Kamelienöl, selbstentzündlich?

The Great

Mitglied
Beiträge
277
Moin Gemeinde,

hat von Euch schon mal jemand davon gehört, oder es sogar erlebt, dass Kamelienöl selbstentzündlich ist?

Auf meiner Flasche steht hinten auf der Gebrauchsanweisung drauf, dass man keine getränkten Lappen offen lagern soll.

Wie verhält es sich denn, wenn ich damit meine Messergriffe öle? Kann da nichts passieren:irre:?

Freue mich auf Eure Antworten!

Viele Grüße
Sascha
 
Hi Sascha
Bei Lappen, die mit Hartöl oder anderen Mitteln getränkt wurden, die ätherische Öle enthalten besteht die Gefahr der Selbstentzündung.
Gebrauchte Lappen immer gut gelüftet und ausgebreitet (nicht zerknüllt) trocknen lassen, oder in einem Metallbehälter aufbewahren.
In Ratingen ist mal ein Waldorfkindergarten angekokelt, weil Arbeiter nach Behandlung des Bodens mit einem naturbelassenem Holzschutzmittel die Lappen in einer Ecken liegen ließen.
Ist wirklich nicht ganz risikolos und man sollte da aufpassen.
Gruß, Peter

P.S. Am Messergriff passiert nichts
 
Würde mich interessieren ob das schon mal jemandem hier passiert ist???
Ich habe mehrere Versuche gestartet mit öligen Lappen und da hat sich nie was getan. Ist das so selten, oder braucht das mehr als einen siffigen Lappen und eine dunkle Ecke?

Heinzer
 
Nein, passiert ist mir das noch nicht, aber einen Versuch dazu hab ich mal gesehen:

Baumwolllappen, ordentlich mit Leinöl durchgetränkt und zu einem Ballen komprimiert der ein Volumen von ein bis zwei Litern gehabt haben dürfte fing nach einigen Stunden an zu rauchen und hat sich irgendwann selbst entzündet. Voraussetzung hierzu ist allerdings erstens das nötige Volumen und zweitens die darum herum befindliche (durch die Lappen gebildete) Isolierung die dafür sorgt dass sich das Ganze im Kern ordentlich erhitzt.

Eine gewisse Vorsicht schadet hier sicher nicht, d. h. Lappen offen auslegen und nicht in der Nähe anderer brennbarer Stoffe.
 
Mir ist es schon passiert, dass Lappen angekohlt waren. Übeltäter war ein Holzwachs auf Leinölbasis. Aufgefallen ist es, weil meine Freundin im Wohnzimmer auf einmal Kopfschmerzen bekam, da war der zusammengeknüllte Lappen in der Küche schon schwarz und Löchrig geglüht. Gedauert hat es vielleicht 3 Stunden.

So etwas kann echt ins Auge gehen, wenn wir schon schlafen gegangen wären, wäre uns die Wohnung wohl ausgebrannt.

stay rude
braces
 
Hallo,

nein richtiges Kamelienöl ist nicht selbstentzündlich. Es gehört zu den nicht-trocknenden Ölen wie auch Oliven- und Sonnenblumenöl, im Gegensatz zu Lein-, Tung- und Walnussöl, die als trocknend bezeichnet werden. Ob ein Öl trocknet, bzw. verharzt hängt von der von der Anzahl der Doppelbindungen in den darin vorhandenen Ölsäuren ab. Ein Maß für die Anzahl der Doppelbindungen in einem Öl ist die sogenannte Jod-Zahl.
Bei trocknenden Ölen liegt diese über 130 (Willkürliche Festlegung). Ein typisches Kamelienöl hat eine JodZahl um die 80, im Gegensatz zu einem Leinöl (ca. 180). Nur die trocknenden Öle zeigen diese spontane Selbstentzündlichkeit.
Bei Firnissen ist die Gefahr aber noch höher, da hier Katalysatoren, sogenannte Sikkative zugesetzt werden, um den Trocknungsvorgang zu beschleunigen. So werden einem typischen Leinölfirniss z.B. Kobalt und Bariumverbindungen zugesetzt, der ist dann im wahrsten Sinne des Wortes branntgefährlich.
Auf diese Gefahr wird auch in jedem MSDS von Leinöl hingewiesen,
wohingegen in einem MSDS von Kamelienöl davon nix steht (was jetzt zugegebenermassen nicht sehr beweißkräftig ist, da in vielen Sicherheitsdatenblättern ziemlicher Mist steht).

Gerade weil Kamelienöl ein nicht-trocknendes Öl ist wird es zum einreiben von nicht-rostenden Messerklingen benutzt. Wenn man sich die Fettsäure Zusammensetzung von Kamelienöl aber so anschaut, könnte man auch auf die Idee kommen Olivenöl zu nehmen. Der Hype ist dann natürlich weg.

Aber: @ The Great Keiner weiß was in Deinem Kamelienöl wirklich drin ist. Kamelienöl kommt aus China...

Gruß

MythBuster
 
Mal eine vielleicht sehr dümmliche Frage :
Wie kommt ihr darauf ?
Zum Ölen einer Klinge, auch eines Langschwertes benutzt man bei allen Ölen einige Tropfen aufgetragen auf ein sauberes Tuch. ( Sonst ist die Politur fix im Eimer ). Nach dem Ölauftrag wird es entsorgt.
( Von mir aus auch durch Anzünden :irre: )
Der Rest wird im flüssigen Zustand in einem wohl verschlossenen Gefäss aufbewahrt.
Wie soll sich da was entzünden ?
Selbst Petroleum ist zündungsträge, und das wird bei einigen Techniken mehr als reichlich verwendet.
Insofern versteh ich icht so recht wo diese Legende herkommt.
Wär es Aceton :O.K, aber bei Ölen ????
Frohen Kalles-Freitag
Stefan
 
@KAJIHEI
Selbstentzündung ist ein bekanntes Problem das schon so einige Mülleimer hat ausbrennen lassen (im besten Fall nur der Mülleimer) und keine Legende.

Nur weil das Öl selber relativ schlecht brennt, heißt noch lange nicht das ein damit getränkter Lappen sich nicht selbst entzünden kann.
Geht mit feuchtem Heu schließlich auch.

Um auf Nummer sicher zu gehen würde ich keine Lappen oder Wattestücke, die mit einem als selbstentzündlich bekannten Öl getränkt sind, einfach so in den Mülleimer werfen.
 
Besten Dank für Eure Antworten. Ich werde wohl hier nichts dem Zufall überlassen.

Habe gestern mal versucht, ein mit Kamelienöl getränktes Haushaltspapier zu entzünden, was wirklich etwas gedauert hat. Es brennt dann nur etwas, geht aus und glimmt nur noch weiter.

Beste Grüße
Sascha
 
Ich nehme ein kleines Stück von einem Tuch, öle, danach kommt es unter den Wasserhahn, wird "durchgenässt" dann in den Müll. Meiner Meinung nach entzünden sich dann nix mehr...


Gruss
Chris
 
Entzündlich und selbstendzündlich sind zwei ganz verschiedene Sachen.
Alkohol ist entzündlich, brennt aber nicht von alleine.
D.h nur weil du Kamelienöl anglimmen konntest,
entzündet es sich noch nicht selbst

Selbstendzündlich sind Öle, wenn sie Polymerisieren,
was häufig eine Exotherme, bzw. Wärme-Freigebende Reaktion ist.
Das entstandene Produkt hat dabei eine geringere Bildungsenthalpie als
das Ausgangsedukt.
Die Differenz der Enthalpien wird in Form von Wärme freigegeben.
Die entstehende Wärme kann im schlimmsten Fall,
wie bei Leinöl, die Flammtemperatur des Lappens erreichen und diesen Entzünden.

Wie Mythbuster völlig richtig beschrieben hat gehört Kamelienöl gar nicht erst zu den polymerisierenden Ölen,
weshalb wir es auch als Rostschutz verwenden!
Man stelle sich vor, das Rostschutzöl würde verharzen, heidewizka.
Daher kann, meiner Meinung nach, Kamelienöl sich unter keinen Umständen
selbst, ohne Fremdwirkung, entzünden.

btw. Die Auswirkung von Exothermen reaktionen habe ich schon mehr als einmal gespürt.
Die extreme Form, die der Trommsdorf-Effekt darstellt,
hat bei mir einen Erlmayerkolben zur Explosion (=Verpuffung) gebracht (keine Verletzten)
 
Na, ja Heu fackelt nicht trotz sondern in erster Linie mit wegen der Feuchtiglkeit ab. Nasses Gras auf einem Haufen wird bei entsprechenden Randbedingunegn sehr schön warm. ( Kann glaube ich jeder bestätigen der einen Komposthaufen hat ).

Was unser öliges Thema aber angeht :
Kamelienöl nimmt man zum Kochen und Braten. Also wiederum ein Indiz für schwere Entzündbarkeit.
Das es aber Selbstentzündung gibt ist klar wie Klosbrühe, blos hat leider Nichts mit Kamelienöl zu tun.
Meistens entzündet sich übrigens nicht die Flüssigkeit sondern ihre Dämpfe.
Aber auch hier bei Kamelienöl totale Fehlanzeige.
Wer einmal ordentlich im Wok gekocht hat weis das das Öl teilweise wirklich bis zum Qualmen erhitzt wird. Trotzdem definitv keine Verpufung oder Selbstentzündung. ( Habe ich auch schon mit Kamelienöl probiert, schmeckt aber nur bescheiden gut. )

Ich fasse meine Erfahrungswerte mal zusammen : Erhitzen bis zum Rauchpunkt : Keine Entzündung.
Flüssigkeit : Keine Entzündung
Alter Öllappen : Keine Entzündung

Aber :Wenn das Öl nicht alleine in der Tonne vor sich hindünstet sondern noch irgendetwas anderes mit in der selbigen befindlich ist,
oder das Kamelienöl mit irgendeinem Industrieöl gepanscht wurde wie beim Nelkenöl üblich :
Unberechenbare chemische Reaktionen.
 
vorsicht mit der Pauschalisierung, Kaji;
Bei Ölen sind es meist NICHT die Dämpfe die sich entzünden,
zumindest nicht bei Selbstentzündungen.

Bei leicht flüchtigen Stoffen wie kurzkettigen Alkanen,
beispielsweise Aceton sind es die feinverteilten Dämpfe,
die als Luft-Dampf-Gemisch entzündlich sind,
aber auch nur gegen äßere Einwirkung,
wie einen Zündfunkten.
Die Verbrennungsreaktion von Aceton ist natürlich exotherm,
d.h Wärme wird frei, aber sie ist nicht exergonisch,
d.h sie läuft nicht freiwillig ab! Man muss die Aktivierungsenergie in Form von einem Funken zuführen.

Bei Leinöl, welches so gut wie gar nicht verdampft,
da es ein Oligomer ist (soweit ich weiß),
sind es chemische Reaktionen innerhalb des Öls,
auch völlig OHNE Gepansche und Zusatz.
Meist laufen solche Polymerisationen radikalisch ab.
Dabei wird durch UV-Licht ein Starterradikal erzeugt,
welches eine Kettenreaktion auslöst.
Meist wird dabei eine sehr große Wärme frei,
die aber immernoch nicht reicht um das Öl selbst zu entzünden,
aber reicht um ein Papiertuch, Müll oder einen Lappen zu entzünden.
Dieser brennt dann und entflammt die Mülltonne.
Es ist also selten das Öl das brennt,
sondern das Papier.

Aber Kamlienöl polymerisiert normalerweise nicht,
daher gilt das eher für Leinöl, Walnußöl etc pp,
hier ist die Gefahr WIRKLICH real...
 
Hallo Leute

Folgendes von mir:

1. Es gibt beim Dick zwei Sorten Kamelienöl: Ein billiges auch China und ein teureres aus japan. Das billige aus China verharzt sehr schnell und ich halte es daher für die Klingenpflege als UNTAUGLICH und außerdem sehe ich hier durchaus eine Selbstentzündungsgefahr!

2. Sehr viele Öle härten schneller aus, als man denkt und als die Chemischen Parameter vielleicht vermuten lassen.

Ich persönlich gehe da kein Risiko mehr ein!

Ölige Lappen werden bei mir grundsätzlich unter dem Wasserhahn NASS gemacht (nicht nur feucht) und dann im Restmüll entsorgt. In der Werkstatt verbrenne ich sie nach Möglichkeit sofort. Wer einen Holzofen zu Hause hat, kann die Lappen dort entsorgen.

Ich selber habe schonmal einen Mülleimer mit Leinölfirnis angezündet und hier in Tübingen ist schon eine Tischlerei deswegen abgebrannt.
 
@Lemming :
Danke, man lernt nie aus.:super: ( Oder sollte bei organischer Chemie auf der Uni nicht so gelangweilt aus dem Fenster gelinst haben wie ich.:p )
 
vielleicht haben wir damals aus dem selben Fenster gelinst, Kaji? :glgl:

@Arno: Zum Sinesis Kamelienöl von Dick;
ich benutze dieses (von Dick, 1l Flasch 9€)
schon seit gut 3 Jahren ohne Vorkommnisse,
teilweise ein halbes Jahr lang ohne Kontrolle oder Ölwechsel
zum Schutz sämtlicher Klingensorten,
vom Schwert, über das Kochmesser bis hin zum Rasiermesser.

Soweit ich weiß wird Kamelienöl generell aus der Sinesis Kamelienpflanze gewonnen,
wobei Sinesis hier andeutet, dass es sich ohnehin um eine chinesische Pflanze handelt.
Ob dieses Öl nun nach irgendwelchen Rezepten japanisch gemacht wird,
ist dann auch egal.
Aber Qualität kann natürlich immer schwanken (ob chinesisches Produkt, oder nicht)
 
Hallo Lemming

Danke für den Hinweis.
Ich hatte halt mal gegenteilige Erfahrungen gemacht und seither das chinesische Öl nicht mehr verwendet (vorsichtshalber). Sehr gut möglich, das es einfach nur ganz normale Qualitätsschwankungen waren....
 
Also bei Dick steht Reines auf der Flasche,1 Liter 11,66 € 06/08,Mal sehen wie es im neuen Katalog ist,habe noch keinen bekommen.

Im Bericht über in Deutschland angebauten Sinensis wurde aus den Blättern Tee gemacht,wo für der gut ist weis ich aber nicht mehr,hatten die nicht auch da mit gekocht ?.

Gruß Maik
 
Zurück