Kanonenstahl RH202

Darth

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Hallo Leute,

ich habe von einem Bekannten ein Stück einer MK20 Kanone bekommen.
Der Stahl ist von Rheinmetall und nennt sich RH202.
Wie zu erwarten finde ich nicht viel über den Stahl und die Zusammensetzung schon gar nicht.
Kennt jemand den Stahl von Euch und kann mir vieleicht die ungefähre
Zusammensetzung sagen?

Vieleicht weis auch jemand von Euch wie der sich im Damast macht?
Was ich schon über Kanonenstahl gefunden habe sagt das die Stähle
oft nur so zwieschen 0,3 und 0,6% C haben.

Im Voraus schon mal Danke
Rolf
 
Ist das z. B. von eine vom Marder? davon gibt es Analysen,müßte erst nachsehen aber 3% Cr/0,6 Mo und nicht viel C.
 
RH 202 ist die Typenbezeichnung für die Maschinenkanone, nicht für den Stahl.
Bei Kanonen und Haubitzen nimmt man Stähle mit ca. 0,5 % C und zähigkeitssteigernden Legierungselementen wie Ni, sowie noch ein paar andere Goodies wie Cr,Mo,V.

Für Maschinenkanonen nimmt man Stähle, die den Werkzeugstählen (legiert, aber nicht hochlegiert) sehr ähnlich sind, denn die müssen gegen Verschleiß gewappnet sein. Dürften im C-Gehalt auch um die 0,55 % liegen. Haben dann aber kein Nickel, sondern Cr, Mo, V zur Karbidbildung.

Bei legierten Stählen sagt der reine C-Gehalt nix über die erreichbare Härte aus, man muß das schon im Zusammenhang mit den Legierungselementen sehen, die den Perlitpunkt ja nach links verschieben.
Nicht umsonst hat ein super Messerstahl, der Cronidur 30, auch nur 0,3% C.

Selbst bei unlegierten Stählen ist man mit 0,77%C on top.

Aber egal, aus dem MK 20 Rohr kann man Messer machen, ohne Frage.
 
@Urgestein
Ja das ist die vom Marder usw...

@Herbert

Danke für die Infos, da hast ja Recht die richtige Bezeichnung
ist MK 20 Rh 202, kurz für MaschinenKanone Rheinmetall 20 mm.

Leider habe ich bei Rheinmetall logischerweise nichts über den Stah gefunden.

Ich hab mir heute mal ein Stück abgeflext und werde mich mal daran versuchen.

Weis jemand zufällig aus welchem Material der Mündungsdämpfer ist?
der war nämlich auch dabei.

Gruß
Rolf
 
Gefunden

C= 0,34
Si=0,29
Mn=0,45
P=0,009
S=0,005
Cr=3,0
Mo=0,69
Ni=0,14
Al=0,14
Co=0,02
Cu=0.07
V=0,25
Nb=0,01

Vielleicht kann dir ja Herbert was dazu schreiben.
 
@Urgestein: Danke für die Infos! Woher hast Du die Analyse? Tät mich interessieren.
Das passt zu dem, was ich über die gute alte MK 20 weiß. Die ist sicher nicht aus dem 154 CM, wie auch die Analyse schon sagt.

@Darth
Nominell wäre dieser Stahl ein 34 CrMoV 12 3 3, wenn ich alle Legierungselemente, die von Bedeutung sind, zähle. Ähnlichkeitn bestehen mit den Stählen 1.2307 (29CrMoV 9) und 1.2342/43, also X35CrMoV5-1-1 oder X38CrMoV51. Das sind alles Cr-haltige Werkzeugstähle für Kalt- und Warmarbeit. Die sollte genügend Härte für ein Messer annehmen.
 
@Urgestein und Herbert

Vielen Dank für Eure Informationen, das hilft mir natürlich weiter!!!

Die 3% Chrom sind für das Feuerverschweißen leider nicht ideal.

Ich hab mir gestern ein Stück abgeschnitten und werde es mal ausschmieden und ein kleines Messerchen daraus machen.
Bin mal auf das Ergebniss gespannt.
Damast kommt eventl. später wenn meine Gasesse fertig ist.

Nochmals vielen Dank für Eure Hilfe !!!

Gruß
Rolf
 
Es macht sicher Spaß, mit neuen Materialien zu experimentieren, zumal wenn man sie günstig/umsonst bekommen hat.
Wenn man -wie hier -die Analyse hat, kann man auch voraussagen, was man von dem Stahl zu erwarten hat.

Da sollte man sich aber keine zu großen Hoffnungen machen.
Der Stahl ist, wie Herbert richtig schreibt, dem Stahl 1.2307 recht ähnlich, lediglich der Molybdängehalt ist deutlich höher.
Die Eigenschaften sind also ganz ähnlich. Kennzeichnend für den 1.2307 ist, daß er eben n i c h t in gehärtetem Zustand eingesetzt wird, sondern hoch angelassen und nitriert.
Eine Ansprunghärte über 55 HRC sollte mich daher wundern.

Eine Verwendung im Damast wird ein deutliches Ätzbild ergeben. Das Verschweißen geht aber nur mit den schon vielfach geschilderten Tricks.
Fazit: Man kann auch damit spielen, es gibt aber buchstäblich hunderte von Möglichkeiten, die mit weniger Schwierigkeiten zu besseren Ergebnissen führen.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
@ Herbert,Lichtspektralanalyse,dafür habe ich einen Mann,
Stahl gibt es in Rockensußra.
Upps,hätte ich lieber für mich behalten sollen,weis jetzt nicht den Preis aber Leo1 ist mit durch uns von 600 auf 5000 € die Tonne gestiegen.

Habe eben auch was von dem K 20 mitgenommen aber das für Damast zu nehmen ist es mir nicht Wert.

Wer was hat,sollte es nicht versuchen es mit der Metall-Bandsäge zu schneiden:glgl:
 
Noch eine Ergänzung:

@Ulrich: stimmt, der wird nicht gehärtet eingesetzt, sondern nitriert.

Auch wenn man den Stahl mit den anderen 23ern vergleicht, sollte man von Zugfestigkeiten von knapp 1800 MPa ausgehen, was einer Härteabschätzung von 51 HRC entspricht, wobei man bei dünnen Querschnitten leicht höher liegen kann. Also wird es kein Messer mit höchster Härte. Ein anderer verwandter Stahl ist der Vergütungsstahl 1.7707 (30 CrMoV 9), der kommt ihm auch nahe. Aber der kommt laut Tabelle auch nicht hoch. Dabei ist zu bedenken, dass man diese Stähle durchaus wie einen Werkzeugstahl abschrecken und anlassen kann.
Man sollte mal probieren.

Bei Waffenrohren sollte man immer bedenken, was das Lastspektrum ist. Die Stähle wurden genau daraufhin ausgesucht. Siehe Vergleich Kanone/Maschinenkanone weiter oben.

ein weiterer Maschinenkanonenstahl war mal der 1.7765 (32CrMoV 12 10) und auch 1. 2344( X40CrMoV 5 1 mit 0,5 %V)den man bei 500° im Sekundärhärtemaximum auf eine Festigkeit von über 2000 MPa bringt, was im Bereich 55 HRC liegt. Ist auch ein Warmarbeitsstahl.

Also, mal interessant für Messermacher, aber keine herausragenden Eigenschaften. Kanonen haben halt andere Eigenschaften als Messer (dafür sind sie dann aber auch lauter).
 
Da die genannten stähle eher auf zähigkeit ausgelegt sind würde ich einfach mal behaupten sie sind für Schmieden und auch evtl Messer-Schmiede interessant.
Denn es liegt ja recht nah das man bei 51-55 HRC gute Gesenke Meißel usw daraus machen kann.
Ich weiß leider nicht in wie weit diese Stähle höherer Temperatur standhalten können.
Allerdings wären sie doch wenn ich mich recht entsinne für Schmiede Werkzeuge genau das richtige.
Denn bevor man daraus einen Säbel macht der nur als Buttermesser fungiert:steirer:.Das wäre doch wirklich schade ;).
 
Nelson, auf Zähigkeit sind die großkalibrigen Kanonen ausgelegt, die Maschinenkanonen auf Verschleißfestigkeit. Die Stähle werden vergütet, da man den berühmten Kompromiss zwischen Festigkeit und Duktilität gehen muß, und auch Zähigkeit bei tiefen Temperaturen braucht.
Was die Standzeiten bei hohen Temperaturen angeht, so ist ein Werkstoff, der ein Sekundärhärtemaximum hat, da sehr gut, da er einen Teil seiner Festigkeit den feinen Sonderkarbiden verdankt, die sich erst bei Temperaturen oberhalb 500°C durch Auflösen vom Acker machen.
 
Erst mal Danke an alle für die Informationen!!!

Ich habe jetzt mal ein Stück ausgeschmiedet, was nicht so einfach war.
Der Stahl ist unheimlich zäh und lässt sich nur vernünftig ab gelb schmieden.
Ich habe daraus mal eine Klinge für ein Küchenmesser schön dünn ausgeschmiedet und bin gerade am schleifen. der Stahl scheint sehr flexibel zu sein, was ja für ein Küchenmesser von Vorteil ist.

Eine Frage zum Härten hätte ich noch.
Bei welcher Temperatur soll gehärtet werden, habe eine Gasesse und gehe da nach der Glühfarbe und ob magnetisch
und benötige ich eine Haltezeit.
Zum Abschrecken würde ich Öl nehmen ?

Danke und Gruß
Rolf

Bilder folgen...
 
Die Festigkeit beim Schmieden verleitet leicht dazu, auf gute Festigkeitseigenschaften im wärmebehandelten Zustand zu hoffen. Das ist leider ein Trugschluß.

Härten in Öl, Temperatur zwischen 850 und 900 Grad, 5 Minuten Haltezeit sollten ausreichend sein.

Magnetprobe hilft hier nicht, da die Curie-Temperatur deutlich überschritten werden muß.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Ein 50 cm Stück habe ich für ein Museum weggegeben,aber wenn ich über Winter Lust und Zeit habe werde ich mit dem anderen mal experimentieren.
 
Hier wie versprochen mal ein erster Zwischenstand.

Habe mich entschlossen ein Küchenmesser daraus zu machen.

Bilder von gehärteten und fertigen Messer folgen.
Ein Bild vom Mündungsdämpfer hab ich auch mal angehängt.

Gruß
Rolf
 
sieht gut aus. Hoffen wir, dass auch alles klappt mit der Wärmebehandlung. Ein Küchenmesser ist immer eine gute Sache, und das sieht doch mal sehr gelungen aus.
 
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