Kleiner vergleich von Schliffarten und Messern im Selbsttest

El Borak

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Hallo zusammen,

ich habe mir vor kurzem ein Mora Kansbol und ein Eldris gegönnt. Das Eldris ist aus meiner sicht einfach eine süße kleine himmelblaue Angelegenheit. Aber hier nicht das Thema. Was mich wirklich beschäftigt hat, ist das Kansbol. Es erfüllte nämlich in meinen Messern für draußen, exakt die gleiche Lücke die bis vor kurzem das F1 innehatte.
Jetzt stellt man sich natürlich die Frage, welches Messer von beiden nehme ich auf meinen Herbst und Winter Wildübernachtungen/Biwaks mit. Mein Herz Schlug natürlich für das F1, alleine schon wegen den Kosten, und der inneren Rechtfertigung, aber ist es wirklich das bessere Messer.
Heute Morgen wollte ich es wissen und habe vier meiner Outdoormesser mit verschiedenen Schliffarten gegeneinander antreten lassen.
Alle Messer erfüllen die unter zwölf Zentimeter Klasse, und somit hoffentlich 42a konform.
Hier die Kandidaten.

Benchmade Rant Mel Pardue DPT der ersten Generation in N690: Hohlschliff
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Mora Kansbol: Modifizierte skandinavischer Anschliff
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Fällkniven F1 VG10: Balliger Anschliff
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Vangedal Slirekniv 1.4116: Flachschliff
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Alle Messer waren zum Zeitpunkt des Tests Rasierscharf und haben den Werkseitigen Winkel im Anschliff.

Es gab genau zwei Themen im Test: Harte Schnittmaterialien, in meinem Fall ein gut getrockneter Haselnusssast und weiche Materialien, getestet wurde an einer Kartoffel. Die Kartoffel habe ich gewählt um auch eine gewisse Eindringtiefe zu gewährleisten , so das der Klingenschliff in Kontakt mit dem Material kommt und die eigentliche Phase nicht entscheidend ist. Die Kartoffel war eindeutig über ihre Haltbarkeit und war schon weich.

Mich hat hier definitiv nur die Einfachheit und das Ergebnis interessiert. Parameter wie Verschleiß (Standzeit der Klinge) habe ich absichtlich außen vor gelassen. Hier würden wir die Härtung/den Stahl testen, was ich nicht beabsichtigt habe.

Ich bewerte im Test jeweils die Messer von 1-4 angelehnt an Schulnoten.

Haselnussast:

Anbringen einer einfachen Kerbe:

1. Mora Kansbol
Das Messer dring am weitesten in Holz. Allerdings ist der Kraftaufwand dadurch erhöht und es neigt zum verklemmen.​
2. Fällkniven F1
Die Eindringtiefe steht nur wenig hinter dem Kansbol zurück, allerdings geht durch diesen kleinen Unterschied die Arbeit subjektiv wesentlich leichter von der Hand. Dennoch ist das Ergebnis nicht ganz so akkurat wie beim Kansbol.​
3. Benchmade Rant
Auch das Rant folgt dem F1 nur sehr knapp. Eindringtiefe ist fast identisch. Präzision höher als beim F1. Allerdings neigt es wie das Kansbol zu verklemmen.​
4. Vangedal Slirekniv
Eindeutig abgeschlagen. Sowohl die Eindringtiefe, als auch die subjektive Einfachheit des Schnitzen ist signifikant schlechter. Präzision ist identisch mit dem Rant.​

Spitze herstellen:

1. Mora Kansbol
Das Kansbol frist sich extrem ins Holz rein. Man schafft am meisten Material mit einem Schnitt abzutragen. Leider wird der Kraftaufwand hierdurch erhöht und es klemmt öfter mal im Holz.​
2. Fällkniven F1
Das F1 steht hier hinter dem Kansbol an, man schafft mit einem Schnitt nur ungefähr 2/3 von der Materialmenge. Allerdings verklemmt es sich nicht und die Arbeit geht so subjektiv einfacher von der Hand.​
3. Benchmade Rant
Der Materialbatrag ist nahezu identisch mit dem F1, allerdings geht die Arbeit hier schwerer von der Hand, da es auch zum Klemmen neigt.​
4. Vangedal Slirekniv
Auch hier wieder weit hintenan. Abtrag ungefähr die Hälfte vom F1/Rant. Scheint sich aber nicht zu verklemmen, allerdings wird die Arbeit so wirklich langwieriger.​

Die Kartoffel: Ich habe zwei Tests nach einander durchgeführt, einmal ein großes Stück abgeschnitten, einmal eine Scheibe so dünn wie möglich.

1. Benchmade Rant
Das Benchmade Rant gleitet ohne nennenswerten Widerstand durch die Kartoffel. Die Scheibe kann ich so dünn schneiden, dass man meint Zeitung hindurch lesen zu können.​
2. Fällkniven F1
Auch hier bietet die Kartoffel so gut wie keinen Widerstand. Die viel beschworene Spaltwirkung vom balligen Schliff ist zumindest für mich nicht wahrnehmbar. Eine sehr feine Scheibe zu schneiden ist auch einfach möglich, wenn auch nicht so gut wie beim Rant.​
3. Mora Kansbol
Das Kansbol verfügt für diese Tätigkeit extra einen speziellen Anschliff im vorderen Teil der Klinge. Leider reicht dieser von der Größe her für die Kartoffel nicht aus und der skandinavische Schliff spaltet und neigt dazu die Klinge abgleiten zu lassen. Stärkere widerstand beim Scheiden wird bemerkt sobald der hintere Teil der Klinge in die Kartoffel eindringt.​
4. Vangedal Slirekniv
Das Slirekniv hat den höchsten Widerstand beim Kartoffelschneiden. Die Kartoffel klebt förmlich an der Klingeflanke. Es neigt zum abgleiten beim schneiden der feinen Scheibe.​

Ergebnis:
Für mich ist das F1 hierbei eindeutig der Gewinner, der sich als absoluter Allrounder herausstellt. Der ballige Schliff scheint für keine Anwendung der absolute Spezialist zu sein, aber eben alle Aufgaben ordentlich zu erfüllen.
Das Kansbol ist wenn es ans Holz geht vorn, aber in der Küche hapert es gewaltig. Was mich besonders wundert ist, dass Mora hier ja mit dem Kombinationsschliff versucht hat einen Allrounder herzustellen, aber nicht wirklich erreicht. Sicher ist das Kansbol für weiche Materialien besser zu nutzen als ein reiner Skandi, aber eben nicht besser als das F1.
Das Rant hat mich besonders in der Holzbearbeitung überrascht, es lag dicht hinter den anderen beiden, obwohl es eher ein Jagdmesser darstellt. Der von Vielen gehasste Hohlschliff scheint ordentlich seiner Arbeit nachzugehen. Wirklich negatives kann man nicht dazu sagen.
Am meisten überrascht hat mich, wie viel schlechter der Flachschliff vom Vangedal arbeitet. Gerade im Bereich des weichen Schnittgutes hatte ich erwartet das er hervorsticht. Außerdem war ich davon ausgegangen, dass der Flachschliff den Allrounder darstellt.

Ich weiß, dass dieser Test natürlich absolut subjektiv war. Aber für mich waren einige Überraschungen dabei. Ich hoffe ihr hattet genauso viel Spaß beim Lesen wie ich beim Durchführen und Schreiben. Vielleicht könnt ihr für euch auch etwas aus diesem Test als Ergebnis ziehen.

-El Borak
 
Hallo El Borak,

wundert mich überhaupt nicht, Dein Ergebnis. Deckt es sich doch im wesentlichen mit meinen Erfahrungen. Ich habe schon sehr häufig derartige Vergleichstests durchgeführt und so die Vorzüge des balligen Schliffs schätzen gelernt.

Das Ergebnis fällt noch deutlich positiver zugunsten einer konvexen Klinge aus, wenn sie schlank ballig geschliffen ist und die Klingendicken der Messer vergleichbar sind. Das Mora weist ja nur 2,5 mm auf, das F1 dagegen 4,5 mm. Wenn Du stattdessen eine schlank ballige Klinge mit einer Stärke von ebenfalls 2,5 mm antreten läßt mit hinter der Wate identischen Werten, liegt die ballige Klinge auch bei der Holzarbeit gleichauf mit dem Scandi oder zieht vorbei. Siehe z.B. hier.

Der Nachteil des Flachschliffs liegt darin begründet, daß die Klinge - wenn sie durch feuchtes sperriges Schnittgut muß - wegen der langen glatten Kontaktflächen verkeilt und „verklebt“. Was Du ja bereits bei der weichen Kartoffel festgestellt hast. Je sperriger das Schnittgut wird, desto stärker macht sich der Effekt bemerkbar, bei einer frischen Möhre beispielsweise oder einer erntefrischen Kartoffel. Bei der allerdings dann auch das F1 seine „Spaltkräfte“ deutlich zur Schau stellt.

Shallow convex down to zero :super:

R’n‘R
 
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