Incredible India

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Museums-Kurator
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Hallo,
ich hatte als Vorbereitung auf meinen Indienaufenthalt, in diesem Thread mal angefragt was dort Messertechnisch so geht. Da das Ergebnis nicht so ergiebig war, wollte ich einfach mal zeigen was mir dort nun untergekommen ist.

Zuerst eine Kurzvorstellung des Messers, das mir am häufigsten begegnet ist:

mf_india05.jpg


Das gemeine Frühstücksmesser. Einsatzgebiet warme Butter.
Dieses dedizierte Einsatzgebiet ergab sich durch die vorteilhafte Klingengeometrie: Bei einer Gesamtlänge von ca. 22 cm, etwa hälftig aufgeteilt zwischen "Klinge" und Griff wurde auf eine durchgängige Materialstärke von ca. 3 - 3,5 mm geachtet. Beim Anschliff kamen verschiedene Varianten zum Einsatz: vom einseitgen Anschliff (45 - 50°), unterstützt von Serrations auf der Gegenseite, bis hin zu nur Serrations ohne Anschliff... Siehe Detailbilder.


Wie gesagt, das sind die Serrations, nicht das Filework ...

Ermuntert von diesen Erfahrungen habe ich mich auf die Suche nach weiteren Eindrücken über die indische Messerszene gemacht:

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Billiges Küchenmesser - leckeres Kokosnuss Chutney

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Das wahrscheinlich beste Taschenmesser, das ich während meines Aufenthaltes gesehen habe (Freilichtmuseum südlich Chennai)

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Informationen über den Einsatz und Gebrauchswert waren nicht zu erhalten (Freilichtmuseum südlich Chennai)

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Kokosnussmesser (klein) im Einsatz

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Nur das Beste für die Touristen (Pushkar, Radjastan)

mf_india10.jpg

eigentlich schöne Griffe und Scheiden, aber lumpiges, stumpfes, rostiges Blech für die "Klinge", noch dazu schlecht eingepasst...

... to be continued ...
 
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Nach diesen Erfahrungen ist es sicher verständlich, dass ich sehr aufgeregt war, als mein Fahrer mich zu einer Schmiede bringen wollte, in der Gebrauchsmesser (auch richtig große ;)) hergestellt werden.

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Die Schmiede

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Der Meister

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Werkzeug und Material

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Das Helferlein

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Das Werkstück

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Die Höllenglut

Das hat mir nun so gut gefallen, dass ich kurz entschlossen mein erstes Custom bestellt habe. Mein Entwurf, auf einem ca. 4 x 6 cm großen Papierstück, hat etwa eine Minute gebraucht und stellte einen groben Bowie Umriss dar. Maße ca. 25 lang, 5 hoch, die Stärke wollte ich der Erfahrung des Meisters überlassen.
Nun kam noch etwas Verwirrung über die verwendete Einheit auf. Ich sprach (natürlich) von cm, der Meister von Inch!! :D
Wann ist das Ganze denn fertig? Na, übermorgen, da er morgen nicht arbeitet... Die Gesamtbestellung belief sich auf 2 große und ein mittleres Kokosnussmesser und mein Custom ... Mit Lieferzeiten gab es dort jedenfalls kein Problem.

... to be continued ...
 
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Hier ist es nun: ein "wenig" rustikaler als vorgestellt und auch die Größendiskussion war wohl nicht ganz abgeschlossen. :cool:

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Und mein großes Kokosnussmesser (Serienfertigung):
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Und der ganze Spaß für 1000 Rs. (ca. 15 €)

... to be continued ...
 
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So ganz war ich noch nicht zufrieden mit mir und meinen Messereinkäufen. Und so ..., in einem Souvenierladen in Puducherry bin ich auf folgendes gestoßen:

mf_india_dagger01.jpg


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Weiß jemand was das Zeichen bedeutet?

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Leider ein paar handwerkliche Mängel

Ich würde es als teuren Touri Kram einstufen. Leider nur dekorativ und ungeschärft. Vielleicht gehe ich da ja mal ran.

Was mir eigentlich vorgeschwebt hat, gute Handwerksarbeit, die auch noch ein wenig dekorativ ist, habe ich leider nicht gefunden.

Ansonsten gab es natürlich in großen Kaufhäusern jede Menge Messer, allerdings sehr billiges Zeug. Im City Museum in Jaipur gibt eine Waffenkammer mit einer ansehnlichen Blankwaffensammlung. Leider war fotografieren nicht erlaubt.

Ich hoffe, die kleine Exkursion hat euch gefallen.

Gruß Th.
 
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Vielen Dank für die schönen Impressionen. Deine Einzelanfertigungen vom Schmied sind doch vom Feinsten. Ich sehe sogar eine Achtung Unwort "echte Zwinge". Das Bowie ist nach der berühmten Hot Dog Methode mit einem Griff ausgestattet worden:hmpf:. REICHEN MUSS ES.
War schon einige Male in Nepal. Da ist es auch so. Mittlerweile fliegt da auch ein Haufen Chinamüll rum.
Schön ist, dass die Leute in der Gegend immer sehr hilfsbereit und gastfreundlich sind. Sie geben ihr Bestes. Willkommen in D! rocco26
 
Danke für die tollen Impressionen.
An den Bildern und Beschreibungen kann man sich im eiskalten Berlin richtig erwärmen.:super:

Namaste
Excalibur
 
SUPER! Vielen Dank! Deine Impressionen sind echt eine Bereicherung hier.
Zentimeter... *pah*... is was für Warmduscher. :)
 
:super:
Danke für den tollen Reisebericht!
Und wegen der "rustikalen" Ausführung deiner Customs: ich kann nur sagen, das du vermutlich wenig Bedenken haben wirst, die Messer zu benutzen.
Das Finish ist kaum zu beschädigen ... :rolleyes:
Eine ernsthafte Frage noch: glaubst du, das der Schmied in der Lage gewesen wäre, ein feineres Finish hinzubekommen, wenn er mehr Zeit und Motivation (sprich Moneten) gehabt hätte?
 
Danke für das Präsentieren deiner Eindrücke. Ich werde selbst ab nächster Woche in Indien sein und mir das ganze mal live anschauen...
 
Danke für die Eindrücke! :super:


1. Beitrag, vorletztes Bild: Diese Messer mit dem Zeigefingerring gibt´s auch hier bei ****. Wo die wohl herkommen. :cool:


Dein Custom-Bowie find ich klasse. :) Ich frage mich nur, wie kann ein brandneues Messer so verrostet und verrottet aussehen?! Rustikal ist sehr geschmeichelt. ;)




... eine Achtung Unwort "echte Zwinge". ...
Ist ja leider nicht gewählt worden. :teuflisch
 
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Hallo,
schön, wenn es euch ein bisschen Spaß gemacht hat ;)

@Aeterno: einen schönen, interessanten Aufenthalt und (wie bei mir) viele tolle und neue Eindrücke wünsche ich dir.

@sagittarius: Ob das Custom besser oder sorgfältiger hergestellt werden würde, wenn man mehr Zeit und Geld aufwenden würde... Ich bin mir nicht sicher.

Das gezeigte Kokosnussmesser war Standard und ist nicht besser. Ich habe weder Zeit noch Geld vorgegeben (überhaupt nicht gehandelt, da es mir so schon günstig genug erschien). Meine Erfahrung mit anderen Handwerkern (Schneider) ging mehr in die Richtung, dass bei mehr zugestandener Zeit, diese genutzt wurde, um andere Aufträge zwischenrein zu nehmen. Ich habe den Eindruck, es fehlt ein wenig die Vorstellung, dass bei besserer Qualität auch bessere Bezahlung möglich wäre...

Gruß Th.
 
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