Herder K-Chef oder Solinger Flaggschiff in da house

pebe

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Herder K-Chef oder Solinger Flaggschiff in da house

Zwei Dutzend Kochmesser und es ist immer noch nicht genug? So fragte die beste aller Ehefrauen leicht entnervt, als sie neulich die Verpackung vom Mazaki registriert hatte.

Keinesfalls, jetzt brauch‘ ich noch eins zum Arbeiten. :irre:

Da liegt es nun, das Herder Windmühlen K-Chef. Mit 1.4037 Stainless Steel. Ich hatte lange gerungen, ob ein rostträges Herder, zumal als einziges Kochmesser aus dem Traditionshaus, der Sache gerecht werden kann. Aber Ende schien mir doch der praktische Vorteil wichtiger.

Das Holz sah besser aus, als auf Claudia’s Bildern von Messerkontor, auch die Spalten sind gerade noch im Rahmen. Wobei hierfür auch der 24 Stunden Tiefkühleffekt des Transportes verantwortlich sein könnte.

Das Holzfinish ist nicht wirklich gleichmäßig und auch die Nieten sind trotz Griffreinigung irgendwie unsauber. Einmal Schleifpapier und Balistol H1 läuft als Soforthilfe unter Einsatzbedingungen. Sieht gleich viel besser aus und mehr wird vorerst auch nicht passieren, da die Nieten blitzen und das Holz nun eine schöne Farbe hat.

Die Sichtkontrolle der Klinge offenbarte einen kleinen, aber mit blossem Auge erkennbaren seitlichen Dings an der Fase in der Mitte der Klinge. Uups.

Aber. Leichtes Buckeln, selbst auf dem Daumennagel. Messchieber hinten, mittig und vorne, das ganze zweimal. Und. Alle Werte zwischen 0,2 und 0,25mm. Schaut also gut aus.

Lineal auf die Flanke. GüNef hatte vorgewarnt, nur minimal ballig oberhalb der Fase, in etwa wie das Kai Shun Chef. Hm.

Danach ging es direkt auf den Bogdan EP. Wenige Züge mit dem Spyderco Ultrafine, ca. 18 Grad Voreinstellung. Testzeitung, leichtes Rupfen. Drei leichte Züge je Seite auf dem großen Leder. Jetzt passt‘s.

Nächster Schritt,

eine Zuccini auf den Opfertisch und Orca, Mazaki, Bob carbon und 25er Kai Shun daneben.

Autsch, das Herder teilt sich mit Bob den letzten Platz. Gefühlt liegt dies bei beiden an den saugenden Flanken und der pappigen Zuccini. Sellerie und Karotten sind leider keine mehr da, die eine Zuccini ist alles, was vom gestrigen Gemüsemassaker übrig ist.

Eine letzte Tomate rückt das Herder dann wieder ins rechte Licht. Es schneidet hier so leicht, wie ich es von einem guten Messer erwarten würde - aber eben doch keinesfalls besser als das große Shun. :unsure:

Das Herder K-Chef mit Walnussgriff kostet Liste 265,- Euro. Das ist viel Geld für eine relative schlichte Messerkomposition, die zwar leicht schneidet, aber nicht gleichzeitig durch ein erwähnenswertes fit & finish punktet.

Mit einem deutlichen Walkschliff zur geplissterten Klinge wäre der Preis für mich erklärlich und auch gerechtfertigt. Zusammen mit dem rostträgen Stahl und der aktualisierten Ergonomie wäre dies für mich die bessere Modernisierung eines Klassikers gewesen.

Wenn das Herder in meinem Haushalt ohne Mikroausbrüche auskommt und sich durch Wetzen scharfhalten lässt, habe ich dennoch alles richtig gemacht. Mal sehen, ob es das Messer zum Arbeiten wird.

grüsse, pebe

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Moin,

ein dünnes Messer zu machen ist halt einfach... ein gut schneidendes Messer mit vernünftigem Food Release hingegen ist schon eine andere Hausnummer und etwas, woran sämliche großen deutschen Hersteller scheitern. Auch Herder (egal ob K Serie oder 1922). Auch Zwilling mit seinen Zkramers (egal ob Essential oder Carbon).

Ein Grund, weshalb sich keins davon bei mir halten konnte dauerhaft (abgesehen von einem alten Herder Carbon Schälmesser..)

Trotzdem viel Freude damit!


Gruß, Gabriel
 
Servus,

2019 war ich bei einem kleinen Forentreffen und habe zwischen einem K-Chef und einem wirklich balligen Western-Shigefusa Kitaeji hin und her oszilliert. Das Shig hat die Möhrenscheiben regelrecht von der Flanke weggebogen, natürlich auch ein wenig schwerer der Schnitt, der Chef würde, wenn nagelgängig geschliffen, ein König sein, wenn er nicht über das festsaugen stolpern würde, wenn man genussvoll schneidet. Mit Tempo und Schmackes wird es besser, aber langsam geschnitten kleben die Scheiben an der Flanke und lassen sich oft richtig schwer abstreifen und die linke Flanke bremst sich saugend ein, wenn man es drastisch beschreibt.

Wie gesagt, Technik und Tempo eröffnen Möglichkeiten bis zur Auflösung, aber wenn man immer gleich bedächtig und genussvoll schneidet, merkt man halt den Unterschied zu Geometrien die Gabriel anspricht.

Gruß, güNef
 
Man darf nicht vergessen das es extrem Schnittgut und Schnitttechnik abhängig ist mit dem Foodrelease....

Bestes Beispiel ist mein gepimptes ZKramer... Wir Köche schneiden z.B. Kartoffeln, die am Vortag geschält in kaltem Wasser im Gemüsekühlhaus bei unter 4 Grad gelagert werden. Das ZKramer kommt kaum durch größere Exemplare durch, bzw. es kommt durch aber die kleben links und rechts an... Auch die großen (n) Wohingegen beim ebenfalls leicht gepimpten (war ein PA Messer!) KChef das Schneiden eine Wonne ist. Aber bei Zucchini nervt der nicht vorhandene FR gewalltig... Ein paar wirklich spezielle Geometrien, aber auch einfache Schmiederohe Messer gehen bei den meisten Lebensmitteln gut durch und es klebt auch viel weniger. Das Bild wandelt sich wenn man schneller schneidet z.B. bei Gurken, oder die Haltung der Klinge leicht kippt in Richtung Finger (Vorsicht!) also nicht im 90 Grad Winkel schneidet sondern so mit 95-100 Grad zum Brett. Auch eine Kombination aus Wiege und Druckschnitt hilft oft.

Aber das KChef ist kein Foodrelease Wunder, soviel ist sicher :steirer:

Grüße Wastl.
 
@Amerigo1934 , bei einem PA bei dem vermeidlich alle Teilnehmer schärfen kommt es zwangsläufig dazu das die Klinge leidet, sprich Beschädigungen abbekommt, im "falschen" Winkel geschärft wird etc.... Das führt dann dazu das die Schneidfase größer wird, das Messer dicker wird hinter der Wate... Es wird also zuviel Material abgeschliffen und das Messer wird dadurch dicker im entscheidenden Bereich. Dieser wurde dann ballig wieder auf die sprichwörtliche 0 Zurückgesetzt.

Grüße Wastl.
 
@gast , Vielen Dank für die Antwort. Dann werde ich mal versuchen, die Wate ballig auf 0 zu schleifen, um den foodrelease zu verbessern. Den Hinweis, dass die Klinge in einem grösseren Winkel als 90 Grad gehalten wird, werde ich auch beherzigen. Ich habe das Chef noch nicht lange und musste mich zuerst mal an die Grösse gewöhnen...
Gruss, Michael
 
Zuletzt bearbeitet:
Da das Geodreieck sowieso noch rumlag, wollte ich das mit dem Walkschliff jetzt mal wissen. Bei meinem lässt sich das Lineal an keiner Stelle flach auflegen. Das geht durchgehend ballig runter bis zur Kante.

Das Foto ist Scheiße, aber es ist so.

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Foodrelease ist trotzdem eher geht so, aber nicht grottig.
 
Bei mir ist‘s deutlich erst in der zweiten Hälfte auf 2 von knapp 5 cm.

Das hat Bark River beim Kephart mit halber! Klingenhöhe und 2,4mm Klingenbreite deutlich besser hinbekommen.

Die nüchterne Preis/Leistung Betrachtung ist bei mir nun wirklich kein ausgesprägter Kritikpunkt. Ich ärgere mich viel mehr über verpasste Chancen für herausragende Messer in jeder Hinsicht.

Das schlichte Perceval Kochmesser mit Sandvik Derivat und Wüsteneisenholz liegt um Euro 800. DAS nur für perfektes fit&finish ist überteuert.

grüsse, pebe
 
Hatten wir ja schon an anderer Stelle.

Premium Serie, die den Namen von der Fertigungsqualität her verdient.
 
Welche Hersteller haben diese Kombination eurer Meinung nach erfolgreich gelöst? Besonders im Preissegment des K-Chefs?

Mazaki, Heiji, Watanabe, Wakui, ... und natürlich diverse Custom Messermacher (Xerxes, Tritz und Co) die sich aber natürlich in anderen Preissegmenten bewegen.


Gruß, Gabriel
 
Premium Messer ;) .... Naja ich hatte mal ein Kramer Original in der Hand, das schneidet ein KChef für 1/100tel des Preises besser ;) . Gleiches gilt für gut die hälfte aller teuren Customs die ich bisher in der Hand hatte.

Auch von Herder ist die K-Serie nicht Premium, such mal Tsukasa Hinoura K-Edition z.B.

Vergleich die Preise mit dem Z-Kramer..., welches war doppelt so teuer , schneidet schlechter und hat nen noch schlechteren Foodrelease... Richtig das Zwilling :steirer:

Grüße Wastl.
 
Darum geht es doch überhaupt nicht. Und Sonderserie ist nicht gleich Premiumserie, wenn nicht dauerhaft im Programm.

Jedensfalls würde ich in dieser Preisregion aus europäischer Hochlohn Herstellung lieber nochmal mehr bezahlen und hätte keine dauerhafte Material- und Fertigungsdiskussion.

grüsse, pebe
 
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