machen Plastikschneidbretter Messer stumpf?

soca

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Das hat mir ein Messerhändler erzählt, die meinten dort Holzbretter wären das einzig Wahre. Die Plastikpartikel würden die Messer vorzeitig stumpf machen. Stimmt das?
 
Zur Frage der besten Schneidbretter gibt es zahlreiche Threads, bemüh einfach mal die Suchfunktion.

Viel schockierender ist aber, dass Messer beim Schneiden immer stumpf werden. Zum Schärfen gibt's glücklicherweise auch umfangreiche Informationen im Unterforum Wartung & Pflege.
 
Moin,
das stimmt mit Sicherheit nicht, selbst harte "Plastik" wie hdpp enthält keine Sklerenchymfasern wie Holz, es gibt kein Holz ohne diese Fasern, da diese Fasern aber Silikate enthalten, sind sie glashart!
Holz ist schöner und durch die Polyphenole vermutlich auch hygienischer, aber ganz gewiss nicht sanfter zu Messern! So etwas wie "Plastikpartikel" gibt es übrigens nicht, fertiges Plastik besteht aus einer homogenen Masse polymerisierter Kohlenwasserstoffe, nicht aus einzelnen Partikeln!

Grüßle, Euer püttler
 
Moin,

Holz ist schöner und durch die Polyphenole vermutlich auch hygienischer, aber ganz gewiss nicht sanfter zu Messern! So etwas wie "Plastikpartikel"...

"Plastikpartikel" sind auf jeden Fall Quatsch, ja. Was stimmt, ist, dass die richtige Schneidunterlage entscheidend ist und die Standzeit der Schärfe wesentlich beeinflusst. Dabei kann man nicht pauschal "Kunststoff" und "Holz" in eine Kategorie stecken. Es gibt sowohl schneidenfreundliche Kunststoffbretter (z.B. Soft Manaita) als auch schneidenschädliches Holz (Bambus, insbesondere parallel zur Faser, hartes Eichenholz, Gummibaumholz sowie andere sehr harte Hölzer). Durch die Struktur des Holzes, eventuell darin eingelagerte mineralische Partikel/Fasern (gibt es auch noch andere...) und insbesondere auch die Richtung der Verleimung ergeben sich signifikante Unterschiede. Sehr weiche Hölzer sind prinzipiell sehr schneidenfreundlich, aus Paulownia oder Hinoki z.B.. Allerdings läuft man hier Gefahr zu tief in das Holz zu schneiden, was widerrum die Schneide schädigen kann, wenn man verkantet o.ä.

Am besten fährt man meiner Meinung nach mit entsprechend weichen Kunststoffbrettern oder eben mit sorgfältig ausgewähltem Holz in Hirnholzausführung. Hier liegen feste Fasern nicht parallel zur Oberfläche sondern senkrecht, was ihnen gestattet entsprechend der eindringenden Schneide auszuweichen, anstatt, dass sie eingeschnitten oder zertrennt werden. Die Pflege ist etwas höher und die Gefahr einzuschneiden auch leicht erhöht. Für die Standzeit einer Klinge gibt es meiner Meinung nach aber nichts besseres. :super:

Leider sind die meisten Kunststoffe für Schneidbretter viel zu hart gewählt und teilweise noch mit mineralischen o.a. Füllstoffen versetzt (vielleicht war das auch Irrtümlich als "Plastikpartikel" gemeint?) und deshalb teils extrem Schneidenschädigend, beispielsweise Corian Schneidbretter oder auch manche PP-Typen. Hier steht leider viel zu oft die einwandfreie Oberfläche des Brettes im Vordergrund und nicht die Schonung der Schneide...

Daher die (wohl in der Vielzahl der Fälle korrekte) Meinung, dass Kunststoffbretter schädlich für die Standzeit der Schärfe sind.


Gruß, Gabriel
 
Wow Gabriel, dass nenn ich mal einen informativen Beitrag! :super:

Kannst du eventuell auch explizit ein Paar Schneidbretter bzw. Hersteller empfehlen?

LG
Punisher77
 
Man setzt sich mit der Materie etwas auseinander wenn die eigene Firma Schneidbretter aus Kunststoffcompounds entwickeln will :D ...leider ist das Projekt gestorben damals und ist nicht über die Konzeptionsphase hinaus gekommen...


Kannst du eventuell auch explizit ein Paar Schneidbretter bzw. Hersteller empfehlen?

Natürlich kann ich nur vereinzelte empfehlen, die ich kenne und keinen umfassenden Marktüberblick geben, aber nur um ein paar zu nennen:

Kunststoff:

- Soft Manaita (entweder als massiveres Brett - schwer zu bekommen leider, oder als Matte - mag ich vom Feeling her nicht so) ist IMHO recht empfehlenswert und eigentlich das Einzige, womit ich persönlich positive Erfahrungen gesammelt hab
- in Japan relativ verbreitet sind sog. synthetic rubber cutting boards, z.B. Asahi. Davon liest man auch gutes, habe ich aber selbst noch nicht getestet

Holz:

- ich selbst benutze ein Hirnholzbrett aus europäischer Kirsche von Mitheis, welches ich sehr mag. Ein deutlicher Fortschritt zu meinem vorigen Brett vom gleichen Hersteller und aus gleichem Holz, aber parallel verleimt. Andere Hersteller bieten aber ebenso gute Bretter aus dem Material an und natürlich gibt es auch die Option, so etwas selbst zu machen (hier im Forum sieht man teilweise schöne Beispiele dafür). Wäre in jedem Fall mein bevorzugtes Holz und Verleimungsart für Schneidbretter. Irgendwo hier gab es mal einen Thread über die Härte unterschiedlicher Hölzer, leider finde ich ihn auf Anhieb grad nicht... hier so ein ähnlicher Thread...

Ahorn und amerik. Nussholz hatte ich auch mal und war auch recht zufrieden.

- Tojiro Paulownia Schneidbretter sind sehr leicht und schneidenfreundlich. Wenn man eher mit Bedacht schneidet sind sie eine gute Wahl. Ich benutze meins für Fisch (und entsprechende Messer :D) und, da es sehr leicht ist, als Reisebrett.

Gruß, Gabriel
 
Zuletzt bearbeitet:
Verschleißt Paulownia nicht recht schnell? (Gibt es übrigens bei Obi) Das ist doch immer die andere Seite. Bambusbretter verschleißen fast nicht, sind aber schlecht für die Schneide. Ist dagegen das Holz zu weich, verschleißt das Brett schnell, vor allem wenn es kein Hirnholzbrett ist. Deshalb sind mittelharte Holzsorten m.E. die beste Wahl: Also Ahorn, Birke, Buche, Kirsche, Birne, Apfel, Teak, Nuss ....
 
Zuletzt bearbeitet:
Verschleißt Paulownia nicht recht schnell?

Also mein Tojiro-Brett wird jetzt seit über 2 Jahren ca. min. 3-4 mal die Woche genutzt und sieht immer noch sehr gut aus. Aber wiegesagt, es ist eher ein Brett für Leute mit sensiblerem Schnitt. Deshalb ja extra die Einschränkung im vorigen Post. Robustere Hölzer gibt es natürlich... und wie du sagst, es immer eine Frage der Priorität was einem wichtiger ist... der Zustand des Messers oder des Bretts ;)

Gruß, Gabriel
 
Na da hab ich doch schon mal eine konkrete Vorstellung von guten Schneidbrettern! :)

Vielen lieben Dank für die ausführlichen Tipps, werde diese definitiv in meinem nächsten Kauf mit einfließen lassen. :super:
 
Ähm Akazie ist eigentlich ziemlich hart. Ich habe ein Brett aus Akazien Stirnholz, das geht ganz gut. Wäre aber vorsichtig mit einem "normalen" Akazien Brett. Mal ne ganz grobe Faustregel fürs Holz: Wenn's von nem deutschen Baum kommt, ist's wahrscheinlich in Ordnung.
 
Ähm Akazie ist eigentlich ziemlich hart. Ich habe ein Brett aus Akazien Stirnholz, das geht ganz gut. Wäre aber vorsichtig mit einem "normalen" Akazien Brett...

Dem schließ ich mich an.

Mal ne ganz grobe Faustregel fürs Holz: Wenn's von nem deutschen Baum kommt, ist's wahrscheinlich in Ordnung.

Naja, Eichenbretter können auch ganz schön hart sein ne...

Gruß, Gabriel
 
Danke euch beiden !

Das ist ja wunderlich... ich hatte das Brett schon in der Hand und hatte schon was bezüglich der Härte von Brettern gelesen. Darum hatte ich mal mit dem Fingernagel einen kleinen Drucktest gemacht... ich hätte Bilder malen können ;)
 
Herr Okamura von Tosa empfiehlt auch Hirnholz, sogar aus Eiche

http://www.tosa-hocho.de/seite7.htm

Ich hatte schon mehrere Bretter aus weichen Hölzern, aber eben längs verarbeitet, haben entweder nicht lange gehalten weil eingerissen oder einfach ausgearbeitet.

Seit ein paar Jahren hab ich eins aus Bambusstrinholz, hat null Verzug oder Risse und ist aus meiner Sicht auch sehr klingenschonend und immer noch plan.

Mit verkanten des Messers muss man aber schon aufpassen, das beißt wenns richtig scharf ist spürbar in die Oberfläche.

Gruß

Uwe
 
Herr Okamura von Tosa empfiehlt auch Hirnholz, sogar aus Eiche

http://www.tosa-hocho.de/seite7.htm

Ich hatte schon mehrere Bretter aus weichen Hölzern, aber eben längs verarbeitet, haben entweder nicht lange gehalten weil eingerissen oder einfach ausgearbeitet.

Seit ein paar Jahren hab ich eins aus Bambusstrinholz, hat null Verzug oder Risse und ist aus meiner Sicht auch sehr klingenschonend und immer noch plan.

Mit verkanten des Messers muss man aber schon aufpassen, das beißt wenns richtig scharf ist spürbar in die Oberfläche.

Gruß

Uwe


Super Link !

Große Bretter und für mich erschwingliche Preise :D
 
ich hätte Bilder malen können ;)
Dann sind die Bretter in Ordnung. Ich hab billige Fleischteller. Da stand auch drauf, es sei Akazienholz. Die sind von der Härte ok. Nicht zu hart nicht zu weich. Einerseits gibt es innerhalb einer Holzart sehr große Unterschiede, andererseits sind das meist auch nur Handelsnamen, die man nicht unbedingt auf die Goldwaage legen muss. Gerade bei Tropischen Hölzern gibt es so viele verschiedene, dass nicht immer klar ist was drin ist, wenn man eine bestimmte Sorte kauft. "Die Akazien (Acacieae) sind eine Tribus in der Unterfamilie Mimosengewächse (Mimosoideae) innerhalb der Pflanzenfamilie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae). Die etwa 1400 Arten sind von den Subtropen bis Tropen der Neuen und Alten Welt weitverbreitet, etwa 950 davon kommen in Australien vor." (Wikipedia)
 
Kann sein, habe die Tabelle(n) nicht wirklich auswendig gelernt :D. Teak dürfte für die meisten aber eh nicht in Frage kommen, da in der Regel sündhaft teuer...
 
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