Ist das Alter der Waffe noch ein Thema? Das Parierstück könnte nach den Bildern durchaus älter als 50 Jahre sein. Nach der Öffnung Japans begann der Bau von Exportschwertern. In China fand schon früher ein Austausch mit Europa statt, dort gab es bestimmt auch gute Waffenschmiede. Taras hat das schon angesprochen....
Gibt es handwerklich gut gearbeitete Stücke aus der Zeit der Öffnung (Kolonialisierung)? Das Herkunftsland ist mir dabei gar nicht wichtig. Wo findet man Informationen zu dem Thema?
Womit ich wieder bei dem Guntô bin. Das ist wohl kein altes Meisterstück, aber was ist das denn nun, eine Dekoration oder eine Waffe? Gibt es überhaupt ausreichend Kenntnisse zu diesem "Randgebiet" der Schmiedekunst?......
Es gibt eine Menge Literatur zum Thema 'Japanische Schwerter', vieles in Englisch, manches in Deutsch, und natürlich ist die wichtigste Informationsquelle die japanische Fachliteratur.
Wenn man sich mit Büchern und bei den anderen theoretischen Quellen - mittlerweile durchaus auch im Internet, z.B. beim NIHONTO MESSAGE BOARD und von dort aus auch bei den japanischen und westlichen Händlern - ein wenig mit dem Thema vertraut macht, kann man besser differenzieren.
Der Beginn der japanischen Schwertschmiedekunst stammt tatsächlich aus China, aber das war bereits in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten (etwa ab 500 - 700 n.Chr.), und die Schwerter sahen gänzlich anders aus. Später entwickelten die Japaner die Schmiedetechnik und die Formen eigenständig weiter und entwickelten diese Waffen zu ihrer endgültigen Perfektion.
China hat eine andere Entwicklung genommen, und sein technischer Stand auf diesem Gebiet am Ende des 19. Jahrhunderts (also am Ende der SAMURAI-Ära) ist mit dem Japans nicht vergleichbar.
Holger, falls Du mit 'Parierstück' das TSUBA meinst, so ist dies ein schlechter Abguss eines japanischen Militär-TSUBA. Nach den Bildern kann man das sehr gut sehen, aber natürlich nur, wenn man Originale gesehen oder in der Hand gehalten hat!
Die von Dir in den Raum gestellten 'Export-Schwerter' gab es nicht, und sodann waren die in Japan gekauften auch nicht alle schlecht, denn mit den Ende der EDO-Zeit kam auch der wirtschaftliche Abstieg vieler SAMURAI, von denen so manche ihre Waffen verkaufen mussten, um zu überleben. In dieser Zeit - am Anfang des 19. Jahrhunderts - entstanden einige berühmte Sammlungen durch finanziell betuchte Leute aus dem Westen, die sich auf ihren Reisen in Japan den Umschwung dort und die günstigen Preise zu Nutze machten. Nicht alle Sammler waren auch gleichzeitig Kenner - dafür war die japanische Kunst zu exotisch und unbekannt - es wurde auch reichlich Mittelmäßiges gekauft, aber eben auch viel Gutes zusammengetragen.
Als Japan merkte, dass die uninformierten Touristen alles kauften, was nur japanisch genug aussah, ließ natürlich die Qualität nach - der Stahl der Klingen war nicht mehr gefaltet und differentiell gehärtet, der Lack auf der SAYA war dünn, die TSUBA waren hastig geschmiedet oder gar gegossen - das waren dann die Touristen-Souvenirs. Von Export war da nicht die Rede, denn man wollte ja zu Hause berichten können: Das habe ich einem richtigen SAMURAI abgekauft! Der Markt war also in Japan.
Man findet heute übrigens noch zahlreich kleine Lackkästchen auf den Flohmärkten, die außen meist schwarz mit goldfarbener Dekoration und innen rot sind. Diese Waren wurden tatsächlich zu Beginn des 20. Jhdts. in Mengen für den Export gemacht.
China und nun auch Indien und Pakistan haben erst in den letzten Jahren angefangen, solche Kopien zu machen, und zwar erst, nachdem zunehmend Sammler sich auch für die japanischen Militärschwerter des WK II interessieren. Vor 30 Jahren gab es die in großen Haufen für wenig Geld, und niemand wollte sie haben, denn man wollte als Sammler ja ein 'richtiges', handgeschmiedetes SAMURAI-Schwert!
Diese stehen aber nun nicht mehr zum Schnäppchenpreis beim Trödler zusammen mit Spazierstöcken in einer großen Milchkanne in der hintersten Ecke des Lädchens. Also sammelt man (vor allem in den USA), was überhaupt noch zu haben ist - ohnehin haben es die Amis nicht so mit der Geschichte! Der 'Feind' im WK II ist ihnen Geschichte genug, und da werden eben solche Japan-Säbel gesammelt, ähnlich wie hier bei uns die K98-Bajonette.
Zudem gab es in Japan auch bei der Fertigung der Klingen für das Militär einige sehr gute Schmiede, die hochwertige Schwerter fertigten, die mittlerweile auch von Kennern geschätzt und teuer bezahlt werden.
Aus dieser Situation entstand erst vor wenigen Jahren eine gewisse Nachfrage nach Militär-Schwertern (es sind eigentlich keine KATANA, sondern TACHI), welche die als skrupellose Fälscher bekannten Chinesen natürlich gern bedienen. Die Situation ist die gleiche wie vor 100 Jahren: die Leute haben noch nie ein KATANA außer auf kleinen Bildern gesehen und haben absolut keine Ahnung von der Materie. Das sind die besten Kunden!
Es ist für jemanden wie mich, der sich seit über 35 Jahren mit japanischen Schwerter und Beschlägen befasst, kein großes Problem, diese Schwerter mit ausreichender Sicherheit zuzuordnen.
Wer mag, kann aber gern in einen der wenigen Läden (nicht in jeden, also nicht nach W.....) gehen, die Japan-Klingen anbieten und hoffen, dass die Waffe dort anders beurteilt wird!
Die Chancen stehen dafür aber nicht gut!
Gruß
sanjuro