Was war der Fehler ?-Alles !.
Wenn ich Hoffnung hätte, dadurch irgend etwas zu bewirken, würde ich mein Buch über mein Leben unter den Facilifacen ernsthaft schreiben. So begnüge ich mich damit, jeden Tag im Kopf ein kleines Kapitel zu verfassen und es dann doch ungeschrieben zu lassen. Zum Verständnis: Facilifacen sind "Leichtmacher", die also alles so einfach haben wollen, wie es nur irgend geht. Also nicht: Lesen, Nachdenken, Verstehen, Handeln, sondern: wie geht das ?, aber ganz schnell und einfach !.
Also: Fehler 1: Die vielfach intensiv erörterte Frage, wie man Härteverzug vermeidet und- wenn er eingetreten ist- gefahrlos beseitigt, nicht nachgelesen.
Fehler 2 : Die einfachen Antworten auf die Frage auch nicht nachgelesen, sondern nur "Hammer" aufgenommen.
Fehler 3 : Nach dem Anlassen zu richten versucht. Das ist nur mit erheblichen Schwierigkeiten möglich-eigentlich die falscheste Methode überhaupt.
An der Stahlkombination lag es sicher nicht. Feile x St 37 gibt einen Damast mit ca 0,6-0,7 % C, also eine sehr robuste Kombination.
Hier noch einmal in aller Kürze, wie es gehen könnte:
1. Unmittelbar nach dem Härten richten. Das geht, sollte aber ohne Erfahrung nicht versucht werden.
Wenn man den Stahl an der Perlitnase vorbei kühlt, hat man wieder etwas Zeit, bis sich der noch vorhandene Austenit umwandelt. In dieser Zeit kann man richten. Wenn man es nicht kann, verdirbt man die Härtung, es scheiden sich schon Karbide aus und der Stahl wird zu weich oder man kommt doch schon in den Martensitbereich und es gibt Bruch. Bei der Feilenhärtung war das eine traditionell geübte Methode.
2. Unmittelbar nach dem Härten mit leichter Wärmezufuhr richten. Im Bereich von etwa 100 Grad wandelt der ursprünglich entstandene tetragonale Martensit in den kubischen Martensit um. In diesem Bereich kann man ohne Härteeinbuße richten. Warum das funktioniert, ist nicht völlig geklärt, vermutlich gibt es bei dieser Umwandlung Gleitebenen, die eine plastische Verformung ermöglichen. Gleichviel-es funktioniert.
3. Die Methode 2 geht am einfachsten mit einer Lötlampe, mit der man eben nur auf Zischwärme erhitzt und die Klinge in die Gegenrichtung federnd biegt.
Man kann das auch mit einem ersten zarten Anlassen verbinden, indem man die Klinge auf ein konkaves Stück Holz oder Metall aufspannt, so daß sie etwas in die Gegenrichtung gebogen ist. Mit einer Gripzange geht das ganz gut. Die Klinge kommt in diesem Zustand in den auf gut 100 Grad geheizten Backofen und wird nach ca 10 Minuten kontrolliert. Ist sie noch nicht gerade, wird etwas weiter gebogen und der Vorgang wiederholt.
4. Jetzt schon nicht mehr ernst gemeint-nach meinen Beobachtungen aber durchaus angewandt: Damast so weich machen, daß er kaum noch härtet und plastisch gebogen werden kann. Anschließend keinesfalls benutzen, wenn doch, dann jedenfalls unter Ausschluß der Öffentlichkeit.
Dies gilt für durchhärtende Stähle. Zwei- oder Dreilagenstähle mit genug weichem Anteil können natürlich mit dem Hammer gerichtet werden.
MfG U. Gerfin