Läßt sich 1.2363 differentiell härten?

Flaming-Moe

Mitglied
Beiträge
2.591
Steht eigentlich schon alles im Betreff. Läßt sich A2 / 1.2363 / X100CrMoV51 differentiell härten? Hab im ganzen Forum nix dazu gefunden...

Ich denke, hier im Schmiedeforum sind am ehesten die Wärmebehandlungsexperten anzutreffen.

Welche Härteverteilung Schneide - Rücken ist machbar? (60 HRC / 50 HRC)???

Wäre der Stahl (wenn differentiell gehärtet) noch eine halbwegs gute Wahl für ein Messer bis 35-40 cm Gesamtlänge?
 
Nun ist sicherlich ein brauchbarer stahl für Werkzeuge und findet auch gute Verbreitung. ICh nehme an weil Du ihn einfach bekommen kanst möchtest Du ihn auch verarbeiten.
Der Stahl ist eine Standardlegierung und kommt daher von vielen Herstellern die mehr oder weniger großen Wert auf herstellungsqualität legen.
Die Gefüge die ich von dem Stahl bis heute gesehen habe zeigen alle teils große Seigerungen und neben kleinen Karbiden viele Zeilen mit Karbidmonstern so um die 15-20µm
Also kein Stahl der für hohe kontinuierliche Druckschnittleistung stehen wird.
Eigendlich hätet man diesen stahl bei 950-980°C e ist ein sogenannter Lufthärter daher auch (A2=Air 2) also ähnlich den rostbeständigen legierungen. (erhöhter Aufwand beim Härten: Entkohlung)
Er ist speziell auf zähigkeit in seiner verschleißklasse getrimmt und hautsächlich mit Cr legiert wegen der geringeren Rohstoffkosten.

Aus Messersicht eine Wahl die man machen kann allerdings technologisch ohne echte vorteile.

Er erreicht nicht die Verschleißbeständigkeit von W Stählen
Er kann nicht mit einfachen mitteln sauber gehärtet werden eigendlich nur Professionelle anlagentechnit wirklich sinnvoll (Salz/Schutzgas/ Vakkum)
Er ist trotz des erhöhten aufwandes beim Härten nicht korrosionsbeständig. Wenn ich schon mit größeren Karbiden vorlieb nehme sollte er weigsten rostbeständig sein

Also ähnlich den HSS Stählen die eben ausser verbesserter Warmhärte und einfacher besorgbarkeit, keinen wirklichen Vorteile für Messer bringen.

Jetzt noch zu deiner Frage bzgl der Diff Härtung:

wie schon anfangs erwähnt auf einfachem weg geht das eben nicht mit der Diffhärtung, da es sich um einen Lufthärter handelt. Um es gut und sauber hinzukriegen müsste man Induktiv härten.
Das ist aber nicht ganz einfach zu finden und auch nicht ganz einfach sauber durchzuführen heist kann unter umständen teuer werden..
 
Wie so eben gesagt, A2 lässt sich nicht dif. härten und es gäbe kein Grund wirklich es zu machen. Meine Erfahrung in DE, es ist schwer genug jemand zu finden, der dieser Stahl (wenn zu Messern verarbeitet) überhaupt ohne massive Verzug härten kann. Warum ist mir auch ein Rätzel. Ich mag den Stahl gern, aberr sobald mein Vorrat alle ist, weerde ich es nicht mehr kaufen, eben weil die Wärmebehandlung so problematisch ist.
 
@ Roman: 1000 Dank für die erschöpfende Antwort! Hm, von rostträge und differentieller Härtung kann ich mich wohl verabschieden...
Also doch eher 1.4034 für größere Messer, wenn es rostfrei sein soll? Oder Sandvik 12C27???
Den 1.2363 hatte ich eben schon im Auge, wegen der Verfügbarkeit... :)
 
a2 habe ich viel verarbeitet, und benütze ihn auch gerne selber für meine werkstatt-messer.

da roman, wie ich zitate mag kann man hierzu sagen:

"wenn du weisst, wie du was machst, kannst du machen was du willst"
(von moshe feldenkrais, glaube ich) :)

gehn tuts schon!

a2.jpg


schöne zeit!

norbert
 
Zuletzt bearbeitet:
Differentielles Härten Lufthärtender Stähle ist nur mit Tricks möglich, da sie selbst bei langsamer Abkühlung an ruhender Luft volle Härte erreichen.
Die gleiche oder eigentlich sogar eine bessere Wirkung läßt sich aber mit einer gezielten Anlassbehandlung erreichen. Die Klinge wird dazu voll gehärtet- also über den ganzen Querschnitt- und dann nur an den Teilen, die weicher werden sollen, höher angelassen.
Beispiel: Die Schneide soll bei ca 6o HRC liegen, der Rücken bei 45 HRC.
Ablöschen in Öl von 95o Grad, Anlassen bei 3oo Grad-dann wird die Härte etwa bei den gewünschten 6o HRC liegen- Nach dem Abkühlen aus dem Anlassen muß der Teil der Klinge, der weicher werden soll, höher angelassen werden- etwa mit einem Lötbrenner. Der Teil, der hart bleiben soll, muß in dieser Zeit vor der Wärmeeinwirkung geschützt werden. Das kann man beispielsweise durch Einspannen im Schraubstock mit der Schneide nach unten erreichen. Der Phantasie sind da aber keine Grenzen gesetzt. Ob sich das Ganze lohnt, bleibt fraglich.
Wenn man etwas extrem Robustes haben will, wird sich eine Dreilagentechnik im Zweifel besser bewähren.
 
Lässt sich 1.2363 differentiell härten??

Tut mir leid, dass ich den Thread noch mal hoch ho(h)le, aber dann kann schon mal keiner sagen, ich hätte nicht gesucht :D

Michael Burch macht einige Messer auch aus A2 und diese mit einem wunderschönen Hamon.....Was denkt ihr, wie er das macht?......
Er hat Ulrichs Beitrag gelesen und macht es genau so, nur dass er den Schneidenbereich nicht in den Schraubstock spannt, sondern vielleicht in eine Wärmeschutzpaste packt oder in eine profiliert geschnittene Runkelrübe steckt.

Schau Dir mal das Foto von Deinem Link genau an.

Ob das jetzt ein 'wunderschöner HAMON' ist, will ich nicht unterschreiben. Ich bin da von Gerhard Wielands Messern etwas verwöhnt.

Gruß

sanjuro
 
Zurück