Gabriel
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Moin allerseits,
nachdem ich schon ziemlich viele Serien sämtlicher Preissegmente von Zwilling durch hatte und eigentlich dachte, dass ich wohl nie wieder ein Messer aus dem Haus Zwilling kaufen werden, kam die Zwilling Kramer Reihe auf den Markt...
Lange hat's trotzdem gedauert aber jetzt habe ich mir doch noch eins geholt (bevor es vielleicht zu spät ist...)
Das Design von Bob Kramer mochte ich schon immer aber aufgrund der absoluten Mondpreise, die für seine Messer in den Staaten wohl hauptsächlich von Spekulanten, Sammlern und Investoren gezahlt werden, sind diese wohl komplett außerhalb meiner Reichweite...
Die Wahl fiel auf das 10 Inch Chef's Knife, natürlich aus der Carbonstahl-Serie
Das gute Stück kommt in einer recht edlen Verpackung...
Ausgepackt fällt direkt die schöne Verarbeitung auf. Auf den ersten Blick sitzt alles... keine Spalten... kaum Grate (an den Nieten merkt man ein wenig was)... sauberes Finish. Sogar die Auslieferungsschärfe geht in Ordnung. Ein paar Details:
Besonders gut gefällt mir der Kramer-typisch geformte Griff aus Grenadil mit der polierten Bronze. Dieser ist ordentlich dimensioniert, definitiv kein Messer für kleine zierliche Hände. Mir liegt das Messer im Pinchgrip satt und bequem in der Hand.
Die gut 250mm lange und am Kehl ca. 4,6 mm dicke Klinge weist mit ca. 62 mm eine ganz schön große Höhe auf. Das macht sich natürlich nicht nur in der Optik, sondern auch im Handling bemerkbar. Daran muss man sich erstmal ein wenig gewöhnen denke ich. Im Endeffekt bietet es sowohl Vor- wie auch Nachteile... Geschmacksfrage könnte man also sagen.
Der Balancepunkt liegt ca. 12 mm vor dem Bolster und somit nur kurz vor dem Kehl. Für mich persönlich könnte das Messer ruhig noch ein wenig klingenlastiger sein aber insbesondere im Wiegeschnitt macht das Messer somit eine gute Figur. Choppen funktioniert dank ausreichendem flachen Bereich im hinteren Drittel der Schneide auch.
Das ZK ist definitiv eher eine Art Workhorse. Das Gewicht von 302 g laut Küchenwaage lässt schon solches erahnen. Die Geometrie ist jedoch - nicht ohne Einfluss der Klingenhöhe - erfreulich schneidfreudig. Natürlich ist das ZK nicht unbedingt ein Laser, bietet jedoch eine ganz gute Geometrie für ein Workhorse und ist mit ziemlich konstant 0,23-0,25 mm an der Wate auch ausreichend dünn ausgeschliffen.
Hier ein Geometrievergleich mit meinem 240 Kato Workhorse Gyuto (rechts):
Die Spitze ist dabei (für mich) erfreulich dünn, was sich natürlich beim Zwiebeln einschneiden positiv bemerkbar macht. Food Release (hier wurde ich von einem Mitforumiten schon vorgewarnt) ist sicherlich nicht die Stärke vom ZK, das kann das Kato z.B. viel besser. Jedoch ist er jetzt nicht "ausgesprochen schlecht", sondern eher auf einem Niveau wie man es von üblichen Laserkandidaten oder Messern mit dem Schliff aus dem Hause Schanz kennt... also man kommt schon ganz gut damit klar, extrem negativ ist es mir nicht aufgefallen. Aber andere Workhorse Gyutos können das schon besser, ja.
Wie schon gesagt war die Schärfe OOTB ordentlich. Einmal übers blanke Leder gezogen und der "hanging hair"-Test funktionierte. Bisher habe ich das Messer noch nicht schärfen müssen, aber prinzipiell sind meine Erfahrungen mit dem 52100 bzw. 1.3505 eigentlich nur die Besten. Beim ZK ist der Stahl auf ca. 61 HRC gehärtet. Hier erwarte ich einen unkomplizierten robusten und vielseitigen Carbonstahl und ich denke das werde ich auch bekommen - sonst wird selbstverständlich noch darüber berichtet
Profilvergleich mit 240 Kato Workhorse Gyuto:
Zwei ungleiche Brüder: gleicher Stahl, gleiches Holz, gleiche Klingenlänge, ähnliche Geometrie... Metallzwinge... und trotzdem komplett anders: ZK & Koraat 1.3505 Custom Gyuto:
Die Reaktivität ist auf für den Stahl normalem Niveau, nicht besonders.
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Zum einen der Preis... der ist mit 350$ (plus Steuer, Zoll etc.) schon recht stolz und auf einem Niveau mit manchen Customs... Verbesserungspotenzial wäre eventuell noch beim Food Release aber wie schon gesagt, ist es nicht dringend nötig. Was mir nach einiger Betrachtung noch aufgefallen ist, ist ein leichter (sieht auf dem Foto etwas dramatisch aus...) Verzug der Klinge im vorderen Drittel:
Im Gebrauch macht er sich nicht wirklich bemerkbar. Durchforstet man einige Beiträge in internationalen Foren soll sowas aber wohl öfter mal auftreten... das sollte Zwilling wohl mal besser im Auge haben.
Ansonsten muss ich sagen - sehr schade, dass es die Serie wohl nicht auf dem normalen deutschen Markt zu kaufen gibt. Das Messer hat mich durchaus positiv überrascht und ich denke, prinzipiell würde sich hier durchaus ein Markt dafür bieten... insbesondere auch in der Carbon Variante. Das beste Messer aus dem Hause Zwilling, was ich je in der Hand hatte, ist es ohne Zweifel. Interessant wäre es natürlich zu wissen, ob die rostfreien Serien ähnliche Eigenschaften aufweisen.
Bei mir wird das Messer auf jeden Fall bleiben und ich denke gute Dienste als Messer für eher gröbere oder hektischere Arbeiten leisten, wo man ein unkompliziertes Messer braucht
Alleine schon, weil ich den Griff so schick finde aber auch sonst
Gruß, Gabriel
nachdem ich schon ziemlich viele Serien sämtlicher Preissegmente von Zwilling durch hatte und eigentlich dachte, dass ich wohl nie wieder ein Messer aus dem Haus Zwilling kaufen werden, kam die Zwilling Kramer Reihe auf den Markt...
Lange hat's trotzdem gedauert aber jetzt habe ich mir doch noch eins geholt (bevor es vielleicht zu spät ist...)
Das Design von Bob Kramer mochte ich schon immer aber aufgrund der absoluten Mondpreise, die für seine Messer in den Staaten wohl hauptsächlich von Spekulanten, Sammlern und Investoren gezahlt werden, sind diese wohl komplett außerhalb meiner Reichweite...
Die Wahl fiel auf das 10 Inch Chef's Knife, natürlich aus der Carbonstahl-Serie
Das gute Stück kommt in einer recht edlen Verpackung...
Ausgepackt fällt direkt die schöne Verarbeitung auf. Auf den ersten Blick sitzt alles... keine Spalten... kaum Grate (an den Nieten merkt man ein wenig was)... sauberes Finish. Sogar die Auslieferungsschärfe geht in Ordnung. Ein paar Details:
Besonders gut gefällt mir der Kramer-typisch geformte Griff aus Grenadil mit der polierten Bronze. Dieser ist ordentlich dimensioniert, definitiv kein Messer für kleine zierliche Hände. Mir liegt das Messer im Pinchgrip satt und bequem in der Hand.
Die gut 250mm lange und am Kehl ca. 4,6 mm dicke Klinge weist mit ca. 62 mm eine ganz schön große Höhe auf. Das macht sich natürlich nicht nur in der Optik, sondern auch im Handling bemerkbar. Daran muss man sich erstmal ein wenig gewöhnen denke ich. Im Endeffekt bietet es sowohl Vor- wie auch Nachteile... Geschmacksfrage könnte man also sagen.
Der Balancepunkt liegt ca. 12 mm vor dem Bolster und somit nur kurz vor dem Kehl. Für mich persönlich könnte das Messer ruhig noch ein wenig klingenlastiger sein aber insbesondere im Wiegeschnitt macht das Messer somit eine gute Figur. Choppen funktioniert dank ausreichendem flachen Bereich im hinteren Drittel der Schneide auch.
Das ZK ist definitiv eher eine Art Workhorse. Das Gewicht von 302 g laut Küchenwaage lässt schon solches erahnen. Die Geometrie ist jedoch - nicht ohne Einfluss der Klingenhöhe - erfreulich schneidfreudig. Natürlich ist das ZK nicht unbedingt ein Laser, bietet jedoch eine ganz gute Geometrie für ein Workhorse und ist mit ziemlich konstant 0,23-0,25 mm an der Wate auch ausreichend dünn ausgeschliffen.
Hier ein Geometrievergleich mit meinem 240 Kato Workhorse Gyuto (rechts):
Die Spitze ist dabei (für mich) erfreulich dünn, was sich natürlich beim Zwiebeln einschneiden positiv bemerkbar macht. Food Release (hier wurde ich von einem Mitforumiten schon vorgewarnt) ist sicherlich nicht die Stärke vom ZK, das kann das Kato z.B. viel besser. Jedoch ist er jetzt nicht "ausgesprochen schlecht", sondern eher auf einem Niveau wie man es von üblichen Laserkandidaten oder Messern mit dem Schliff aus dem Hause Schanz kennt... also man kommt schon ganz gut damit klar, extrem negativ ist es mir nicht aufgefallen. Aber andere Workhorse Gyutos können das schon besser, ja.
Wie schon gesagt war die Schärfe OOTB ordentlich. Einmal übers blanke Leder gezogen und der "hanging hair"-Test funktionierte. Bisher habe ich das Messer noch nicht schärfen müssen, aber prinzipiell sind meine Erfahrungen mit dem 52100 bzw. 1.3505 eigentlich nur die Besten. Beim ZK ist der Stahl auf ca. 61 HRC gehärtet. Hier erwarte ich einen unkomplizierten robusten und vielseitigen Carbonstahl und ich denke das werde ich auch bekommen - sonst wird selbstverständlich noch darüber berichtet
Profilvergleich mit 240 Kato Workhorse Gyuto:
Zwei ungleiche Brüder: gleicher Stahl, gleiches Holz, gleiche Klingenlänge, ähnliche Geometrie... Metallzwinge... und trotzdem komplett anders: ZK & Koraat 1.3505 Custom Gyuto:
Die Reaktivität ist auf für den Stahl normalem Niveau, nicht besonders.
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Zum einen der Preis... der ist mit 350$ (plus Steuer, Zoll etc.) schon recht stolz und auf einem Niveau mit manchen Customs... Verbesserungspotenzial wäre eventuell noch beim Food Release aber wie schon gesagt, ist es nicht dringend nötig. Was mir nach einiger Betrachtung noch aufgefallen ist, ist ein leichter (sieht auf dem Foto etwas dramatisch aus...) Verzug der Klinge im vorderen Drittel:
Im Gebrauch macht er sich nicht wirklich bemerkbar. Durchforstet man einige Beiträge in internationalen Foren soll sowas aber wohl öfter mal auftreten... das sollte Zwilling wohl mal besser im Auge haben.
Ansonsten muss ich sagen - sehr schade, dass es die Serie wohl nicht auf dem normalen deutschen Markt zu kaufen gibt. Das Messer hat mich durchaus positiv überrascht und ich denke, prinzipiell würde sich hier durchaus ein Markt dafür bieten... insbesondere auch in der Carbon Variante. Das beste Messer aus dem Hause Zwilling, was ich je in der Hand hatte, ist es ohne Zweifel. Interessant wäre es natürlich zu wissen, ob die rostfreien Serien ähnliche Eigenschaften aufweisen.
Bei mir wird das Messer auf jeden Fall bleiben und ich denke gute Dienste als Messer für eher gröbere oder hektischere Arbeiten leisten, wo man ein unkompliziertes Messer braucht
Alleine schon, weil ich den Griff so schick finde aber auch sonst
Gruß, Gabriel