Klingenform für Batoning

stevisi

Mitglied
Beiträge
15
Servus in die Runde, ich bin gerade auf dem Weg zum ersten Custom Messer und hab mich in eine Klingenform verliebt. Ich würde das Messer auch gern zum Schnitzen und teilweise auch Batonen verwenden. Ist das in Ordnung mit folgender Klingenform oder sollte es doch lieber gerade sein?
Stahl Elmax 3.5mm

Beste Grüße,
Stefan.




 
Hochgezogener Flachschliff mit schmaler Fase und relativ schlanker Klinge. Das kann schiefgehen wenn du z.B. auf ein Astloch knüppelst. Elmax ist auch nicht außerordentlich zäh.
 

Ok danke, also sollte ich mich eher nach einem anderen Stahl und ~4mm Klingenstärke umsehen ? Wäre N690 eine alternative ?

Bowie würde mir auch gefallen, die Klingenform ist dann wahrscheinlich ebenfalls nicht ideal nehm ich an.
 
Soll das Messer gut batonen oder nur dadurch nicht beschädigt werden?

Wenn es Batoning lediglich unbeschadet überstehen soll, könntest du den Macher bitten, die Materialstärke über der Schneidfase ausreichend stabil zu belassen. Alles über 0,5 mm Dicke direkt über der Schneidfase dürfte gehen, wenn auch der Stahl passt. Solche Klingen machen dann allerdings beim schnitzen oder Foodprep weniger Spass.

Wenn es gut batonen soll, braucht es Keilwirkung, also hohe Klingenstärke und wenig Flächenreibung, also keinen Flachschliff.

Wäre N690 eine alternative ?
Keine gute.

Bowie würde mir auch gefallen, die Klingenform ist dann wahrscheinlich ebenfalls nicht ideal nehm ich an.
Das lässt sich pauschal nicht sagen und hängt vom Klingenschliff ab. Klassische Bowies haben meist einen stabilen Säbelschliff. Allerdings ist auf der Spitze meist eine Fehlschärfe angebracht, die den Baton schnell abnutzt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke mal für die Expertise.

Grundsätzlich sollte es in erster Linie gut Schnitze/Schneiden, Batonieren ist da definitiv nicht das wichtigste, sollte aber unbeschadet überstanden werden.

Welche Stahlsorten/Schliff würde man in diesem Falle denn haben wollen ? N690 sollte ja keine so schlechte Wahl sein. Soll eben ein Outdoormesser sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier ein ähnliches Thema, Stahlsorten für verschiedene Outdoor Anwendungen:

Ist CPM3V wirklich so viel besser? (https://messerforum.net/threads/ist-cpm3v-wirklich-so-viel-besser.149501/)

Ich habe für Batoning gute Erfahrungen mit Magnacut, CPM 3V und Vanadis 4E/CPM 4V gemacht, weil sie Schock- und Querbelastung gut standhalten und gleichzeitig so verschleißfest sind, dass die Schneidkante nicht gleich platt ist, wenn das Holz mal etwas sandig ist.

Aber auch niedriglegierte Kohlenstoff-Stähle wie 80CrV2 eigenen sich gut für Schnitz- und Haumesser. Diese Stähle sind zwar nicht außerordentlich verschleißfest aber zäh und auch draußen relativ einfach scharfzuhalten.

Eine Klingengeometrie, die sowohl beim Schnitzen als auch beim Batonen eine gute Figur macht, findest du beispielsweise beim Rokka Korpisoturi (https://messerforum.net/threads/rokka-korpisoturi.143720/)

N690 sollte ja keine so schlechte Wahl sein.
Die Legierung N690 von Böhler ist vergleichbar mit VG10 von Takefu und mit letzterem habe ich beim Batonen keine guten Erfahrungen gemacht. Meine Fällkniven F1 und S1 hatten alle Microchips nach längerem Arbeiten. Das mag an der Wärmebehandelung und Klingengeometrie liegen. Dennoch ist der Stahl weder besonders zäh noch besonders schnitthaltig und wäre nicht meine erste Wahl.
 
Ich würde bei der Klingenhöhe aufpassen, weil ... m.M. sollten für die Stabilität solche Höhen über 35-40 mm entsprechend mit Materialstärke unterfüttert sein, Beispiel einiger meiner kurzen Messer mit diversen Anschliff Formen im direkten Draufblick, schmälste Klinge das Grohmann 4.v.r. mit 25 mm bis zum Böker/Midgards 1.v.l. mit 37 mm, daneben das Böker/Farkas 2.v.l. ist hier das einzige mit balligem Schliff, das würde ich ohne zu zögern in jede Art von Holz kloppen, die Schärfe würde dennoch an just der angehebelten Fase leiden. Das Casstrom No.10, 2.v.r., hat über die Gesamtklingenlänge bis zu Spitze m.E. die "stabilste" Klinge, jedoch nicht optimal für Schläge vorn auf die paar Zentimeter Spitze, da sollten die Kanten stärker abgerundet werden.

49aqo9gl.jpg


Je höher die Klinge, umso stärken wirken Scherkräfte im Holz, robuste Klingenfasen sind nötig, ich persönlich halte die Stahlwahl (ab "Mittelklasse") für ziemlich vernachlässigbar, ausser du schnitzt extrem viel und willst dir erst zuhause die Zeit nehmen für´s Nachschärfen auf Diamant u.ä.

Batonieren unbeschadet überstehen ... ein unentdecktes Astloch genügt, um diese Hoffnung zu zerstören. Weil welches Holz wird denn batoniert? Doch kaum weiche Latten aus dem Baumarkt. Erinnere mich an einige Anwender, die im Forum aufgeschlagen sind, weil nach ihren batoning Schäden unzufrieden waren mit Erwartungen an Hersteller und Stahlqualität. Aber reklamieren wollten, weil selber hat man nie Schuld. Man könnte sich ja einen Keil aus Holz schnitzen und auf den draufkloppen. ;)

Tops Knives z.B. schreiben explizit in ihre Garantie Bedingungen (Quelle; 0,125 inch = 3,17 mm Klingenstärke):

This warranty becomes null and void if the knife is abused.
TOPS Warranty Does Not Cover:
(...)
> In some cases, use of a hard baton to split wood, will qualify as misuse. We do not warranty use of any 1/8" or thinner knife for chopping / batoning.

Zugrunde liegen da m.M. nicht nur das konkrete Messerangebot mit entsprechenden Herstellererfahrungen, sondern neben den Stahlhärtungen samt Biegeeigenschaftn die Kraft- wie Hebelverhältnisse der Nutzer (wir Menschen), ein soft baton wäre in diesem Sinne mit Maß, Verstand und hinreichender Klingenstärke mit nahezu jedem Outdoormesser zu machen. Wie man jedes Messer kaputt macht zeigt auf youtube JOE-X (Link), interessant dort, wie sich vermeintlich "günstige" Stahlsorten dank guter Herstellerhärtung schlagen, wo andere teure Stähle die in sie gesetzten Erwartungen enttäuschen. Die Stahlsorte allein ist es m.M. weniger, wenn schon, dann die Angabe differentielle Härtung von Schneide vs. Klingenrücken. Bei einem custom Messer würde ich das in Erwägung ziehen.
 
Nur mal so als kleiner Einwurf, und vielleicht ist es durch die bisherigen Antworten auch schon durchgeschimmert:
Fürs Batoning ist IMHO eher das Klingenprofil von Interesse.
Die sonstige Klingenform (Bowie, Sax, Droppoint ... whatever) mag in dem Zusammenhang auch eine Rolle spielen, aber die ist für mich im Vergleich eher untergeordnet.
Wenn ich einen halbwegs vernünftigen Rücken zum draufkloppen habe, würde ich zum Batonen jederzeit ein balliges Profil einem vielleicht längeren oder sonstwie attraktiverem Rücken vorziehen, der dann aber auf der schneidenden Seite nur einen Flach- oder sogar Hohlschliff zu bieten hat...
 
Also nach meiner Erfahrung kann man ungeeigneten Stahl (wie N690) durch eine höhere Materialstärke ausgleichen, aber das gilt ja allgemein. Für Batonen und hacken sind zäh harte Stähle am besten, wie schon erwähnt hier. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit 3V, 4E bei den Pulverstählen gemacht, ansonsten ist sleipner auch sehr gut, aber am besten funktionieren für mich die zähen Kohlenstoffatähle wie 9260, 5160, 8670, 6150 und 52100 geht auch. Die sind auch leichter nachzuschleifen wenn man doch Mal einen Ast erwischt.

Was die Klingenform betrifft die ist fast egal, Anschliff ist wichtiger sabregrind und ballif ist am besten nach meiner Erfahrung....oder eben kleines Beil dabei haben
 
Servus,

nach meiner Erfahrung braucht's folgende Eigenschaften:

°) zäher Stahl
°) genügend Klingenlänge
°) ein kräftiger Rücken
°) ein Griffmaterial das einen missglückten Schlag aushält ohne zu splittern oder auszubrechen
°) ein balligen oder Skandi-Schilff

Das Spalten von weicherem Holz, übernimmt bei einem Skandi-Schliff nach den ersten Hieben auf den Klingenrücken nicht die Schneide, sondern der niedrige Anschliff. Der stumpfe Winkel der Primärfase treibt das Holz entzwei und spaltet vor der Schneide den Klingenweg auf, siehe Bild. Ebenso bei einem balligen Schliff, wie eben ein Beil spaltet. Liegt aber eine harte Verästelung im Weg, dann muß die Schneide da durch. Diese und wuchtige Hackbelastungen setzen der Schneide ordentlich zu. Daher stehen eine stabile Schneide und kein spröder Stahl im Pflichtenheft.

1731843804611.png

1731843824854.png


Gruß, güNef
 
Danke für all die Antworten, ist echt viel nützliches Wissen dabei! Ich werde das alles in Betracht ziehen, mal sehen was am Ende dabei herauskommt 😅
 
Ich werfe jetzt mal eine vielleicht kontroverse These ein, ich habe ein Messer welches ich optimiere für Schnitzen und Food Prep. Holz spalten tue ich lieber mit einem Beil. Wenn ich Feuer mache finde ich genug Material mit dem auch ohne Spaltung ein Feuer gemacht werden kann. Ja, bei den Messer und Survival Youtubern wird Batonen ständig als wichtigste Tätigkeit beschrieben, in der Praxis habe ich es noch nie gebraucht. Zumal ich im Wald auch selten passend zurecht gesägte Stücke getrocknetes Holzes mit dem zur Messerlänge passendem Durchmesser zum Batonen finde. Man muss halt immer wissen was man will. Alleskönner gibt es bei Messern nicht. Gott sei Dank, sonst bräuchte ja jeder von uns nur eines. Die Kombination aus rostfreiem Superstahl mit schneidfreudiger Geometrie und sehr guten Batoniereigenschaften wird ähnlich schwierig zu finden sein, wie die berühmte Eierlegende Vollmilchsau. Wenn ein Messer gut Holz spaltet, spaltet es auch Karotten und Zwiebeln anstatt diese zu schneiden. Also wäre mein Tipp, ein kleines Beil zum spalten und ein schneidfreudiges, nicht zu langes Messer für den Rest. Wenn Schnitzen (Feathersticks) der Haupteinsatzzweck ist, ist ein konvexer Schliff von Vorteil.
 
Genauso ist es. Ein Beil in Kombination mit einem schneidfreudig dünnen Messer mit konvexem Schliff decken zufriedenstellender ein Mehr an Tätigkeitsfeldern im Camp-Bereich ab und bringen (mir) auch noch mehr Spaß als die sogenannte "One-Tool-Option", die zwangsläufig ein Kompromiss sein muss um überhaupt zu funktionieren.
 
Zurück