Kobe KA70, warum ein Ölhärter

Silkcut

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Hallo zusammen,

habe mir bei Dick eine Stange Vanadiumstahl besorgt (Kobe KA70).
Legierung:
C = 0,7
V = 0,13
Ich bin davon ausgegangen das es sich hierbei um einen Wasserhärter handeln muss, und es möglich sein sollte interesante Härtelinien herstellen zu können.
Im Beipackzettel steht nun das es sich um eine Ölhärter handelt.
Auf eine Anfrage bei Dick ob noch andere Legierungsbestandteile enthalten sein könnten, habe ich keine Antwort erhalten.
Konnte auch sonst keine weiteren Informationen zu dieser Legierung im Internet finden.

Was sagt ihr dazu, Öl- oder Wasserhärter?
Hat schon jemand Erfahrung mit dem Stahl?

Christian
alias Silkcut
 
Kommt auf den Mangangehalt an, Christian.
Habe aber nichts zu dem Stahl gefunden, noch nichts.
Mal sehen.
 
Das ist eine Frage, die immer wieder auftaucht, weil die grundsätzlichen Zuordnungen die speziellen Anforderungen an das Härten von Messerklingen nicht berücksichtigen.
Man kann davon ausgehen, daß moderne Stähle aus Gründen der kostengünstigen Erzeugung immer gewisse Anteile an Silizium und Mangan enthalten.
Bei sonst unlegierten C-Stählen gelten die mit dem geringeren Anteil an Si und Man als die edleren.
In Deutschland werden die C-Stähle im Kurznamen zusätzlich mit W1, W2 oder nur W bezeichnet, wobei W1 für die größte Reinheit, also den geringsten Anteil an Si, Man und den Stahlschädlingen Phosphor und Schwefel steht, W2 läßt etwas höhere Anteile zu und bei W sind die Legierungsgrenzen noch etwas größer.
Das sind aber nur relativ geringe Unterschiede.

Je reiner nun ein Stahl ist, desto umwandlungsfreudiger ist er, muß also schneller abgeschreckt werden, damit er voll gehärtet werden kann.
Einzelheiten ergeben sich aus den Zeit- Temperatur-Umwandlungsschaubildern.

Die Einteilung in Wasserhärter, Ölhärter oder Lufthärter muß, um aussagekräftig zu sein, von einer bestimmten Masse des zu härtenden Werkstoffs ausgehen. Dafür geht man von einem Maß 25 mm vierkant aus.

Es ist nun logisch, daß ein haarfeiner Draht selbst an Luft blitzschnell abkühlt, während ein mächtiger Brocken wegen der vom Inneren nachfließenden Wärme ungleich länger braucht.

Messerklingen sind aber im Vergleich zur normierten Probengröße in der Regel sehr zarte Gebilde, die also schneller abkühlen, als ein Stück von 25 mm vierkant.

Wäre der Stahl von Kobe also bis auf das Vanadium ultrarein, so entspräche er im Abschreckungsverhalten etwa unserem Stahl 1.1520. Wäre er ähnlich wie unsere Stähle 1.1620 oder 1.1744 legiert, so fiele er im ersten Fall nach der Definition unter die Wasserhärter, im zweiten Fall aber schon unter die Ölhärter.

Selbst unsere reinsten Stähle der Kategorie W1 härten bei kleinen Dimensionen auch in Öl.
Rapatz gibt für diese Stähle bei Ölhärtung einen durchhärtenden Durchmesser von 2 mm an, bei den W2 Qualitäten von 2,5 mm und bei den W Qualitäten von 7-10 mm.

Beim Härten gilt aber die Regel, daß die mildeste Härtung, die zur gewünschten Härte führt, die beste und sicherste ist.
Wenn also Ölhärtung für die Messerklingen genügt, gibt es keinen Grund, die riskantere Wasserhärtung zu wählen.

Ich vermute, daß der Kobe KA 70 eben nicht ultrarein ist, sodaß beim Härten in Wasser verschiedentlich Härterisse aufgetreten sind. Der Hersteller hat daher- richtigerweise, wenn er von der Verwendung als Messerstahl ausging- den Stahl als Ölhärter bezeichnet.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
noch eine Anmerkung dazu: Im Rapatz steht auf S. 242f, dass man von hohen Härtetemperaturen abschrecken kann. Dabei wirkt sich der V-Gehalt (wenn dann alle Vanadinkarbide aufgelöst sind) umwandlungshemmend aus, auch wenn das manchmal dem gröberen Austenitkorn zugeschrieben wird. Am besten also nicht alles vollständig auflösen, dann bleiben die Körner klein, und die umwandlungshemmende Wirkung tritt ein.
Damit rückt der Stahl selbst ohne Betrachtung von Mn in die Nähe der Ölhärter, insbesondere, wenn man wirklich von hohen Temperaturen abschreckt..

Abgesehen davon ist bei den geringen Dicken von Klingen Öl immer die bessere Alternative zum Wasser.
 
Ok, danke für die Antworten.
Wieder etwas gelernt.

Die Härtetemperatur ist übrigens mit 830°C angegeben, was mir schon recht hoch erschien. Der V-Anteil macht es also möglich.

Christian
 
Ich wäre grundsätzlich an die Sache andersherum herangegangen: erst informieren, ob es sich um einen Wasserhärter handelt und dann kaufen. Das vermeidet solche Probleme. Zudem kann man es ja auch im Öl mit der Herstellung von Härtelinien probieren. Bei diesem Stahl und der Verwendung eines dünnflüssigen Härteöls sollte das kein allzu großes Problem sein. Gebrochen härten, also zuerst Wasser, dann Öl, geht gegebenenfalls auch. Ausprobieren!

Und falls Du doch noch mal einen reinen Wasserhärter suchst - frag mich.
 
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