Servus,
alle messeraffinen Berufsköche die ich kenne und mit denen ich mich regelmässig und zum Teil persönlich austausche, verwenden beruflich entweder auf ihre Bedürfnisse handgefertigte Messer, was bei deinem Budget nicht in Frage kommt, oder völlig unkomplizierte Messer mit durchaus robusten Geometrien, zumindest solchen, die noch an der Grenze zum leichten Schnitt sind.
Dünne japanische Wa-Gyutos sind das nicht. Der typisch-spitze japanische Schleifwinkel, der spröde Stahl, der ein schnelles Scharfhalten mittels Wetzstahl verbietet und die als eher geringe Standzeit bekannten Yasuki-Stähle ( bis auf AS ) sind da aus reinen Vernunftgründen eher kontraproduktiv. Ich verstehe natürlich die Lust auf dünne japanische Messer, aber nüchtern betrachtet sind diese für eine Restaurantküche nicht die erste Wahl.
Längen von unter 240mm Klinge wird in nach einer Weile als zu kurz empfunden. Die Meisten arbeiten mit zwischen 250-270mm Klingen. Von Holzgriffen und harten Stählen bei Serienmessern sehen viele ab. Das heißt WA-Griffe fallen raus. Man kann schon harte Stähle verwenden, die aber meist als Custom's mit adaptiver Wärmebehandlung und Schliff.
Gerne verwendet werden rostträge Stähle, nicht zu hart und nicht zu dünn. Da wären:
Fujiwara Kanefusa FKM Series Gyuto. Diese Messer sind günstig, robust und lassen sich gut mit einem Wetzstahl scharf halten. Die Dicke über der Schneide schwankt zwischen passend dünn und wirklich robust. Solltest du ein wirklich robustes Exemplar erwischen, dann kannst du es bei Jürgen Schanz dünner schleifen lassen und bleibst trotzdem noch im Budget.
Weiter sind
Global G-Serie sehr praktikable Messer. Simpel, pflegeleicht und dennoch gut in der Profiküche.
Genauso beliebt sind Sabatiers. Einige schwören auf die alten rostenden Modelle, weil nicht umzubringen. Eine modernere Variante ist die
K-Sabatier 200/8 Serie
Das sind jetzt alles Messer die du dir nicht vorstellst, aber die in der Berufsköche bestand haben. Wenn man auf Design und Handling ( Gewicht, Balancepunkt, gerundeter und breiter Klingenrücken in Griffnähe durch stark getaperte Geometrien ) wert legt muss man sich tiefer mir dem Kochmesserthema beschäftigen und mehr Budget ansetzen. Da du Azubi bist, wirst du eine gute Weile mir einfacheren Messern zurechtkommen müssen und die wirklich guten kommen später.
Hier zeig ich dir nur was ein erfahrener Koch und ein kleingewerblicher Messermacher aus ein paar günstigen Burgvogel-Messern auf die Beine gestellt haben. Funktionell sind diese Messer in der Berufsküche ein schwer zu schlagendes Werkzeug um vergleichsweise kleines Geld.
Dieses Set wurde im Burgvogel-Werksverkauf um kleines Geld eingekauft:
Die Messer wurden dünner geschliffen und mit einer funktionellen Hohlkehle ausgestattet:
Die Griffe überschliffen, poliert und gegen Feuchtigkeit weitgehend immunisiert:
Dies zeigt als Beispiel was ein erfahrener Koch und ein guter Messermacher umsetzen können und dient für dich als Anregung für die Zukunft. Wenn du bei deinem Beruf bleiben möchtest, dann ist eines Tages gutes Werkzeug für dich unerlässlich und du kannst die Suchfunktion in diesem Forum nützen und dir alle wichtigen Informationen abholen.
Wenn du trotzdem japanische Wa-Gyutos ausprobieren willst und so deine Erfahrungen selbst sammeln möchtest, ist das auch ok.
Gruß, güNef