Hist. Museum Speyer -Samurai-

Im Historischen Museum Speyer gibt es im Moment eine Sonderaustellung zum Thema Samurai.....
Meine Beurteilung: bedingt empfehlenswert, weil "sehr gemischt".

Viele Rüstungen, z.T. recht interessante Stücke. Einige Klingen (KATANA, WAKIZASHI, TANTO, ein NO-DACHI von 1952 etc.) in z.T. traurigem Zustand; Stangenwaffen, z.T. mit Scheide auf der Klinge (wenn denn überhaupt eine darin ist); etliche schöne TSUBA; Kurzfilme mit schlechter Vertonung (kaum zu verstehen).

Die Räume sind ziemlich dunkel (Schutz der Exponate durch Ausbleichung) und daher ist die Ausleuchtung der Objekte schlecht (Aunahme: TSUBA). Etliche Exponate sind z.T. falsch oder fehlerhaft beschriftet, die Einzelbeschreibungen sind völlig unergiebig (ein KATANA wird so beschrieben: Eisen, Holz, Lack) und informieren weder den Neuling noch den interessierten Sammler noch gar den Kenner.

Der (leider fehlerhafte) Katalog ist umfangreich wie die Ausstellung auch, die den Lebensbereich der SAMURAI großflächig abdeckt. Es wird also auch BUSHIDO, der Weg des Kriegers und seine Philosophie, erwähnt, und auch der Alltag mit seinen normalen sowie kulturell spezifischen Gerätschaften und Dingen.

Insgesamt finde ich, dass das Museum durch fehlende Kompetenz bei Display, Beschreibung und Auswahl, durch viele Fehler und eine offenbar hastige Durchführung die Chance verpasst hat, sich in diesem Bereich einen guten Namen zu machen. Die vielen interessanten und seltenen Exponate, die man zusammengeholt hat, und die korrekten und kundigen Beschreibungen einiger Katalog-Autoren, die es natürlich auch gibt, leiden darunter und können das Niveau nicht allein hochhalten.

Gruß

sanjuro
 
Schade, da wollt ich eigentlich hinfahren. Die Konzeption hatte sich eigentlich ganz gut angehört.

Jetzt überleg ich mir das glaub ich nochmal.
Schöne Stücke mit mangelhaften Angaben kann ich mir auch im Internet anschauen, dazu muss ich nicht nach Speyer...:hehe:
 
Ich lasse mich durch die "gemischte" Bewertung nicht davon abhalten, selbst hin zu fahren - schliesslich ändert die etwas 'vergeigte' Präsentation (Edit: laut Bericht Sanjuro - ich muss es mir selbst noch ansehen - wenn ich da war, werde ich auch berichten) der Exponate nichts an der Qualität der Exponate selbst. Und letztendlich gibts ja auch die Problematik des gemischten Publikums.

Wer sich sehr gut im Metier auskennt, wird immer viele Fehler finden (das ging mir in der Mannheimer Raumfahrtausstellung letztes Jahr so - bei manchen Sachen hätte ich die Hände überm Kopf zusammenschlagen wollen - und auch die Kompetenz der studentischen "Hilfs-Objektwachen" war dort nicht sonderlich ausgeprägt, so dass sie schlicht oft Murks erzählt haben - aber manche vom normalen Publikum nahezu unbeachtete Exponate waren schlicht einmalig).

Wer sich schon etwas mit der Materie auskennt ohne Experte zu sein, wird immer noch hie und da Fehler finden, sich aber sehr wohl an den Exponaten erfreuen können. Und das Haupt-Zielpublikum, welches eben oft nicht viel mehr weiss, als dass es mal Samurai gegeben hat und dass die Jungs Schwerter und Rüstungen hatten, wird durch das Ausstellungskonzept sicherlich gut bedient - und sicherlich auch einiges dazulernen - selbst bei der gegebenen Präsentation des Materials.

Faktische Fehler bleiben nun mal nicht aus, gerade wenn man zielgruppengerecht arbeiten will. Da gibts nun mal oft absichtliche Vereinfachungen fürs Zielpublikum, welches z.B. sehr wohl was mit der Materialart Eisen, aber meist nichts mit mit 'Tamahagane' oder so anfangen kann, weil ihm einfach die Wissensgrundlagen fehlen, die die Ausstellung vielleicht konzeptionell nicht vermitteln kann. Und das Vereinfachen ist halt manchmal auch irreführend wenn man's zu weit treibt - darüber werde ich mir aber bei meinem Besuch ein eigenes Urteil bilden.

-ZiLi-
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich war gleich gestern in Speyer und kann die bestenfalls durchwachsene Kritik von Sanjuro nicht nachvollziehen. Ganz im Gegenteil; es hat mir ausgesprochen gut gefallen. Die Ausstellung spricht nicht die absoluten Spezialisten an, sondern soll dem interessierten Laien einen Einblick in die Geschichte und Kultur der Samurei vermitteln. Und das tut sie. Aber allerbestens. Gerade in der Zusammenschau unterschiedlicher Exponate wird dort tolles geboten und man hat ordentlich was zusammengetragen. Das ist mehr als man sich von den meisten völkerkundlichen Sammlungen erwarten darf.

Nun mein Kurzbericht:

Die Exponate sind sehr stimmungsvoll inszeniert, gerade durch die komplett abgedunkelten, schwarz gestrichenen Räume und die tolle Ausleuchtung der Exponate kommt deren Schönheit zur vollen Geltung.
Die ganze Ausstellung hat insgesamt eine durchdachte Dramaturgie, die einen nicht gleich mt den Knallern konfrontiert, sondern zunächst sachte einstimmt, bevor es dann zur Sache geht (ähnlich wie auch schon in der Attila-Ausstellung im letzten Jahr).

Insbesondere die Rüstungen sind sehr eindrucksvoll präsentiert. In einem großen Vorraum wird zunächst solitär in der Mitte des Raum eine prächtige Rüstung gezeigt; man kann das Ding von allen Seiten und aus verschiedenen Distanzen bewundern. Desweiteren befinden sich an den Wänden noch Schaukästen mit einer schönen Auswahl unterschiedlicher Helme (ca. 8 Stück), Schreckmasken, Sättel (ca. 5 Stück) und Zaumzeug (Tolle Einlegearbeiten auf den Sätteln und den Steigbügeln!). Das ist sozusagen das amuse-bouche. Beim Betreten des nächsten Raumes sieht man sich einer Phalanx von ca. 12 vollständigen Rüstungen unterschiedlicher Perioden gegenüber, die sich dicht an dicht zu einem beeindruckenden Bild fügen. Das ist wirklich so, als würde man einer strengen Truppe in voller Montur und in nächster Nähe gegenüberstehen. Ziemlich life-like, würdevoll inszeniert. Ich war schwer beeindruckt. Hätte ich meine drei noch zu kleinen Söhne nicht dabei gehabt, hätte ich mich locker eine ganze Stunde nur in diesem Raum herumdrücken können. So viele Details an jeder Rüstung, an jedem Helm. Wer sowas noch nicht gesehen hat, kommt da voll auf seine Kosten.

Dann gabe es noch diverse Bögen, Pfeile, schöne Pfeilspitzen (ca. 10 Stück), Stangenwaffen, ein Signalhorn und alles mögliche andere.

Dann gab es eine tolle Zusammenstellung von ca. 30 Tsuba und dazu ein ganzer Schwung unterschiedlicher Beschläge. Soweit ich das beurteilen kann, waren das alles gute, absolut sehenswerte Stücke. Reflexionsfrei von oben beleuchtet, sodass sowohl die Materialien, wie auch die Strukturen hervorragend zur Geltung kommen.

Das Highlight ist der Raum mit den Schwertern. Das da nicht die Wazamono vertreten sind, tut der Sache nicht den geringsten Abbruch. Das sind durchwegs tolle, interessante Schwerter unterschiedlicher Qualitäten in einer Fülle, die wohl die wenigsten von uns Laien schon mal auf einem Haufen gesehen hat. Ich würde mal sagen, dass da bestimmt so um die 20 Waffen (vornehmlich Katana, aber auch Wakizashi und ein paar Tanto und sonstiges Gerät) gezeigt werden. Auch werden überhaupt die wenigsten Besucher überhaupt beurteilen können, ob das jetzt Klasse oder Spitzenklass ist. Ich fands super.

Neben diesen für mich besonders interessanten Exponaten gab es noch einen Schwung andere Dinge zu bestaunen (No-Kostüme, einen durchaus sehenswerten Kimono, sonstige Bekleidung, kleines Kunsthandwerk, sehr schöne Lackarbeiten, ein wenig Getöpfertes, Masken).

Die Ausstellung dürfet den interessierten Laien so ca. 3 Stunden beschäftigen (wenn man keinen allzu kleinen Kinder dabei hat...). Ich werde jedenfalls noch einmal dahingehen -aber mindestens-.

Ich wohne zwar in der Nähe, aber mir wäre es (um mal einen subjektiven Massstab anzulegen) so ca. 250 Km Anreise wert gewesen. Nebenbei kann man sich in dem Museum noch den Domschatz mit Exponaten aus den mittelalterlichen Kaisergräbern des Speyerer Doms ansehen, diverses Keltisches (Schifferstädter Goldhut etc.) sowie eine Haufen Römisches, eine regionalhistorische Sammlung und noch alles mögliche andere. Wenn man dann noch nicht genug und ein Faible für Architektur hat, geht man noch die 150 Meter bis zum Speyerer Dom. Zum Abschluss besucht man noch das Gasthaus "Domhof" (direkt neben Dom und Museum), drückt sich ein ordentliches Schnitzel und das dort gebraute Naturtrübe rein und darf das Ganze einen gelungenen Tag nennen.

Sachlich vielleicht korrekte aber bisweilen miesepetrige Spezialistenkritik an dieser gelungenen populärwissenschaftlichen Ausstellung kann ich jedenfalls nicht nachvollziehen und empfehle den Ausstellungsbesuch daher uneingeschränkt. Geht hin und bildet Euch eine eigene Meinung.

Schönen Abend.
 
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ist. Museum Speyer -Samurai-

...... Ganz im Gegenteil; es hat mir ausgesprochen gut gefallen. Die Ausstellung spricht nicht die absoluten Spezialisten an, sondern soll dem interessierten Laien einen Einblick in die Geschichte und Kultur der Samurei vermitteln. .....
Sachlich vielleicht korrekte, aber bisweilen miesepetrige Spezialistenkritik an dieser gelungenen populärwissenschaftlichen Ausstellung kann ich jedenfalls nicht nachvollziehen und empfehle den Ausstellungsbesuch daher uneingeschränkt. Geht hin und bildet Euch eine eigene Meinung.....
Schön, dass es Dir gefallen hat. Geht mir teilweise auch so, aber eben nicht pauschal alles. Ein Beispiel: an einem WAKIZASHI war ein Text angebracht, der die Klinge als "an beiden Enden gekürzt" beschrieb. Der uninformierte, aber interessierte Betrachter wird das womöglich glauben. Ich hingegen glaube, dass es der Qualität der Ausstellung abträglich ist, wenn so ein Unfug "verzapft" wird. Das ist ja nicht einfach ein Schreibfehler wie "Crysantheme" (zu lesen bei den TSUBA), sondern falsch verstanden, falsch geschrieben, nicht kontrolliert und nicht korrigiert.

Es geht wohl bei dieser Ausstellung keineswegs darum, mal einen lockeren populären Blick auf die Kultur der SAMURAI (nicht Samurei) zu werfen. Der Aufwand insgesamt war groß, die Exponate zu beschaffen eine gewaltige Arbeit, vom Katalog und dem Layout der Ausstellung und den Aufbauten gar nicht zu reden. Der Aufmarsch an japanischen Persönlichkeiten und die Präsentation japanischer Kultur auf hohem Niveau berechtigte zu hohen Erwartungen. Ich finde es daher nur angemessen, dass man auch die Details mit Sorgfalt erledigt. Aber dann steht der Pfälzer vor den Stangenwaffen und liest: dies ist eine NAGINATA. Aber es ist eben keine, sondern ein YARI, eine Lanze. Die Beschreibungen wurden nur verwechselt; wir sind alle nur Menschen, und Menschen machen Fehler, klar. Aber gute Qualität bedeutet, dass sehr wenige Fehler gemacht werden; das ist meine Einstellung. Daher bedaure ich es, dass nicht alles ganz toll war.

Mit "miesepetrig" hat fundierte Kritik übrigens nichts zu tun; es ist für mich in Ordnung, wenn andere Besucher zu einer anderen persönlichen Bewertung kommen, so lange sie sie nicht für absolut halten.

Gruß

sanjuro
 
So, gestern war ich (mitsamt Tochter) auch in Speyer und berichte nun - wie versprochen - auch meine Eindrücke.

Kurz gefasst: Sowohl die sachlichen Beschreibungen von Sanjuro also auch die von Flintenkoffer stimmen größtenteils mit meinen Beobachtungen und Eindrücken überein. Mir persönlich missfallen hat die Beleuchtung der meisten Exponate, weil sie schlicht zu sparsam ausgefallen ist - auffällig war das z.B. bei den Rüstungen, welche nur von oben mit Spots angeleuchtet waren - und die teilweise wunderschönen Gesichtsmasken völlig im Dunkel lagen. Und so habe ich ab und an eine schwache Schlüsselbundlampe benutzt - um überhaupt was vom Exponat erkennen zu können.

Was Sanjuros Kritik zur Beschriftung der Exponate angeht: Hierzu habe ich gar nicht mal allzuviel zu bemängeln; diese war auf das projektierte breite Publikum abgestimmt und insoweit ok, ausser dass ich mir gerne Informationen auf diesen zur zeitlichen Einordnung gewünscht hätte - was es zwar manchmal, aber imho zu selten gab. Und dass (Stichwort Naginata/Yari) zwei Schildchen schlicht an der falschen Stelle (eine bzw. zwei Lanzen zu weit links) hingen, ist ein Fehler, der leicht korrigierbar ist - in einer Mail an den Kurator der Ausstellung habe ich unter Anderem auch auf diesen Forumsthread hingewiesen und angeregt, die ohne viel Aufhebens zu machenden Korrekturen (Schildchen umhängen) doch einfach stillschweigend durchzuführen, was am Konzept ja nichts ändert. Bekannt geworden Fehler sollte man schon (so weit es ohne größere Eingriffe geht) korrigieren. Das mit den Zeitangaben oder die Materialangaben auf den Schildern genauer spezifiziert zu sehen dürfte aber ein unerfüllbarer Wunsch sein (zumal ich zweiteres nicht mal als angestrebt zielgruppengerecht erachte). Ich bin mal gespannt, ob die Mail (über die Sammeladresse des Museums mit Bitte um Weiterleitung) beim Kurator ankommt und vielleicht auch noch reagiert wird.
Die Kritik zur Präsentation, was die aktustischen Informationen angeht, muss ich leider auch unterstützen - hier war die Lautstärke selbst im Kino doch etwas zu niedrig - gerade an einem Samstagnachmittag mit viel Publikumsverkehr geht die Präsentation im Getuschel der Gäste und den Kleinkinderstimmen unter; ein GANZ kleines Bisschen aufdrehen würde hier schon helfen.
Und eine letzte Kritik meinerseits waren die Schiebe-Paravents im Schwertraum - bei größerem Andrang (wie ich ihn erlebt habe) werden diese einfach zum Ärgernis und vermiesen einem die eingehende Betrachtung der Exponate, bekam ich doch laufend wieder eine Papierwand von einem weniger rücksichtsvollen Mitbürger vor die Nase geknallt (der will ja auch was sehen, somit ist das auch irgendwo legitim). Aber das lässt sich jetzt wohl nicht mehr ändern.

Die Exponate selbst aber sind größtenteils über jeden Zweifel erhaben. Man kann in dieser Ausstellung einen umfassenden Überblick erhalten, da hier Exponate an einen Platz zusammengetragen wurden, wie ich sie in dieser Art der Zusammenstellung noch nicht gesehen habe. Und so bekommt diese Ausstellung von mir das Prädikat (trotz kleiner Mängel) EMPFEHLENSWERT, und erachte sie für jeden auch nur halbwegs japanophilen und/oder an Blankwaffen interessierten Mitbürger quasi als ein Muss. Ich werde auf jeden Fall noch mal hinfahren.

Anmerkung: Das Begleitbuch/Katalog sollte man auf jeden Fall kaufen und zuhause nochmal durchlesen - trotz auch hier vorhandener kleiner Fehler ist dieses jeden Cent wert - und ich habe erst das erste Viertel und einige Lese-Stichproben weiter hinten durch...

-ZiLi-
 
Zuletzt bearbeitet:
.....Das Begleitbuch/Katalog sollte man auf jeden Fall kaufen und zu Hause nochmals durchlesen - trotz auch hier vorhandener kleiner Fehler ist dieses jeden Cent wert - und ich habe erst das erste Viertel und einige Lese-Stichproben weiter hinten durch....
Auch hier sehr gemischte Beurteilung in Beispielen: "Die japanische Geschichte im Spiegel der Samurai" von W. Schwentker ist kompetent gemacht, korrekt geschrieben und auch stilistisch gut zu lesen. Ein kompakter Abriss der Geschichte, mit dem man auch als Laie etwas anfangen kann.

Der Waffenteil von Frau Icke-Schwalbe hingegen ist eine kleine Katastrophe, was aber nicht überrascht. Sie hat schon einmal über die Dresdner Sammlung ein Buch verfasst, das in Fachkreisen als inkompetent gilt. Vielleicht hätte sie bei ihrer Spezialität bleiben sollen; sie ist, wie man mir gesagt hat, Indologin. Das ist offenbar ganz schön weit weg von Japan! Ich könnte meine Kritik natürlich mit vielen Beispielen belegen, will aber hier niemanden langweilen.

Ich hätte es natürlich wünschenswert gefunden, wenn alle Exponate im Katalog wieder aufgetaucht und detailliert beschrieben worden wären, und nicht nur einige wenige. Damit hätte der interessierte Besucher später alles nochmals Revue passieren lassen können. Allerdings kamen viele Exponate aus privaten Sammlungen, und da wird dann oft das Recht auf Abbildung nicht erteilt.

Im Leben ist es ja oft so, dass Licht und Schatten nebeneinander existieren (müssen). Bei der Ausstellung in Speyer sind die Unterschiede manchmal krasser, als es mit mehr Sorgfalt und Kompetenz nötig gewesen wäre, finde ich.

Gruß

sanjuro
 
Zuletzt bearbeitet:
Am Samstag hatte ich die Möglichkeit, mir selbst ein Bild von der Ausstellung in Speyer zu machen.

Ich habe die Veranstaltung ebenfalls mit ein wenig zwiegespaltenen Gefühlen verlassen, was im groben auf die in den Vorposts bereits erwähnten Ungereimtheiten zurückzuführen war.
Im Besonderen haben mich die Schiebetüren vor den Schwertern extrem bei der Betrachtung der Exponate gehindert.
Auch genaue Beschreibungen zu den gezeigten Blankwaffen habe ich vermisst.

Alles in allem kann ich aber eine unbedingte Empfehlung für jeden Interessierten aussprechen sich die Ausstellung anzusehen, da zwischen den reichlich vorhandenen Exponaten auch diverse echte Schmuckstücke zu sehen sind.

Im Rüstungsteil sind mir vor allem Helme mit den wunderschönen in Eisen getriebenen Muschelmotiven im Gedächtnis geblieben.

Bei den Tsuba gab es zwei, die mich dazu bewegt haben, mir den Rundgang ein zweites mal anzusehen (eine mit Wassermotiven im rechten Schaukasten und eine mit einer in Eisen geschnittenen Pinie, die an Tiefe und Dimension alles, wenn es auch wenig war was ich bisher gesehen habe, in den Schatten stellt).
Die Möglichkeit sich die Tsuba in Vergrößerung auf einem Flachbildschirm mit Kamera anzusehen, fand ich zwar witzig, wurde dem Zweck aufgrund schlechter Auflösung und heftigem Bildrauschen aber nicht gerecht - eine fahrbare Lupe mit zusätzlicher Beleuchtung wäre da eindeutig entsprechender gewesen.

Die Schwerter waren für mein unbedarftes Auge von gemischter Qualität und auch in der Präsentation - teilweise gelockerte Koshirae, dürftige Ausleuchtung, Schiebetüren etc. - eher durchwachsen, wobei mir auch hier definitif drei Klingen in gutem Gedächtnis geblieben sind.
Einmal zwei auf der linken Seite mit interessanterweise ähnlichen Horimono - ein Kirschblütenzweig, einmal geschnitten, einmal tauschiert. Auf der Rechten Seite vor allem das mächtige neuzeitliche Nô-Dachi, diverse wunderschöne Koshirae und zwei Aikuchi-Tanto.

Wenn man (wirklich) genau hinsieht entdeckt man im Eingangsbereich und etwas später bei den Alltagsgegenständen noch atemberaubend detailliert gearbeitete Netsuke und Inro, für die man allein schon eine gute Stunde braucht, um jedes Detail zu erfassen.

Zu guter Letzt habe ich mir dann auch das preislich im Rahmen liegende Buch zur Ausstellung geleistet und gestern noch schnell überflogen.
Abgesehen von dem Schockmoment, als sich im Einband quasi als "Eröffnungsbild" ein fürchterliches Gunto a la Ihbäh-Sofortkauf präsentierte (hätten die Autoren da nicht das Daisho aus dem Schwertkapitel nehmen können?) und den angesprochenen fachlichen Fehlern, sind vor allem die reichlich vorhandenen Bilder, Tuschezeichnungen und Holzschnitte wirklich sehenswert. Schön fand ich auch, daß die Buchhandlung die gängigen Nihontobibeln von Kapp/ Yoshihara und Yumoto im Verkauf haben.


Wer also weniger theoretisch als praktisch an der japanischen Samurai-Kultur interessiert ist und mit kleineren Hindernissen (theoretisch wie praktisch :lechz:) gut zurecht kommt, sollte sich auf jeden Fall nach Speyer begeben - zu sehen gibt es auf jeden Fall mehr als die Netzhaut in 2-3 Stunden zu verarbeiten vermag.



Gassho,

Christoph
 
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