japanische Messer Grundausstattung

Am Übergang Griff/Klinge ist vielen europäischen Messern ein Bart/Fingerschutz (der auch beim Schleifen auf Wassersteinen stört). Dort haben die meisten japanische Messer eine scharfe spitze Ecke, die vergleichbar wie eine Messerspitze eingesetzt werden kann.
Näher am Griff geht kaum....
Gelingt es Dir mit dieser Ecke (z.B. eines Santokus) gut, aus Apfelspalten das Kerngehäuse zu entfernen?
Mir nicht.

Hier kam es ja schon im Thread, vermutlich schneiden die Japaner vorwiegen gerade und nicht geschwungen.

Ich habe schon einige Male versucht andere Arbeiten mit der Ecke meines Santokus durchzuführen. Warm werde ich damit nicht. Das Handling gefällt mir absolut nicht. Da greife ich viel lieber zu einem (möglichs kurzen) spitzen Schälmesser.
 
Gelingt es Dir mit dieser Ecke (z.B. eines Santokus) gut, aus Apfelspalten das Kerngehäuse zu entfernen?..... Da greife ich viel lieber zu einem (möglichs kurzen) spitzen Schälmesser.

Ich auch. Wenn ich mich nur 2 Küchenmesser begnügen müßte wäre das ein kleines 9 cm Herder Vogelschnabel und ein Gyuto mit 18 bis 21 cm.

Ein Gyuto ist soweit ich recherchiert habe auch kein traditionelles japanisches Küchenmesser, bzw gibt es auch in Japan noch nicht so lange. Ich habe als 'Übersetzung' von Gyuto mal 'Rindfleischmesser' gehört und das ist wie Mausbiber schon sagte in der trad. Küche nicht üblich.

Eine traditionelle Minimalausstattung einer jap. Küche ist IMO ein Deba, ein nicht zu langes Yanagiba und ein Usuba. So bekommt man es auch manchmal as Set angeboten.
 
@Sanji:

Bei den ganzen Auflistungen der Messer der "traditionellen" jap. Küche fällt mir immer auf, dass fast nie ein Santoku genannt wird, was ja bei uns wahrscheinlich die gängigste "Japan"-Form ist. Wie ist dessen Verwendung in Japan?

- als Universalmesser vorwiegend im privaten Bereich, wo der Profikoch 3 verschiedene Messer hat?
- oder ist das eher eine Form für den internationalen Markt und in Japan gar nicht so gängig?


(Für mich macht es eh keinen Unterschied - ich find meins praktisch und arbeite gern damit. Japanisch hin oder her.)
 
@Sanji:
Bei den ganzen Auflistungen der Messer der "traditionellen" jap. Küche fällt mir immer auf, dass fast nie ein Santoku genannt wird, was ja bei uns wahrscheinlich die gängigste "Japan"-Form ist. Wie ist dessen Verwendung in Japan?

Hallo, da hast mich aber kalt erwischt.
Ob ein Santoku richtig ''traditionell'' ist oder nicht: keine Ahnung....

Soweit ich weiß werden (heutzutage) im 'normalen' japanischen Haushalt beidseitig geschliffene Messer wie z.B. Santoku weitaus häufiger benutzt als einseitig geschliffene Messer.

- als Universalmesser vorwiegend im privaten Bereich, wo der Profikoch 3 verschiedene Messer hat?
---Ich denke: ja; ist einfach praktischer.

- oder ist das eher eine Form für den internationalen Markt und in Japan gar nicht so gängig?
---das Santoku wird zumindest hierzulande im Handel als das Japanmesser hochgepuscht.

Ganz grob kann man japanische Messer in traditionelle und moderne unterteilen, wobei ich hier in diesem Thema pauschal mit traditionellen Formen die einseitig geschliffenen meinte, als moderne die mit beidseitigem Anschliff.
Inwieweit diese grobe Unterteilung fachlich korrekt ist weiß ich auch nicht, ist so sicher auch zu pauschal. Ich bin kein professioneller Kenner japanischer Messer und bin auch erst seit kurzem diesem Hobby verfallen. Und Informationen aus dem Internet sind vielfach zweifelhaften Ursprungs und fragwürdigen Inhalts. :confused:

Also:
Traditionellen japanische Küchenmesser (Wa-Hocho):
- meist 2-lagige Klinge und einseitiger Anschliff, gegenüberliegend Hohlschliff.
--Ausnahmen: z.B. Santoku und Nakiri mit beidseitigem Schliff (3-lagen).
- meist Klinge mit Steckerl und Holzgriff mit (Büffelhorn)Zwinge.
- rostende Stähle

Moderne japanische Messer (Yo-Hocho):
- meist beidseitig geschliffen
- 'ergonomisch' geformte Griffe, durchgehender Erl
- z.T. verwendung moderner Materialien, z.B. rostträger Stahl, Kunststoffgriffe.

Ein beidseitig geschliffenes Deba ist also ein Yo-hocho (auch Yobocho);
ein einseitig geschliffenes mit ergonomisch geformem Micartagriff ebenfalls.
Ein Gyuto ist z.B. auch eine recht neuere Klingenform, also Yobocho;
ein Gyuto mit trad. Griff oder auf trad. Art geschmiedet wird dagegen oft auch als Wabocho bezeichnet, da es sich wieder stark der trad. Bauweise annähert.
Ein Yanagiba als trad. einseitig geschliffenes Messer gabs aber auch früher in Japan beidseitig geschliffen; zumindest die Messer aus der Region Tosa wurden -soweit ich richtig informiert bin- wohl schon früherer beidseitig geschliffen, auch solche Formen wie z.B. Deba oder Yanagiba, usw.
Andererseits ist mir noch nie ein einseitig geschliffenes Santoku aufgefallen.
(Ausser bei Ö-Aldi)
Also: I am :confused:

Möglicherweise könnte Akiem dazu genaueres sagen, der kennt sich in solchen Feinheiten IMO weitaus besser aus.
 
Zuletzt bearbeitet:
@stang66:
Hallo,
dem ausführlichen Beitrag von Sanji ist nur sehr wenig hinzuzufügen. Nur soviel:
Auf japanischen Internetseiten (sowohl Shops als auch Hersteller) wird z.B. unterschieden in (hoffentlich werden die japanischen Zeichen richtig angezeigt):

- 和包丁 (wabouchou)

- 洋包丁 (youbouchou) beides hat Sanji erklärt

- プロ用片刃 (puroyoukataba) puro bedeutet Profi, you bedeutet Gebrauch, kataba bedeutet einseitige Schneide; also für den professionellen Einsatz bestimmte Messer mit einseitigem Anschliff (in dieser Rubrik findet man in der Regel die bekannten Typen wie yanagiba, usuba, deba, takobiki usw.)

- 家庭用 (kateiyou) katei bedeutet Familie, Zuhause, you siehe oben; also für den normalen Einsatz in der häuslichen Küche gedachte Messer(in dieser Rubrik findet man Santoku, Gyoutou und Nakiri, also die beidseitig geschliffenen Messertypen)
@sanji: auf www.ehamono.com findet man hier z.B. das Azai Damast-Gyuutou aus Aogami Super, das Du, glaube ich, auch Dein Eigen nennst.


In den japanischen Familien, die ich kenne (und das sind bei der großen Verwandtschaft meiner japanischen Frau einige), benutzt die Hausfrau, für die das Kochen in erster Linie eine Pflicht ist und nicht wie bei uns im Forum Beruf oder erfüllendes Hobby, meist ein Santoku oder Gyuutou, das oft recht ungepflegt ist.

Vielleicht kannst Du jetzt ein bißchen einschätzen, wohin das Santoku gehört.

Viele Grüße
Mausbiber
 
Vielleicht kannst Du jetzt ein bißchen einschätzen, wohin das Santoku gehört.

Servus Mausbiber!
Danke für diese interessanten Infos!

Na denn versuch ichs mal:
ein rostträges Santoku mit laminiertem Pakka-Holzgriff ist ein

家庭用洋包丁

kateiyou youbouchou;
eine traditionelle Messerform in modernem Design.
....Zeichenstellung so korrekt? (< Leerzeichen zw. den Zeichen entfernt nach #27)

(@Mausbiber: Nee, mein Azai (aus VG-10) hat nur halb so viele Lagen
-was mir sogar besser gefällt.
Und: Wellcome back! :super: -)
 
Zuletzt bearbeitet:
...In den japanischen Familien, die ich kenne (und das sind bei der großen Verwandtschaft meiner japanischen Frau einige), benutzt die Hausfrau, für die das Kochen in erster Linie eine Pflicht ist und nicht wie bei uns im Forum Beruf oder erfüllendes Hobby, meist ein Santoku oder Gyuutou, das oft recht ungepflegt ist.

Vielleicht kannst Du jetzt ein bißchen einschätzen, wohin das Santoku gehört...

...nicht nur das kochen, sondern auch sämtliche anderen arbeiten im haushalt und um den haushalt herum. kein japanischer mann würde einen gedanken daran verschwenden.

standart im japanischen normalhaushalt als küchenwerkzeug, ist tatsächlich ein messer der einfachsten art. wenn es etwas teurer wird, sind es solinger messer die als mitbringsel mitgebracht, oder geschickt wurden.

diese messer, wegwerfstäbchen, ein kleiner holzlöffel sind die standart kochutensilien. absolut wichtig sind aber auch die 2 kleinen rostfreien geraden schaufeln (auf dem bild ein 18er messer zum größenvergleich). mit diesen schaufeln wird in der pfanne oder topf direkt gedreht, gewendet, gekratzt ...
...hochwertige messer sind im japanischen haushalt so uninteressant wie sie in den meisten fällen auch in deutschland sind. nur ist das standartmesser in der deutschen normalküche noch kürzer und dafür völlig stumpf. schärfe in etwa wie bei den japanischen küchenschaufeln. mit denen wird unter umständen auch geschnitten oder zerteilt.

loeffeljapan.jpg
 
nur ist das standartmesser in der deutschen normalküche noch kürzer und dafür völlig stumpf.

Kein Wunder, scharfe Messer sind ja auch "gefährlich".
Manche Haushaltswaren-Kataloge oder -abteilungen sind ein steter Quell der Freude: da gibt es 1001 Hilfsmittel um Zwiebeln zu schneiden "ohne Tränen" (warum nicht einfach ein scharfes Messer?).
Bambus-"Asia"-Schneidbretter, beworben mit "30% härter als Eiche" oder "doppelt so hat wie Buche".
Glas-Schneidbretter (brrr...)

Ein Yanagiba als trad. einseitig geschliffenes Messer gabs aber auch früher in Japan beidseitig geschliffen; zumindest die Messer aus der Region Tosa wurden -soweit ich richtig informiert bin- wohl schon früherer beidseitig geschliffen, auch solche Formen wie z.B. Deba oder Yanagiba, usw.

Das ist allerdings interessant. Erklärt, warum bei Tosa-Hocho fast alle angebotenen Messer beidseitig geschliffen sind.
 
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