Lauri PT, mehrlagig??

G

gast31082009

Gast
Hallo
Völlig begeistert von der Lauri PT, habe ich mir bei Nordisches Handwerk , anfang des Jahres noch eine Klinge bestellt.
Woher die erste war, weiß ich nicht mehr genau.(Ich glaube von Brisa).
Die von Janet Fischer ist in der Anwendung genau, wie die, die ich schon länger habe.
Der Unterschied ist der, daß ich bei extremer Anwendung der ersten die Klinge durchaus beschädigen konnte (minimale Ausbrüche).
Die von Nordisches Handwerk lässt Gewalt zu.
Ich habe damit 4mm ST 37 mit einem Holzklotzschlag auf den Rücken durchtrennt, ohne, daß die Schneide auch nur im geringsten beschädigt war.
Nachdem ich das Messer nun mehrfach in Gebrauch hatte, um Fruchte und Gemüse zu schneiden zeichnete sich auf beiden Seiten jeweils eine klare Linie im Stahl ab.
Deren Verlauf ist relativ symmetrisch, und auch nach mehrfachem polieren der Klinge erscheint die Linie immer wieder.
Bei der ersten ist absolut nichts zu erkennen, egal was ich damit mache.
Zuerst dachte ich an eine Härtelinie, die durch ätzen unter Umständen erst erscheint.
Die Regelmäßigkeit und die Symmetrie machen mich jedoch stutzig.
Weiß wer was über den verwendeten Stahl, und ob es unter Umständen verschiedene Fertigunsmethoden für Lauri Klingen gibt.
Bzw. kann mir wer die Erscheinung erklären.

Stefan
 
Die Lauri PT ist Progression Tempered, PT halt, also das, was man bei uns als differentiell gehärtet kennt.
Die Linie ist normalerweise im Urzustand schon zu sehen. Die Lauri wird induktiv gehärtet, und das ist räumlich sehr genau definiert. Die Spule erwärmt den Stahl lokal, und die sofort anschließende Wasserdusche kühlt ihn wieder ab. Und der Härteeffekt ist dabei sehr lokal. Daher die Linie. Wenn man so will ist das Differentialhärtung in Reinkultur. Ist aber nicht mehrlagig, der Stahl entspricht einem C80. Keine schlechte Wahl, wenn ihr mich fragt.
 
Das ist gleich aus zwei Gründen eine vorzügliche Wahl. Ein sauberer Kohlenstoffstahl mit 0,8 % C ist für feinste und robuste Schneiden gut geeignet. Wenn die Induktionshärtung optimal vorgenommen wird, erzeugt sie ein extrem feinkörniges Gefüge mit höchster Härte-da weitgehend restaustenitfrei- und eben wegen der Feinkörnigkeit von vorzüglicher Zähigkeit. Ich erinnere da nur an die feinen japanischen Sägen, die aus einem ähnlichen Stahl gefertigt werden und eine Zahnspitzenhärte von 70 HRC und darüber erreichen. Das ist mal ein Gebiet, wo high tech auch dem guten Handwerk etwas voraus hat.
Die so hergestellte Klinge sollte allerdings sehr vorsichtig geschliffen werden: Bei zuviel Materialabtrag kommt man zu schnell in die weiche Zone- da ist eine Dreilagentechnik wieder überlegen-und ein einmaliges Überhitzen mit Bandschleifer und Schwabbel würde die exzellente Härte sehr schnell zerstören.
MfG U. Gerfin
 
Hallo U.Gerfin
Da ich mit Steinen und von Hand schärfe, habe ich keine Bedenken in den weichen Bereich vorzudringen.
Da ich aus der Not heraus 4 mm Rundstahl (einen Baustahl) mit sanften Schlägen ( Holz ) auf den Messerrücken durchtrennen mußte, und die Klinge keinerlei Schäden zeigte, bin ich auch davon überzeugt, niemals mit Maschinen den Anschliff wiederherstellen zu müssen.
Daher keine Bedenken wegen der Wärmebehandlung und deren Geometrische Ausdehnung in der Klinge.
Diese Sache gibt mir jedoch zu denken. Was glaubst du denn, wie die Wärmebehandlung in der Klingengeometrie zu sehen ist?
Bei meiner Klinge ist die Härtelinie ca. 5-teilweise 8 mm von der Schneide entfernt und ist bei ca. 2mm Klingenstärke sichtbar.
Nun nehme ich mal an, das man das dadurch beschriebene Dreieck nicht als die wärmebehandelte Zone ansehen darf.
Ich denke, daß die Klinge grob vorgeschliffen wird.
Nach der Induktiven Härtung bekommt sie ihren letzten Schliff, denke ich.
Wie wird sich denn das Härtegefüge in dem Gehärteten Teil in etwa darstellen? Bezüglich der Härte, meine ich, gibt es da Differenzen?
Ich hoffe, daß ich mich klar genug ausgedrückt habe, und man meine Frage verstehen kann.
Ansonsten gebe ich mir etwas mehr Mühe.

Stefan
 
Hallo Stefan !
Ich kenne die exakte Vorgehensweise bei den Lauri -Klingen nicht. Ich habe mir vorgestellt, daß nur ein kleiner Teil der Schneide induktiv gehärtet wird, wie es eben bei den Zahnspitzen hochwertigster Sägen gemacht wird. Wenn die Beeinflussungszone 5-8 mm in die Klinge hineinreicht, gehe ich davon aus, daß eben diese Zone auch gehärtet worden ist und danach, wie Du richtig schreibst, den letzten Schliff erhalten hat. Das spricht allerdings dafür, daß die von mir beschriebenen Supereigenschaften nicht ganz erreicht sein werden. Ich will versuchen, es kurz zu erklären: Beim induktiven Härten arbeitet man mit Wirbelströmen. Das Härtegut wird so durch ein starkes elektrisches Feld geführt, daß die Moleküle in Bewegung geraten und der Werkstoff sich dadurch erhitzt. Da die Hitze nicht von außen zugeführt wird, sondern in dem Material selbst entsteht, ist die Erwärmung sehr schonend, sodaß das Verfahren eigentlich immer vorteilhaft ist. Die elektrischen Felder müssen aber dem zu erwärmenden Querschnitt angepasst werden. Dickes Material verlangt also eine andere Einstellung als dünnes. Bei dickem Material entfällt auch der Vorteil einer blitzschnellen Erwärmung auf eine Härtetemperatur, die sonst von dem Werkstoff nicht ertragen würde und ebenso die sehr schnelle Abkühlung. In dem Filmchen über die schwedischen Äxte von Gransfors wurde gezeigt, wie diese Äxte induktiv gehärtet wurden- allerdings wegen der großen Masse nur auf eine übliche Härtetemperatur. Ich gehe davon aus, daß das bei den Messerklingen ähnlich gemacht wird. Eine vorzügliche Technik bleibt es, wenn auch meine Vorstellung von der Superhärte in der Schneide nicht ganz richtig sein dürfte, da ein zu großer Teilbereich der Klinge einbezogen wurde. Der Vorteil ist dann wieder, daß Du vermutlich ein Leben lang schleifen kannst, bevor Du in den nicht mehr voll gehärteten Bereich gelangst.
MfG U.Gerfin
 
Hallo U. Gerfin
Ich habe mich bisher nur theoretisch mit Induktiven Härteverfahren beschäftigt.
Deshalb auch der Gedankenschwall, den ich gerade zu klären versuche.
Bei gleichmäßigen Querschnitten, Flachstählen z.B., glaube ich auch an eine ungeheuere Kontinuität der WB.
Geht man jedoch von einem Klingenquerschnitt aus, stellen sich unter Umständen die selben Fragen, wie bei einer herkömmlichen WB.
Sprich, Was ist Wann, Wo, wie warm, und beeinflusst die WB.
Im Falle der Lauri dürften Abweichungen vom gesteckten Ziel fast immer Verschlechterungen sein.
Deshalb glaube ich mit u.U. einen `Tropfenförmigen Bereich an der Schneidkante beginnend vorstellen zu müssen, der seine breiteste Stelle an der Härtelinie hat.
Weiter oben, sollte es dann wohl weicher werden.
Dann bestünde wohl wenig Risiko neben dem WB-Bereich rumzuschleifen.

Stefan
 
Hallo Diesel,

der Prozess baucht natürlich erfahrung das ist klar.

man kann sowohl mit der eingebrachten Frequenz/ Leistung alls auch mit der Spulenform konturen recht gut berücksichtigen.

Damit es optimal wird, muss man natürlich eine Feedbackschleife einbauen und erstmal ein paar metallografien und härtemessungen machen um sich dem optimum tu nähern.

Ich habe die Lauri untersucht und die Werte sind als solches gut. Nur halt wein wenig am unteren limit mit 58HRC das ist eigendlich schade.

ausserdem ist die Klige sequenziell gehärted und nicht sequenziell angelassen das würde ich aus Festigkeitsgründen bevorzugen.

Ergo: wenn man die Geometrie noch anpasst dann hat man eine gute klinge.
 
Hallo Roman
Das gibt der Sache natürlich jetzt wieder einen ganz anderen Charme.
Zu all dem, worüber ich schon am Grübeln bin, kommt nun noch die Sache mit der, der Form angepassten Spule dazu.
Ob man die nicht vielleicht noch partiell per Frequenz-Umwandlung/Optimierung, dem Rohling anpassen kann?
Oder war das gemeint, mit dem Einsatz einer Feedback-Schleife?
Nun habe ich mal wieder eine Zeitlang SToff zum Denken und Recherchieren.
Das mit den 58 HRC macht mich noch stutzig. Lauri PT soll 62 HRC haben.
An welcher Stelle hast du denn die Härte geprüft?
Bei 58 HRC (obwohl ich weiß, daß Härte alleine nichts mit Leistungsfähigkeit und Standzeit zu tun hat) hätte ich mich nicht ohne weiteres getraut einem Baustahl die Stirn zu bieten.
Dann hat dann der Glaube mal wieder Berge versetzt.

Stefan
 
Geprüft habe ich das mit einem Verlauf in die Schneide nach HV.

62HRC kann man schon haben bei den dingern aber man muss auch mit streuungen rechnen
 
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