Hammermaterial bei Billighammer?

Äiler

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Hallo,

ich habe mir im Bauh**s einige Billig-Hämmer gekauft, die Plastikstiele rausgebrochen und sie zu Ball- Setz- und Schlichthammer umgeformt (weil ich mir die von Angele einfach nicht leisten kann, und außerdem übt's ja).

Aber jetzt gehts ans Härten - was ist das wohl für ein Material? C45 - das wär ja schon hochwertig. C35, ob das billiger ist? C15...

Oder sollte ich einfach hoch genug erwärmen, so dass es auch noch C15 packt? Mit dem Risiko des unnötigen Kornwachstums...

Danke und Grüße

Äiler
 
Hallo Äiler,

woraus billige Hammerköpfe gefertigt sind kan ich dir auch nicht sagen. Ein C15 jedoch erreicht eine so geringe Härte, dass ich daraus niemals Hämmer fertigen würde. Hoffentlich denken die Billighersteller auch so.

Teste doch mal eines deiner umgeschmiedeten Hilfswerkzeuge durch abschrecken in Öl, wenn das nicht hart wird nimmst du warmes, hilft auch das nichts, kaltes Wasser.

Mit einer Eisenbahnschiene habe ich das auch so gemacht. Die Schiene, bzw. der Mini-Einsteckamboss der daraus entstand, wurde erst plangeschliffen und schon in Öl schön hart und dient mir nun zum Feinschmieden.

MfG
newtoolsmith
 
Angst

Danke für die Anregung, ich werd's mal so probieren. Ich habe ein bisschen Angst beim Normalisiseren, dass ich die richtige Temperatur verpasse, aber wahrscheinlich krieg ich das eh' nicht sauber hin - nach Glühfarben die Temperatur bestimmen ist wohl eher was für sehr erfahrene Schmiede... Ich muss es halt mit dem Magneten machen. Eine weitere Schwierigkeit wird darin bestehen, die Temperatur in meiner Gaseese zu halten.

Aller Anfang ist schwer, wenn ich mir's recht überlege, versuche ich es besser erst mal an einem Probehammer.

Danke und Grüße

Äiler
 
Hallo Äiler,

das Normalisieren ist nicht das Problem, auf orange erwärmen (was zum Härten zu heiß wäre) und an der Luft langsam abkühlen bis jegliche Glühfarbe (im Dunkeln) erlischt.

Halten musst du die Temperatur nicht lange aber es geht, wenn du deiner Esse das Gas abdrehst, bis die Temperatur fast zu niedrig wird, dann das Gas wieder aufdrehen, es sollte sofort wieder zünden.

Das Härten mache ich übrigens immer nach Sonnenuntergang! Man macht ja keinen besonderen Krach und kann nur im Dunkeln die Glühfarbe gut beurteilen. Dabei Vorsicht, der Temperaturbereich, bei dem die Härtung funktioniert ist recht schmal. Mit einer Stahl- und Farbtabelle klappt es aber auch ohne viel Übung recht gut.

MfG
newtoolsmith
 
Zuletzt bearbeitet:
jetzt muss ich's testen

Na, dann muss ich's jetzt einfach mal testen, vielen Dank für den Tipp aus der Praxis - ich bin einer, der sich das immer erst theoretisch erarbeitet, weil er glaubt, dann kann er's besser. In der Realität ist das nicht immer so, einfach mal machen bringt auch viel. Und einmal verkehrt machen tut man's auch mit theoretischem Fachwissen... :hehe:

Ich schreibe, wenn ich's probiert habe, die Tage.

Grüße

Äiler
 
Erfolgserlebnisse werden sich schnell einstellen.

Nichts desto weniger sind eigene Fehler die besten Lehrmeister!

Meine ersten Härtungen waren auch nichts - viel zu heiß gearbeitet.

MfG
newtoolsmith
 
Nimm das Härteteil vor dem Härten, geh mit einer Feile über eine unwichtige Ecke und merke, wie die Feile "greift".

Nach dem Härten sollte die Feile nicht mehr greifen, höchstens minimal, je nach Werkstoff.

Wenns zu heiß war beim Abschrecken, z.B. Orangeglut (etwa 1000-1200°C), dann wird es nicht hart.
War es zu kalt, hat sich der Austenit schon wieder in Ferrit umgewandelt und es wird auch nichts.
Die Richtige Temperatur für viele Stähle liegt bei 800°C. Dabei glüht es Dunkelrot. Sehr dunkel, wie sehr reife Kirschen. Daher steht in vielen Lehrbüchern "Kirschrot".
Feuerwehrrot ist schon 950-1000°C und viel zu warm.

TIP: erwärme auf rot-hellrot, nimm das Werkstück aus dem Feuer, lasse es abkühlen, lasse es genug abkühlen und schrecke dann ab. Das ist ein GEduldsspiel, geht aber gut und wird häufig so praktiziert.

MfG
newtoolsmith
 
Das sind gute praktische Tipps, damit kann ich was anfangen.

Die Sache, dass der Kohlenstoff in Lösung gehen muss hatte ich schon verstanden, mir war aber irgendwie nicht klar, dass die Temperatur auch zu hoch sein kann.

Ich muss jetzt abends mal härten, mal sehen, was dabei herauskommt.

Ich habe übrigens noch eine Methode entdeckt, die Härte zu prüfen. Also, da sind bestimmt auch schon andere draufgekommen, aber ich war etwas geplättet. Ich habe mir einen Amboss gekauft und der Jung hat 'ne Stahlkugel auf der Bahn springen lassen. So weit klar. Ich hab den Kugelsprungversuch dann zuhause auch mit anderen "harten" und weichen Werkzeugen versucht. Dabei musste ich feststellen, dass die Kugel selbst aus 50 cm Fallhöhe sichbare Dellen hinterlässt - nicht im Amboss, aber in all meinen Hämmern! Bei leichten Gegenständen (Meißel, kleine Hämmer, Messer) funktioniert das mit dem Springen nicht mehr, der Impuls, der an die Kugel zurückgegeben wird ist zu klein. Aber der Abdruck verrät die Härte. Ok, Brinell hat das auch schon gewusst ;) aber ich dachte, da muss man großen Druck ausüben. Aber eine 10g-Kugel schon aus 50 cm Höhe... das hat mich verblüfft. Wenn ich jetzt 'ne Messlupe hätte könnte ich das etwas quantifizieren...

Grüße

Volker
 
Hallo

wir haben mal einen Billighammer aus der Grabbelkiste kurz vor der Kasse vom Baumarkt analysiert weils mich auch interessiert hat.

Es ist C45.

Der Kohlenstoffgehalt ist für den Marktpreis des Stahls nicht so entscheidend und C45 ist sowohl ein gängiger wie auch für Hämmer gut geeigneter Werkstoff.
 
erster Härteversuch am Hammer

Damastos schrieb:
...Es ist C45....
Nun, danach bin ich mal vorgegangen und habe die Tipps von newtoolsmith soweit ich kann befolgt. Ich habe auch den Magnettest gemacht und das kam mit der Glühfarbe ganz gut hin. Dann habe ich natürlich wieder alles auf einmal können wollen und den Hammer mit Eigenwärme anlassen wollen. Naja, prinzipiell war das gar nicht schlecht, aber ich habe anschließend Finne und Bahn nicht mehr warm genug gekriegt. Ok, das muss man einfach 'n paar mal machen. Die Bahn ist hart geworden, ich hab den Kugelfallversuch gemacht und es haben sich keine Dellen mehr gezeigt.

Den Kugenfallversuch habe ich noch optimiert: ich nehme ein Plastikrohr ca. 20mm Innendurchmesser, 50cm lang, spanne den Hammer in den Schraubstock, die zu prüfende Fläche nach oben, blank machen (also Zunder weg), setze das Rohr senkrecht auf und lasse die Kugel hineinfallen. Auf meinem Amboss springt die Kugel über 20s lang (!), bei einem Qualitätshammer 8...11s, bei meinem Hammer-Härteversuch 8s. Also isser hart... :)

Das Bild zeigt übrigens die Abdrücke der fallenden Kugel - beeindruckend, was diese Kugel auf weichem C45 aus 50 cm Höhe für Krater schlägt. Die Springzeit beträgt dort etwa 2 bis 3 s, also eine prima Methode, die Härte zu prüfen, ohne eine Feile zu ruinieren ;-)

Ok, das war nicht so schwer. Jetzt muss ich noch das Anlassen mit Eigenwärme hinkriegen. Backofen-Anlassen kann ich schon :), aber bei meinem selbstgemachten Setzhammer will ich ja die Schlagseite weicher haben (und das Haus noch weicher), und da fällt mir bislang keine Backofenmethode ein, mit der ich "selektiv anlassen" kann. Euch?

Viele Grüße

Äiler
 

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Äiler schrieb:
Nun, danach bin ich mal vorgegangen und habe die Tipps von newtoolsmith soweit ich kann befolgt. Ich habe auch den Magnettest gemacht und das kam mit der Glühfarbe ganz gut hin. Dann habe ich natürlich wieder alles auf einmal können wollen und den Hammer mit Eigenwärme anlassen wollen. Naja, prinzipiell war das gar nicht schlecht, aber ich habe anschließend Finne und Bahn nicht mehr warm genug gekriegt. Ok, das muss man einfach 'n paar mal machen. Die Bahn ist hart geworden, ich hab den Kugelfallversuch gemacht und es haben sich keine Dellen mehr gezeigt.

Den Kugenfallversuch habe ich noch optimiert: ich nehme ein Plastikrohr ca. 20mm Innendurchmesser, 50cm lang, spanne den Hammer in den Schraubstock, die zu prüfende Fläche nach oben, blank machen (also Zunder weg), setze das Rohr senkrecht auf und lasse die Kugel hineinfallen. Auf meinem Amboss springt die Kugel über 20s lang (!), bei einem Qualitätshammer 8...11s, bei meinem Hammer-Härteversuch 8s. Also isser hart... :)

Ok, das war nicht so schwer. Jetzt muss ich noch das Anlassen mit Eigenwärme hinkriegen. Backofen-Anlassen kann ich schon :), aber bei meinem selbstgemachten Setzhammer will ich ja die Schlagseite weicher haben (und das Haus noch weicher), und da fällt mir bislang keine Backofenmethode ein, mit der ich "selektiv anlassen" kann. Euch?

Viele Grüße

Äiler

Gute Idee, das mit dem Kugelfallversuch !!!

Gruß

Michael
 
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