EP ist imho genau dann
nicht geeignet, je länger (in cm) der
gerade verlaufende Schneidenanteil ist. Für meinen Nachbarn hatte ich mal ein 𝓥𝓲𝓷𝓸𝔁 𝓢𝔀𝓲𝓫𝓸 mit 31cm lineal-gerader Klingenlänge so geschärft, in drei Teile aufgeteilt (10 + 10 + 11). War umständlich, nervig, funktionierte, super Ergebnis, perfekte geometrische Schneide hinbekommen, spiegelpoliert, sauscharf. Das Swibo ging noch, weil die Klinge dünn ist und der Materialabtrag schnell geht. Aber nie wieder.
Subjektive Erklärung: Das Schleifen einer längeren
schnurgeraden Klinge mit einem
radial verankerten EP Steinchen fühlt sich geometrisch falsch/unnatürlich/unangenehm unter meiner rechten Hand an. Mit EP kann man, wenn man unbedingt will/muss,
alles schleifen, aber es ist eher geeignet nur für mittelgroße Klingen (in der Größe eines typisch großen US Taschenmessers), die eine durchgängig konvexe also bauchige Klingenform haben. EP passt dann wie Faust aufs Auge.
Konkave Klingenformen sind unmöglich mit EP (in seiner Standardkonfiguration) befriedigend zu schärfen und
gerade Klingenformen sind genau an der Grenze zwischen
konkav und
konvex! Abgesehen davon ruiniert man mit einem EP auf nicht einmal lange Sicht die exakte Geradheit einer geraden Klingenstrecke (ist ja nicht schlimm aber …), und es entwickelt sich ein konkaver Bereich. Mittlerweile haben meine Rasenmäherklingen nach mehreren sharpening sessions auch Konkavitäten entwickelt, obwohl ich bewusst versucht habe genau das zu verhindern, argh!
Wie man ein 𝓒𝓸𝓵𝓭 𝓢𝓽𝓮𝓮𝓵 1917 𝓕𝓻𝓸𝓷𝓽𝓲𝓮𝓻 𝓑𝓸𝔀𝓲𝓮 (1kg schwer,
6.35mm Klingenstärke) stattdessen optimalerweise schärft? — Keine Ahnung, keine Erfahrung. Ich würde auf einem großen flachen Bankstein freihändig zu schärfen versuchen. Anstrengend bei 1kg Gewicht aber ein Versuch ist's wert.
Wenn
mir ein Nachbar so ein Messer zum Schärfen anböte und die Schneidkante wäre intakt, d.h. keine Ausbrüche, fabrikscharf, nur halt nicht rasierscharf (schneidet Kopierpapier aber kein Telefonbuchpapier), dann würde ich die Herausforderung einmal annehmen und alles nacheinander versuchen (alle meine Steine und Hilfsmittel), klar. Spass hätte ich dabei nicht, denn je breiter die Fase ist, umso … Und wahrscheinlich würde ich zur Erkenntnis kommen, dass das was ich an Hilfsmitteln besitze nicht wirklich geeignet ist. Selbst eine Spyderco 204M Feile wäre wohl am Ende ungeeignet, auch wenn sie auf jeden Fall zum erfolgreichen 250 Teileinsatz käme. Ich nehme an, dass ein Profi-Shop wie Knife Grinders Australia die Rasurschärfe mit einer Tormek Maschine hinkriegt; das wäre die angemessene und wohl optimale Methode bei 6.35mm Klingenstärke. Das würde ich dann dem Nachbarn auch so sagen. Meine Hilfsmittel reichen für kleine und mittlere Messer, eventuell noch Küchenmesser. Aber bei größeren Messern sagt einem die Vernunft, dass maschinelles Schärfen angesagt sei.
Apropos, Messerkäufe richten sich bei mir
auf jeden Fall nach der
Schärfbarkeit (wie leicht/angenehm/problemlos durchführbar? wie lange bis zum EOL?), es ist ein Killer-Kriterium. Nach diesem Kriterium werden hübsche potentielle Kaufkandidaten aussortiert, damit habe ich gar kein Problem. Oder das erstandene (z.B. gewonne/geschenkte/geerbte) Stück wird sofort
dahingehend präpariert/gemoddet. Und wenn ich ein Messer reviewen würde, das wegen eines "kleinen" Designfehlers für mich nicht zufriedenstellend schärfbar ist (Stichwort
sharpening notch/plunge line/ricasso), dann würde ich diesen Aspekt im Review groß anprangern und ganz laut und deutlich vom Kauf des Messers abraten. Wie gesagt, Killer-Kriterium. Dein Messer sieht sehr gut schärfbar aus: 1. eine Schleifkerbe ist vorhanden, 2. sie ist großzügig dimensioniert, 3. sie ist richtig platziert. (Es gibt Messermodelle, wo eine Schleifkerbe nicht nötig und auch nicht erwünscht ist, siehe Spyderco PM2)