LEO 1 Kanonenrohr

Crazy Joe

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Hallo Leute!
Also ich möchte die Sache mal ganz relaxed angehen! Das heißt: Es ist viertel vor 4 am Morgen und ich kann nicht schlafen!!! Weil: Seit nunmehr 4 Wochen steht in meiner Fahrzeughalle ein riesenschweres Stück, das einmal meinem geliebten LEO 1 gehört hat!!! Es handelt sich um einen Rohrquerabschnitt kurz vor der Blende vom , jetzt nochmal: vom LEO. Mitgebracht aus einem Kaff bei Ebeleben in Thüringen wo die sich Battle Tank Dismanteling nennen. War ja auch schon in der Glotze! Leider!

Der Casus Knacktus ist: ????? Frage: Wer hat Ahnung um welchen Stahl es sich bei der Kanone handelt, hat den jemand schon mal zu Damast geklopft? Was habt Ihr, fals ja, als Flussmittel verwendet und welchen Carbon habt Ihr im Päckchen dazugeschmiedet???

Um mich etwas zu motivieren werde ich jetzt noch etwas mit DR. Gordon und der dazugehörigen Chininapotheke :irre:unternehmen und danach nun zum 100 dertsten mal die Rostbürste ansetzen.

WEr also mit einem unerfahrenen Damast -Bazi=(bin aus Oberbayern) erbarmen hat, der macht mich in Bälde schlau!!!:confused:
Hoffe ich doch!:lechz: Oder?

Und noch was! Soll man das benötigte Schmiedestück quer abschneiden oder Keile der Länge nach heraustrennen???:confused:

OK! Dann mal gute Nacht zusammen und einen schönen Sonntag Morgen!:)

Horridoh, Euer Crazy Joe!!!!!:steirer:
 
Hi
Schau doch mal nach Herr Balbach,er hat schon für Böker Klingenstahl
aus Leo-Damast hergestellt.
Die Forensuche bzw. auch Google ist/sind dein Freund:).

Gruß
Jürgen
 
Nur kurz:
Sieh Dir 'mal diese Seite an: http://www.schmiede-balbach.de/seiten/staehle_roh.html
Dort findest Du, neben weiteren interessanten Informationen u.a. folgendes:
Leo-Damast
Eine Spezialität, die Sie bei keiner anderen Werkstätte erhalten können, ist unser Leo-Damast™. Er wird aus dem Stahl des Geschützrohrs des Leo-Panzers und mindestens einer weiteren Komponente geschmiedet.
Das Rohr des Leo-I besteht aus einem Stahl, der speziell für die extremen Bedingungen eines Panzergeschützes entwickelt wurde und den Anfangsgeschoßgeschwindigkeiten lange - und wiederholt - standhalten muß. Er hat keine Werkstoffnummer und fällt unter das Kriegswaffenkontrollgesetz. Dadurch ist er im freien Handel nicht erhältlich.
Und weiter unten:
Bitte beachten Sie, daß der Leo-Stahl nicht als Monostahl geliefert werden kann und wir auch Anfragen zur Zusammensetzung nicht beantworten können.
Lies also noch ein bißchen. Das nützt uns allen.
 
Hy
Dann hast du noch zu wenig in diesem Forum gelesen.
Hier sind drei Analysen aus den letzten drei Jahren bei,sie haben die Zusammensetzung aus der Liste die ich mit bekommen habe nicht bestätigt,sie hättest du in Rockensußra auf nachfrage bekommen.
http://www.messerforum.net/showthread.php?t=63330&highlight=Materialanalyse
Ich benutze nur Borax direkt aus dem Sack,ob du damit klar kommst weis ich nicht.
Ich schneide mir Ringe mit der Flex ab,es kommt Natürlich darauf an welche Materialstärke zu hast.


Gruß Maik
 
Schau mal hinten auf Deinen Rohrabschnitt. Wenn es das Stück direkt vor der Blende ist, dann steht da unter Anderem das Herstellungsjahr. Je früher dieses Jahr, desto geringer ist der Kohlenstoffanteil in dem Stahl. Eine Analyse zweier Rohre aus 1964 ergab z.B. einen C-Gehalt von ca. 0,3 %. Über die Jahre nahm der C-Gehalt bis ca. 0,55 % zu. Die anderen Legierungs-Bestandteile variieren ebenfalls, um sie den steigenden C-Anteilen anzupassen. Allerdings sind die Variationen prozentual lange nicht so weitgehend.

Das der Stahl alleine unter das KrWaffKontrG fällt stimmt natürlich nicht. Lediglich komplette Kanonenrohre sind davon erfasst:

http://bundesrecht.juris.de/krwaffkontrg/anlage_46.html

In welche Richtung Du das Rohrstück aufschneidest ist eher unwichtig, da es ja doch beim Schmieden und Feuerschweißen erheblichen Umformungen und auch chemischen Veränderungen unterworfen wird.

Als klassische Materialien, die man gut mit diesem Stahl verbinden kann bieten sich 1.2842 und 1.3505 an.
 
Wir haben damals mit 1.2842 und Borax gearbeitet. Ging ganz gut (habe nicht selber geschmiedet, stand nur dabei)
 
Will ja nicht klugscheissern. Aber diese Legierungen um 40 NiCrMoV mit um 3 oder 3,5 % Nickel werden heute weitverbreitet im Turbinen- und Generatorbau eingesetzt. Ist also nicht so, dass diese Leo-Rohr-Legierung jetzt soooo etwas seltenes wären. Nach meiner ganz persönlichen Meinung ist der 75Ni8 doch deutlich leichter zu verschweißen, für Messer geeigneter und auch noch als Flachmaterial verfügbar. Da spar ich mir doch die Zeit lieber. Aber ist ja Ansichtssache.

Viele Grüße Thomas
 
Thomas, das stimmt. Insofern war das alles seinerzeit eine Doppelentwicklung. Aber die hohen Anforderungen an Warmfestigkeit, Reinheit des Gefüges, Zähigkeit, Risszähigkeit etc, sind gleichermassen gültig für Turbinen- und Kanonenrohre.

Ich glaube, es kommt gar nicht so sehr darauf an, ob ähnliche Stähle besser sind, sondern: zu wissen, es war mal ne Kanone.

Ich habe ja auch Klingen aus einem Wälzlager aus dem alten Diesel-TEE-Zug (dem roten, Tollen). Mein Messer war schon in Moskau, Warschau und Paris, eine Million Laufkilometer.

So steckt dann eben auch ein emotionaler Aspekt drin.
 
Hy
Für mich ist der Aspekt,Ich kann Schrott weiter verarbeiten,es kostet "nur" 714 €/Tonne inkl.MwSt. und ich nehme es "einfach" mit wenn ich Da vorbei komme.


Gruß Maik
 
Man sollte ein paar Aspekte auseinanderhalten.
Damast soll a) schön sein und b) zum vorgesehenen Gebrauch gut sein.
1. Schönheit setzt sich wieder aus einigen Gesichtspunkten zusammen- Fehlerfreiheit, deutliche Zeichnung, schönes Muster- je nach Geschmack zwischen wild bis Mosaik.
Besonders kräftige Kontraste werden mit Stählen erzielt, bei denen eine der Komponenten reich an Nickel oder Mangan ist. Auch Chrom ist ein guter Musterbildner, erschwert aber in höheren Beimengungen die Verschweißung.
Ein Blick in den Stahlschlüssel sollte auch dem blutigen Anfänger zeigen, welche Stähle er verwenden kann, um einen kräftigen Farbkontrast zu erzielen.
Hier hat Thomas natürlich recht. Den Geschützrohrstählen ähnliche Stähle finden sich zuhauf in der Kategorie der Vergütungsstähle. Bei der Leichtigkeit, mit der Stahl annalysiert werden kann, gibt es auch keine Legierungsgeheimnisse. "Geheimnisse" könnte es allenfalls in den Herstellungsverfahren geben, die besonders hohe Fehlerfreiheit garantieren. Für die Verwendung im Damast macht das keinen wirklichen Unterschied.
2. Die Gebrauchstüchtigkeit setzt erst mal möglichst fehlerfreie Verschweißung voraus. Hat man die Grunderkenntnis verstanden, daß sehr hoher C-Gehalt den Schweißintervall verkleinert (die Temperaturspanne, innerhalb der man schweißen kann), daß Mangan und Nickel die Schweißung eher erleichtern, alle anderen Elemente sie mehr oder minder erschweren etwa in der Reihenfolge Wolfram, Silizium, Chrom und Vanadium, ist die Auswahl zweier Ausgangsmaterialien für eine einfache Schweißung auch nicht mehr schwer.
Die Leistung hängt, fehlerfreie Verschweißung samt folgender richtiger Wärmebehandlung vorausgesetzt, überwiegend vom C-Gehalt ab.
In jedem Stahllehrbuch und jeder Monographie wird zwischen drei Kategorien unterschieden: Untereutektoidisch (enthält nach dem Härten kein Karbid), eutektoidisch und übereutektoidisch ( enthält nach dem Härten noch Karbid, das feinkörnig und gut verteilt eingestellt werden kann) und ledeburitisch (enthält Karbide, die durch Wärmebehandlung nicht mehr gelöst und verfeinert werden können). Mit steigendem C-Gehalt steigt zunächst die Härte- bis ca 0,7 % und die Verschleißfestigkeit, die bei gleichbleibender Härte mit höherem C-Gehalt und Karbidgehalt weiter steigt. Als Preis muß man dafür einen Verlust an Zähigkeit hinnehmen.
Vereinfacht: Unverwüstlich-C-Gehalt um 0,6, allround-Talent- C-Gehalt bis 0,9, darüber Einsatz mit Verstand für besondere Zwecke.
Aus diesen einfachen Grunderkenntnissen läßt sich eine Auswahl geeigneter Werkstoffe für Damastkombinationen treffen. Auch hier wird wieder ein Blick in den Stahlschlüssel zeigen, daß es etliche hundert sinnvolle Kombinationen gibt.
3. Der Anfänger will mit Sicherheit erst mal schönen Damast machen, der leicht zu schweißen ist.
Als Grundmaterialien bieten sich dafür 1.2842 und 75 Ni 8 an.
Um sich die Sache nicht zu erschweren, erleichtert man sich das Verschweißen noch dadurch, den C-Gehalt nicht zu hoch zu wählen.
Als Partner für die genannten Stähle käme C 45 oder eine ganze Hundertschaft leicht legierter Stähle mit ähnlichem C-Gehalt in Betracht.
Leo-Rohr oder die meisten Vergütungsstähle sind für den Anfang nicht zu empfehlen. Sie zeichnen schön, da sie meist Chrom, Nickel und Molybdän enthalten, wegen des Chromgehalts sind sie aber nicht so ganz einfach zu verschweißen. Kombiniert man sie aber mit einem Stahl, der wegen seines niedrigen C-Gehalts einen großen Schweißintervall hat, leiden die Eigenschaften, weil insgesamt zu wenig Kohlenstoff vorhanden ist, es kommt also ein ziemlich verhungerter Damast heraus. Die Kombination eines Vergütungsstahls mit Feile, Kugellager oder ähnlichem Material ergibt einen vorzüglichen Damast, ist aber nicht so ganz einfach zu schweißen. Das sollte man erst nach einiger Erfahrung machen.
4. Der Aspekt, den Herbert angesprochen hat- das emotionale Moment- spielt für den Käufer und Sammler sicher eine bedeutende Rolle, für den Hersteller eher weniger. Ich muß allerdings gestehen, daß ich Klingen, in denen aufgekohlter Stahl aus Bierbüchsen mitverarbeitet ist, mit besonderer Rührung und dankbarer Erinnerung an den Gerstensaft betrachte.
5. Ein weiterer Aspekt ist für meine Begriffe besonders wichtig, wenn man nicht völlig ergebnisorientiert und kommerziell arbeiten will-die Verfügbarkeit des Materials. Darauf hat Maik zu recht hingewiesen: Man kann für viel Geld präzisionsgeschliffenes Material kaufen und tut sich damit vielleicht leichter. Viel interessanter und kreativer ist es aber, günstige Quellen brauchbarer Stähle aufzutun.
Fazit für den Fragesteller: Da Du den Leo-Stahl günstig bekommen hast, kannst Du nach Herzenslust damit experimentieren. Wenn Du soweit bist, ihn mit Wälzlagerstählen, guten Feilen oder den guten Wolframstählen zu verschweißen, hast Du ein vorzügliche Ergebnis erreicht. Bis dahin würde ich nicht zuviel von dem Material erwarten.
MfG U. Gerfin
 
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