Kobaltstähle krebserregend?

stepan

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Hallo Messerfreunde!

Bin eben in einer amerikanischen Messergruppe auf eine Aussage gestoßen, dass K390 nicht zum Schneiden von Lebensmitteln genutzt werden sollte, da krebserregend (vermutlich bei Kontakt mit Säure?).

Nun werden ja so einige Kobaltstähle für den Messerbau verwendet (CoS, Rex45, HAP40, K390 usw.) Weiß jemand ob es tatsächlich zu relevanten gesundheitlichen Schäden kommen kann wenn man solche Stähle zum Lebensmittel schneiden verwendet? Gibt ja eine Menge (guter) Kochmesser z.B. aus HAP40, daher wundert mich das etwas...

Vielleicht weiß ja jemand was zu dem Thema, Google spuckt da nicht sooo viel zu aus.

Viele Grüße
Viktor
 
Worauf basiert die These der amerikanische Messergruppe?

Pitter
 
Moin,

wenn es da tatsächlich um Prop-65 geht, könnt Ihr getrost einen Haken dranmachen.

Das ist eine völlig intflationäre Warnung, die in den USA auf so gut wie allem draufklebt, weil es für Kalifornien (und nur für Kalifornien) Pflicht ist.

Klebt auf den meisten Messern in den USA, nicht nur auf solchen mitr kobaltlegierten Stählen.
 
Worauf basiert die These der amerikanische Messergruppe?

Pitter
Na ja, These ist vielleicht etwas zu hoch gegriffen :) War folgender Kommentar ohne Beleg in einer Facebook Spyderco-Gruppe:



Wollte dem Kollegen nicht zu nahetreten (auf Grund seiner persönlichen Vorgeschichte) mit meinen Hinterfragungen wie das Kobalt aus der Legierung denn in die Lebensmittel gelangen sollte außer durch schleifen, bohren etc. des Metalls selbst. Also wenn schon schwache Säuren Kobalt herauslösen könnten? Ich bin leider nicht Chemiker genug um hier beurteilen zu können ob das möglich ist oder nicht.

Viele Grüße
Viktor
 
Man sollte zur Einschätzung der tatsächlichen Gefahren auch nicht vergessen, wie krebserregend die Lebensmittel sind, die wir essen.
Auf jeden Fall :) Für mich wäre interessant ob durch Kontakt mit Säuren Kobalt aus der Legierung herausgelöst werden kann. Prinzipiell ja wahrscheinlich möglich. Aber möglicherweise ist das Lebensmittel, das ich schneide, tatsächlich wesentlich schädlicher als die Menge Kobalt, die sich beim Schneiden herauslöst (wenn überhaupt möglich).
 
Auch zum Thema Warnung potenziell karzinogener Stoffe in den USA:
P65 - Krebs-Warnungen erklärt: (https://www.outdoormesser.de/P65-Krebs-Warnung-erklaert)
Extrakt:
Enthalten in dieser Liste sind z.B. Tabakrauch, alkoholische Getränke, Aloe Vera, Schwefel, Nickel, Blei, Kohlenstoff (Carbon) Toastbrot, Chips, Pommes Frites, Thunfisch, Kekse, Teller, Töpfe und Pfannen, Getränkedosen, Autofahren, Zahnarztpraxen, Parkhäuser und Hunderte weitere Orte, Produkte und Substanzen mehr.

Gerade in den USA ist es simpel: Besser draufschreiben es könnte krebserregend sein, als im Nachhinein verklagt werden...also schreibt man es als Prophylaxe einfach auf alles und ist sicher.
Das hat dann den dummen Nebeneffekt, dass man die wirklich kritischen Dinge nichtmehr von denen unterscheiden kann, die eigentlich eher ein schlechter Witz sind.

Ansonsten bin ich bei @JensG: Ein nicht unerheblicher Teil unserer Lebens- und Genussmittel ist krebserregend...und eigentlich ist auch Leben krebserregend, denn je älter ich werde, desto wahrscheinlicher wird es, dass ich Krebs bekomme.
Es gibt sicher DInge die man meiden sollte, aber ein wenig Augenmaß darf auch sein.
 
Kommt doch wie bei allem auf die Dosis an, der man ausgesetzt ist. Potentiell Krebserregend sind viele Stoffe die man tagtäglich sieht oder tatsächlich konsumiert. Wie viel Kobalt sich aus der Legierung heraus löst bzw zu was es mit säurehaltigen Lebensmitteln reagiert ist eine gute Frage. Könnte eine Toxikologin dazu Mal fragen bei Gelegenheit, glaube aber nicht das das in irgendeiner Form "bedenklich" wäre.
Paradebeispiel ist auch Kochgeschirr. Eine nicht richtig benutze Eisenpfanne kann bei säurehaltigen Lebensmitteln auch gesundheitsschädlich sein, wenn plötzlich der Eisengehalt im Blut über Wochen sich auf ein Vielfaches erhöht was man normal hat.
Noch schlimmer sind PFOA und deren Derivate. Macht sich der Nutzer auch Gedanken was sich aus seiner Beschichtung der Pfanne alles lösen kann, unabhängig von korrekter oder inkorrekter Handhabung?
 
Das hat dann den dummen Nebeneffekt, dass man die wirklich kritischen Dinge nichtmehr von denen unterscheiden kann, die eigentlich eher ein schlechter Witz sind.

Jupp.

Das Problem ist auch, dass den Foren, Blog, FB Quatschern mehr geglaubt wird als Fachleuten. Weil ... die lügen ja eh alle. Aber der Dingsblogger, der hat ganz geheime Quellen, der blickt durch, der ist da was Großem auf der Spur.

Das zweite ist, es fehlt heute vielen Menschen in den Industriestaaten an einer realistischen Einschätzung von Lebensrisiken.

Pitter
 
Zum Kobalt ein kurzer Schwank aus meinem Leben:
Ich bin Zahntechniker, mache Modellgussbasen, Kombinierte- und Hybridarbeiten. Das ganze seit weit über 10 Jahren. Edelmetalllegierungen sind mittlerweile selten geworden, da teuer.... ca.85% von dem, was ich mache, ist NEM (Nichtedelmetall), also KobaltChromMolybdän, bzw. ChromKobaltMolybdän.
Davon brauche ich weit über 5 Kg im Jahr, denn Gusskanäle/-Kegel werden nicht wiederverwendet. Ja, sind medizinisch zugelassene Legierungen, für die Anwendung vom Wurzelstift, über Kronen bis hin zu ganzen Prothesenbasen. Unbedenklich, da das Metall passiviert und sich kaum abreibt, auch in gegenwart von Elektrolyten wie Speichel, Blut, Lymphe und sauren Nahrungsmitteln.
Fast alles was wir daraus machen, wird im Ausschmelzverfahren gegossen. In vielen Laboren ist Schleuderguss mit offener Flamme(Propan/Sauerstoff) immer noch eine gebräuchliche Gussmethode- Kobalt ist eines der ersten Metlalle in diesen Legierungen, das Gasförmig wird bei erreichen der Gusstemperatur(ca.1500°C).
Ich selber habe 9 Jahre mit offener Flamme gegossen... mein Chef ca.30 Jahre! Beide wohl auf, und auch in der weiteren Umgebung ist mir kein Fall bekannt, in dem ein Techniker diesbezügliche Erkrankungen erlitten hätte.

Was ist eigentlich aus dem Acrylamid in den Pommes geworden? War doch auch mal groß in allen Medien!
 
dass den Foren, Blog, FB Quatschern mehr geglaubt wird als Fachleuten. Weil ... die lügen ja eh alle.
Tun sie auch, weil unser System sie dazu zwingt.
Wenn selbige eingestehen würden, dass manche Dinge an denen sie arbeiten akut nicht Heilungs-versprechend sind (oder total gefährlich), dann geht ihnen das Geld aus.
Ich kann da auf so gewisse Einblicke zurückgreifen.
Ihr wollt Bild, ihr bekommt Bild. Ist so.

Edit: Da sich das als "Weltverschwörung" interpretieren läßt: Ich bin in der onkologischen Forschung tätig und sehe ein Problem darin, dass Grundlagenforschung nicht gefördert wird. Damit ist Forschung gezwungen den direkten Nutzungsbezug ihrer Arbeit hervorzuheben, was eine Gratwanderung zur Übertreibung ist.
 
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