Körnung/Härte Natur-Nagura?

wernerk

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Hallo zusammen,

ich benutze zum Freimachen von zugesetzten Schärfsteinoberflächen bei Abziehsteinen (z. B. Naniwa SS 8k) den Natur-Nagura von Dick.

Nach meiner Beobachtung wird die geschliffene Schneidfase direkt nach der Anwendung des Nagura etwas gröber.

Ich weiß nicht, ob das von den Partikeln des Naguras kommt, oder von der höheren Dichte an Schleifpartikeln des Abziehsteins.

Die Fragen meinerseits sind:

- welche Körnung (von bis) hat i. d. R. ein Natur-Nagura?
- ist die Härte des Naguras hoch genug, um gehärteten Stahl abzutragen?
- gibt es Alternativen zum Freimachen der zugesetzten Oberfläche von Abziehsteinen? Z. B. ein weicher Kalkstein oder Schiefer?
 
- gibt es Alternativen zum Freimachen der zugesetzten Oberfläche von Abziehsteinen? Z. B. ein weicher Kalkstein oder Schiefer?

eine Diamantschleifplatte finde ich inzwischen optimal. Die Schleifstein-Oberfläche wird gleichmäßig geöffnet, gereinigt und plangeschliffen. Und das ohne irgendwelchem Abrieb ausser dem vom Schleifstein selbst.
Bei Kalkstein oder Schiefer könnte ich mir vorstellen, dass davon die Schleifsteinporen eher noch zuschmieren.

Zu Nagurasteinen -ob Natur oder Synt.- hab ich bisher auch noch keine befriedigenden Informationen gefunden.
HIER gings auch schon mal um das Thema.
 
Ein (entschuldigung) 0815-Nagura auf einem High-End Stein macht natürlich auch wenig Sinn.
Noch schlimmer wäre es, wenn du den Nagura für den Zweck benutzen würdest, für den es ihn eigentlich gibt:
nämlich zum Anreiben einer Schleifpaste.

Ein Nagura kann bis zu drei Funktionen erfüllen:

1.- wenn er nicht allzu klein ist und gleichmäßig verwendet wird kann er einen bereits sehr planen Stein eine Weile instand/planhalten.
2.- er kann zum Säubern der Oberfläche dienen. Öffnen ist dabei eher bildhaft zu verstehen. In den winzigen Zwischenräumen der Matrix/Schleifpartikel lagern sich Schmutz und vor allem Stahlstaub an.
Diese verstopfen unter Umständen den Stein. Das kann zu unangenehmen Ruckelverhalten oder verminderten Ergebnissen führen. Anmerkug: Muss aber nicht. Alte Schleifer haben ihre Steine so gut wie nie gereinigt, oder abgerichtet. Manche provozieren das Zusetzen sogar
3.- das Erzuegen eines Schleifschlamms. Dabei werden Schleifpartikel aus der Oberfläche gerissen und schwimmen frei in einem Schlamm herum. Die Konzentration an verfügbaren Schleifpartikeln ist nun viel höher was meist zu einem erhöhten Abtragsvermögen führt.
Bei vielen Steinen führt das zu einer Verschlechterung des Endergebnisses,
weshalb ein anschließendes Schärfen nur mit Wasser ratsam ist.
Manche, oftmals Natursteine, zeigen hier aber ein anderes Verhalten.

Ein Nagura ist eigentlich für Natursteine gemacht. Besonders für die Japanischen, da diese den Ruf haben, einen Schlamm zu erzeugen der mit der Zeit sogar noch feiner wird, als die eigentlichen Schleifpartikel auf der Oberfläche. Ein Märchen? Ich weiß es nicht. Ich schlämme meinen Suita an.
Logisch betrachtet sollte ein Nagura also im Idealfall aus dem selben Stein bestehen, wie der mit dem man grade schleift.
Das hat den einfachen Grund das zwei aneinander geriebene Körper
meist BEIDE einen Abtrag erleiden. D.h in deinem Schlamm hast du sehr wahrscheinlich
Partikel deines Naguras. Und wenn dieser nun einen störenden Einfluss übt, ist das blöd.
Was ein Nagura auf keinen Fall sein darf ist GRÖBER als der Schleifstein.
Es gibt also nicht "den" Nagura, sondern viele. Idealerweise zu jedem Stein den eigenen. Ich schlämme meinen BBB mit einem zweiten an,
meinen Suita entweder mit einem anderen Suita- oder einem Uchigomori- (der noch feiner ist) Nagura. Meine synthetischen Steine werden nicht angeschlämmt.
Die alten Barbiere haben übrigens oftmals ihren GBB mit einem Penny angerieben.
Keine Ahnung ob das auch mit modernen synth. Steinen geht,
oder ob dieser die Oberfläche zerkratzt.

Wird der Nagura nur zum Säubern benutzt sollte man dieses Problem doch nicht haben, oder?
Doch. Grade billige Nagura, die oftmals VIEL zu weich sind, hinterlassen selbst beim Reinigen
ihre Schleifpartikel im Stein. Sie setzten sich fest und werden beim nächsten Schleifen wieder frei.

Was kann man also tun? Ich kann mich dem Diamantplattentip nur anschließen.
Ich empfehle aber darauf zu achten einen entsprechend feinen zu nehmen,
sonst haut man sich Kratzer in den Stein.
Eine etwas günstigere Alternative ist ein Micromesh 12.000 Pad von Dick.
Dabei handelt es sich um ein kleines viereckiges Pad das auf beiden Seiten mit Micromesh 12k bezogen wurde.
Die Partikel des 12k lösen sich so gut wie nicht von dem Gewebe
und wenn doch ist das bei Steinen bis zu 10.000 kein Drama.
 
Ein Schärfproblem?
Meine Lieblingsplattitüde zu diesem ja doch im Detail sehr komplexen Thema: Erlaubt ist was gefällt und funktioniert. Damit kann man nichts falsch machen.
Fragt man drei Selbstschärfer bekommt man garantiert zumindest zwei völlig konträre Ansichten zum Thema und auch noch über die gleichen Steine. Unbedingt aufschlämmen, auf alle Fälle nass lagern, Abrieb drauf lassen, Aktivkohle, Spüli, Essig, Certisil, oder doch besser Micropur?
Im Stehen, Sitzen, Rotwein oder lieber doch Bier dazu (trinken).
Auch in den Beschreibungen der Hersteller oder Importeure die den meisten Steinen beiliegen sind solcherart mehr oder weniger sinnige Gebrauchsanweisungen die man angeblich unbedingt und ausschließlich beachten solle.
Das schöne daran ist, dass man das alles getrost vergessen kann. Man merkt schon selbst was für eine selbst am besten funktioniert. Jeder Glaubenskrieg ist deshalb sinnlos.

Problematisch wird’s erst dann, wenn ein gewünschtes Ergebnis nicht, oder nur mit zu hohem Aufwand erreicht wird. Dann sollte man etwas in der Methodik oder den eingesetzten Mitteln überdenken.

Vom Ergebnis her sollte mit einer Steinpolitur bis Körnung 8000 eine hervorragende Schärfe (Haarespalten) und eine sehr gute Oberflächenqualität erreicht werden.

Was LessLemming aufführt, deckt sich auch mit meiner persönlichen Erfahrung. Zwei Selbstschärfer mit übereinstimmender Meinung? Gibt’s das? Wenn ja, muss doch was dran sein.

Ich will jetzt auch nicht schreiben, so muss es gemacht werden, sondern führe nur auf wie ich es mache, bzw. wie ich es mit dem Aufreiben, Aufschlämmen dem Gebrauch des „Nagura“ Steins halte und wie es bei mir zu meiner Zufriedenheit mit synthetischen Wassersteinen funktioniert.


Zunächst lagere ich meine abschließend gesäuberten Steine trocken.
Vor dem Schärfen spüle ich die Steine immer unter fließendem Wasser und gehe mit der Hand über die Oberfläche. Da ist kein Staub und kein anderer Fremdköper mehr auf dem Stein.
Ich schlämme nicht auf. Alle meine synthetischen Steine funktionieren bei mir sauber besser.
Wenn ich das Gefühl habe die Oberfläche setzt sich zu, reibe ich den Stein mit dem Nagura für Synthetiksteine (Dick) auf. Dieser löst sich dabei, weil weich und krümelig in Wohlgefallen auf. Dann handspüle ich wieder unter fließendem Wasser, von dem Nagurastein bleibt nichts zurück. Erst wenn die Oberfläche des Steins vollkommen sauber ist schleife ich weiter.
Das funktioniert auch mit dem 10 000 er Naniwa SS. Eine Beschädigung des feinen Steins findet dabei nicht statt.
Wenn der Stein zu trocken wird, tröpfle ich frisches Wasser dazu. Der Wassereimer daneben mit allem Abrieb drin ist mit Vorsicht zu genießen.
Vor dem nächst feineren Stein wird auch die Klinge penibel von allen Rückständen befreit.
Wenn ich bis Körnung 10 000 auspoliere verwende ich danach keine Abziehpasten mit undefinierbarer Körnung mehr, sondern nur noch blankes Leder um einen eventuell noch vorhandenen Grat abzureissen.

Schruppstein und 1000er reibe ich nicht auf. Die verbrauchen sich selbst.

Nur zum Säubern verwende ich keine Abrichtsteine wie Diamantschärfplatten. Da ist mir einmal der Verschleiss für den Stein zu groß und zweitens sehe ich die Gefahr ibs. bei Poliersteinen die Oberfläche mit unpassend grober Diamantkörnung zu zerstören. Auch bemerke ich keinen großen Unterschied zwischen einem völlig planen und einem nur leicht hohlen Stein. Wenn dann würde ich darauf achten nach dem Abrichten/Säubern keine Körner der Abrichtplatte auf dem Stein zu belassen.Aber wie gesagt funktioniert das Säubern mit dem Dick Nagura synth zu meiner vollsten Zufriedenheit.

Zu den Riefen.
Der Messergott hat nicht umsonst verschiedene Nagura Steine erschaffen. Da würde ich doch den passenden empfehlen.
Den Abrieb vom Aufreiben vom Stein abspülen.
Keine Schleifpartikel von einem Stein zum anderen einschleppen.
Die Bearbeitungsspuren vom vorherigen Stein immer ganz rausschleifen bevor auf den nächst feineren gewechselt wird. Riefen vom Schruppen bekommt man mit dem Polierstein kaum noch raus.
Keine zu großen Sprünge zwischen den Körnungen.

LessLemming schrieb ein wahres Wort zum Aufschlämmen. Man belässt ja dabei den Abrieb vom Aufreiber auf dem Stein. Wenn da die Körnungen nicht passen, zieht und schiebt man seine Schneide durch ein undefinierbares Gemenge. Das kann nicht gut sein. Trotzdem gibt es Steine die aufgeschlämmt besser greifen als sauber. Da fällt mir als Beispiel der thüringische Wasserstein ein. Dieser ist ein hartgebundener Naturstein der sauber eher schlecht greift und aufgeschlämmt nicht mehr ganz so schlecht abträgt, aber noch lange nicht gut. Die Notwendigkeit solche Steine aufzuschlämmen mit einem Mangel an eingelagertem Abrassivstoff zu begründen finde ich einleuchtend. Dazu denselben Stein, oder einen etwas feineren Aufreiber zu verwenden erscheint mir ebenso sinnvoll wie logisch. Dem Thüringer beispielsweise liegt ein Aufreiber gleichen Materials bei.

Immer wieder hört man die Meinung über den Schleifschlamm Einfluss auf die Feinheit des Abzugs zu nehmen (viel Schlamm, etwas feinerer Abzug). Da nehme ich dann doch lieber gleich einen feineren Stein.

Bei Naturtsteinen kann wieder alles ganz anders sein. Unterschiedliche Steine haben doch tatsächlich unterschiedlich Eigenschaften. Also nix verallgemeinern.

Gruß Michael
 
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Hallo,

Soweit mir bekannt ist haben japanische schwertschärfer oder Barbiere die Idee gehabt mit nur einem meist superfeinen natursteine (meist ein nakayama) ihre schwerter bzw. Rasiermesser scharfzumachen und scharfzuhalten. Dazu haben sie mit kleinen natursteinen, die gröber und weicher sind als die eigentlichen schärfsteine, einen schleifschlamm angerieben und ihre Messer drauf geschärft. Die bekanntesten naguras sind (von grob nach fein): botan, tenjou, mejiro und koma. Sie werden aus verschiedenen lagen abgebaut.
In der Praxis sieht es so aus: auf dem Stein wird mit dem botan nagura ein schleifschlamm angerieben und das Messer drauf geschärft bis zu einem bestimmten punkt. Dann wird Messer, Stein und Hände gewaschen und Schlamm mit dem mejiro oder tenjou (kõrnungen sind fast identisch) angerieben. Damit verfeinert man die facette.wenn die riefen vom botan weg sind wieder waschen und Schlamm mit koma erstellen. Damit wird die facette ideal für das Finale polieren vorbereitet. Wieder waschen und den Stein mit einem ihm identischen anreibstein oder einem diamantstein o.ä. anreiben. Das Messer darauf schärfen. Beim schärfen verkleinern sich die schleifpartikel und verfeinern immer mehr die facette.
So das war die grobe Theorie.
Ich bekomme bald meine naguras, welche wirklich schwer zu bekommen sind, und werde das ganze an ein paar rasiermessern ausprobieren. Bilder stelle ich dann ein.

Wenn irgendetwas nicht richtig ist, korrigiert mich bitte.
 
Natürliche Nagura-do : Natürlich kann man damit gehärteten Stahl schleifen, es dauert nur ein wenig. Würde das nicht gehen, würde kein Schwertschleifer die Dinger in Japan benutzen.
Besser hätte ich sagen sollen : Benutzten : Denn in einigen Jahren sind die Rest auch aufgebraucht, denn die Hauptminen sind seid fast 15 Jahren dicht. Seelig wer noch einige große Banksteine gebunkert hat.

Feinheitsgradierung : Grundsätzlich gibt´s eigentlich nur zwei Stufen Chu ( mittel ) und koma ( fein )
Chu läuft von 800 -1000, koma von 1200 -2000.
Die Bezwichnungen botan u.s.w. haben mit der Feinheitsgradierung nur sehr bedingt etwas zu tun, sie beziehen sich auf die Maserung der Steine.
Es ist das gleiche Spiel wie ber den awase und uchigumori Gruppen. Renge, botan, karasu, momoji : Alles verschiedene Muster.
In erster Linie dienen die Muster und Steinfarben zur Ermittlung der Härte des Steins. Die Feinheit ist nur mittelwichtig, da das Korn sowieso beim Arbeitsprozess immer feiner durch den Schleifschlamm.
 
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