
Insgesamt gesehen kommt man auch ohne vernieten aus und hat zudem noch größere Freiheit in der Griffgestaltung.
Ausprobieren allerdings: das muß schon sein! Bleiben lassen kann man es immer noch.


Matthias.
 
klingler schrieb:
Lasst mich nicht in meiner Unwissenheit! :confused:

:glgl: - "SF 690" ist die Kurzbezeichnung für WIG-Schweißdrähte, bedeutet nicht mehr, als Rm 690N/mm², also Zugfestigkeit mind. 690N/mm² und ist rostfrei, ergibt harte Schweißnähte.
Gibts in verschiedenen Durchmessern von ganz dünn über 1/ 1,5/2mm in 1m Länge im Fachgeschäft einzeln zu kaufen, für dünne, platzsparende Vernietungen/Verstiftungen recht brauchbar, man kann damit auch Griffschalen direkt verstiften, weil Köpfe stauchen ist damit nich so ganz einfach.

Gruß Andreas
 
Ah, jetzt, ja...

ein Stück Schweissdraht als Niet.

Das heißt zusammengefasst: In den Gewindestahl einen Schlitz sägen, auf den (gekürzten) Erl schieben, ein Loch durch Gewindestahl und Erl bohren, Schweissdraht ins Loch, draufhauen, nicht die Finger erwischen und fest ist das Gewinde auf dem Erl - zumindest wenn über die Schraube eine Zugkraft aufgebracht wird.

Habe ich da richtig oder bin ich falsch?
 
Vernietung erfolgreich

So, das erste Messer ist nun Vernietet. Es hat ganz problemlos geklappt. Nach dem Weichglühen des Erls ließ sich dieser ohne größeren Aufwand mit dem Kugelhammer flachschlagen. Das ganze sieht meiner Meinung nach auch ganz gut aus, werde den Niet also nicht verstecken. Hat irgend jemand einen Tip, wie ich den Niet rostfrei halte? Einfach mit Zweikomponentenkleber bestreichen?

Gruß Faramir
 
Genauso wie die Klinge. Nach Gebrauch einölen. Den Nietkopf mit Harz zuschmieren wird sicher bescheiden aussehen. Wenn schon mit sichtbarem Nietkopf, dann mit allen Konsequenzen..............

Gruß Thomas
 
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