[Nick]
Mitglied
- Beiträge
- 2.812
Howdy Fellas!
Der eine oder andere wird es vielleicht kennen, neben und nach dem Verlangen nach Highend-Stählen und Griffmaterialien, der Freude an ausgeklügelten Verschlussmechanismen, überkommt mich bei Zeiten der tiefe Wunsch nach der eleganten Einfachheit, dem Gefühl, ein Stück Tradition und Geschichte in der Hand zu halten. Klingt schmalzig, ist aber so, am ehesten vielleicht vergleichbar nach dem Appetit auf Omas Kohlrouladen…
Da ich ja ohnehin auf diesen „Großvater-Nimbus“ stehe, fand auch immer mal wieder ein klassisches Taschenmesser seinen Weg zu mir. Nach Olbertz, Böker, Hubertus und Case schielte ich immer häufiger zu Great Eastern Cutlery, die als recht junge Firma allerdings einen exzellenten Ruf haben, was die Verarbeitungsqualität angeht. Irgendwann war das Verlangen groß genug, und ein Drei-Klingen-Modell war die Folge…
Hintergrund
Great Eastern Cutlery (GEC) wurde erst 2006 durch Bill Howard und Ken Daniels (der viele Jahre bei Queen Cutlery beschäftigt war) gegründet, und hat sich der Herstellung tradidtioneller, amerikanischer Taschenmesser sowie einiger feststehender Messer verschrieben. Die Modelle basieren dabei größtenteils auf traditionellen Designs, wie sie in einer großen Vielzahl zu Beginn des 20. Jahrhundert hergestellt wurden.
Die Produktion findet ausschließlich in den USA statt, GEC ist in Titusville, Pennsylvania, beheimatet, in naher Nachbarschaft zu dem Ort Tidioute, der einst eine Hochburg amerikanischer Messerherstellung war.
GEC vertreibt seine Messer unter 3 verschiedenen Marken, wovon zwei Marken die Wiederbelebung alter, seit den 20er bzw. 30er Jahren des 20. Jahrhunderts, nicht mehr existierender Traditionsfirmen darstellten.
Unter Tidioute Cutlery (von denen es ursprünglich zwei Firmen gab, aus der einen ging dann der Hersteller KaBar hervor) wird die Linie vertrieben, die sich sehr stark an Originalen aus alten Zeiten orientieren. Als Klingenstahl wird ausschließlich 1095 Carbon Steel verwendet, die Griffmaterialien sind einheimische Hölzer, Knochen, und gefärbtes Acryl Acetat. Diese Messer stellen in etwa die Basis-Linie dar.
Unter Northfield UN-X-LD (ursprünglich in Conneticut bis 1926 beheimatet) werden Messer vertrieben, die sich durch sehr hochwertige Griffmaterialien (Edelhölzer, ausgesuchte Knochen und Geweih, Mammut etc.) sowie dekorierten Backen u.ä. auszeichnen. Hier erfolgt ebenfalls eine sehr strenge Orientierung an den alten Originalen, Klingen und Rückenfedern werden ausschließlich aus 1095 Carbon Steel hergestellt. Zudem werden bei jeder Linie einige ausgesuchte Stücke (ich meine gelesen zu haben, dass es nicht mehr als je 35 sind) mit Seriennummern versehen und sind damit auch bei Sammlern begehrt, wobei sie auch etwas mehr kosten als die unnummerierten Stücke.
Unter GEC selber werden einige Modelle unter der Verwendung von 440C Stahl produziert.
GEC vertreibt die unterschiedlichen Modelle durch Einteilung in „Pattern“, (=Muster, Linie) wobei die Modelle, die unter einer Pattern-Nummer zusammengefasst werden, auf einem identischen Griffdesign basieren, sich aber in Klingenanzahl und Ausgestaltung unterscheiden können. Ebenso erscheinen unter ein und derselben Pattern-Nummer beide Marken (Tidioute und Northfield), jeweils mit einer großen Vielfalt an Griffmaterialien, wobei es nahezu keine synthetisch hergestellten Griffmaterialien, wie man sie z.B. bei Case findet, gibt.
Nun zu meinem Messer. Ich wollte gerne ein Modell mit drei Klingen, und entschied mich sehr schnell für das „Calf-Roper“, das unter der Pattern Nummer #66 erscheint. Unter der gleichen Nummer gibt es zwei weitere Modelle, die jeweils nur zwei Klingen besitzen, zum einen den „Mink Skinner“ und das „Serpentine Jack“.
GEC Messer sind in Deutschland kaum zu bekommen (wie viele, traditionelle amerikanische Taschenmesser Case, Queen Cutlery etc.), in amerikanischen, verlässlichen Webshops findet sich eine sehr hohe Vielzahl. Preislich liegen diese circa zwischen 65 $ bis über 200 $, wobei die meisten Modelle recht erschwinglich sind, zumindest in den USA.
Lieferumfang
Alle GEC Taschenmesser werden in einer ungewöhnliche Pappröhre geliefert, wie man sie sonst von hochwertigen Spirituosen, insbesondere Single Malt, kennt. Auf dem vorderen Schild finden sich dabei Markenbezeichnung, Adresse der Firma etc., das hintere Schild gibt Auskunft über die Herkunft, bzw. das Finden des Griffmaterials.
Das Messer selber ist einem Wachspapier eingewickelt, zudem liegt ein per Hand unterschriebenes Zertifikat bei.
Größe/Materialien
Das Calf Roper besitzt folgende Maße:
Gesamtlänge: 15,6 cm
Länge geschlossen: 8,9 cm
Clippointklinge: 7 cm, 6cm davon scharf
Spearpoint Klinge: 5 cm, 4,5 cm davon scharf
Whancliff Klinge: 5 cm, 4,5 cm davon scharf
Griff: ausgesuchter Rinder Knochen
Gewicht: knapp 100 gramm
Stahl: 1095 Carbon Stell
Liner: Messing
Die Griffform ist leicht geschwungen, woher auch die Bezeichnung „Serpentine“ rührt.
Verarbeitung/Erscheinungsbild
Nahezu perfekt! Alle Klingen sitzen zentriert mit sauberem Anschliff, die Griffschalen sind absolut spaltfrei angepasst, Liner und Federn sitzen optimal.
Die Wharncliff Klinge hat ein minimales horizontales Spiel, die beiden anderen Klingen sitzen absolut spielfrei.
Auf der Klingenwurzel der Wharncliff Klinge ist eine Nummer eingraviert, welche jedes Messer besitzt.
Die ersten beiden Ziffern bezeichnen dabei die Pattern Number.
Die folgende Zahl steht für die Klingenform der Hauptklinge, die folgende für die Anzahl der Klingen.
Die letzten beiden Ziffern stehen für das Herstellungsjahr.
Die Backen sind dekoriert, auf der einen Backe befindet sich die Seriennummer.
Das Messer besitzt trotz dieser sehr genauen Verarbeitung einen rustikalen Charme, bedingt durch das wunderschöne Griffmaterial und die Griffniete, denen man die Bearbeitungsspuren ansieht, welche aber ebenfalls perfekt sitzen.
Die Griffschalen unterscheiden sich farblich, während die eine Seite mich an dunkleres Elfenbein erinnert (mit feinen Rissen, natürlich stabilisiert), hat die andere Seite einen Farbton, den ich mit Karamell assoziiere. Manch einer erwartet ja möglicht identische Griffschalen, ich finde gerade diese Unterschiedlichkeit wunderschön.
Gebrauch
Das Messer hat mich auch wegen der Größe angesprochen, mit dem Maßen, die nahe am klassischen SAK liegen, lässt es sich wunderbar in der Hosentasche (bei mir in der Uhrentasche) tragen.
Durch sein anständiges Gewicht liegt es satt in der Hand, der Griff schmiegt sich gut an.
Die Federn sind stärker als bei einem SAK und lassen die Klingen mit einem befriedigenden „Klack“ einrasten, beim schließen schlagen die Klingen nicht an.
Der Stahl lässt sich sehr leicht auf hohe Schärfe bringen, und hält diese recht gut. Auch nach einigem Schnitzen können noch Haare gerupft werden.
Dem 1095 kann man naturgemäß beim rosten zusehen, es bildet sich aber recht schnell eine Patina, und auch ständiges Tragen in der Tasche im Sommer hat zu keiner größeren Rostbildung geführt, obwohl ich das Messer eher spartanisch pflege.
Die große Clippoint Klinge bietet sich vor allem beim Schneiden von Obst u.ä. an, die beiden kleinen Klingen eignen sich super fürs Schnitzen. Vor allem die kleine Spearpoint Klinge hat es mir angetan.
Etwas störend beim längeren Gebrauch wirkt sich die im geschlossenen Zustand recht weit herausstehende Wharncliff Klinge aus, die auch mal unangenehm in die Hand drücken kann.
Fazit
Ich habe diese Messer jetzt seit drei Monaten ständig bei mir, und erfreue mich immer noch sehr daran. Dabei ist es meist noch nicht mal das Messer, was ich am häufigsten benutze, aber immer sehr gern anschaue und in die Hand nehme.
Von mir eine klare Empfehlung, ich reite jetzt weiter, dem Sonnenuntergang entgegen…
Der eine oder andere wird es vielleicht kennen, neben und nach dem Verlangen nach Highend-Stählen und Griffmaterialien, der Freude an ausgeklügelten Verschlussmechanismen, überkommt mich bei Zeiten der tiefe Wunsch nach der eleganten Einfachheit, dem Gefühl, ein Stück Tradition und Geschichte in der Hand zu halten. Klingt schmalzig, ist aber so, am ehesten vielleicht vergleichbar nach dem Appetit auf Omas Kohlrouladen…
Da ich ja ohnehin auf diesen „Großvater-Nimbus“ stehe, fand auch immer mal wieder ein klassisches Taschenmesser seinen Weg zu mir. Nach Olbertz, Böker, Hubertus und Case schielte ich immer häufiger zu Great Eastern Cutlery, die als recht junge Firma allerdings einen exzellenten Ruf haben, was die Verarbeitungsqualität angeht. Irgendwann war das Verlangen groß genug, und ein Drei-Klingen-Modell war die Folge…
Hintergrund
Great Eastern Cutlery (GEC) wurde erst 2006 durch Bill Howard und Ken Daniels (der viele Jahre bei Queen Cutlery beschäftigt war) gegründet, und hat sich der Herstellung tradidtioneller, amerikanischer Taschenmesser sowie einiger feststehender Messer verschrieben. Die Modelle basieren dabei größtenteils auf traditionellen Designs, wie sie in einer großen Vielzahl zu Beginn des 20. Jahrhundert hergestellt wurden.
Die Produktion findet ausschließlich in den USA statt, GEC ist in Titusville, Pennsylvania, beheimatet, in naher Nachbarschaft zu dem Ort Tidioute, der einst eine Hochburg amerikanischer Messerherstellung war.
GEC vertreibt seine Messer unter 3 verschiedenen Marken, wovon zwei Marken die Wiederbelebung alter, seit den 20er bzw. 30er Jahren des 20. Jahrhunderts, nicht mehr existierender Traditionsfirmen darstellten.
Unter Tidioute Cutlery (von denen es ursprünglich zwei Firmen gab, aus der einen ging dann der Hersteller KaBar hervor) wird die Linie vertrieben, die sich sehr stark an Originalen aus alten Zeiten orientieren. Als Klingenstahl wird ausschließlich 1095 Carbon Steel verwendet, die Griffmaterialien sind einheimische Hölzer, Knochen, und gefärbtes Acryl Acetat. Diese Messer stellen in etwa die Basis-Linie dar.
Unter Northfield UN-X-LD (ursprünglich in Conneticut bis 1926 beheimatet) werden Messer vertrieben, die sich durch sehr hochwertige Griffmaterialien (Edelhölzer, ausgesuchte Knochen und Geweih, Mammut etc.) sowie dekorierten Backen u.ä. auszeichnen. Hier erfolgt ebenfalls eine sehr strenge Orientierung an den alten Originalen, Klingen und Rückenfedern werden ausschließlich aus 1095 Carbon Steel hergestellt. Zudem werden bei jeder Linie einige ausgesuchte Stücke (ich meine gelesen zu haben, dass es nicht mehr als je 35 sind) mit Seriennummern versehen und sind damit auch bei Sammlern begehrt, wobei sie auch etwas mehr kosten als die unnummerierten Stücke.
Unter GEC selber werden einige Modelle unter der Verwendung von 440C Stahl produziert.
GEC vertreibt die unterschiedlichen Modelle durch Einteilung in „Pattern“, (=Muster, Linie) wobei die Modelle, die unter einer Pattern-Nummer zusammengefasst werden, auf einem identischen Griffdesign basieren, sich aber in Klingenanzahl und Ausgestaltung unterscheiden können. Ebenso erscheinen unter ein und derselben Pattern-Nummer beide Marken (Tidioute und Northfield), jeweils mit einer großen Vielfalt an Griffmaterialien, wobei es nahezu keine synthetisch hergestellten Griffmaterialien, wie man sie z.B. bei Case findet, gibt.
Nun zu meinem Messer. Ich wollte gerne ein Modell mit drei Klingen, und entschied mich sehr schnell für das „Calf-Roper“, das unter der Pattern Nummer #66 erscheint. Unter der gleichen Nummer gibt es zwei weitere Modelle, die jeweils nur zwei Klingen besitzen, zum einen den „Mink Skinner“ und das „Serpentine Jack“.
GEC Messer sind in Deutschland kaum zu bekommen (wie viele, traditionelle amerikanische Taschenmesser Case, Queen Cutlery etc.), in amerikanischen, verlässlichen Webshops findet sich eine sehr hohe Vielzahl. Preislich liegen diese circa zwischen 65 $ bis über 200 $, wobei die meisten Modelle recht erschwinglich sind, zumindest in den USA.
Lieferumfang
Alle GEC Taschenmesser werden in einer ungewöhnliche Pappröhre geliefert, wie man sie sonst von hochwertigen Spirituosen, insbesondere Single Malt, kennt. Auf dem vorderen Schild finden sich dabei Markenbezeichnung, Adresse der Firma etc., das hintere Schild gibt Auskunft über die Herkunft, bzw. das Finden des Griffmaterials.
Das Messer selber ist einem Wachspapier eingewickelt, zudem liegt ein per Hand unterschriebenes Zertifikat bei.
Größe/Materialien
Das Calf Roper besitzt folgende Maße:
Gesamtlänge: 15,6 cm
Länge geschlossen: 8,9 cm
Clippointklinge: 7 cm, 6cm davon scharf
Spearpoint Klinge: 5 cm, 4,5 cm davon scharf
Whancliff Klinge: 5 cm, 4,5 cm davon scharf
Griff: ausgesuchter Rinder Knochen
Gewicht: knapp 100 gramm
Stahl: 1095 Carbon Stell
Liner: Messing
Die Griffform ist leicht geschwungen, woher auch die Bezeichnung „Serpentine“ rührt.
Verarbeitung/Erscheinungsbild
Nahezu perfekt! Alle Klingen sitzen zentriert mit sauberem Anschliff, die Griffschalen sind absolut spaltfrei angepasst, Liner und Federn sitzen optimal.
Die Wharncliff Klinge hat ein minimales horizontales Spiel, die beiden anderen Klingen sitzen absolut spielfrei.
Auf der Klingenwurzel der Wharncliff Klinge ist eine Nummer eingraviert, welche jedes Messer besitzt.
Die ersten beiden Ziffern bezeichnen dabei die Pattern Number.
Die folgende Zahl steht für die Klingenform der Hauptklinge, die folgende für die Anzahl der Klingen.
Die letzten beiden Ziffern stehen für das Herstellungsjahr.
Die Backen sind dekoriert, auf der einen Backe befindet sich die Seriennummer.
Das Messer besitzt trotz dieser sehr genauen Verarbeitung einen rustikalen Charme, bedingt durch das wunderschöne Griffmaterial und die Griffniete, denen man die Bearbeitungsspuren ansieht, welche aber ebenfalls perfekt sitzen.
Die Griffschalen unterscheiden sich farblich, während die eine Seite mich an dunkleres Elfenbein erinnert (mit feinen Rissen, natürlich stabilisiert), hat die andere Seite einen Farbton, den ich mit Karamell assoziiere. Manch einer erwartet ja möglicht identische Griffschalen, ich finde gerade diese Unterschiedlichkeit wunderschön.
Gebrauch
Das Messer hat mich auch wegen der Größe angesprochen, mit dem Maßen, die nahe am klassischen SAK liegen, lässt es sich wunderbar in der Hosentasche (bei mir in der Uhrentasche) tragen.
Durch sein anständiges Gewicht liegt es satt in der Hand, der Griff schmiegt sich gut an.
Die Federn sind stärker als bei einem SAK und lassen die Klingen mit einem befriedigenden „Klack“ einrasten, beim schließen schlagen die Klingen nicht an.
Der Stahl lässt sich sehr leicht auf hohe Schärfe bringen, und hält diese recht gut. Auch nach einigem Schnitzen können noch Haare gerupft werden.
Dem 1095 kann man naturgemäß beim rosten zusehen, es bildet sich aber recht schnell eine Patina, und auch ständiges Tragen in der Tasche im Sommer hat zu keiner größeren Rostbildung geführt, obwohl ich das Messer eher spartanisch pflege.
Die große Clippoint Klinge bietet sich vor allem beim Schneiden von Obst u.ä. an, die beiden kleinen Klingen eignen sich super fürs Schnitzen. Vor allem die kleine Spearpoint Klinge hat es mir angetan.
Etwas störend beim längeren Gebrauch wirkt sich die im geschlossenen Zustand recht weit herausstehende Wharncliff Klinge aus, die auch mal unangenehm in die Hand drücken kann.
Fazit
Ich habe diese Messer jetzt seit drei Monaten ständig bei mir, und erfreue mich immer noch sehr daran. Dabei ist es meist noch nicht mal das Messer, was ich am häufigsten benutze, aber immer sehr gern anschaue und in die Hand nehme.
Von mir eine klare Empfehlung, ich reite jetzt weiter, dem Sonnenuntergang entgegen…
Zuletzt bearbeitet: