Japanischer Stahl

Soriana

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Hallo,

gleich zu Anfang möchte ich mich entschuldigen, falls ich hier falsch bin oder meine Frage unlogisch, unzusammenhängend, ... ist - aber ich hoffe, ihr könnt mir trotzdem helfen.

Ich schreibe eine Arbeit über Scheren. Dabei geht es natürlich auch um das Material und ein Thema sind japanische Scheren - warum sie so teuer sind / was das Besondere an ihnen ist. Ich bin zu dem Schluss gekommen, es liegt an der Handarbeit und dem Stahl. Hier nun mein Problem:

Wenn es um das Material geht, hab ich nun schon viele Bezeichnungen gefunden: Hitachi-Stahl, Yasugi-Stahl, Nippon-Stahl, YCS2, Suminagashi-Stahl, Takefune-Stahl, Weißpapierstahl, Blaupapierstahl, ...

Zu den beiden letzteren Weiß- und Blaupapierstahl findet man im Internet ja noch relativ viel (speziell auf Messerseiten) - beispielsweise zu ihrer Zusammensetzung, auch dass beides Yasugi-Stähle der Firma Hitachi sind. Ist der Hitachi-Stahl = Yasugi-Stahl? Ist Nippon-Stahl nur von der Firma Nippon hergestellt oder ist dies ein allgemeiner Begriff für japanischen Stahl? Sind dies alles überhaupt Stähle für Scheren? Man findet ja auch oft den Begriff "Scherenstahl" - ist der jetzt ein besonderer Stahl oder nur ein allgemeiner Begriff?

Dies nur ein paar Fragen zum dem doch sehr komplexen Thema Material. Ich hoffe, ihr könnt mir weiterhelfen, auch generell zum Thema Stahl für Scheren bin ich für jede Information dankbar.

Lg, Soriana
 
Herzlich willkommen...

Die Preisbildung japanischer Schneideware wird und wurde hier im Forum mehr als ausgiebig diskutiert... Hier nur ein kleiner Hinweis: Am Stahlpreis liegt es nicht und auch die "Handarbeit" rechtfertig die Preise keineswegs.

Zum Kern deiner Frage kann ich Die nur die Suchfunktion und Bruder Google ans Herz legen: Hier eine Kostprobe:

Wegen des feineren martensitischen Gefüges werden vornehmlich nichtrostfreie Stahlsorten verwendet. Insbesondere die Yasugi-Stähle des japanischen Unternehmens Hitachi finden heutzutage Verwendung. Die Namen der Stahlsorten sind durch das Verpackungspapier entstanden:

Weißpapierstahl (auch falsch weißer Papierstahl, jap. 白紙 shirogami) ist ein unlegierter Kohlenstoffstahl, welcher in seiner Reinheit dem Tamahagane (Stahl für Schwerter) sehr nahe kommt. Sehr hohe Schärfe und Schnitthaltigkeit zeichnen ihn aus. Er wird insbesondere für feine Schnittwerkzeuge verwendet.
Blaupapierstahl (auch falsch blauer Papierstahl, jap. 青紙 aogami) ist ein mit Mangan, Chrom und Wolfram legierter Kohlenstoffstahl. Dieser Stahl ist robuster als Weißpapierstahl und wird deshalb für Hackmesser und Ähnliches eingesetzt.
Silberpapierstahl (auch falsch silberner Papierstahl, jap. 銀紙 gingami) ist ein rostfreier Stahl. Er wird für Messer verwendet, welche eine hohe Robustheit jedoch keine hohe Schärfe erfordern.
Häufig werden auch mehrfach gefaltete Mehrlagenstähle (Suminagashi) verwendet, bei denen mehrere der obigen Stahlsorten kombiniert werden (ähnlich Damaszener Stahl).


Gruss Banjo
 
Naja, ein weites Feld. Daher ein paar kurze Antworten:

Hitachi ist ein japanischer Stahlhersteller, der ein Werk in Yasugi hat. YCS2, Blaupapier- und Weißpapierstahl sind Stahlsorten, die dort hergestellt werden.

Nippon-Stahl habe ich so noch nicht gehört, vermute aber dass es sich auf die Firma Nippon Koshusha Steel bezieht.
Es gibt zwar auch die Firma Nippon Steel, dabei weiß ich nicht, ob diese Messerstähle herstellt.

Takefu Special Steel ist eine weitere Stahlfirma; "Takefune" habe ich so noch nicht gehört.

Stähle für Scheren unterliegen auch anderen Anforderungen als Messerstähle.


Ookami
 
Nippon, Hitachi, und Takefu sind einfach nur Stahl - Hersteller. Schere aus Nippon-, Hitachi- oder Takefu Stahl ist genauso aussagekräftig wie Krupp - Stahl. Yasugi ist ein Werk des Hitachi Konzerns, in dem die "traditionellen" Stahlqualitäten hergestellt werden: Weißes Papier, gelbes-, blaues ... Also Shirogami, Aogami u.s.w.

Es gibt genauso wenig einen Scherenstahl, wie es einen chirurgischen Stahl, Rasiermesserstahl, Federstahl, u.s.w. gibt. Es gibt Stähle, die für einen Verwendungszweck ausgelegt wurden, oder dafür geeignet sind. Beispiele: Ich habe eine Taschenmesserklinge aus 12C27, der war für Rasierklingen gedacht. Der gute, alte C75, der übrigens auch für Scheren geeignet ist, läuft im Stahlschlüssel als Federstahl.

Takefu stellt unter anderem Walzlaminate her. Das sind mehrlagige Stähle mit einer Schneidlage und mehreren Außenlagen aus anderen Stählen. Macht eine schöne Optik.

Grüße Willy
 
Ich fürchte, Du hast Dir mit der Themenwahl keinen Gefallen erwiesen, weil dabei viele "Glaubensfragen" mitspielen.

Eine seriöse wissenschaftliche Abhandlung findest Du in der Arbeit von Stüdemann u.a. "Entwicklung einer Vorrichtung zur Prüfung der Schneideigenschaften von Scheren", Forschungsinstitut für Schneidwaren und Bestecke Solingen, erschienen im Westdeutschen Verlag Opladen 1972.

Deine Arbeit scheint sich auf Haushalts-, Schneider- und Friseurscheren zu beziehen, vermutlich mit dem Schwerpunkt auf Letztere, da Du speziell nach japanischen Scheren und Stählen fragst.
Die wesentlichen Begriffe sind in den früheren Beiträgen erklärt, deshalb hier mehr eine allgemeine Betrachtung.

Solltest du Dich in der Stahlliteratur zur Frage nach geeigneten Scherenstählen kundig machen wollen, so ergibt sich für den Anfänger eine tückische Falle: Dort werden unter Stählen für Scheren und Scherenmesser Materialien abgehandelt, die für industrielle Scheren-Blechscheren und-stanzen- geeignet sind, sind für die filigranen eigentlichen Scheren aber völlig ungeeignet wären.

Wenn man sich die Anforderungen anschaut, die an eine brauchbare Schere gestellt werden, so ergibt sich, daß sie mit denen für Messerstähle eigentlich nichts zu tun haben.
Scheren schneiden im eigentlichen Sinn nicht, sondern "scheren ab" mit zwei Kanten, die im Winkel von schätzungsweise 70 Grad angeschliffen sind.
Entscheidend für die Scherwirkung ist, daß sich die Schneidkanten zu jeder Zeit leicht berühren, sodaß das Schneidgut nicht in einen Spalt zwischen den Scherenklingen rutschen kann.
Dazu muß der Stahl eine gewisse Elastizität aufweisen.
S e h r viel mehr braucht es eigentlich nicht.

Die angesprochenen Stähle-Weißpaperistahl-alias 1.1545 bei uns, Blaupapierstahl-alias 1.2515 oder 1.2516 bei uns- können für hochwertige Scheren eingesetzt werden. Notwendig ist das m.E. nicht-ich ordne das in der Kategorie: "Mit Kanonen auf Spatzen schießen " ein.

Ein ordentlicher Kohlenstoffstahl in der Kategorie C 60-C 75 oder der gute alte 1.4034-wenn es rostfrei sein muß- erfüllen mit Sicherheit alle Anforderungen an eine gute Schere.
Goldfarbene Titannitridbeschichtungen machen optisch etwas her und halten die Schneidkante ewig und drei Tage scharf. Ob sich der Mehraufwand lohnt, scheint mir aber fraglich.
Das muß ich für die heutige Zeit, wo kaum jemand noch selbst richtig schärfen kann, ein bißchen revidieren.
Im Grunde stimmt aber schon: Einfach und gut ist besser als unnötig aufwändig.

Das sind jetzt ziemlich ketzerische Gedanken. Sei vorsichtig, sie einfach zu übernehmen. Deine Prüfer werden wohl etwas anderes hören wollen.
Überdenken solltest Du das aber schon.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
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