Ist Wolfram schmiedbar??

moby

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Hallo,
ein Bekannter von mir arbeitet beim Kampfmittelräumdienst. In einem Gespräch über mein Hobby fragte er ob ich etwas mit Wolframkernen aus Panzerbrechenden Geschossen anfagen könnte:staun: Das ist mal was neues. Die Kerne sind im Normalzustand glashart. Wenn sie ungünstig auf den Betonboden fallen zerspringen sie in 1000 Stücke.
Kann mann das Zeugs schmieden oder sogar feuerschweißen???

Grüße

Johannes
 
Hallo Johannes,
welche Maße haben die Wolframstücke? Schmieden könnte man ja mal probieren,aber feuerschweißen wird nicht gehen da Wolfram einen sehr hohen Schmelzpunkt hat.
Gruß Chris
 
Soweit ich weiß, bestehen solche Hartkerne nicht aus Wolfram, sondern aus Wolframcarbid, aka "Widia". Also ein keramischer Werkstoff.

Sofern ich da richtig liege, kann man das mit schmieden wohl vergessen :(

Grüße,
Gunther
 
st Wolfram schmiedbar??

Soweit ich weiß, bestehen solche Hartkerne nicht aus Wolfram, sondern aus Wolframcarbid, aka "Widia". Also ein keramischer Werkstoff. Sofern ich da richtig liege, kann man das mit schmieden wohl vergessen......
Richtig, das Schmieden von Widia (eine metallische Legierung, kein keramischer Werkstoff) kann man getrost vergessen; Zusammensetzung ist nach meinen Infos 88% Wolfram, 6% Kohlenstoff, 6% Kobalt. Das Zeug ist, wie man weiß, sehr warmfest.

Gruß

sanjuro
 
Guude!

@Moby
Vielleicht kann man ja den Mantel der Geschosse verarbeiten, das ist bestimmt auch kein schlechtes Material.

Der Markenname Widia von Krupp ist im Volksmund der Begriff für Hartmetall allgemein, so wie Tempo für Taschentücher, Selters für Mineralwasser und V2A für Edelstahl.
Egal ob Widia oder Hartmetall allgemein, es ist nicht schmiedbar.

War schonmal in einem Beitrag über Motorkettensägen mit HM-Zähnen.
HM wird zerplatzen beim Schmieden, weil es auch sehr spröde ist.
Das wird bei den Wolframkernen genauso sein.

Aber probieren kann man es ja trotzdem mal.
Das Ergebnis würde mich auch interessieren, man weiß ja nie.


Gruß aus Mittelhessen,

Holgi
 
OK,
ich lasse mir mal so ein Ding schicken. Mal versuchen das Ding warm zu Formen. Wenn es funzt, werde ich ein Bild posten.
Danke
Grüße
Johannes
 
Das stimmt nicht!
Es gibt Sachen wie z.B. Cermet : Cermets sind Verbundwerkstoffe aus
keramischen Werkstoffen in einer metallischen Matrix.
"Hartmetall" oder "Hartwerkstoff auf Wolframcarbidbasis" (früher HM, heute HW) ist ein Sinterwerkstoff.


Ich will ja keine Korinthen ka..., aber Wolframcarbid IST ein Keramischer Werkstoff.

http://de.wikipedia.org/wiki/Wolframcarbid

Es wird aber fast ausschließlich im Verbund mit einer metallischen Matrix verwendet - als Hartmetall, was, wie Du richtig bemerktest, ein Sinterwerkstoff ist. Da hab ich mit der volkstümlich besser bekannten Bezeichnung Widia (ohne ausführliche Erklärung) wohl für Verwirrung gesorgt.

Cermet ist ein Oberbegriff für alle Keramisch-metallischen Werkstoffe, also auch für Hartmetall (z.B. WC (->Keramik) in einer Kobalt (->Metall)-Matrix).

Die Art der Herstellung (Sintern) ist dabei ja erstmal zweitrangig, obwohl mir kein anderes Verfahren zur Herstellung dieser Werkstoffe bekannt ist.


Zur Bearbeitung: außer Schleifen mit Diamantwerkzeugen kann man alles vergessen. Das Zeug widersteht kalt lächelnd einem Schneidbrenner und platzt beim Schmieden einfach.


Grüße,
Gunther
 
..... Wolframcarbid IST ein keramischer Werkstoff.....

Die Art der Herstellung (Sintern) ist dabei ja erstmal zweitrangig, obwohl mir kein anderes Verfahren zur Herstellung dieser Werkstoffe bekannt ist.....
Du hast wohl Recht; die (metallische) Wolfram-Matrix täuscht darüber hinweg, dass keine "richtige" Legierung entsteht. Die Art der Herstellung ist aber entscheidend, denn das Sintern wird heute fast als Synonym für ein keramisches Herstellungsverfahren verwendet (woher es ursprünglich stammt). Es ist energetisch nicht so aufwändig wie eine Schmelze, bringt dabei aber gute Ergebnisse, vor allem bei nicht legierbaren Materialien.

Gruß

sanjuro
 
Vielleicht kann man ja den Mantel der Geschosse verarbeiten, das ist bestimmt auch kein schlechtes Material.

Mantel ist bei panzerbrechenden Hartmetallkerngeschossen wie APDS oder KE grundsätzlich aus weichem Material: Hat auch seinen Grund: Die Hartmetallkerne sollen die Panzerung durschlagen, der Mantel soll sich beim Auftreffen verformen und an der Panzerung anlegen um ein Abrutschen bei schrägem auftreffen zu verhindern.
 
3,14159 26535 89793 23846 26433 83279 50288 41971
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich komm da nicht hinter:confused:. Wieso soll Wolfram nicht schmiedbar sein? Wenn es bis etwas unter dem Schmelzpunkt erwärmt wird, dürfte das doch fuktionieren.
Werden die Schweißelektroden den auch Gesintert? Ich nahm eher an das die wie Draht hergestellt werden (Walzen? fielleicht nicht ziehen sondern zum glätten ein wenig schleifen?)
:confused:
 
Bei nem Schmezpunkt von rund 3400°C dürfte ein Schmieden knapp unterm Schmelzpunkt schwer möglich sein. Meine Esse schafft nichtmal 2000°C.
 
ich war mal in der grube pöhla (? in der nähe vom fichtelberg)

dort wurde in früheren zeiten stark wolframhaltiges eisenerz gewonnen.
der grubenführer berichtete wie die schmiede über diesen stahl aus pöhla geflucht haben weil der so widerspenstig war....

wer unbedingt wolframschmieden probieren will: gegen einen obolus+versandkosten hätte ich ein paar kleine wolframstücke so ca. 1 cm³ zu vergeben.

ob es reines wolfram ist, weiß ich nicht-die stammen ursprünglich aus riesigen lampen (wolframschrot um die glühkolben zu säubern oder auch den abbrand der glühwendel zu verringern ??? weiß nicht mehr ganz genau...)

lg
 
Ich glaube, wir reden hier aneinander vorbei.

Die Hartkerne, auf die sich die anfängliche Frage bezog, bestehen nicht aus Wolfram, sondern aus Hartmetall, welches sich wiederum aus Wolframcarbid-Keramik und Kobalt zusammensetzt und durch Sintern erzeugt wird.

Da sich herausstellte, daß es sich nicht um reines Wolfram handelt, bezogen sich die folgenden Posts auch nicht darauf. Auch meine dargestellten Erfahrungen sind bezüglich der Bearbeitung von Hartmetall.

Die Warmbearbeitung von Wolfram als solches ist aufgrund des enormen Schmelzpunktes mutmaßlich auch nicht mit den Mitteln einer "normalen" Schmiede machbar, wie bereits von Nemo.26 dargestellt.

Nicht umsonst sind Glühfäden von Leuchtmitteln und Schweißelektroden (WIG), die beachtliche Temperaturen aushalten müssen, aus diesem Material gemacht.

Über die industrielle Bearbeitung von Wolfram (Urformung?) weiß ich leider nix - würde mich aber auch interessieren - irgendein Kundiger unter uns ?


Grüße,
Gunther
 
Werden die Schweißelektroden den auch Gesintert? Ich nahm eher an das die wie Draht hergestellt werden (Walzen? fielleicht nicht ziehen sondern zum glätten ein wenig schleifen?)
:confused:


Wenn du WIG- Elektroden meinst, die werden tatsächlich gesintert und in einem Art Kaltzieh- verfahren gezogen und dabei verdichtet.
Das Sintern ist in diesem Fall für die Verbindung mit den nichtmetallischen Bestandteilen (seltene Erden, wie Thoriumoxid, Ceroxid, Zirkoniumoxid und Lanthanoxid) nötig.
 
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