Korngrößenangabe bei Schleifpapier

Tolstoi

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Hallo,

ich habe diese Woche einen Katalog der Firma Bühler für den metallographischen Bedarf erhalten,
in welchem u. a. Siliziumkarbid-Naßschleifpapiere angeboten werden. Bei den Angaben zur Körnung
wird gleichzeitig eine Angabe in Mikrometern gemacht. Außerdem gibt es da eine Tabelle,
in welcher zwei Standards zu Körnungen angegeben werden :

FEPA in ym

60 260
80 200
120 120
180 76
240 58
320 46
400 35
600 26
800 22
1000 18
1200 15
2500 10
4000 5

ANSI/CAMI

60 250
80 200
120 120
180 75
240 60
320 35
400 25
600 15
800 10
1200 5

wie man sieht ist bis zur Körnung 240 fast alles identisch, erst danach gibt es zum Teil
sehr große Abweichungen.
Ich stelle das hier einfach mal rein, weil mich interessieren würde, ob jemand von euch
sich auch schon mal Gedanken gemacht hat, ab welcher Körnung (Schleifpapier) es sinnvoll
ist, mit einer Diamantpaste eine Politur anzugehen. Bei meinem Versuch nach einem Schleif-
papier mit 800er Körnung auf Diamantpaste 10ym umzusteigen, habe ich keinen Unterschied
bemerkt. Das könnte man so interpretieren, das mein Papier wohl dem ANSI/CAMI-Standard ent-
spricht. Beruflich poliere ich Schliffe (Aluminium) mit 6ym Diamantpaste, nachdem ich mit
dem 600er SiC-Papier fetig bin, und habe danach schon fast eine spiegelblanke Oberfläche.
Dann noch 1ym Diamantpaste und fertig.

Da ich weder die Norm meiner beruflich benutzten Schleifpapiere kenne, und auch im Handel
die Hersteller von Schleifpapieren keine solchen (nach meiner Internetsuche wohl amerikanischen
Normen) machen, und in Deutschland/Europa wohl DIN-Normen gelten, wird es wohl schwer sein, einen
gemeinsamen Nenner zu finden.
Für mich sieht das dann so aus, das man beim Finishing mit unterschiedlichen Körnungen wohl
am besten beraten wäre, Papiere eines Herstellers zu verwenden, anstatt verschiedene Papiere
(welche man vielleicht gerade zur Hand hat) zu verwenden. Sonst könnte es ja passieren, das man z. B.
mit einem 600er ANSI/CAMI-Papier poliert, dann mit einem 800er FEPA-Papier weitermacht, und eigentlich
wieder "zurückpoliert".

Wie seht Ihr das : bin ich jetzt ein Haarespalter ????

Hat jemand vielleicht eine andere Tabelle über Korngrößen-Standards bei Schleifpapieren ????

Danke und Grüße

Tolstoi
 
Hi,
nö, ein Haarspalter bist du bestimmt nicht.
Ich finde es sehr interessant, mal den Zusammenhang von Schleifpapierbezeichnung und Korngrösse zu sehen.
Und das es zwei Normen gibt, die so stark von einander abweichen ist ja erschreckend!
Wird die Körnung bei beiden mit "P" gekennzeichnet?

Der Leo hat mal erzählt, dass die Körnung der japanischen Wassersteine nicht der europäischen Norm entspricht.
Das passt ja auch mit der Tabelle zusammen, wenn da ein 1200er plötzlich ein 4000er ist!

Wofür steht denn FEPA?
ANSI ist doch amerikanisch, oder?

Zorro
 
also was ANSI/CAMI und FEPA bedeutet muß ich mich noch schlau machen.

Habe bis jetzt nur folgendes gefunden

http://www.geocities.com/opaaw/grits.html[/URL]

so wie es aussieht, gibt es eben Unterschiede zwischen amerikanischen
und europäischen Normen, welche aber letztendlich alle in ym angegeben
werden können, um das Ganze zu vereinheitlichen. Ob sich allerdings
die Hersteller von Schleifpapier daran halten, und ob man Rückschlüsse
bezüglich der Korngröße, Streuung der Schleifpartikel machen kann ist
mir nicht ganz klar. Man kann ja z. B. bei Körnung 60 Körner von
unterschiedlichem Durchmesser auf einen Quadratzentimeter aufbringen,
und hat somit zwar Körnung 60, aber eben mit unterschiedlichen
Korngrößen (im ym-Bereich). Außerdem rechnen ja die Amerikaner mit
inch als Maßangabe, was die Umrechnung wieder schwieriger macht.
Ich denke da mal nur an Bildauflösungen (Pixel, dpi usw.)

Grüße

Tolstoi

p. s. die Körnung wird im Katalog mit P angegeben, allerdings nur was die Angaben zum FEPA-Standard betrifft
 
Zuletzt bearbeitet:
Soviel ich weiß bedeutet die Körnungszahl die Anzahl der Siebmaschen pro Zoll. D.h. das ist wohl die größte Maschenweite. Bei der Siebanalyse gehen natürlich auch kleinere Körner da hindurch. Die Angabe in my ist wohl die Klasse, d.h. je nach verwendeter Siebvorschrift gibt man dann die my-Zahl an, von denen mehr als x prozent (so um die 63 oder so) in dem gesamten Haufwerk vorhanden sind, also das Häufigkeitsmaximum der Verteilungskurve der einzelnen echten Korngrößen. Theoretisch gehen ja beim 60er Körner bis zu 400 My knapp durch, aber eben nur sehr wenige, wohingegen viele kleine hindurchgehen. Und je nach Siebvorschrift unterscheiden sich je nach Norm die Angaben.
Liege ich da richtig?
 
Ich bin mir jetzt gerade auch nicht sicher, wenn ich das mit Siebmaschen und Korngrössen lese,
eine Version für die Unterschiede ist auch die Anzahl der Körner pro Fläche.
Nur welche Bezugsfläche, weis ich nicht, denn wenn man ein Papier deutscher Fabrikation nimmt, könnte man von Körnern (K ?) pro cm² ausgehen, was aber ich eher für unwahrscheinlich halte, dann könnte man bei K40 die Körner nachzählen -
während bei der ANSI (American National Standards Institute) Norm die Körner (P = particles ?) pro square inch fast mit den Fingernägeln abziehen könnte.

Ist wohl eine Kombination aus Korngrössen und Kornzahl pro Bezugsfläche, mit den Abweichungen des metrischen und Dezimalsystems.

edit: auf manchen Papieren stehen auch zwei Angaben: P und K oder nur zwei Zahlen

Gruß Andreas
 
Zuletzt bearbeitet:
FEPA

FEPA bedeutet Federation of the European Producers of Abrasives (Vereinigung der europ. Hersteller von Schleifmitteln).
Die unterscheiden meines Wissens ihre Körnungen zunächst einmal nach Einsatzgebiet: F + Zahl für Schleifscheiben und andere gebundene Abrasiva, P + Zahl für normale bzw. auch oberflächenbehandelte Schleifmittel.
Tolstois erste Zahl dürfte der Vollständigkeit halber mit einem P davor versehen werden. Die andere Zahl gibt den mittleren Kornduchmesser der Körner an (sog. D50-Wert. Besagt, daß 50 % der Körner größer bzw. kleiner sind als der angegebene Wert. Ist kein Durchschnittswert! Ein solcher Wert ist allerdings nur begrenzt aussagekräftig, sofern man nichts über die Streuung der Körner (ausgedrückt in der Steilheit der Korngrößenverteilungskurve) weiß).
Die mir vorliegenden Werte entsprechen in etwa denen, die Tolstoi angibt. FEPA P 2500 ist laut meiner Liste aber nicht D50 = 10 µm sondern 8,4 µm. Dürfte aber ohnehin nicht den großen Unterschied machen. Wie steil nun die Kornverteilung ist, also wie grob die gröbsten und wie fein die feinsten Körner sind, weiß ich nicht. In aller Regel strebt man im Abrasivbereich aber steile Kornverteilungen an, d.h. die Korndurchmesser scharen sich eng um den Median/D50.
Die Werte der Amis kenne ich leider nicht.
 
Danke für die Erklärung, Philipp, jetzt wird vieles klarer.
Ich denke mal, dass der Unterschied 10 zu 8,4 wohl darauf zurückgeht, dass 10 der rein rechnerische Wert ist, der durch die entsprechende Maschenweite hindurchflutscht, wenn die Körner denn rund wären, und der Wert 8,4 vielleicht experimentell ermittelt wurde durch Sieben, und wenn die Körner spratzig sind, ändert sich die Steilheit der Kurve. Könnte das sein?
 
Korngrößenmessung

Hallo Herbert,

in diesem Korngrößenbereich wird nicht mehr gesiebt, weil es solch feine Siebe eigentlich nicht gibt, bzw. sie keinen nennenswerten Durchsatz mehr zeigen würden. Als Faustregel kann gelten, daß man unter 32 µm nicht mehr vernünftig sieben kann. Feine Körner werden in ihrer Größe mit zwei Verfahren gemessen:
1. Sedigraph: hier dient die Sinkgeschwindidkeit von Körnern in einer Suspension als Hinweis auf ihre Größe. Der Wert ist natürlich auch abhängig von der Kornform, d.h. Werte für ein Korund-Korn (eher "rundlich") und ein Kaolinitkorn (tafelig, wie ein Blatt) können nicht direkt miteinander verglichen werden, da ihre Sinkgeschwindigkeiten sich voneinander unterscheiden.
2. Messung per Laserstrahl: hier wird die Korngröße daran gemessen, wie ein Laserstrahl, der durch eine Suspension mit der zu messenden Substanz geschickt wird, gebrochen wird. Dieses Verfahren dürfte das häufiger angewandte sein, da es sehr schnell geht.

Unterschiede in den Wertangaben leiten sich allein durch die beiden unterschiedlichen Verfahren her. Aber auch zwei unterschiedliche Messungen mit zwei Individuen eines Gerätestypes werden Unterschiede liefern. Hier ist also blinde Zahlengläubigkeit nicht angebracht.

Die Steilheit der Kurve ist weniger von der Kornform abhängig, sondern ergibt sich aus produktspezifischen Eigenschaften und Prozeßbedingungen bei der Herstellung. Körner, die aus einem Mahlprozeß stammen, zeigen meistens eine rel. breite Verteilung. Soll diese Verteilung "geschmälert" werden, bleibt nur die Möglichkeit die "Schwänze" der Kurve, also den Grob- und den Feinanteil abzusieben oder anderweitig abzutrennen. Damit nähert man sich dem Median, die Kurve wird steiler (oder als Gauss-Verteilung enger).
 
Hallo Philipp,
das nenn ich mal kompetente Auskunft. Hochinteressant außerdem. Vor allem die Methoden der Korngrößenbestimmung.
Das ist ja das schöne an so einem Forum, dass praktisch für alle Fragen irgendwo ein Fachmann zu sitzen scheint. Machst Du beruflich so etwas?
 
Vielen Dank für die sehr ausführlichen Beiträge,

die Bezeichnungen ANSI/CAMI und FEPA sind hiermit wohl geklärt.
Was Philipp bezüglich FEPA P 2500 sagt stimmt sicherlich. In meinem
Katalog ist die Größe zwischen 5 und 10 ym graphisch dargestellt,
und lässt sich somit nicht genau ablesen/einordnen, tendiert aber in
Richtung 10 ym, weshalb ich es der Einfachheit halber so angegeben
habe.
Die Erläuterungen zur Korngrößenmessung finde ich sehr interessant.
Habe mich manchmal auch schon gefragt, wie man so etwas hinbekommt.
Inzwischen habe ich auch noch einen weiteren Katalog über Metallo-
graphiebedarf durchforstet, und in diesem Fall bei den Körnungsangaben
in Klammern den Hinweis "nach FEPA-Norm" gefunden, was somit eine klare Sache ist. Bleibt somit nur noch das, ich will mal sagen, Rest-
risiko bei Schleifpapier ohne Angabe in P oder K ( habe sowas von
Hornbach und Praktiker mal gekauft )nicht genau zu wissen, welche
Körnung man nun wirklich hat. Manchmal steht auch kein Hersteller drauf.

Nun ganz so schlimm ist das Ganze sicherlich auch wieder nícht, wenn man sich beispielsweise von Körnung 60 angefangen über verschiedene Zwischenstufen bis Körnung 800 hochgearbeitet hat. Wenn es dann allerdings ans Finish geht, würde ich persönlich schauen das ich mit
Papieren des gleiche Herstellers weiterarbeite um sicher zu sein, das beim Übergang zur nächsten Körnung diese auch wirklich feiner ist.

viele Grüße

Tolstoi
 
Hi Leute,

Ich habe mir nach den ersten beiträgen nicht mehr die Mühe gemacht jeden der selben zu lesen. Sicher ist, fast jeder Betrag enthält einen kleinen Teil der Geschichte Schleifmittel. Schleifmittelklassefizierung ist nicht ganz so einfach, es gibt eigendlich nur ein Berufsbild bei dem die gesamten hierzu notwendigen Informationen gelehrt werden. Also wer diesbezüglich genaue Infos möchte organisiere sich die Fachbücher zur Ausbildung zum Feinoptiker

Gruß
Markus Antonius

nomen est omen
 
Zwar ein altes Thema, aber ich bin durch Zufall auf ein paar Tabellen gestoßen, in denen unter anderem die Körnungsgrößen der CAMI und FEPA-Skalen mit JIS-Angaben (Japan) für Wassersteine verglichen werden.
Weiters gibt's eine Übersicht zu Trizact-Körnungen, Scotch-Brite Handpads und -Bändern, wobei man bei den Körnungsangaben & Farben für Scotch-Brite lieber auf die Seiten von 3M schauen sollte...

Die Tabellen sind hier zu finden: http://www.ameritech.net/users/knives/grits.htm
 
Zuletzt bearbeitet:
schleifmittelklassifizierung

Moin Zusammen,
obwohl ich gerade von der Jagd komme und nicht mehr wirklich alleine bin, mal ein paar klärende Worte hierzu. Es gibt drei verschiedene Klassifikationen.
1.) Sieben- hier wird die Maschenanzahl pro quadratZoll angegeben.( 320iger )
2.) Windsichten-hierbei wird die Flugweite in cm angeneben.(1200erter)
3.) Sinken -( Schlämmen ) hierbei wird dei Absinkgeschwindigkeit in Minuten in Wasser angegeben. ( 12min )
Einen Hybriden gibts noch - dabei wird die Oberflächenrautiefe und die Klssifikation gemeinsam angegeben ( WCA = ( Windsichten )9 mü )
Alles andere sind reine Herstellergeschichten. Im übrigen Empfehle ich zu duiesem Thema die Bücher Fachkunde für Feineoptiker.

Gruß
Markus Antonius
 
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