geschweißte Klinge vorm Härten spannungsarm glühen?

timr68

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Hallo Messermacher,

Vor kurzem hatte ich in Forum gefragt ob es problematisch seien könnte eine PM-Klinge
an einen rostfreien Monostahl zu schweißen.
Nun ist es vollbracht. Den Griff habe ich an die Klinge im WIG-Verfahren angeschweißt
und das kleine Küchenmesser ist bis auf das Finish fertig. Erstaunt war ich wie weich ungehärteter
Damastahl ist, lässt sich super bearbeiten.
Da die Angel und Klinge ziemlich dünn sind (1,6mm dick bei 200mm Länge) habe ich Bedenken, dass
sich beim Härten die Klinge verziehen kann oder sich Risse bilden, besonders im Bereich der geschweißten
Stelle. Dort werden sich ja die stärksten Spannungen aufgebaut haben, zumal es sich auch um zwei
unterschiedliche Stähle handelt.
Meine Überlegung ist, die Klinge spannungsarm zu Glühen, bevor ich sie härte oder Härten lasse.
Das weiß ich auch noch nicht ob ich selber härte oder einen Service in Anspruch nehme.
Mir steht ein Härteofen ohne Schutzatmosphäre zur Ferfügung, habe aber immer nur C-Stähle
problemlos gehärtet.
Da sich die Infos im Forum zum Härten recht unterscheiden was Öl und Lufthärten gerade bei
dünnen Klingen angeht, habe ich noch keine Entscheidung getroffen wie ich vorgehe.
Vieleicht kann der ein oder andere mir ja noch ein paar Tipps geben, zu folgenden Fragen.
Welche Temperatur zum Spannungsarmglühen und wie lange? Brauche ich Schutzatmosphäre oder
Härtefolie dafür?
Bei dieser dünnen Klingenform ist da besser Lufthärtung oder Ölhärtung geeignet.
Und was bringt mir eine anschließende Tiefkühlbehandlung und ist sie überhaupt nötig?

Ich habe natürlich das Forum danach schon durchforstet, aber z.T. unterschiedliche Angaben
gefunden. Würde mich also freuen einige hilfreiche Antworten od. Links zu bekommen die mir
weiterhelfen.

Gruß Messerfreund Tim
 
Das spannungsarm bringt nicht viel. Wenn du es richtig machen willst solltest du weich glühen. So um 700grd rum. Dunkelrot reicht.
Kurzfassung- Klinge auf den Rost , dunkelrot , mit Asche bedecken , bis nächsten Morgen drinne lassen.
Das reicht schon.
Gruss Fritz
 
Hallo Fritz.
Danke für die Antwort. Das hört sich einfach an. Da ich in Sachen Wärmebehandlung nicht viel
Erfahrung aufweisen kann, außer mal einen C-Stahl härten, tue ich mich jetzt beim RWL34/PMC 27
Damasteel etwas schweer. Mit der Suchfunktion habe ich auch nicht wirklich eine passende
Antwort zu meiner 1,6mm dünnen Klinge gefunden. Das Härten werde ich einem Profi überlassen der auch
TK durchführt. Ich möchte das optimale aus dem Stahl rausholen, ein zweites Messer (gleicher Stahl)
ist schon in Arbeit.
Nun zum Weichglühen. Dein Vorschlag wäre ja die schnellste Möglichkeit meine zwei Messer schnell für´s
Härten vorzubereiten. Habe aber Bedenken wegen Verzunderung und Entkohlung, etc.
Ist das begründet oder entspringt das nur meinem "Halbwissen".
Habe nun schon einiges über Wärmebehandelung gelesen, kratze aber immer noch theoretisch an der
Oberfläche, zumindest was rostfreie/ hochlegierte Stähle angeht.
Ich hätte noch einen elekrtonisch gesteuerten Ofen zur Verfügung den ich über einen Zeitraum von
8 h nutzen könnte. Bräuchte dann aber noch Angaben zu Temperaturen Halte- und Abkühlzeiten.
Kannst du mir da Angaben machen? Und sollte man die Klingen vor Luft schützen?
Danke und Gruß Tim
 
Habe aber Bedenken wegen Verzunderung und Entkohlung, etc.
Ist das begründet oder entspringt das nur meinem "Halbwissen".
...
Und sollte man die Klingen vor Luft schützen?

Vor Luft schützen ist immer gut, aber etwas umständlich im Hobbykeller. Du kannst z.B. die Klinge in ein Stahlrohr legen und dieses mit Holzkohlestaub auffüllen. Mit Lehm verschliessen, ein kleines Loch offen lassen, damit der Lehmpfropfen beim Erhitzen nicht herausschiesst. Das ganze Rohr mit der Klinge drin weichglühen ... Oder Härteschutzlack oder Härtefolie. Schutzgasatmosphäre wäre die industrielle Methode, das schaffst du privat kaum.

Generell ist zu Verzunderung bzw. Entkohlung zu sage, dass das chemische Vorgänge sind. Für diese gilt eine grobe Faustregel (innerhalb vernünftiger Grenzen): Pro 10 Grad mehr Temperatur doppelte Umwandlungsgeschwindigkeit. In der Praxis: Bei Rotglut bildet sich kaum Zunder, bei Weissglut sehr schnell und sehr viel. Deshalb ist Weichglühen bis zur Rotglut und dann Bedecken mit Asche ziemlich gut: Wenig Zunder und dann praktisch Luftabschluss beim Abkühlen.
 
Hallo Tim, bei holzkohle erfolgt wenig verzunderung und auch keine entkohlung.
Alle elektroöfen haben das Problem und auch gasessen.
Denk an die Schmiede im Mittelalter, die hatten nix anderes.
Unterhalb 700grd passiert ausser globularer einformung sehr wenig.
Beispiel.
Eine Kiste mit buntstiften , versuche mit der Hand hineinzukommen, senkrecht. Geht nicht , Widerstand.
Gleiche Kiste mit murmeln, problemloses hineingleiten.
Dieses Gefüge ist die beste Voraussetzung zum härten. (Kann es auch wissenschaftlicher)
Das erzielst du durch langsames abkühlen von 700grd, abdecken mit Asche. Bis früh vergessen.
Gruss Fritz.
 
Danke für die Antworten. Die Variante mit der Kohle/Asche oder Rohr, leuchten mir ein, oft ist das alt
bewährte nicht schlechter als moderne Methoden.
Ich bin mir unschlüssig wie ich vorgehe. Bei Damasteel oder dort wo man den Stahl kaufen kann bekommt man die
Informationen: Weichglühen 750 - 900 Grad C. Das finde ich ganz schön weit gegriffen.
Auch die Dauer der Abkühlzeit ist nicht angegeben.
Ich bräuchte die Temperatur auf den ich den Ofen am höchsten heitze 750 oder 900 Grad oder dazwischen???
Und die Zeit von der höchsten Temperatur bis zu dem Zeitpunkt wo ich die Klingen aus dem Ofen nehmen kann.

Habe zig Wärmebehandelungen über alle möglichen Stähle gelesen. Aber nichts konkretes für Damasteel.
RWL wäre das gleiche aber da gibts nur Härteangaben.

Also wäre es falsch so vorzugehen: Klingen mit der Kerze schwärzen und in Härtefolie eng einpacken.
Klingen auf den Rücken stellen Schneide zeigt nach oben. In den kalten ofen legen.
Ofen bis auf 800 Grad aufheizen. Etwa 5 min Temperatur halten, damit der Stahl die 800 Grad erreicht.
Dann ca. pro Stunde 50 Grad kälter werden. Dann wäre ich nach 8 Stunden auf 400 Grad.
Nach 12 Stunden auf 200 Grad. Klingen können entnommen werden.

So stelle ich mir das vor. Weiß es aber nicht wirklich, da mir die Erfahrung fehlt. Es wäre schön wenn sich jemand
meldet der sagt: Ja, genau so !! oder, nein ja nicht, bei Damasteel 850 Grad und nur 30 Grad pro Stunde runtergehen.
Und ab 300 Grad Klingen rausnehmen.

Ich möchte ja nur Versuch und Irrtum vermeiden.

Jetzt warten schon 2 Klingen die ich zum Härten versenden will. Aber erst wenn ich das Weichglühen durchgeführt
habe. Ich denke das ist vor dem Härten unerlässlich, wegen der Schweißung des Griffes.

Na dann, Gruß von Messerfreund Tim
 
<hallo <tim weichglühen max 720grd also dunkelrot. Halten auf Temperatur etwa 20 min. bei unseren Querschnitten brauchts mehr nicht.
Dann asche drauf oder Teil verbuddeln, bis mind 12 vergessen . Das wars.
Weichglühen ist der einfachste Prozeß beim härten. Auf Temperatur bringen , dann langsam abkühlen - Geduld , es zahlt sich aus.
Bearbeitbar super , Gefüge globular keine Spannungen mehr da.
Gruss Fritz
P. S. opfere ein wenig Holzkohle , sie macht keine Probleme. Gut bedecken.
 
Entschuldige war zu schnell. Mit Härteofen. Klinge einpacken dicht in Zeitungen. Härtefolie drumrum.
Ofen auf 720grd aufheizen max 750grd bei rostfreien. Klinge hinein , nicht mit hocheizen - unnötig , hochkant stellen.
Halten 20 min. Ofen aus und bis früh vergessen - reicht
 
Im Download-Bereich der Webseite von Damasteel stehen die Angaben zum Weichglühen.

Falls die Klingen mit dem angeschweißten Erl und an der Stelle nun hart, nicht nochmals weichgeglüht gehärtet werden und sich im Bereich der Schweißnaht ein Verzug einstellen sollte, kann dieser kontrolliert warm(Flamme) und vorsichtig dann immer noch gerichtet werden.

Mit freundlichen Grüßen
Markus
 
Supi danke. Sorry für meine Unsicherheit. Die Klingen haben viel Mühe bereitet
und der Stahl ist ja auch nicht gerade günstig. Ich möchte ungerne etwas versauen.
Heute Abend ist es soweit. Ich habe mich für die Stahlrohrvariante entschieden.
Kohlenstaub rein, mit Ton verschlossen, kl. Loch zum Druckausgleich.
Abends heitze ich die Holzkohle an, von unten nötigenfalls Luft zugeben, bis
dunkelkirschrot. Das ganze ist auf einer Lage Briketts gelagert und umlegt.
Wenn die Haltezeit um ist kommen noch drei Briketts drauf. So kann es die Nacht
durch runterglühen. Von den etwa 730 Grad hat es dann 14 Stunden Zeit bis
vielleicht auf 100 Grad runterzukühlen. Das sollte reichen. Ich werde berichten.
Eine Methode die seid 1000 Jahren angewand wird war mir dann doch sympatischer.
Außerden war die Härtefolie noch nicht da und ich bin ungeduldig.
Danke nochmals für die hilfreichen Tipps.
Messerfreund Tim
 
Heute mittag habe ich das Rohr aus der Asche geholt. Hatte noch so ca.200 Grad.
Die Klingen sind perfekt weichgeglüht. Die Bohrungen die ich noch zu machen hatte
gingen durch wie Butter. Da der Griff aus einem alten Küchenmesser war und ich
versucht hatte voher zu bohren, war der Unterschied extrem.
Also diese Methode ist genial. Wenn ich wieder etwas weichglühen muß, wede ich wieder
so vorgehen. Der Kohlenstaub schirmt die Oberfläche perfekt vor Luft ab.
Klar sie sind etwas dunkler geworden, aber einmal mit 240er Papier drüber und alles war
wieder Metallblank. Sind jetzt zum Härten + TK unterwegs.
Also Danke noch mal für die guten Hinweise.
Gruß Messerfreund Tim
 
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