Rock'n'Roll
MF Ehrenmitglied
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Es begab sich seinerzeit …
Akt 1
Anfang September 2012 ging ich durch meine Heimatstadt in Deutschland und kam an dem Schaufenster eines exklusiven Haushaltswarengeschäfts vorbei. Im Fenster fiel mir ein Laguiole mit Buchsbaumgriff auf. Ich betrat den Laden, nahm es in die Hand und war unzufrieden mit dem Finish. Die Klinge verschwand nicht gänzlich im Griff und ich ließ es liegen. Auf den Geschmack gekommen, habe ich etwas im Internet recherchiert. Meine Erkenntnis damals war: Es gibt wohl viel Schrott auf dem Sektor Laguiole und nur wenige relevante Schmieden: Laguiole en Aubrac, Forges de Laguiole und Fontenilles Pataud z.B. Ich hatte mir vorgenommen, mich ob der bestehenden Unsicherheiten, die Authentizität von Laguioles betreffend, eingehender mit dem Thema zu befassen.
Da ich dazu noch unentschieden war, welches Laguiole es denn sein müßte und zwischen diversen Modellen von Fontenilles Pataud (ebony, full bone handle, Horn, real ivory…) hin- und herpendelte, recherchierte ich weiter im Internet, geriet an das messerforum, fand andere - momentan für mich interessantere - Messer und schlug zunächst dort zu. Die Laguioles gerieten „out of mind“. In Portugal begann ich dann, den ein oder anderen Forums-Bericht anzufertigen und erwähnte hier im Forum schon einmal kurz diesen Werdegang.
Akt 2
Am 23. Oktober erhielt ich eine Email von einem Forumsmitglied, der mir als „Entschädigung für meine unterhaltsamen Berichte“ ein Laguiole schenken wollte, daß er mal an jemanden verkauft hatte, der es unsorgsam behandelt hatte, dieses daher zurückkaufte und renovierte und nun - da er inzwischen ein zweites hatte, mir überlassen wollte - für 1 Eurocent!
Ich war verständlicherweise zugleich verwundert und hocherfreut. Ein Laguiole war auf dem Weg zu mir nach Portugal. Als ich es erhielt, bin ich fast vom Sockel geschlagen: Ein Laguiole en Aubrac, Mandailles, 12 cm, Klinge Brut de Forge, Olivenholz full handle, XC75 Carbonstahl - Neupreis 325,- Euro. Die Klinge war exzellent geschärft und trug ganz leichte Spuren von Patina. Ich habe es befummelt und bewurstelt, fotografiert, herumgezeigt.
Akt 3
Und dann fielen mir meine früheren Internetrecherchen zu Laguiole-Messern wieder ein. Und ich habe nochmal nachgeschaut, weil mir aufgefallen war, daß die Klinge - wie überhaupt das ganze Laguiole - keinerlei Herkunftsnachweis trug. Kein Stierkopf, kein „L“, nix und nirgends ein Zeichen. Geschenk hin, Geschenk her - ich war neugierig und wollte wissen, woran ich bin. Bei zahllosen verwirrenden, ja widersprüchlichsten Aussagen - auch von Händlern - kristallisierte sich für mich letztlich heraus, erstens unbedingt auf den Stempel (Kopf und/oder L) auf der Klinge achten zu müssen und zweitens auf den Klingenstopp, der das Aufsetzen der Klinge auf die Feder beim Schließen verhindert. Dieses seien Mindestkriterien für die Prüfung der Authentizität eines Laguiole en Aubrac. Diese konkrete Aussage findet sich auch - ohne jeden Hinweis auf Ausnahmen - auf deren Homepage. Das mir geschenkweise überlassene Laguiole beherbergte nun aber keinerlei solchen Nachweis und die Klinge - die im übrigen auch nicht annähernd zentriert ist - schwebt federaufschlagmässig gesehen in konkreter Lebensgefahr.
Dann hieß es wieder an anderer Stelle, es gebe auch ungestempelte Klingen und dann müsse eine Garantieurkunde beiliegen, die ihrerseits ein Herkunftssiegel zu enthalten habe. Am Ende habe ich eine Anfrage an Laguiole en Aubrac abgeschickt, ob es ein solches Messer von ihnen ohne “stamping“ gibt oder gegeben hat. Mein Spender ist mittlerweile - verständlicherweise nach mehr als 20 Hin- und Her-Mails - angefressen, weil ich das Messer nicht einfach angenommen habe und benutze.
Das Dumme ist, ich bin Skeptiker (reine Lebenserfahrung) und zudem will ich einfach wissen, was ich da geschenkt bekommen habe, in Händen halte und jetzt und hier im messerforum beschreibe. Da das ja hier kein ibäh-Kaffeekränzchen ist, sollten meines Erachtens auch Tatsachen auf den Tisch, jedenfalls soweit irgend machbar. Der Spender wiederum hat einstmals 325,- Euro ausgegeben und sollte auch wissen dürfen „what is real“. Die Warnungen bezüglich ca. 80 Prozent Fälschungen haben mich diesbezüglich sensibilisiert. Und unter anderen auch threads im messerforum wie z.B. dieser: http://www.messerforum.net/showthre...auf-eines-Laguiole-Messers&highlight=Laguiole
Gestern hat Laguiole en Aubrac geantwortet. Ich zitiere:
„Dear Sir, This knife has been made by one of our craftsman and there is no copy of this item cause it is registered. The only thing is that we do not put our logo onto the blade as it is a special blade. Actually, there is no brandname onto the brut de forge blades because it will damage them.
Best regards, The sales department
Caroline DUBOIS
LAGUIOLE EN AUBRAC, Service Export“
Damit betrachte ich die Angelegenheit für mich und dieses Messer als erledigt. Es ist im übrigen im Detail sehr gut verarbeitet, Feder und Ressort sind in einem Stück geschmiedet und die Feder ist innen poliert. Man könnte sagen, das hätte mir als Echtheitsbeweis genügen müssen. Hätte, sollte und wie die alle heißen … Offen bleibt für mich am Ende noch die Frage, warum „mein“ Laguiole keinen Klingenstopp hat, wieso es - entgegen obigem Zitat - gestempelte Laguiole en Aubrac mit Brut-de-Forge-Klingen zu kaufen gibt (sind das dann alles Fälschungen) und warum nicht in der Dokumentation von Laguiole en Aubrac ein Hinweis steht, daß ihre Brut der Forge nicht gestempelt werden. So wird die - ja offensichtlich weit verbreitete - Verunsicherung noch gefördert.
Nicht jeder Laguiole-Käufer hat langjährige Erfahrung für eine sachgerechte Expertise und wohin das führt, sehen wir ja jetzt. Ich betrachte das „Mandailles“ hiermit als Original der Laguiole en Aubrac und sollte ich mir selbst irgendwann mal ein Laguiole kaufen, dann habe ich mich - jedenfalls momentan - für ein Fontenilles Pataud entschieden. Das 12 cm „Guilloché“, full bone handle oder vielleicht das real ivory oder was weiß ich! Habe momentan keine Kapazität mehr für französische Hirtenmesser. Gestern Abend ist ein kleines Paket aus Deutschland angekommen. Absender war ein gewisser toolshop ...
Laguiole en Aubrac "Mandailles", Brut de Forge, Olivenholz (Full Handle), XC75
Wegen leichter momentaner Stahl-Allergie haben wir den diesbezüglich Zuständigen um Rat gefragt: Er empfiehlt: Hornlöffel zum Frühstück, Fastfood, Schokolade aus dem Vollen . Vanessa Paradis darf ausnahmsweise “Joe le Taxi” singen, denn wir brauchen jetzt dringend mal ‚ne Abwechslung von diesem verdammten
Rock’n’Roll
P.S. Dem edlen Spender sei hiermit ausdrücklich versichert, daß mir der ganze Wiggel leid tut und daß ich mir auf jeden Fall einen Ast freue über sein Geschenk.
Sorry for upcoming bullshit :culpability: …
Kleine Korrektur
Der Richtigkeit wegen möchte ich hier den angegebene Preis des Laguiole en Aubrac Mandailles von 325,- Euro dahingehend korrigieren, daß es der heutige Wiederbeschaffungspreis ist. Der edle Spender hat, wie er mir eben mitteilte, ehemals etwa 220,- Euro dafür ausgegeben. Das nenne ich mal 'ne ordentliche Inflation. Was den Wert des Geschenks aber in keinster Weise schmälert - um das auch gleich mit klarzustellen.
Einen schönen Restsonntag wünscht
Rock'n'Roll
P.S. Beim gestrigen Flohmarkt konnte ich ein schönes "Schnäppchen" machen. Das war mal 'ne gute Idee!
Akt 1
Anfang September 2012 ging ich durch meine Heimatstadt in Deutschland und kam an dem Schaufenster eines exklusiven Haushaltswarengeschäfts vorbei. Im Fenster fiel mir ein Laguiole mit Buchsbaumgriff auf. Ich betrat den Laden, nahm es in die Hand und war unzufrieden mit dem Finish. Die Klinge verschwand nicht gänzlich im Griff und ich ließ es liegen. Auf den Geschmack gekommen, habe ich etwas im Internet recherchiert. Meine Erkenntnis damals war: Es gibt wohl viel Schrott auf dem Sektor Laguiole und nur wenige relevante Schmieden: Laguiole en Aubrac, Forges de Laguiole und Fontenilles Pataud z.B. Ich hatte mir vorgenommen, mich ob der bestehenden Unsicherheiten, die Authentizität von Laguioles betreffend, eingehender mit dem Thema zu befassen.
Da ich dazu noch unentschieden war, welches Laguiole es denn sein müßte und zwischen diversen Modellen von Fontenilles Pataud (ebony, full bone handle, Horn, real ivory…) hin- und herpendelte, recherchierte ich weiter im Internet, geriet an das messerforum, fand andere - momentan für mich interessantere - Messer und schlug zunächst dort zu. Die Laguioles gerieten „out of mind“. In Portugal begann ich dann, den ein oder anderen Forums-Bericht anzufertigen und erwähnte hier im Forum schon einmal kurz diesen Werdegang.
Akt 2
Am 23. Oktober erhielt ich eine Email von einem Forumsmitglied, der mir als „Entschädigung für meine unterhaltsamen Berichte“ ein Laguiole schenken wollte, daß er mal an jemanden verkauft hatte, der es unsorgsam behandelt hatte, dieses daher zurückkaufte und renovierte und nun - da er inzwischen ein zweites hatte, mir überlassen wollte - für 1 Eurocent!
Ich war verständlicherweise zugleich verwundert und hocherfreut. Ein Laguiole war auf dem Weg zu mir nach Portugal. Als ich es erhielt, bin ich fast vom Sockel geschlagen: Ein Laguiole en Aubrac, Mandailles, 12 cm, Klinge Brut de Forge, Olivenholz full handle, XC75 Carbonstahl - Neupreis 325,- Euro. Die Klinge war exzellent geschärft und trug ganz leichte Spuren von Patina. Ich habe es befummelt und bewurstelt, fotografiert, herumgezeigt.
Akt 3
Und dann fielen mir meine früheren Internetrecherchen zu Laguiole-Messern wieder ein. Und ich habe nochmal nachgeschaut, weil mir aufgefallen war, daß die Klinge - wie überhaupt das ganze Laguiole - keinerlei Herkunftsnachweis trug. Kein Stierkopf, kein „L“, nix und nirgends ein Zeichen. Geschenk hin, Geschenk her - ich war neugierig und wollte wissen, woran ich bin. Bei zahllosen verwirrenden, ja widersprüchlichsten Aussagen - auch von Händlern - kristallisierte sich für mich letztlich heraus, erstens unbedingt auf den Stempel (Kopf und/oder L) auf der Klinge achten zu müssen und zweitens auf den Klingenstopp, der das Aufsetzen der Klinge auf die Feder beim Schließen verhindert. Dieses seien Mindestkriterien für die Prüfung der Authentizität eines Laguiole en Aubrac. Diese konkrete Aussage findet sich auch - ohne jeden Hinweis auf Ausnahmen - auf deren Homepage. Das mir geschenkweise überlassene Laguiole beherbergte nun aber keinerlei solchen Nachweis und die Klinge - die im übrigen auch nicht annähernd zentriert ist - schwebt federaufschlagmässig gesehen in konkreter Lebensgefahr.
Dann hieß es wieder an anderer Stelle, es gebe auch ungestempelte Klingen und dann müsse eine Garantieurkunde beiliegen, die ihrerseits ein Herkunftssiegel zu enthalten habe. Am Ende habe ich eine Anfrage an Laguiole en Aubrac abgeschickt, ob es ein solches Messer von ihnen ohne “stamping“ gibt oder gegeben hat. Mein Spender ist mittlerweile - verständlicherweise nach mehr als 20 Hin- und Her-Mails - angefressen, weil ich das Messer nicht einfach angenommen habe und benutze.
Das Dumme ist, ich bin Skeptiker (reine Lebenserfahrung) und zudem will ich einfach wissen, was ich da geschenkt bekommen habe, in Händen halte und jetzt und hier im messerforum beschreibe. Da das ja hier kein ibäh-Kaffeekränzchen ist, sollten meines Erachtens auch Tatsachen auf den Tisch, jedenfalls soweit irgend machbar. Der Spender wiederum hat einstmals 325,- Euro ausgegeben und sollte auch wissen dürfen „what is real“. Die Warnungen bezüglich ca. 80 Prozent Fälschungen haben mich diesbezüglich sensibilisiert. Und unter anderen auch threads im messerforum wie z.B. dieser: http://www.messerforum.net/showthre...auf-eines-Laguiole-Messers&highlight=Laguiole
Gestern hat Laguiole en Aubrac geantwortet. Ich zitiere:
„Dear Sir, This knife has been made by one of our craftsman and there is no copy of this item cause it is registered. The only thing is that we do not put our logo onto the blade as it is a special blade. Actually, there is no brandname onto the brut de forge blades because it will damage them.
Best regards, The sales department
Caroline DUBOIS
LAGUIOLE EN AUBRAC, Service Export“
Damit betrachte ich die Angelegenheit für mich und dieses Messer als erledigt. Es ist im übrigen im Detail sehr gut verarbeitet, Feder und Ressort sind in einem Stück geschmiedet und die Feder ist innen poliert. Man könnte sagen, das hätte mir als Echtheitsbeweis genügen müssen. Hätte, sollte und wie die alle heißen … Offen bleibt für mich am Ende noch die Frage, warum „mein“ Laguiole keinen Klingenstopp hat, wieso es - entgegen obigem Zitat - gestempelte Laguiole en Aubrac mit Brut-de-Forge-Klingen zu kaufen gibt (sind das dann alles Fälschungen) und warum nicht in der Dokumentation von Laguiole en Aubrac ein Hinweis steht, daß ihre Brut der Forge nicht gestempelt werden. So wird die - ja offensichtlich weit verbreitete - Verunsicherung noch gefördert.
Nicht jeder Laguiole-Käufer hat langjährige Erfahrung für eine sachgerechte Expertise und wohin das führt, sehen wir ja jetzt. Ich betrachte das „Mandailles“ hiermit als Original der Laguiole en Aubrac und sollte ich mir selbst irgendwann mal ein Laguiole kaufen, dann habe ich mich - jedenfalls momentan - für ein Fontenilles Pataud entschieden. Das 12 cm „Guilloché“, full bone handle oder vielleicht das real ivory oder was weiß ich! Habe momentan keine Kapazität mehr für französische Hirtenmesser. Gestern Abend ist ein kleines Paket aus Deutschland angekommen. Absender war ein gewisser toolshop ...
Laguiole en Aubrac "Mandailles", Brut de Forge, Olivenholz (Full Handle), XC75
Wegen leichter momentaner Stahl-Allergie haben wir den diesbezüglich Zuständigen um Rat gefragt: Er empfiehlt: Hornlöffel zum Frühstück, Fastfood, Schokolade aus dem Vollen . Vanessa Paradis darf ausnahmsweise “Joe le Taxi” singen, denn wir brauchen jetzt dringend mal ‚ne Abwechslung von diesem verdammten
Rock’n’Roll
P.S. Dem edlen Spender sei hiermit ausdrücklich versichert, daß mir der ganze Wiggel leid tut und daß ich mir auf jeden Fall einen Ast freue über sein Geschenk.
Sorry for upcoming bullshit :culpability: …
Kleine Korrektur
Der Richtigkeit wegen möchte ich hier den angegebene Preis des Laguiole en Aubrac Mandailles von 325,- Euro dahingehend korrigieren, daß es der heutige Wiederbeschaffungspreis ist. Der edle Spender hat, wie er mir eben mitteilte, ehemals etwa 220,- Euro dafür ausgegeben. Das nenne ich mal 'ne ordentliche Inflation. Was den Wert des Geschenks aber in keinster Weise schmälert - um das auch gleich mit klarzustellen.
Einen schönen Restsonntag wünscht
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P.S. Beim gestrigen Flohmarkt konnte ich ein schönes "Schnäppchen" machen. Das war mal 'ne gute Idee!
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