Laguiole Colibri von Arthaud-Chosson

Tokee

Mitglied
Beiträge
213
Teil 1
Hallo,
in diesem Beitrag möchte ich, im Vergleich zu den vorherrschenden "Tactical Fixed and Folder"-Beiträgen ein unterrepräsentierten Messertyp vorstellen, ein französisches Laguiole Messer der besonderen Art:
das Laguiole Colibri von Arthaud-Chosson. (als Vergleich ist auf den Fotos immer das Forge de Laguiole Bruyere Model mit abgebildet)

Wenn euch das Messer gefällt und ihr auch eins wollt kann ich euch nur empfehlen schaut euch alle Griffvarianten an bevor ihr euch für eins entscheidet. Die verschiedenen Typen sind bei drei unterschiedlichen Händlern erhältlich, keiner zeigt alle Variationen auf seinen Seiten.
1. http://www.couteaux-courty.com/ (FR) (da habe ich dieses Messer her)
2. http://www.maison-laguiole.com/ (FR)
3. http://www.cutlerytogo.com/arthaudchosson.html (USA)
(Ich bin mir ziemlich sicher das die französischen Firmen auf Nachfrage auch die Modelle der jeweiligen anderen Anbieter und auch die von den amerikanischen Seiten besorgen können, da ja doch alle Messer aus der Werkstatt von Arthaud-Chosson kommen.)

Die ersten Sachen die mir (leider unangenehm) auffielen waren, das auf der Feder keine Filework angebracht war (wie auf dem Bild bei cutlerytogo -> http://store1.yimg.com/I/gyby_1823_10864589) und das die Feder und die rechte Griffseite nicht aneinander liegen sondern einen Spalten aufweisen.
Während mich das Fehlen der gefeilten Verzierung nicht weiter stört, empfinde ich den Spalt doch als störend.

Ansonsten besitzt das Messer keinen Makel, die (polierte) Klinge lässt sich leicht bewegen, wackelt nicht, und das ist für ein Laguiole-Messer ungewöhnlich, liegt im geschlossenen Zustand nicht auf der Feder auf. D.h. wenn einem beim Schließen die Klinge aus den Fingern gleitet schlägt sich NICHT auf die Feder auf und wird somit auch nicht "negativ geschärft" ;-)
Die Verarbeitung ist insgesamt (bis auf die Feder) gut, die Bolzen sind nicht zu spüren, nur zwischen Holz und Messinggriffteilen ist ein leichter Höhenunterschied fühlbar. Das Messer wird sehr scharf ausgeliefert.
Das Ressort ist keine Biene/Fliege wie sonst in 90% der Fälle, sondern stellt eine Lilie dar.
Im Lieferumfang ist eine einfache, schwarze offene Ledertasche (dünnes weiches Leder) inbegriffen, die Form der Tasche ist der Messerform angepasst. An der Tasche befinden sich weder Schlaufen zum am Gürtel befestigen, noch Schlitze um den Gürtel durchzuziehen.

Das optische Design des Colibri finde ich sehr ansprechend. Die Form erweckt wirklich die Assoziation mit einem Colibri.
Auch die Handlage ist ausgesprochen gut, vor allem durch die Formgebung im Zeigefingerbereich, aber auch durch die seitlichen Verdickungen. Man hat einen sicheren, angenehmen Griff. Aufgeklappt kann man das Messer gut auf den Bauch stellen und den Anblick genießen :).
Ein weiterer Pluspunkt, im Gegensatz zu den klassischen Laguiole-Messern, ergibt sich aus der Form des vorderen Griffbereiches. Im geschlossenen Zustand steht der Klingenrücken nur ca. 2 mm über dem Griff hervor (bei klassischen Laguioles sind es ca. 1 cm) und somit ist das Colibri kein solch ein Hosentaschenkiller wie die Laguiole es sonst sind. Warum der Messinggriffteil aber diese 2 mm nicht auch noch dicker ist und somit der Klingenrücken überhaupt nicht
überstehen würde ist mir schleierhaft, die Handlage und das Gesamterscheinungsbild wären meiner Meinung nach davon nämlich nicht betroffen. Nun, irgendwas wird sich Arthaud-Chosson dabei schon gedacht haben....
 
Teil 2
Eine kleine Modifikation habe ich doch an dem Messer vorgenommen.
Mir war der Widerstand zum Schließen des Messers etwas zu groß, d.h. die Kraft die aufgewendet werden musste um die Klinge aus der Feder zu drücken. Ich habe daraufhin die Klingenrückenkante ganz wenig mit einer Feile abgerundet. Diese Modifikation war nicht durch mangelhafte Herstellung bedingt nötig geworden, sondern ist einzig und allein aufgrund meines subjektiven Verlangens nach einer geringeren Schließwiderstandskraft vorgenommen worden.

Hier nun noch die Daten:
Gesamtlänge : 22 cm
Klingenlänge : 9 cm
Klingendicke : 2,5 mm
Klingenmaterial : INOX 12C27
Gewicht : 120 g
Griffmaterial: Amourette (Schlangenholz) / Messing
Etui : schwarzes (dünnes) Leder (ohne Schlaufe)

(das Ganze gibt es auch kleiner 20cm / 8,5 cm)

Ansonsten ist das Colibri täglich im Einsatz...mit zwei Äpfeln pro Tag überarbeitet es sich aber auch nicht...jedoch darf es den Titel "offizielles Obstmesser von Tokee" tragen.

Tschau

Tokee


Kurze Bemerkungen zu meinen beiden anderen Laguiole:
Ich besitze neben dem Laguiole Colibri von Arthaud-Chosson noch zwei Laguiole von der Forge de Laguiole (http://www.forge-de-laguiole.com/) Zu diesen meinen beiden anderen Laguiole (eins ist ein "Griff: Bruyère Edelholz (Baumheide), 2 Messing Mitres" das andere ein "PRESTIGE INOX NOIR / Griff: schwarzes Horn aus der Spitze") möchte ich noch kurz etwas anmerken:
Die Verarbeitung beider Messer ist fehlerfrei. Griffschalen passen perfekt, kein Klingenspiel, sehr scharf und leichtgängig.
Wenn jemand sich ein klassisches Laguiole zulegen will kann ich ihm diese Firma nur empfehlen.
Anmerkung:
Das Messer mit dem Bruyère-Griff war am Anfang recht schwer zu öffnen (und beim Schließen rutschte mir die Klinge aus den Fingern und schlug gegen die Feder (das ist aber bei fast allen Laguiole so das die Kline auf der Feder aufliegt).
Ich habe dann erst mal Ballistol auf das Gelenk getröpfelt und es zwei Tage in halb geöffneten Zustand liegen lassen (so das die Klinge die Feder am weitesten herausdrückt) und es immer wieder mal geöffnet und geschlossen (mit einem Stück Tuch in der Grifföffnung um ein Aufschlagen der Klinge auf die Feder zu verhindern falls mir die Klinge wieder entgleitet). Nach diesen 2 Tagen ging das Öffnen und Schließen genauso einfach und leicht wie bei dem Horngriffmodell von Anfang an. (Dieser Trick hat beim Colibri leider nicht geholfen, darum die Feilarbeit wie oben beschrieben)
 

Anhänge

  • offen.jpg
    offen.jpg
    57,3 KB · Aufrufe: 605
  • kopf.jpg
    kopf.jpg
    54 KB · Aufrufe: 317
  • oben.jpg
    oben.jpg
    42,9 KB · Aufrufe: 315
Toller Bericht, vielen Dank dafür. Mal eine ganz neue Form der Laguioles, die Du da entdeckt hast.
Gefallen tun sie mir nicht so besonders aber das ist erstens Geschmackssache und zweitens gut so, denn wenn allen das gleich gefallen würde, wäre es auch langweilig.

Ich bleibe bei meinen Forge de Laguiole...

Ach diese kleine Ledertasch die dabei ist soll das Messer in der Hosentasche vor Schlüssel- und Kleingeldkontaken und resultierenden Kratzern schützen. Ich tage meine jedenfalls immer in einer solchen in der Tasche. Ist zwar umständlich beim Benutzen aber es geht hier ja nicht um Aufklappgeschwindigkeit, sondern um genussvolles Zerteilen der Nahrungsmittel am Arbeitsplatz oder auf Geburtstagen und Feiern, wenn mal wieder kein geeignetes Schneidgerät angeboten wird.

Take Care
 
Sehr interessante Form, finde ich. Ich selbst benutze sehr häufig ein Forge de Laguiole (Ebenholz, Stahlbolster, 9 cm Klinge) oder eines von Gilles Steinberg (Hornspitzen, Korkenzieher, guillochiert). Im normalen Alltagsgebrauch sind diese schlanken Klingen sehr vielseitig, wie ich finde. Ich trage sie auch in einem Lederbeutelchen, das schont die Taschen.
Kleiner Tip: Zwar schließt man ein Laguiole vernünftigerweise langsam und beidhändig, aber falls es doch mal wegrutschen sollte ... ich habe ein kleines Stückchen von einem durchsichtigen Plastikschlauch in den Klingenschacht gedrückt, gerade so dick, daß die Klingenspitze nicht aus dem Griff ragt. Beim versehentlichen Zuschnappen schlägt sie dann nicht gleich auf die Feder, sondern wird abgebremst. Das Plastikteilchen wird im Laufe der Zeit etwas beschädigt, läßt sich aber leicht ersetzen.
arno
 
@porcupine:
Danke für den Tip :super:, manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht, werde mich gleich auf die Suche machen, irgendwas passendes werde ich schon finden zum reinklemmen.

@Ritchie:
Dann mußt du halt deinen Geschmack ändern :p
 
Zurück