Kurzvorstellung des Bunkaboocho und der beiden Nakiris von Tosa Hocho

Mr. Helix

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Hallo zusammen,

Wie in der Kaufberatung versprochen möchte ich hier mein neuestes Tosa kurz vorstellen. Bei der Gelegenheit haben sich die anderen beiden auch mit aufs Bild gedrängt, sodass ich euch nun alle drei zeige:


und die andere Seite:


Ohne Kehlbilder geht hier natürlich nichts mehr:

Von links nach rechts: Großes Nakiri, Bunkaboocho und das kleine Nakiri.

Die Daten:
Großes Nakiri: 157g, 165mm Schneidenlänge, 50mm Klingenhöhe am Kehl
Kleines Nakiri: 85g, 120mm Schneidenlänge, 39mm Klingenhöhe am Kehl
Bunkaboocho: 150g, 174mm Schneidenlänge, 45mm Klingenhöhe am Kehl

Wie ihr unschwer erkennen könnt, sind die Tosas nicht unbedingt Premium- oder Vitrinen-Stücke. Das sollen sie auch gar nicht sein. Es sind einfach gearbeitete Werkzeuge, die ordentlich funktionieren und dabei recht preiswert sind.
Die Griffe sind aus Walnussholz mit Kunststoffzwinge. Mag sich nicht besonders reizvoll anhören, mir gefällt es aber. Zum einen bekommt das Holz eine wunderschöne Farbe nach mehrmaliger Leinöl-Behandlung, zum anderen ist eine Kunststoffzwinge unempfindlicher, robuster und günstiger als eine aus Büffelhorn. Wer sich trotzdem an den Griffen stört, kann selber basteln oder einfach gleich andere Griffe mitbestellen. Für mich ist das aber überflüssiger Schnick-Schnack.
Zur Form der Griffe: Das Bunkaboocho und das kleine Nakiri haben die Kastanienform. Die Form und Größe finde ich sehr angenehm. Das große Nakiri hat einen ovalen Griff, der für meinen Geschmack deutlich zu dick ist.

Nun zum wesentlichen Teil: Die Klingen
Die Klingen sind alle aus einer 3-Lagen-Konstruktion mit Flanken aus weichem Stahl und einer Aogami II -Schneidlage. Durch diese Konstruktion lassen sich die Messer in kürzester Zeit auf eine beängstigende Schärfe trimmen. Die Schneidhaltigkeit ist für meinen Geschmack absolut akzeptabel. Nach ca. 10kg Gemüse (Möhren, Paprika, Wurzelgemüse ....) muss bei mir meistens nachgeschärft werden. Das bedeutet aber nicht, dass die Messer zu diesem Zeitpunkt bereits stumpf sind. Sie rasieren nicht mehr ganz so einfach und dann muss eben der Stein her.
Direkt nach dem Schleifen sind die Klingen recht reaktiv. Zwiebeln werden braun und Paprika hinterlassen auch Spuren. Dieser Zustand hält aber nicht lange an und mit einer Patina kann man dann auch Orangen oder Zitronen ohne Eisengeschmack schneiden.
Hochgehärtete Stähle, die auch noch dünn ausgeschliffen sind, neigen ja öfters zum Ausbrechen. In einem Jahr hatte ich bei dem Bunkaboocho erst einen kleinen Ausbruch, als ich eine getrocknete Chilli geschnitten habe und auf dem Kern abgerutscht bin. Ansonsten noch nie.

Das große Nakiri kam bereits nagelgängig bei mir an, das Bunkaboocho musste ich erst noch ein wenig schleifen. Jetzt ist es aber auch nagelgängig.
Das kleine Nakiri schneidet am schlechtesten von den dreien (aber noch besser als viele Zwillinge etc.). Das mag wohl am Baby-Speck hinter der Wate liegen (es ist ja noch klein, vielleicht verwächst sich das noch :D).

Nachbearbeitung:
Die Messer kommen nicht in einem perfekten Zustand an. Wer das bei dem Preis glaubt, glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten.

ABER: Die Messer sind bei Lieferung uneingeschränkt einsatzbereit! Das muss man sagen! D.h. die Klingen sind bereits rasierscharf.

Vor der Benutzung sollte der Schutzlack auf den Klingen entfernt werden, da man sich sonst beim Schleifen den Stein versaut (und im Essen ist der Lack bestimmt auch nicht so toll). Das geht am einfachsten mit dem billigsten Nagellack-Entferner, den man findet. Viele schimpfen über den Lack, aber wer möchte schon ein rostiges Messer bekommen.
Anschließend wird bei mir der Griff mit Schmirgelpapier abgeschliffen und mehrfach mit Leinöl eingelassen.
Für die Steine-Schleifer: Die Klingen haben keinen Flachschliff, sondern einen leichten Hohlschliff. Aber auch das lässt sich fix beheben und danach steht dem Schleif-Spaß nichts mehr im Wege.
Zusätzlich kann man den Teil, wo die Klinge in den Griff führt, mit Siegellack verschließen. Dann ist alles dicht und Keime bleiben draußen.


Fazit:
Für wenig Geld bekommt man hier tolle Messer, die allerdings noch etwas Fürsorge benötigen. Danach gibt es nur noch Freude am Schneiden!
Wenn Bekannte mit den Messer kochen gibt es immer zwei Reaktionen: Die einen fragen: Wo bekomm ich solche Messer her? Die anderen wollen sie möglichst schnell wieder loswerden, weil sie zu scharf sind (als ob es so etwas gibt).

Bei Fragen, Wünschen oder Anregungen immer her damit.

Viele Grüße
Uli
 
Servus,

zuerst mal herzlichen Dank für diesen ausgezeichneten Bericht! :super:

Man glaubt es kaum, aber für mich sind diese wirklich rustikal verarbeiteten Messer eine Wohltat für's Auge! Es werden hier immer perfektere Messer gezeigt und um das letzte Quentchen Finish gerungen, ich selber bin so ein Narr! :steirer:

Das fällt bei den Tosa's flach, alles zweckmässig und am Preis orientiert, kein Handgriff zu viel und oft einer zu wenig! :D

Ist aber völlig wurscht, um diesen Preis eine Aogami II Schneidlage mit ordentlicher Wärmebehandlung kann schon was! Ich hab selber ein Zakuri und hab nie einen Hehl daraus gemacht, das ich diese rustikalen Messer mag. Natürlich nicht ausschliesslich, dafür sind sie doch zu einfach gefertigt, aber wenn's mich mal wieder packt und ich ein einfaches, japanisches Haushaltsmesser verwenden möchte, dann bin ich bei den Tosa's richtig. Ich werde meines heute mal wieder verwenden! ;)

Gruß, güNef
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Uwe,

danke für den tollen Bericht.
die drei Messer, haben definitiv was. Authentisch bis in die letzte Schleiffkante.
Ich mag auch den Griff aus Walnussholz :super:
Gruß Klaus
 
Danke für den Bericht und schön zu sehen das mein kleines Nakiri ein neues Zuhause mit artgerechter Haltung gefunden hat. :steirer:

Optisch gefällt mir von den dreien das Bunka am besten, aber ich glaub das wundert hier keinen... auch interessant zu sehen, wie das Bunka sich vom Schliff her (Kehlbild) von den beiden Nakiris abhebt.
 
Servus,

Optisch gefällt mir von den dreien das Bunka am besten, aber ich glaub das wundert hier keinen... auch interessant zu sehen, wie das Bunka sich vom Schliff her (Kehlbild) von den beiden Nakiris abhebt.

hier zum Vergleich: links ein Bunkaboocho Tosa der Zakuri-Serie. Das ist nicht mehr ganz so wild verschliffen wie die Standard-Tosa's, aber immer noch rustikal genug. :D

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Gruß, güNef
 
Hallo,

ich würde die Tosas nicht authentisch oder rustikal verarbeitet nennen, sondern einfach zweckmäßig.

Was an aufwändiger Nachbearbeitung möglich wäre, wird weggelassen, wodurch der Preis erfreulich niedrig bleibt. Als Beispiel: Den Kehl braucht nicht der Messerschmied schleifen oder polieren, das kann ich mit einem Stück Schleifpapier in 10 Minuten selber machen (wenn es mich denn stören sollte).
Das weiß ich aber vorher und darf das den Messern nicht ankreiden.

Das handgeschmiedete Messer eine Serienstreuung aufweisen, wird bei den hochpreisigen Messern toleriert und als Zeichen von Handarbeit angesehen, bei den Tosas ist das ein Makel.

Die Geometrie ist in der Tat robuster ausgelegt als bei vielen anderen hier im Forum gezeigten Messern. Ich vermute, das liegt an den angedachten Verwendungszwecken der Messer. Die Fleisch- und Fischmesser scheinen generell dicker zu sein, während die Gemüsemesser dünner zu sein scheinen.
Das ist aber eine persönliche Vermutung von mir und nicht belastbar!

Darum finde ich das nicht fair, wenn von den Tosas generell abgeraten wird. Das sind klasse Messer zu einem tollen Preis, die aber eben noch ein wenig Pflege und Liebe benötigen.

Viele Grüße
Uli
 
Moin Uli,

Das handgeschmiedete Messer eine Serienstreuung aufweisen, wird bei den hochpreisigen Messern toleriert und als Zeichen von Handarbeit angesehen, bei den Tosas ist das ein Makel.

Hier muss ich einhaken... klar, gewisse Serienstreuungen sind bei handgemachten Produkten normal und - auch in höheren Preisregionen - durchaus zu tolerieren solange es nicht die Funktion betrifft! Und nun ja, meiner Erfahrung nach und der vieler anderer aus dem Forum ist dies bei den Tosa's stark der Fall.

Aus dem Grund würde ich nach wie vor stets von diesen Messern für "den Normalkunden", der einfach ein benutzbares Messer haben will, abraten und zwar vehement... Aus meiner Perspektive sind es Messer für Bastler, aus denen man sicher einiges rausholen kann solange man bereit ist etwas Arbeit reinzustecken. Aber dies ist nun mal eher bei den wenigstens der Fall, die meisten Leute wollen ein Messer, welches bereit zum Einsatz ist. Und da ist man nun mal bei anderen Messer ähnlicher Preiskategorien (Tadafusa, Eden Kanso, Carbonext, ProM, FKM) deutlich besser beraten... daher auch die aus meiner Perspektive generelle Nicht-Empfehlung für die Tosa's.

Die Geometrie ist in der Tat robuster ausgelegt als bei vielen anderen hier im Forum gezeigten Messern. Ich vermute, das liegt an den angedachten Verwendungszwecken der Messer. Die Fleisch- und Fischmesser scheinen generell dicker zu sein, während die Gemüsemesser dünner zu sein scheinen.

Möglich, jedoch sind die gezeigten Messer von dir, jedenfalls nach dem Anforderungsprofil, was wohl die meisten hier anlegen an diese Klingenformen, eher als Allrounder zu bezeichnen. Die Geometrie sollte also auch durchaus tauglich für Gemüse sein...

Dennoch wünsche ich dir viel Spaß mit den Messern. In deinen Händen, als jemand der auch gewillt ist Arbeit reinzustecken so wie ich das einschätze, werden sie sicher gute Dienste leisten! :)


Gruß, Gabriel
 
Hallo Gabriel,

wenn man ein Sorglos-Messer haben möchte, sind die Tosas in der Tat nicht die beste Lösung. Dann würde ich eher zu den von dir genannten Lösungen raten.

Das Bunkaboocho ist ja von der Form ein Allrounder. Mit Ausnahme von wirklich hartem Gemüse (Sellerie, Kürbis) hat es auch keine Probleme in der Küche.
Die Nakiris sind für Gemüse gemacht und das merkt man auch. Das große fällt einfach durch Tomaten durch.

Weil ich es vorher nicht erwähnt habe und dafür Schande über mich: Die Kehlaufnahmen verfälschen das Bild der Klingengeometrie etwas. Am Griff lasse ich die Klingen für gröbere Aufgaben (holziger Knoblauch, Kartoffelaufen rausstechen ..) ganz bewusst etwas dicker. Zur Spitze hin werden die Klingen dünner.

Viele Grüße
Uli
 
Servus,

durchaus zu tolerieren solange es nicht die Funktion betrifft! Und nun ja, meiner Erfahrung nach und der vieler anderer aus dem Forum ist dies bei den Tosa's stark der Fall.

diese Erfahrung habe auch ich gemacht. Die Erlbohrung bei meinem Bunka-Zakuri, also die beste Tosa-Serie, war ziemlich angesengt und nicht verschlossen!

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Die Schmauchspuren stören die Funktion nicht, die offene Erlbohrung schon! Ich hab das mit ein paar Tropfen Kunststoffspachtel aufgefüllt und abgedichtet, den Schmauch mit Schmirgel entfernt und das Holz dann geölt und gut ist.

Ich möchte nur das der Käufer weiß was ihn erwarten kann, nicht muss! Auch ist die Klinge bei meinem Bunka deutlich verzogen, das hatte ich noch bei keinem Messer in diesem Ausmaß erlebt.

@Mr.Helix

ich würde die Tosas nicht authentisch oder rustikal verarbeitet nennen, sondern einfach zweckmäßig.

Bilder die das Dokumentieren liefere ich bei Bedarf gerne nach, daher ist die Aussage von einem "rustikalen Finish" durchaus berechtigt, da ich die Zweckmäßigkeit einer offenen Erlbohrung oder einer verzogenen Klinge nicht erkennen kann! :confused:

Ich möchte diese Messer weder abwerten noch über Gebühr wertschätzen nur weil sie günstig sind! Es geht einfach darum zu zeigen was man unterschiedliches von diesen Messern erwarten kann, gutes und weniger gutes, wer sich wie du und ich nicht scheut ein wenig nachzuarbeiten bekommt einen sehr gut wärmebehandelten Aogami Ichi oder Aogami II, manchmal ein durchaus gut verarbeitetes Messer und eben manchmal ein recht "wildes" Exemplar.

Tosa's haben ihre Fangemeinde und das ist völlig ok, ich hab ja auch eines! :super:

Gruß, güNef
 
Hallo güNef,

so einen Übergang zwischen Erl und Griff habe ich noch gar nicht gesehen :staun:. Das ist nicht mehr rustikal, sondern einfach nur schlecht!

Meine Tosas sind an dieser Stelle alle extrem sauber! Da sieht man mit Ausnahme des großen Naikiris nicht einmal mehr die Erlbohrung.

Dass die Klingen verzogen sein sollen, hatte ich ab und zu gehört, aber wollte das nie glauben. Meine sind alle kerzengerade.

Vielleicht habe ich auch gleich dreimal Glück gehabt :confused:.

Viele Grüße
Uli
 
Servus,

Dass die Klingen verzogen sein sollen, hatte ich ab und zu gehört, aber wollte das nie glauben. Meine sind alle kerzengerade.

hier mal ein Eindruck von meinem Zakuri, kerzengerade ist das nicht! :argw:

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Der Klingenrücken war roh und sehr schartig, ich hab das grob überschliffen. Schön ist das nicht, aber jetzt zweckmässig!

P1070304.jpg

So sieht das Erlloch heute aus:

P1070302.jpg P1070303.jpg

Auf der Homepage wird auch nichts verschwiegen oder schöngeredet, so ein Auslieferungszustand ist vielleicht nicht zu erwarten aber eben auch gut möglich und das sollte man wissen! Hier ist die Serienstreuung sehr hoch und ein ziemliches Gefälle zwischen gut und günstig und nur günstig.

Gruß, güNef
 
Servus,

die Zakuris sollten aber schon gerade und ohne Mängel verarbeitet sein, das können andere zu dem Preis auch..

tja, wenn der Preis steigt, dann steigen auch die Erwartungen.

Ich zitiere mich da mal selber:

„Das sehr grobe Finish, also angefangen von einem unregelmäßigen Schliff, etwas verzogenen Klingen, Schmauchspuren rund um den eingebrachten Erl u.s.w. sind jetzt nicht nur Verarbeitungsmängel von einem schlampigen oder unfähigem Schmied, sondern wohl eher eine Art Ausdruck und Philosophie des "Notwendigen" und nichts darüber hinaus. Also eine gewollte Einfachheit, reduziert auf den Bedarf, mit dem Verzicht auf Ästhetik, wenn man so will!“

Dieses Konzept bezeichnet Wabi-Sabi. Nur muss zu dem Konzept der Preis entsprechend ausgewogen sein und bei einem Zakuri ist das leider in Schieflage!

Ich hatte bis jetzt zwei Messer der Zakuri-Serie in Händen, meines und dieses!

Empfehlung kann ich Aufgrund meiner Erfahrung für die Zakuri-Serie keine Aussprechen und die günstigen Serien sind wohl die bessere Wahl! :staun:

Gruß, güNef
 
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