Kurzbericht Böker Solo II

porcupine

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Gestatten: Der kleine Bruder vom Solo I.
Technische Daten und den Werbetext des Herstellers kann man hier nachlesen.
Nachdem mir das Solo I etwas zu wuchtig für jeden Tag erschien, habe ich mir die kleine Version gegönnt. Eigentlich hatte ich erst zu Weihnachten damit gerechnet. Bökers HP listet es ab Ende November lieferbar, aber nu isses schon da, auch gut.

Messer mit eloxierten oder beschichteten Alugriffen habe ich bisher nur wenige, daher war mal wieder eins dran. Finde die samtmatte Griffoberfläche von der Haptik her sehr sympathisch.

Das Messerchen erinnert vage an den Chinese Folder von Bob Lum, aber natürlich mit Jens Ansos spezieller Handschrift.
An der technischen Ausführung und dem Finish gibt es absolut nichts zu bemängeln. Halt, eine ganze Kleinigkeit, dazu komm ich am Ende.

Der Griff
ist kein Ergonomiewunder, aber haptisch wie erwähnt sehr angenehm und ohne Kanten, die sich böse ins Fleisch pieken. Hinter der Fingermulde gegriffen, ist es ein Dreieinhalbfingergriff. Weiter vorn greifen macht wenig Sinn, ausser ... eine meiner Lieblingshaltungen bei feinen Schnippeleien: Daumen und Zeigefinger halten die breite Klinge, die restlichen Finger unten um den Griff gelegt. Das geht sehr gut.
Trotz der kürze hat man dem Griff hinten eine dreifache Verschraubung spendiert, wirkt sehr solide.
Das Golfballdesign verbessert den Grip nicht grad doll, aber es verbessert ihn. Schiebt man den Daumenballen drüber, spürt man gut die Bremswirkung.
Die Schrauben sind fast alles Rundköpfe, die etwas über die Oberfläche stehen. Das erleichtert das Ziehen des eingeclipten Messers, weil etwas Angriffsfläche da ist. Die Schrauben, die den Linerlock halten, sind versenkt. Ohne Clip ist der Griff 10 mm dick.

Der Clip
ist das von anderen Böker/Anso-Modellen bekannte schlicht-flache modell, hier aus Stahl und hübsch satiniert. Läßt sich problemlos über eine Jeans-Taschennaht schieben und hält das Messer ordentlich fest. Ich habe ihn gleich mal auf tip-up moniert, serienmäßig kommt er tip-down.

Die Klinge
ist blattförmig, breit, praktisch, teils satiniert und teils gestonewashed. Ich war da erst etwas skeptisch, finde die Optik aber überaus gelungen. In Verbindung mit dem vorderen Rückenanschliff ergibt sich bei der ansonsten leicht langweiligen Klingenform ein dynamisches Gesamtbild, das durch den längssatinierten Stahlclip noch ergänzt wird. Wirkt jetzt nicht wahnsinnig luxuriös, aber très interresant.
Zugeklappt liegt der Klingenfuß bündig mit der Griffkante, es schaut nix unschön kantig heraus.
Der Schliff ist gleichmäßig, symmetrisch und rasierscharf. Lediglich ist die Schneidfase hinten etwas schmaler als zur Spitze hin - das aber auf beiden Seiten.

Die Technik:
Alles bestens. Liner steht bündig zum Beginn der Rampe. Detentball aus Keramik. Leicht zu öffnen. Daumenknopf abnehmbar oder, wie man bei meinem Exemplar sieht, auf linkshändig umsetzbar. Washer aus Bronze oder Messing, jedenfalls metallen.

Noch die ganz bescheidenen Meckereien:
Design: da hätte man den Fingern noch einen halben cm mehr Platz hinter der handschutzartigen Verdickung geben können.
Finish: neben der Bohrung für den Daumenknopf ist ein etwa 2 mm langer, ringelschwänzchenartiger Kratzer. Da ist bei der Montage wohl der Akkuschrauber mit dem Torxeinsatz etwas weggerutscht, keine Ahnung, man sieht es nur mit Lesebrille. Egal. Charakter. Wer hat schon ein Ringelschwänzchen auf dem Messer?

Das Messer ist insgesamt eine spur kleiner als ein small Sebenza, hat aber die gleiche verfügbare Schneidenlänge und ist leichter.
Fazit: Hat das Zeug zum echten EDC. Schaun mer mal.
 

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Vielen Dank für die Kurzvorstellung.
Ich hatte das Messer bisher im Katalog nur überflogen-Dein Bericht hat ihm etwas mehr “Tiefe “gegeben.
Grüße
die Schildkröte
 
Kleines update:
Tätigkeiten: bisher vor allem Post öffnen und Schnüre kappen; zu mehr hats noch nicht gelangt. Nichts zu meckern.
Bedienung: Ich habe nach drei Tagen festgestellt, dass ich das Messer intuitiv immer zweihändig öffne, daher habe ich den Daumenknopf vorerst mal ganz abgenommen. Funktioniert gut, vermisse ihn nicht und überlege schon, ob man das sanduhrförmige Loch mal mit irgendwas schmückend füllen könnte. Habe leider grad keinen Juwelier in der Verwandtschaft;)
Sonstiges: Das Messerchen passt optisch gut im Tandem zu meiner Olight S-10 in der schwarzen Aluversion.
btw: optisch, materialmäßig und im Finish sowie der Oberflächenstruktur angepasste Kombis Messer/Lampe/Tactical Pen sind imho noch eine wenig beachtete Marktlücke.
 
Hallo!

Auch ich habe seit ein paar Wochen das Solo II und kann mich dem Bericht bis auf Details anschließen.

Meine Ergänzungen:

Bedigung:
Mit dem Daumen alleine bekomme ich es schlecht auf. Das liegt zum Einen daran, daß das Messer für mich etwas zu klein ist um es beim Öffnen gut halten zu können und zum Anderen am recht fest haltenden Detentball. Daher klemme ich die Klinge zum Öffnen zwischen Daumen und Mittelfinger.

Verarbeitung:
Der Klingengang war zuanfang sehr stramm und etwas rauh. Das hat sich inzwischen eingespielt und geht schön weich.

Die Bohrung für den Daumenpin ist bei meinem Messer von beiden Seiten "ausgeschlagen". Der Bohrer scheint stumpf gewesen zu sein, oder die Maschine hatte Seiten/Höhenspiel. Was weiß ich. Von der einen Seite wird das vom Pin verdeckt, aber auf der anderen sieht man es rund um den Schraubenkopf etwas.

Auch bei meinem Messer ist die Schneidfase ungleichmäßig. Aber das ist nicht schlimm. Soweit ich es erkennen kann kommt es daher, daß die Schneide zur Spitze hin dicker wird.

Das „Beste“ zum Schluß: die Washer.
Die sind zwar aus Metall, Messing scheint es zu sein, aber zwischen Klinge und Washer liegen auf beiden Seiten hauchdünne (ich denke es ist Nylon?)-Scheibchen.
Da frage ich mich wirklich sehr, was das soll. Hat es nicht mehr für Bronze gereicht? Erst mit Messing Metall vortäuschen und dann doch Plastik nehmen?

So, das war mein Senf.
Gruß
Sascha
 
Hat es nicht mehr für Bronze gereicht? Erst mit Messing Metall vortäuschen und dann doch Plastik nehmen?
Sorry, aber Kunststoff-/Teflonwasher sind heutzutage völlig üblich und auch eine Kombination aus Metall- und Kunststoff ist häufig anzutreffen.

Liebe Grüße,
Stephan
 
Hallo,

Kunststoff-/Teflonwasher sind heutzutage völlig üblich und auch eine Kombination aus Metall- und Kunststoff ist häufig anzutreffen.

ich weiß, aber warum ist es üblich? Doch weil es billiger ist oder nicht? Nicht weil es besser wäre.

Bei meinem Böker+ Hyper sind drei, ich glaube sogar vier verschiedene Scheiben, zwei auf jeder Seite, drin. Es funktioniert gut und hat auch einen schönen Klingengang. Aber das ist auch ein vergleichsweise günstiges Messer. Wobei ich nichts gegen das Messer sagen möchte, es ist eines meiner liebsten.

Alle meine besseren Messer, mit bemerkenswert leichtem und spielfreien Klingengang, haben Scheiben aus Phosphorbronze und das hätte ich mir bei dem Solo II, wohlgemerkt Solinger Manufaktur, einfach auch gewünscht. Das macht für mich einen wertigeren Eindruck. Vielleicht ist Teflon/Nylon/was-es-auch-immer-ist ja sogar besser als Phosphorbronze, aber schöner ist es nicht. Und wenn es denn sein soll, sollten die dann nicht wenigstens etwas mehr Fleisch haben als diese zwei aus einer Plasticktüte ausgeschnittenen Stücken.

Ich bin noch nicht so lange dabei, aber eines der ersten Dinge die ich über Messer gelernt habe ist, daß Washer aus Phosphorbronze ein Qualitätsmerkmal sind.

Gruß
Sascha
 
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