Ist da noch was zu machen? (Härteverzug)

tobsucht_

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Hallo,

ich habe heute eine Folderklinge vom Härten zurückbekommen.
Leider hat sie sich in einer Richtung verzogen, die Spitze ist um etwa 2mm nach links gewandert. Das blöde ist, dass die Klinge nun nicht mehr zwischen die Platinen passt, da ja die Spitze so weit aus der Mitte ist.
Kann man da noch etwas richten oder wäre das zwangsläufig eine Hinrichtung? :glgl:
Würde mir schon reichen, wenn ich 1mm richten könnte, damit die Klinge wieder passt.

Die Klinge ist aus N690 (60HRC) und an der dicksten Stelle 3.5mm dick. Die Schneide ist ca. 8cm lang.

Entschuldigt bitte die schlechten Bilder, aber ich denke das Wesentliche kommt rüber:




lg, Oliver

PS: Ein Bekannter hat Zugang zu einem Härteofen. Wäre das vielleicht die bessere Variante, das Ding nochmal weichzuglühen und dann nochmal zu härten?
 
Zuletzt bearbeitet:
Also du kannst versuchen sie im Schraubstock langsam zu richten, irgendwo zwischen maximalem Punkt der Elastizität und dem "Knack"-Geräusch. Wobei ich nicht weiß, wie das bei dem Stahl ist, es geht zumindest bei den rostenden "normalen" Stählen, auch wenn es vielleicht nicht optimal ist ;-)

Alternativ: Du musst mit einer 2cm kürzeren Klinge leben und machst eine neue Spitze. Wenn du den Rest der Klinge kühlst in einem nassen Lappen kannst du ja die dünne Spitze vorne ein gutes Stück wegschleifen. Den Rest musst du dann von Hand machen mit einem groben Stein und einer Menge Geduld und Schweiß.

Oder du verbuchst es als Lehrgeld und machst eine neue. Den Rat bekam ich auch schon öfter und ich weiß wie man sich fühlt :glgl:
 
Also von Biegeversuchen würde ich schwer abraten....
Das wird bei 60hrc und dem Stahl sicher nix.
Möglich ist Richten mittels eines hartmetallbestückten Hammers, bzw. das mehrfach von Ulrich Gerfin beschriebene Flammrichten.
Einen Teil des Verzuges und die Richtspuren kann man dann unter Kühlung verschleifen.
Ich würde, insofern noch genug Material an der Schneidkante vorhanden ist auch ein erneutes Weichglühen, Richten, Spannungsarmglühen und anschließend erneutes Härten in Betracht ziehen.
Was auch immer du tust. Viel Glück!

mfg
Ulrik
 
Danke euch für die schnellen Antworten!

@Koraat: Wie gesagt, ich hätte Zugang zu einem Härteofen, d.h. nochmaliges Weichglühen wäre kein Problem, die Sache ist nur das nochmalige Härten, der Stahl braucht doch eine Tiefkühlbehandlung, oder?

Grüße, Oliver
 
Hallo,

ich habe die Klinge inzwischen mal in den Folder eingebaut. Durch die 0.3mm der Beilagscheibe geht es sich gerade aus, dass die Klinge nicht an der Platine streift. :)
Ich habe dann trotzdem noch probiert, durch vorsichtiges Umbiegen im Schraubstock die Klinge zu richten. Ich konnte etwa 0.2mm richten, mehr traue ich mir nicht.
Also entweder lasse ich es jetzt so, oder ich werde vielleicht das mit dem Flammrichten versuchen.

HIER schreibt U. Gerfin, dass man die Klinge in einer entsprechenden Vorrichtung fixieren kann und in den Ofen stellen kann. Das könnte ich wohl vorher noch versuchen, kaputt wird dadurch wohl nix.

lg, Oliver
 
Über das Thema Richten bei Härteverzug haben wir uns schon oft ausgetauscht und die Grundprinzipien sind an sich klar. Das hilft hier aber nicht weiter.
In Deinem Fall hast Du das besondere Problem, daß die Klinge schon angelassen ist. Ihre innere Struktur-Martensit mit etwas Restaustenit- ist also schon stabil. Dadurch scheidet das Richten im Umwandlungsbereich tetragonaler-kubischer Martensit aus.
Strukuren, die sich plastisch verformen können ohne zu brechen und die den Rest der Klinge mitnehmen könnten, hast Du auch nicht mehr.
Hinzukommt, daß die Klinge in Relation zur Länge sehr stark ist, um auf 80 mm Länge 2 mm wegzubiegen, braucht es eine ganz erhebliche Verformung. Sämtliche an sich möglichen Methoden des Richtens sind hier also mit erheblicher Bruchgefahr verbunden.
Der seriöseste Rat, den ich Dir in diesem Fall geben kann: Weichglühen, im glühenden Zustand richten, noch eine Weile entspannend glühen und neu härten.
Freudnliche Grüße
U. Gerfin
 
Hallo Tobsucht,
der Kollege Gerfin hat recht, hier ist alles probieren sinnlos.
Neu Härten würde auch ich vorschlagen.
Um Verzug zu vermeiden würde ich eine klassische Warmbadhärtung vorschlagen.
Also Stahl bei 300°C in einem Warmbad abfangen und dann nach 5 Min.
an die Luft, erst dann beginnt die Umwandlung über den ganzen Querschnitt mit deutlich geringeren Spannungen.
Wenn gleich danach angelassen wird - und lange - kann man sich das tiefkühlen sparen, restaustenit wird umgewandelt.
Wenn Du niemand für das Verfahren findest kann ich Dir helfen.
Gruss fritz
P.S. Habe für xxa schon einiges gemacht , vieleicht kennt ihr euch ja als
Landsleute
 
Hallo,

schade, dass man da (fast) nix mehr machen kann, aber ich denke, ich werde es einfach so lassen. Die Klinge passt jetzt ohne Probleme zwischen die Platinen, und im ausgeklappten Zustand sieht man es fast nicht. Die Salami lässt sich auch ohne Probleme in hauchdünne Scheiben schneiden :D

Sollte es mich doch irgendwann stören, weiß ich ja wie die richtige WBH ausschaut.

LG, Oliver
 
Meiner Meinung nach bekommst du so einen Verzug mit einem Hartmetall-Richthammer (siehe weiter oben) ohne Probleme hin. Ich habe damit schon bei ähnlich großen Klingen ähnlich starke Verzüge rausbekommen.
 
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