Griffbefestigung [ohne (modernen) Kleber]

Ryosoke

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Guten Tag.

Ich habe mir vor geraumer Zeit eine Klinge geschmiedet und auch Griffplatten vorbereitet die ich aus einem Walnuss Kernholz geschnitzt habe.

Leider ist das Ganze nie vollendet worden, da ich an der Befestigung des Griffes, sowie die Herstellung eines "Parierstücks", sowie Knebel gescheitert bin.

Kleben kommt nicht in Frage und schrauben eigentlich auch nicht, da ich das gesamte Messer mit behelfsmäßigen Mitteln von Grund auf hergestellt habe und das ein richtiges Urprodukt bleiben soll.

Über Tips und Techniklösungen würde ich mich sehr freuen.

MfG
 
AW: Griffbefestigung

... davon mal abgesehen, dass in der Menschheitsgeschichte das Kleben (mittels Birkenpech) neben dem Verknoten eine der ersten, also ursprünglichen Befestigungsmethoden von (anfangs Stein-) Klingen in Holz war, bleibt einem neben dem vergleichsweise sehr modernen Verschrauben nur noch das Nieten. Beiträge dazu findest Du hier im "Messermacher-Treff"-Unterforum genügend, wenn Du nur nach "Nieten" suchst ...

-ZiLi-
 
Hallo Ryosoke,

da hast Du Dir was tolles vorgenommen.
Wenn Du von Griffplatten schreibst, darf ich annehmen, dass es sich bei Deiner Klinge um eine Flachangel handelt.

1. Diese würde ich mit übergroßen Löchern versehen. Im Notfall eben nochmal weichglühen.

2. Festes Kirschbaumharz (oder ähnliches) vorsichtig aufwärmen und mit diesem pastösen Naturkleber die Grifplatten fixieren.

3. Nach einer gewissen Aushärtezeit entsprechend kleine Löcher durch beide Griffplatten bohren und mit Harz Knochen - oder Zähholzstifte einsetzen.
Achtung sauber unterlegen und zum bohren alle Teile satt sichern, denn das Harz klebt natürlich bei weitem nicht so gut wie 2K-Kleber.

4. Dann raspelst/feilst/schleifst Du den Griff nach Deiner Vorstellung, machst zum Schluss sehr tiefe Riefen kreuzweise ins Griffholz und Metall und umwickelst das Griffstück mit nasser Sehne (Besuch beim Metzger!) oder zähnassem Lederstreifen. Am Griffende einen unlösbaren Knoten setzen.

5. Das ganze Schauspiel wird, wenn alles abgetrocknet ist und sich zusammen gezogen hat, mit einer Mischung von Teer, Bienenwachs und wenig Leinöl eingeseift.

Grundsätzlich wirst Du um eine Grifffixierung mit Stiften oder Nieten (wie es ZiLi schrieb) nicht herum kommen, sonst bekommst Du kein sicheres Messer.

Wenn ein Parierstück sein muss, würde ich es aus Horn/Knochen passgenau feilen, ebenfalls am Schneidenansatz verstiften und in das Griffgewühl einbinden.

Nur durch eine absolut präzise Ausführung aller Arbeitschritte bekommst Du genügend Sicherheit für dieses Teil.

Wir hoffen, dass Du uns bald ein Foto davon zeigst.
Viel Spass und Servus - Reinhold.
 
Reinhold, ganz schön viel Aufwand.

Wenn ich bedenke, dass bei Katanas die ganze Konstruktion nur mit einem Bambuspin und einer Wicklung hält! :D Vielleicht sollte man damit anfangen, einfach auch so genau zu arbeiten.

-Walter

PS: Ja, mit "s"! ich bin Deutscher, kein Japaner, und verwende deutsche Grammatik, keine japanische! Siehe auch Sick: http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,341681,00.html
 
....Ich habe mir vor geraumer Zeit eine Klinge geschmiedet und auch Griffplatten vorbereitet, die ich aus einem Walnusskernholz geschnitzt habe.....Kleben kommt nicht in Frage und schrauben eigentlich auch nicht, da ich das gesamte Messer mit behelfsmäßigen Mitteln von Grund auf hergestellt habe und das ein richtiges Urprodukt bleiben soll.....
Wie man aus Funden rekonstruiert hat, haben unsere keltischen Vorfahren ihre Messer bereits mit einem Flacherl geschmiedet (mit Ringknauf wie ein KARAMBIT). Der Griff bestand aus Holzplättchen, die mit nassem Rohleder festgewickelt wurden. Nach dem Trocknen ist so ein Griff "bombenfest" und sicher, so lange er nicht wieder ganz nass wird. Ich habe das ausprobiert - sehr einfach, aber durchaus überzeugend, und archaisch ist es allemal!

Gruß

sanjuro
 
Ich habe mir jetzt ein paar der Threads zum Thema Griffbefestigungen ohne moderne Kleber gelesen und hänge meine Frage hier mal an:

Es wird in allen Threads und diversen Internetforen ganz allgemein von Birkenpech, Harz, Rohhaut gesprochen. Birkenpech und Rohhaut sind für meinen Zweck ungeeignet. Ich möchte versuchen, mit einem natürlichen Harz(-gemisch) eine dauerhaft zähelastische Verbindung zwischen Flachererl und Griffschalen herstellen. Welche Harze sind geeignet .... Mischungsverhältnisse, Zubereitung, Dauerhaftigkeit, Klebekraft usw. wären sehr interressant. Derzeit experimentiere ich mit Verdunstungsrückständen aus natürlichem Hartöl (Mischung aus Zitrusölen , Leinöl, usw ....). Die Verbindung sollte eine Verstiftung/Vernietung von natürlichen Griffmaterialen unterstützen/dichten/Schrumpfungen ausgleichen und vorbeugen;

Wer hat Infos?

Danke, Claus
 
Zuletzt bearbeitet:
Halte doch mal Ausschau nach Seiten oder Foren, welche sich mit Steinzeit beschäftigen! Der französische Feuerstein-Messermacher Ginella benützt eine Mixtur aus 70% Harz und 30% Bienenwachs zum Einkleben seiner Klingen in den Griff. Anschliessend verstärkt er das Ganze mit Tiersehnen, welche er mit Hautleim verklebt. Er verkauft nicht nur seine Kreationen, sondern bietet auch viele Informationen, deshalb erlaube ich mir, hier auf die englischen Seiten von ihm zu verlinken:
Messer aus Silex machen: http://www.ginellames.fr/us/tailler_le_silex/chainop_couteau.php
Hautleim selber herstellen: http://www.ginellames.fr/us/tailler_le_silex/chainop_colle.php
Bei ihm zu kaufender Fischleim: http://www.ginellames.fr/us/creations/colle/colle.php
 
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