güNef
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Servus,
Prolog:
Der Impuls mir abseits von Koch-und Küchenmessern wieder ein „kleines“ Fixed zu kaufen lässt sich auf zwei Ereignisse zurückführen. Zum Einen war ich deutlich zu bequem geworden und es war dringend an der Zeit, wieder Wind und Wetter wahrzunehmen, aber nicht aus einem wohlig beheiztem Raum durch’s Fenster oder aus dem fahrenden Auto, sondern tatsächlich. So habe ich mit Ende des Sommers begonnen, an meinen freien Tagen noch vor der Morgendämmerung durch die Felder vor meinem Wohnhaus in Richtung Wald aufzubrechen, jeweils für ein paar Stunden um noch vor Mittag wieder retour zu sein. Ausser strömender Regen und orkanartige Stürme gilt kein Wetter als Ausrede um Zuhause zu bleiben. Ich nehme nur leichtes Gepäck mit, einen Soto-Gasbrenner, eine Lampe, Tee oder Kaffee, Wasser, einen kleinen Edelstahltopf, meinen Finn, Obst, Brot, Nüsse und mein Kizlar Urban. Meistens bin ich bei beginnender Dämmerung schon ein paar Kilometer raus aus der Stadt, dann such ich je nach Wetter entweder einen geschützten Platz oder einen mit freiem Blick zum Horizont! Dann koche ich mir eine Tasse Tee/Kaffee und beobachte den beginnenden Tag.
Das erdet wieder! Zum Zweiten sollte bei solchen Gängen in den Wald ein Messer mit, dass für diesen Zweck nicht zu sehr aufträgt und da mir „draussen“ ein kleineres Fixed immer schon lieber war als ein Folder, hab ich viele Berichte abgeklappert und bin immer wieder bei den letzten Bark River Review’s von R’n’R kleben geblieben. Ich war knapp dran mir einen Ultra-Light-Bushcrafter zu kaufen, der mit 180mm Gesamtlänge die absolute Untergrenze markiert hätte, bis 210mm darf’s gehen, dann ist’s mir genug. Nun gerade dieses Model war zum dem Zeitpunkt meines Interesses restlos ausverkauft. Da die Seite schon offen war, hab ich mir die Kizlyar Supreme Produkte angesehen und bis so zum „Urban“ gekommen. Das nehm ich jetzt gleich als Überleitung zum eigentlichen Thema und darum geht’s:
Das Kizlyar Supreme Urban
Aufmerksam geworden und gekauft habe ich das Messer beim MF-Forenpartner Klingenwelt.de
Das Messer gibt es in zwei Ausführungen und zwar aus D2-Stahl mit 60-62 HRC und stonewashed-Klingen-Finish und grau/schwarzen Micarta-Schalen und eine mit AUS-8 Klingenstahl, mit 57-59 HRC und Black Titanium beschichteter Klinge und grün/schwarzen Micartagriffen.
Hier geht’s um die D2-Stahlvariante!
Ausgeliefert wird das kleine Fixed mit einer Kydex-Scheide in einer ansehnlichen schwarzen Box mit goldenem Kizlyar Supreme Aufdruck.
Hier die Specs: (von Klingenwelt übernommen)
Gesamtlänge: 202 mm
Klingenlänge: 94 mm
Klingenstärke: 3.2 mm
Klingenhöhe: 30 mm
Grifflänge; 108 mm
Griffdicke: 15 mm
Griffmaterial: Micarta
Scheide: Kydex mit variablem Gürtelclip
Die Verarbeitung ist sehr gut, die Micartagriffschalen sind symmetrisch, bündig verschliffen und leicht angeraut was eine fast samtige Haptik und ein sicheres Griffgefühl ergibt. Bei der Produktion ist Kizlyar nur ein leichter Fehler im Finish unterlaufen, mehr darüber folgt weiter unten. Nur an einer Schraube lassen sich Bearbeitungsspuren ertasten, ein leichter Grat, ansonsten liegt der Griff satt, voll und sicher für ein Messer dieser Größe in der Hand. Die Klinge ist steingewaschen, was ich nach wie vor für die tauglichste Oberfläche eines Messers halte, das benützt wird und werden soll.
Der Griff:
Frisch aus der Verpackung ist der Griff und die Klinge deutlich dunkler als auf den Produktbildern, dass Messer ist mit einem feinen Ölfilm überzogen. Nach kurzer Zeit zeigen sich die Micartaschalen so hellgrau gezeichnet wie auf den Bildern.
Die Auslieferungsschärfe war für 1.2379 erstaunlich hoch, Telefonbuchpapier ging ohne rupfen in Wellenlinien zu schneiden, mehr als ausreichend für meine Zwecke und ein kleines Fixed aus D2. Diese überraschend feine Schärfe war aber wie ich es erwartet hatte, bald verbraucht und hat sich auf einem stabilen „Schärfeplateau“ eingependelt.
Der Anschliff ist sauber und verläuft in einem eigentlich nur sanft angedeuteten Recurve. Die Klinge ist hohlgeschliffen. Eine klassische Daumenrampe mit „Jimpings“ hat dieses Messer nicht, stattdessen eine flache und sauber geglättete Kerbe ohne schmerzhaft scharfe Fräsungen, die trotzdem genug halt bietet und ich sowieso diese oft zu scharfen Dreckfänger weder besonders mag noch vermisse.
Der leicht konturierte Griff mündet an der Unterseite in einen Choil, der zu 2/3 in den Griffbereich und zu 1/3 der Klinge zufällt. Ich mag sowas. Ob jetzt ein paar Milimeter Klinge verschenkt wurden und man das Ricasso ohne Choil sparsamer hätte dimensionieren können, ist mir Wurscht.
Fakt ist, das ein Rutschen in die Klinge unterbunden wird und es trotzdem nicht streng nach Guard aussieht und so die schöne Linie des Messers beibehalten wird. Die Klingenspitze ist fein ausgeschliffen und taugt deshalb auch für genauere Arbeiten.
Der Stahl ist ein verschleißfester und schnitthaltiger Hund, nicht von der rostresistentesten Sorte, aber auch kein O1, ich werde damit zurecht kommen, weil ich weiß was ich damit tun kann oder lassen soll. D2 ist ein auf Verschleißfestigkeit getrimmter Stahl und dadurch deutlich spröder als andere niedriger legierte Stahlsorten und braucht daher etwas mehr Substanz hinter der Schneide um gegen Ausbrüche gewappnet zu sein. Selbst eine auf Zähigkeit abgestimmte Wärmebehandlung kann hier die Grundeigenschaft von D2-Stählen nicht wirklich verändern, beeinflusst aber die max. Möglichkeiten des Stahls jeweils entweder gekonnt zum Besten oder im schlechtesten Fall ins Gegenteil. Die Härte von bis zu 62 HRC wird die Schnitthaltigkeit zwar erhöhen, aber zum Hacken ist das Messer sowieso zu klein und Batoning kommt für mich nicht in Frage. Beim Aufhebeln wie auch bei hohen Zug oder Druckbelastungen ist Vorsicht geboten, wer ein Messer zum Schneiden sucht und der bei Outdooraktivitäten auf eine hohe Schärfe und feine Schneide verzichten kann und statt dessen ein lange Schnitthaltigkeit und geringen Verschleiß bei gut brauch-und nutzbarer Schärfe möchte, ist mit einer Klinge aus D2 nicht so schlecht beraten. Der Zweck bestimmt die Wahl. Natürlich gibt es zwischenzeitlich PM-Stähle die vieles besser können, die sind aber auch deutlich teurer. Ein Bark River mit vergleichbare Größe und einem hippen Stahl kostet gerne mal das 21/2 fache mehr als das D2-Urban.
Ich kann’s ja nicht lassen, hier ein paar Eckdaten zur Klingengeometrie ergo Schneidfähigkeit:
Die Messewerte sind nicht übel, es gibt Kochmesser die ähnliche Klingelstärken aufweisen.
Die Scheide = Kydex
Und die hält das Messer ausgezeichnet, die Haltekraft ist optimal angepasst, gerade recht. Weder wackelt das Messer, noch muss man sich beim Entnehmen plagen, finde ich gut umgesetzt.
Bei Nestor kann man sich ja bei oder nach Bedarf eine Custom-Kydex machen lassen, die weniger aufträgt um sie mit Klemmer in der Jean zu tragen, von der Gesamtlänge her geht das gerade noch....
Beachtlich finde ich die individuell wählbaren Tragemöglichkeiten, von vertikal bis horizontal, von tiefhängend bis „Griff deutlich über der Gürtellinie“ ist alles machbar und dabei hält die Scheide eine optimale Distanz zum Körper nicht so enganliegend das es störend wäre und nicht zu weit, das ständig Kleidung daran hängen bleibt oder sich verfängt. Das Messer Quer getragen funktioniert aber nicht vernünftig, der Griff zieht es immer nach unten, es hängt schief am Gürtel, für mich keine akzeptable Tragweise Ich trage das Messer als Rechtshänder rechts auf 4 Uhr, da stört es weder beim Autofahren noch auf einem Stuhl sitzend und beim Radfahren sowieso nicht. Hocken geht auch, ohne das Messer zu bemerken und bei dieser Trageart lugt gerade mal ein wenig die Scheide unter einem über der Hose getragenem Hemd vor.
Ich würde das als eine durchaus unauffällige und diskrete Trageweise für ein kleines Fixed ansehen, falls das wichtig sein sollte!
Der „Urban“ Aufdruck am Kydex ist jetzt nicht unbedingt mein Ding, bei Kyzlar Supreme ist das aber wohl bei einigen Modellen angesagt! Zum Glück ist die Farbwahl dezent und fällt von der Weite gesehen nicht auf, da es auch auf den Lichteinfall ankommt um den Schriftzug überhaupt lesen zu können. Geschmacksache sagen die einen, geschmacklos die anderen!
Ich habe an der Scheide ein Lederband montiert um das Messer an einen Zweig, Haken oder im Zelt aufzuhängen. Ergo einen Lederfangriemen am Griffende, weniger als Zughilfe sondern mehr um das Messer nicht aus der Hand zu verlieren.
Urban in der Hand:
Um bei der Wahrheit zu bleiben, dass Urban wird bei meinen Waldgängen gewiss nicht jedes mal gebraucht, geschweige denn an seine mechanischen Grenzen gebracht. Der häufigste Einsatzzweck ist wohl das Abschneiden von einem Stück Brot, das Ausbuddeln von Pilzen so ich welchen über den Weg laufe und dem Zuschneiden von Stöcken und Ästen, mehr als Vergnügen denn als Notwendigkeit.
Aus ein paar Stöcken ein Gerüst und taugliche Heringe zu schnitzen um mal eine Regenplane abzuspannen sind so die wirklich auf Funktion ausgerichtete Arbeiten, ansonsten ist es einfach mit dabei.
Ich empfinde es als beruhigend ein für meine Zwecke brauchbares Messer dabei zu haben, nicht umsonst heißt es so schön: Besser man hat ein Messer und braucht es nicht, als man braucht ein Messer und hat es nicht! Der Zweck meiner Waldgänge ist ja nicht Bushcraften oder Abenteuerlust, sondern einfach draussen zu sein, zur Ruhe kommen, alleine sein.
Soto+Finn
Beim Holzbearbeiten mit viel Kraft und Druck stört der „Knick“ im Griff und wird nach kurzer Zeit unangenehm und drückt in die Handfläche. Das liegt aber weniger an der Kontur der Griffoberseite sondern schlicht und einfach an einer unsauber verschliffenen Stelle die man hier schön sehen kann.
Beim Anspitzen oder entrinden, wo nicht soviel Kraft aufgebracht werden muss, stört nichts. Ich habe mit dem Urban so 1 1/2-2 Stunden herumgeschnitzt, die Klinge hat das ohne wirklich sichtbare Spuren überstanden, keine Ausbrüche, keine Macken. Wer schon mal in der Sonne mit einer polierten Klinge hantiert hat, wird die matte und reflektionsarme Klinge zu schätzen wissen. Die hohe Schärfe OOTB ist aber weg, Zeitungspapier geht nicht mehr, Druckerpapier mit Gerupfe und hässlichem Schnittbild. Brot lässt sich schneiden, Pilze ausgraben und Stöcke anspitzen. Einen sauberen Papierschnitt brauche ich draussen nicht. Nach 20 Zügen pro Seiten über den Keramikstab (Ikea) passiert eigentlich nix. D2 ist widerspenstig!
Epilog:
Nicht zu klein und nicht zu groß. Unauffällig und brauchbar. Reflektiert die Sonne nicht und ist leicht zu säubern. Hält eine Schärfe für meine Ansprüche lange genug und ist verschleißfest. Ist für meine oder ähnliche Zwecke eine gute Wahl.
Wald, Felder, Land, Stadt, Urban……
Gruß, güNef
Prolog:
Der Impuls mir abseits von Koch-und Küchenmessern wieder ein „kleines“ Fixed zu kaufen lässt sich auf zwei Ereignisse zurückführen. Zum Einen war ich deutlich zu bequem geworden und es war dringend an der Zeit, wieder Wind und Wetter wahrzunehmen, aber nicht aus einem wohlig beheiztem Raum durch’s Fenster oder aus dem fahrenden Auto, sondern tatsächlich. So habe ich mit Ende des Sommers begonnen, an meinen freien Tagen noch vor der Morgendämmerung durch die Felder vor meinem Wohnhaus in Richtung Wald aufzubrechen, jeweils für ein paar Stunden um noch vor Mittag wieder retour zu sein. Ausser strömender Regen und orkanartige Stürme gilt kein Wetter als Ausrede um Zuhause zu bleiben. Ich nehme nur leichtes Gepäck mit, einen Soto-Gasbrenner, eine Lampe, Tee oder Kaffee, Wasser, einen kleinen Edelstahltopf, meinen Finn, Obst, Brot, Nüsse und mein Kizlar Urban. Meistens bin ich bei beginnender Dämmerung schon ein paar Kilometer raus aus der Stadt, dann such ich je nach Wetter entweder einen geschützten Platz oder einen mit freiem Blick zum Horizont! Dann koche ich mir eine Tasse Tee/Kaffee und beobachte den beginnenden Tag.
Das erdet wieder! Zum Zweiten sollte bei solchen Gängen in den Wald ein Messer mit, dass für diesen Zweck nicht zu sehr aufträgt und da mir „draussen“ ein kleineres Fixed immer schon lieber war als ein Folder, hab ich viele Berichte abgeklappert und bin immer wieder bei den letzten Bark River Review’s von R’n’R kleben geblieben. Ich war knapp dran mir einen Ultra-Light-Bushcrafter zu kaufen, der mit 180mm Gesamtlänge die absolute Untergrenze markiert hätte, bis 210mm darf’s gehen, dann ist’s mir genug. Nun gerade dieses Model war zum dem Zeitpunkt meines Interesses restlos ausverkauft. Da die Seite schon offen war, hab ich mir die Kizlyar Supreme Produkte angesehen und bis so zum „Urban“ gekommen. Das nehm ich jetzt gleich als Überleitung zum eigentlichen Thema und darum geht’s:
Das Kizlyar Supreme Urban
Aufmerksam geworden und gekauft habe ich das Messer beim MF-Forenpartner Klingenwelt.de
Das Messer gibt es in zwei Ausführungen und zwar aus D2-Stahl mit 60-62 HRC und stonewashed-Klingen-Finish und grau/schwarzen Micarta-Schalen und eine mit AUS-8 Klingenstahl, mit 57-59 HRC und Black Titanium beschichteter Klinge und grün/schwarzen Micartagriffen.
Hier geht’s um die D2-Stahlvariante!
Ausgeliefert wird das kleine Fixed mit einer Kydex-Scheide in einer ansehnlichen schwarzen Box mit goldenem Kizlyar Supreme Aufdruck.
Hier die Specs: (von Klingenwelt übernommen)
Gesamtlänge: 202 mm
Klingenlänge: 94 mm
Klingenstärke: 3.2 mm
Klingenhöhe: 30 mm
Grifflänge; 108 mm
Griffdicke: 15 mm
Griffmaterial: Micarta
Scheide: Kydex mit variablem Gürtelclip
Die Verarbeitung ist sehr gut, die Micartagriffschalen sind symmetrisch, bündig verschliffen und leicht angeraut was eine fast samtige Haptik und ein sicheres Griffgefühl ergibt. Bei der Produktion ist Kizlyar nur ein leichter Fehler im Finish unterlaufen, mehr darüber folgt weiter unten. Nur an einer Schraube lassen sich Bearbeitungsspuren ertasten, ein leichter Grat, ansonsten liegt der Griff satt, voll und sicher für ein Messer dieser Größe in der Hand. Die Klinge ist steingewaschen, was ich nach wie vor für die tauglichste Oberfläche eines Messers halte, das benützt wird und werden soll.
Der Griff:
Frisch aus der Verpackung ist der Griff und die Klinge deutlich dunkler als auf den Produktbildern, dass Messer ist mit einem feinen Ölfilm überzogen. Nach kurzer Zeit zeigen sich die Micartaschalen so hellgrau gezeichnet wie auf den Bildern.
Die Auslieferungsschärfe war für 1.2379 erstaunlich hoch, Telefonbuchpapier ging ohne rupfen in Wellenlinien zu schneiden, mehr als ausreichend für meine Zwecke und ein kleines Fixed aus D2. Diese überraschend feine Schärfe war aber wie ich es erwartet hatte, bald verbraucht und hat sich auf einem stabilen „Schärfeplateau“ eingependelt.
Der Anschliff ist sauber und verläuft in einem eigentlich nur sanft angedeuteten Recurve. Die Klinge ist hohlgeschliffen. Eine klassische Daumenrampe mit „Jimpings“ hat dieses Messer nicht, stattdessen eine flache und sauber geglättete Kerbe ohne schmerzhaft scharfe Fräsungen, die trotzdem genug halt bietet und ich sowieso diese oft zu scharfen Dreckfänger weder besonders mag noch vermisse.
Der leicht konturierte Griff mündet an der Unterseite in einen Choil, der zu 2/3 in den Griffbereich und zu 1/3 der Klinge zufällt. Ich mag sowas. Ob jetzt ein paar Milimeter Klinge verschenkt wurden und man das Ricasso ohne Choil sparsamer hätte dimensionieren können, ist mir Wurscht.
Fakt ist, das ein Rutschen in die Klinge unterbunden wird und es trotzdem nicht streng nach Guard aussieht und so die schöne Linie des Messers beibehalten wird. Die Klingenspitze ist fein ausgeschliffen und taugt deshalb auch für genauere Arbeiten.
Der Stahl ist ein verschleißfester und schnitthaltiger Hund, nicht von der rostresistentesten Sorte, aber auch kein O1, ich werde damit zurecht kommen, weil ich weiß was ich damit tun kann oder lassen soll. D2 ist ein auf Verschleißfestigkeit getrimmter Stahl und dadurch deutlich spröder als andere niedriger legierte Stahlsorten und braucht daher etwas mehr Substanz hinter der Schneide um gegen Ausbrüche gewappnet zu sein. Selbst eine auf Zähigkeit abgestimmte Wärmebehandlung kann hier die Grundeigenschaft von D2-Stählen nicht wirklich verändern, beeinflusst aber die max. Möglichkeiten des Stahls jeweils entweder gekonnt zum Besten oder im schlechtesten Fall ins Gegenteil. Die Härte von bis zu 62 HRC wird die Schnitthaltigkeit zwar erhöhen, aber zum Hacken ist das Messer sowieso zu klein und Batoning kommt für mich nicht in Frage. Beim Aufhebeln wie auch bei hohen Zug oder Druckbelastungen ist Vorsicht geboten, wer ein Messer zum Schneiden sucht und der bei Outdooraktivitäten auf eine hohe Schärfe und feine Schneide verzichten kann und statt dessen ein lange Schnitthaltigkeit und geringen Verschleiß bei gut brauch-und nutzbarer Schärfe möchte, ist mit einer Klinge aus D2 nicht so schlecht beraten. Der Zweck bestimmt die Wahl. Natürlich gibt es zwischenzeitlich PM-Stähle die vieles besser können, die sind aber auch deutlich teurer. Ein Bark River mit vergleichbare Größe und einem hippen Stahl kostet gerne mal das 21/2 fache mehr als das D2-Urban.
Ich kann’s ja nicht lassen, hier ein paar Eckdaten zur Klingengeometrie ergo Schneidfähigkeit:
Die Messewerte sind nicht übel, es gibt Kochmesser die ähnliche Klingelstärken aufweisen.
Die Scheide = Kydex
Und die hält das Messer ausgezeichnet, die Haltekraft ist optimal angepasst, gerade recht. Weder wackelt das Messer, noch muss man sich beim Entnehmen plagen, finde ich gut umgesetzt.
Bei Nestor kann man sich ja bei oder nach Bedarf eine Custom-Kydex machen lassen, die weniger aufträgt um sie mit Klemmer in der Jean zu tragen, von der Gesamtlänge her geht das gerade noch....
Beachtlich finde ich die individuell wählbaren Tragemöglichkeiten, von vertikal bis horizontal, von tiefhängend bis „Griff deutlich über der Gürtellinie“ ist alles machbar und dabei hält die Scheide eine optimale Distanz zum Körper nicht so enganliegend das es störend wäre und nicht zu weit, das ständig Kleidung daran hängen bleibt oder sich verfängt. Das Messer Quer getragen funktioniert aber nicht vernünftig, der Griff zieht es immer nach unten, es hängt schief am Gürtel, für mich keine akzeptable Tragweise Ich trage das Messer als Rechtshänder rechts auf 4 Uhr, da stört es weder beim Autofahren noch auf einem Stuhl sitzend und beim Radfahren sowieso nicht. Hocken geht auch, ohne das Messer zu bemerken und bei dieser Trageart lugt gerade mal ein wenig die Scheide unter einem über der Hose getragenem Hemd vor.
Ich würde das als eine durchaus unauffällige und diskrete Trageweise für ein kleines Fixed ansehen, falls das wichtig sein sollte!
Der „Urban“ Aufdruck am Kydex ist jetzt nicht unbedingt mein Ding, bei Kyzlar Supreme ist das aber wohl bei einigen Modellen angesagt! Zum Glück ist die Farbwahl dezent und fällt von der Weite gesehen nicht auf, da es auch auf den Lichteinfall ankommt um den Schriftzug überhaupt lesen zu können. Geschmacksache sagen die einen, geschmacklos die anderen!
Ich habe an der Scheide ein Lederband montiert um das Messer an einen Zweig, Haken oder im Zelt aufzuhängen. Ergo einen Lederfangriemen am Griffende, weniger als Zughilfe sondern mehr um das Messer nicht aus der Hand zu verlieren.
Urban in der Hand:
Um bei der Wahrheit zu bleiben, dass Urban wird bei meinen Waldgängen gewiss nicht jedes mal gebraucht, geschweige denn an seine mechanischen Grenzen gebracht. Der häufigste Einsatzzweck ist wohl das Abschneiden von einem Stück Brot, das Ausbuddeln von Pilzen so ich welchen über den Weg laufe und dem Zuschneiden von Stöcken und Ästen, mehr als Vergnügen denn als Notwendigkeit.
Aus ein paar Stöcken ein Gerüst und taugliche Heringe zu schnitzen um mal eine Regenplane abzuspannen sind so die wirklich auf Funktion ausgerichtete Arbeiten, ansonsten ist es einfach mit dabei.
Ich empfinde es als beruhigend ein für meine Zwecke brauchbares Messer dabei zu haben, nicht umsonst heißt es so schön: Besser man hat ein Messer und braucht es nicht, als man braucht ein Messer und hat es nicht! Der Zweck meiner Waldgänge ist ja nicht Bushcraften oder Abenteuerlust, sondern einfach draussen zu sein, zur Ruhe kommen, alleine sein.
Soto+Finn
Beim Holzbearbeiten mit viel Kraft und Druck stört der „Knick“ im Griff und wird nach kurzer Zeit unangenehm und drückt in die Handfläche. Das liegt aber weniger an der Kontur der Griffoberseite sondern schlicht und einfach an einer unsauber verschliffenen Stelle die man hier schön sehen kann.
Beim Anspitzen oder entrinden, wo nicht soviel Kraft aufgebracht werden muss, stört nichts. Ich habe mit dem Urban so 1 1/2-2 Stunden herumgeschnitzt, die Klinge hat das ohne wirklich sichtbare Spuren überstanden, keine Ausbrüche, keine Macken. Wer schon mal in der Sonne mit einer polierten Klinge hantiert hat, wird die matte und reflektionsarme Klinge zu schätzen wissen. Die hohe Schärfe OOTB ist aber weg, Zeitungspapier geht nicht mehr, Druckerpapier mit Gerupfe und hässlichem Schnittbild. Brot lässt sich schneiden, Pilze ausgraben und Stöcke anspitzen. Einen sauberen Papierschnitt brauche ich draussen nicht. Nach 20 Zügen pro Seiten über den Keramikstab (Ikea) passiert eigentlich nix. D2 ist widerspenstig!
Epilog:
Nicht zu klein und nicht zu groß. Unauffällig und brauchbar. Reflektiert die Sonne nicht und ist leicht zu säubern. Hält eine Schärfe für meine Ansprüche lange genug und ist verschleißfest. Ist für meine oder ähnliche Zwecke eine gute Wahl.
Wald, Felder, Land, Stadt, Urban……
Gruß, güNef
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